Deutsche Film- und Fernsehgeschichte 1978

...und ein wenig Zeitgeschichte

Rückblick - 1978 - Tagesschau

 

 

  

    

    

In der Bundesrepublik werden 57 Spielfilme und in der DDR 17 DEFA-Spielfilme gedreht. 

  

Z 19. Januar

Der letzte in Deutschland gefertigte VW-Käfer läuft in Emden vom Band.

  

Z 2. Februar

Verteidigungsminister Georg Leber (SPD) erklärt seinen Rücktritt, nachdem mehrere Abhöraktionen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) bekannt geworden sind. Sein Nachfolger wird Hans Apel.

    

22. Februar bis 5. März - Berlinale

Die Filmfestspiele sind wegen der Überschneidung mit Cannes in die Winterzeit verlegt worden.

Deutsche Filme im Wettbewerb: Flammende Herzen von Walter Bockmayer, Moritz, lieber Moritz (erfolgreichster Film des Jahres) von Hark Bohm, der Kollektivfilm Deutschland im Herbst, Rheingold von Niklaus Schilling. Deutschland im Herbst erhält zwar keinen Preis, aber eine "Besondere Anerkennung".

Im Forum laufen u.a. Die allseits reduzierte Persönlichkeit von Helke Sander und Das zweite Erwachen der Christa Klages von Margarethe von Trotta.

In einer Werkschau werden 8 Filme von Peter Lilienthal gezeigt.

Die Retrospektive zeigt deutsche Filme, die im Dritten Reich verboten waren.

  

3. März 

In der Bundesrepublik läuft der Film "Deutschland im Herbst" an. Die Gemeinschaftsarbeit von Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder, Alf Brustellin, Bernhard Sinkel, Katja Rupé, Edgar Reitz und anderen stellt die politische Stimmung im September/Oktober 1977 um die Schleyer-Entführung, die Geiselbefreiung in Mogadischu und den Tod der RAF-Terroristen im Gefängnis Stuttgart-Stammheim dar. Hervorzuheben im Film ist sicherlich das Zwiegespräch zwischen Rainer Werner Fassbinder und seiner Mutter Liselotte Eder/Pempeit (>>> YouTube... bei ca. 19:30 Min. zu finden)

  

Z 27. Februar

Bundesminister Werner Maihofer von der FDP führt auf einer Umweltschutz-Konferenz der Bundesländer das Gütezeichen für umweltverträgliche Produkte ein. Das Zeichen ähnelt dem Umweltschutzzeichen der Vereinten Nationen und zeigt einen blauen Engel, der von einem Eichenkranz umgeben ist.

  

9. April

Einzelne Folgen der Vorschulserie Neues aus Uhlenbusch werden 1978 mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Die erste Folge lief am 24. Dezember 1977. 

Auszeichnung aus dem Jahr 1978 -  Prix Jeunesse für Neues aus Uhlenbusch
Seit 1964 in zweijährigem Turnus veranstaltet die Stiftung "Prix Jeunesse" den Internationalen Fernsehwettbewerb für Kinder- und Jugendprogramme. Dem Stifterkreis gehören der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München, der BR, seit 1971 das ZDF und seit 1992 die Bayerische Landeszentrale für neue Medien an. Der Prix Jeunesse hat sich in den über 40 Jahren seines Bestehens zum bedeutendsten internationalen Wettbewerb im Bereich Kinder-TV entwickelt. Die Preise gelten als höchste Auszeichnung auf dem Gebiet des Kinderfernsehens. Der „Oscar des Kinderfernsehens“ zielt auf die Förderung von qualitativ herausragenden Kinder- und Jugendfernsehsendungen, die Belebung des Programmaustausches sowie auf ein tieferes Verständnis zwischen den Völkern. Teilnahmeberechtigt am Wettbewerb sind Fernsehstationen aus aller Welt. Die UNESCO vergibt den Preis schließlich an Filme, die in besonderer Weise zur Verständigung zwischen den Kulturen beitragen.

(Quelle: Eikon-Film)

    

30. April

Auftakt zur Ökologie-Reihe "Lebensräume" im ZDF.

  

Z 8. Mai

Reinhold Messner und Peter Habeler besteigen als erste Menschen den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät.

     

1. bis 25. Juni

Kooperation zwischen ARD und ZDF bei Planung und Durchführung des Programms zur XI. Fußballweltmeisterschaft 1978 in Argentinien. Die beiden Fernsehgesellschaften wechseln sich täglich in der Übertragung der Spiele und einer Zusammenfassung am darauffolgenden Vormittag ab. Bei der zusätzlichen Berichterstattung erproben beide Teams erstmals die neue Aufnahmetechnik der Elektronischen Berichterstattung (EB) mit sechs mobilen elektronischen Kameras und MAZ-Geräten zur gleichzeitigen Aufzeichnung. 

   

26. Juni

Das ZDF zeigt Rainer Erlers Fernsehspiel Plutonium.

  

30. Juni - Deutscher Filmpreis

Filmband in Gold für Die gläserne Zelle von Geißendörfer. Aus einem deutschen Leben, Das zweite Erwachen der Christa Klages, Der amerikanische Freund, Flammende Herzen. Rheingold und Aus dem Leben eines Taugenichts erhalten Filmbänder in Silber. Unter den Preisträgern für Einzelleistungen sind u.a. die Regisseure Fassbinder (Despair), Wenders (Der amerikanische Freund), die Kameraleute Ernst Wild und Michael Ballhaus. Ebenfalls Filmbänder in Gold für Tina Engel (Das zweite Erwachen der Christa Klages), Peter Kern (Flammende Herzen und Hitler - Ein Film aus Deutschland) und Rio Reiser (Johnny West). Deutschland im Herbst wird ebenfalls mit einem Goldband ausgezeichnet für die Filmkonzeption an das Team.

Für 'langjähriges und erfolgreiches Wirken im deutschen Film' wird u. a. Douglas Sirk ausgezeichnet. 

  

Z 26. August - 3. September

Als erster Deutscher nimmt der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn an einem Weltraumflug teil.

  

Z 16. Oktober

Es gibt 1978 drei amtierende Päpste. Nachdem Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini (d.i. Papst Paul VI.) gestorben war, wird Albino Luciani (Papst Johannes Paul I.) zum Papst gewählt, er war nur 33 Tage im Amt, bevor er starb. Dann wurde Kardinal Karol Józef Wojtyła als Papst Johannes Paul II. gewählt. Bis zu seinem Tod hatte er über 26 Jahre lang dieses Amt inne. Durch Papst Benedikt XVI. wurde er 2011 selig gesprochen. 

    

27. Oktober  

In der Bundesrepublik läuft der Film Zwischengleis von Wolfgang Staudte an. Das Psychodrama einer Selbstmörderin ist sein letzter Kinofilm, danach dreht er ausschließlich für das Fernsehen.

     

8. November

Die ARD zeigt Aus der Ferne sehe ich dieses Land, eine chilenische Emigrantengeschichte von Antonio Skarmeta (Buch) und Christian Ziewer (Regie).

  

19. November

  • Der Film Ursula (kompl. Film auf YouTube), eine Koproduktion des Fernsehens der DDR und des Schweizer Fernsehens, nach der gleichnamigen Erzählung von Gottfried Keller, wird gesendet. Es geht um eine dramatische Liebesgeschichte eines Bauernmädchens und des Soldaten Hansli Gyr, der in den Wirren des Reformationskrieges im Schweizer Oberland im 16. Jahrhundert auf Seiten Ulrich Zwinglis für die Reformation kämpft. --- Die bei der Erstausstrahlung 1978 als drastisch empfundene Darstellung von Sexualität und Gewalt vor dem Hintergrund von Krieg, Tod und religiösem Wahn führte zu heftigen Diskussionen in der DDR und der Schweiz. Regie führte Egon Günther (seine letzte Regiearbeit in der DDR), Drehbuch: Helga Schütz. Die Darsteller waren u.a. Suzanne Stoll, Jörg Reichlin (Hansli), Matthias Habich (Zwingli), Jutta Hoffmann, Klaus Piontek, Jürgen Hentsch, Egon Günther, Michael Gempart u.v.a.

  • Der Fernsehfilm Wallenstein mit Rolf Boysen in der Titelrolle nach der Wallenstein-Biografie von Golo Mann (auch Drehbuch) startet im ZDF. Regie führt Franz Peter Wirth, Drehbuch: Leopold Ahlsen.

  • Z Auf Befehl ihres Anführers Jim Jones (geb.1931) begehen über 900 Mitglieder der Sekte "Tempel des Volkes", darunter auch über 100 Kinder, im Dschungel von Guyana "Selbstmord".

   

26. Dezember

Im Fernsehen startet die sehenswerte 3teilige Mini-Serie Sachrang - Eine Chronik aus den Bergen nach dem Roman "Der Müllner Peter von Sachrang" nach dem Roman von Carl Oskar Renner, der auch am Drehbuch mitschrieb. Mit Gerhart Lippert als Peter Huber ('Müllner Peter') in der Hauptrolle. Regie führt Wolf Dietrich. Drehbuch: Oliver Storz.

  

Z 28. Dezember

Schneekatastrophe in Norddeutschland, die sich ca. von Ende Dezember 1978 bis Mitte Februar 1979 hinzieht. Weit über hundert Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten.

  

   

S o n s t i g e s / O h n e   D a t u m

  

 

M U S I K A L I S C H E S  1979

  

  • Die Disco-Welle liegt jetzt voll im Trend, spätestens seitdem John Travolta 1976 in "Saturday Night Fever" getanzt hat, flippen jetzt alle auf der Tanzfläche völlig aus.

  • Boney M. kann einen Hit nach dem anderen verzeichnen.

  • Den ersten Platz - und das gleich mehrere Wochen - belegte Vadder Abraham mit "Das Lied der Schlümpfe" (man mag's kaum glauben, aber "Schnappi" und "Ententanz" haben sich ja auch wochenlang in den Charts gehalten). 

  • Die "neue deutsche Welle" lässt bereits grüßen. Die Hagener Band "Extrabreit" wird gegründet. Die Band verstand sich aber nicht als typische NDW-Band, sondern sah sich mehr als Punk-Band, die vielfach auch kritische Texte vertonte. Dass aber "Extrabreit" so bekannt wurde, war zweifelsfrei der "neuen deutschen Welle" zuzurechnen. Die bekanntesten Songs waren "Flieger, grüß mir die Sonne" (1980) und "Polizisten" (1981).

  • Jean Michel Jarre bringt das Nachfolgealbum von "Oxygen" heraus, es heißt "Equinox".

   

A k t u e l l e   H i t s  1978

 

Don't Let Me Be Misunderstood - Santa Esmeralda feat. Leroy Gomez

Mull of Kintyre - The Wings und Paul McCartney

Rivers of Babylon - Boney M.

You're the One That I Want - John Travolta und Olivia Newton-John

Mexican Girl - Smokie

  

     

B A M B I - S i e g e r  1978

 

Isabelle Adjani, Mario Adorf, Entertainer und Sänger Peter Alexander, Journalist und Buchautor Franz Alt, das Gesangsduo Baccara, Joan Baez, Peter Handke, Katerina Jacob, Nastassja Kinski, Lisa Kreuzer, Journalist Emil Obermann, Heinz Rühmann, Jutta Speidel, postum Peter Frankenfeld.

Was weiter bei der Verleihung passierte, liest man auf der offiziellen Webseite www.bambi.de.

    

      

Sieger der "Goldenen Kamera" von HörZu 1978

 

Günther Lamprecht für seine Rolle in Rückfälle 
Vera Tschechowa für ihre Rolle in Zeit der Empfindsamkeit 
Heidelinde Weis für ihre Rolle in Eifersucht 
Ilja Richter Moderation der Sendung DISCO 
Loriot bester Autor, Regisseur und Darsteller
John Neumeier bester Ballettdirektor
Henry Makowski bester Autor für "Paradiese aus Menschenhand"
Gerhard Löwenthal Moderation der Sendung "Hilferufe von drüben"
Evelyn Hamann beste Nebenrolle in "Loriot"
Wolfgang Becker beste Regie in Vorstadtkrokodile
Wencke Myhre bester weiblicher Showstar (1. Platz der HörZu-Leserwahl)

(Quelle: www.goldenekamera.de)

  

 

B R A V O - O T T O - Leserwahl 1978  

  

Kategorie männliche Filmstars: Gold John Travolta, Silber Bud Spencer, Bronze Pierre Brice

Kategorie weibliche Filmstars: Gold Nastassja Kinski, Silber Olivia Pascal, Bronze Karen Lynn Corney

Kategorie deutsche Filme: Gold Sie nannten ihn Mücke, Silber Popcorn und Himbeereis, Bronze Leidenschaftliche Blümchen

Kategorie Beat-Gruppen: Gold Smokie, Silber Abba, Bronze The Teens

Kategorie Sänger: Gold Leif Garrett, Silber Jürgen Drews, Bronze Shaun Cassidy

Kategorie Sängerinnen: Gold Olivia Newton-John, Silber Amanda Lear, Bronze Suzi Quatro

Kategorie TV-Stars weiblich: Gold Susan Dey, Silber Gillian Blake, Bronze Ingrid Steeger

Kategorie TV-Stars männlich: Gold Paul Michael Glaser, Silber Sascha Hehn, Bronze Richard Hatch

Kategorie Sportler: Gold Hansi Müller, Silber Sepp Maier, Bronze Kevin Keegan

Kategorie Sportlerinnen: Gold Dagmar Lurz, Silber Annegret Richter, Bronze Evi Mittermaier

    

        

L i t e r a t u r  1978  

  • "Geschichte des Films ab 1960" von Ulrich Gregor. München: C. Bertelsmann, 576 Seiten. Eine Weltgeschichte des Films. Die Informiertheit des Autors ist beeindruckend. Er setzt mit diesem Buch die Arbeit an der "Geschichte des Films" (1962) allein fort.

  • "Zensur" von Kraft Wetzel / Peter Hagemann. Berlin: Volker Spiess. 167 Seiten. Verbotene deutsche Filme von 1933 bis 1945. Das Buch zur Retrospektive der Berlinale 1978.

  • "Hurra, wir leben noch" - Roman von Johannes Mario Simmel.

  • "Kudenow oder An fremden Wassern weinen" - Roman von Arno Surminski.

  • "Nirgendwo ist Poenichen" von Christiane Brückner.

  • Günter Wallraff bringt seinen Erfahrungsbericht heraus mit dem Titel "Der Aufmacher - Der Mann, der bei "Bild" Hans Esser war" und erreicht damit ein Millionenpublikum. Bei Wikipedia ist zu lesen: Die Axel Springer AG verklagte Wallraff daraufhin mehrfach, sodass in den weiteren Auflagen etliche Passagen geändert wurden. Seit Oktober 2009 ist die ursprüngliche Fassung auf WikiLeaks zu finden, seit 2012 erscheint auch das Buch wieder in der ursprünglichen Fassung. 

  • "Heimatmuseum" - Roman von Siegfried Lenz.

  • Martin Walser veröffentlicht die Novelle Ein fliehendes Pferd, die von Regisseuren wie Peter Beauvais 1985 und Rainer Kaufmann 2007 verfilmt wurde.

  • Das Buch zum Film Die Kinder vom Bahnhof Zoo. Unter dem Titel "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" veröffentlicht die Illustrierte "stern" die Drogen-Geschichte der 16jährigen Christiane F. nach deren Tonbandprotokollen. 

  • Astrid Lindgren erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

       

 

E i n i g e   K i n o-  u n d  F e r n s e h f i l m e   d e s   J a h r e s  1978

     

Die allseits reduzierte Persönlichkeit

Regie, Drehbuch: Helke Sander

  

Das zweite Erwachen der Christa Klages

Regie, Drehbuch: Margarethe von Trotta

  

Deutschland im Herbst

Kollektivfilm

  

Messer im Kopf

Regei: Reinhard Hauff

  

Das Versteck

Regie: Frank Beyer, Drehbuch: Beyer und Jurek Becker

Die Uraufführung findet unauffällig und unangekündigt in Ost-Berlin statt, zwei Jahre nach Fertigstellung des Films, zwei Jahre nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann. Der Hauptdarsteller Manfred Krug hat inzwischen die DDR verlassen, der Autor Jurek Becker ist im Westen auf Arbeitsurlaub. Auch Beyers Film handelt von Trennung: ob eine Scheidung reparabel ist. Natürlich nicht.

Darsteller: Manfred Krug, Jutta Hoffmann

    

Servus Bayern

Regie, Drehbuch: Herbert Achternbusch

  

Flammende Herzen

Regie, Drehbuch: Walter Bockmayer und Rolf Bührmann

    

Rheingold

Regie, Drehbuch: Niklaus Schilling

Trainmovie über die Frau eines Diplomaten, die einen Zugkellner liebt und dann, als ihr Mann ihre Untreue rächt, im Zug langsam verblutet, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Darsteller: Rüdiger Kirschstein, Gunther Malzacher, Elke Haltaufderheide, Alice Treff

    

Neapolitanische Geschwister

Regie, Drehbuch: Werner Schroeter

Regno di Napoli: Deutsch-italienische Co-Produktion. Aus dem Leben der italienischen Stadt von 1944 - 1977. 

  

Zwischengleis

Regie: Wolfgang Staudte

An einem Wintertag des Jahres 1961 nimmt sich die 31jährige Anna Eichmayr in München das Leben. Auf der Suche nach den Ursachen für diesen Suizid führt der Film ins Jahr 1945, erzählt von der panischen Flucht aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, vom Tod des kleinen Bruders, von der Ankunft in Bayern, der Liebe zu einem amerikanischen Besatzungsoffizier. Doch dann heiratet Anna, voller Sehnsucht nach Geborgenheit und finanzieller Sicherheit, einen spießigen deutschen Beamten. Die neunjährige Ehe wird immer mehr zum Martyrium...

In seinem letzten Kinofilm kehrte Wolfgang Staudte noch einmal in die Zeit und zum Themenkanon seiner berühmtesten Werke wie Die Mörder sind unter uns, Rotation, Rosen für den Staatsanwalt, Kirmes oder Herrenpartie zurück: die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, die deutsche Schuld, die Verstrickung des Einzelnen in die Netze der Geschichte. „Es war für mich wichtig, statt der wirklichen Ruinen die inneren Ruinenlandschaften zu zeigen“, erklärte der Regisseur nach der Premiere. Zwischengleis lief während der Berlinale und auf anderen internationalen Filmfestivals, so in Moskau und Montreal. Dennoch erreichte er im Kino nur wenige Zuschauer. Zwischengleis wurde zu einer der großen unbekannten Arbeiten Staudtes. (Quelle: DHM, Zeughaus-Kino)

Darsteller: Pola Kinski, Mel Ferrer, Martin Lütge, Volkert Kraeft u.a.

  

Albert - Warum?

Regie, Drehbuch: Josef Rödl

  

In einem Jahr mit 13 Monden

Regie, Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder

  

Zwischen zwei Kriegen

Regie, Drehbuch: Harun Farocki

  

Despair

Regie, Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder

  

Aus der Ferne sehe ich dieses Land

Regie, Drehbuch: Christian Ziewer

     

  

G e b u r t s t a g e  1978

 

01.01.  Nina Bott, deutsche Schauspielerin

20.02.  Julia Jentsch, deutsche Schauspielerin

26.02.  Tom Beck, deutscher Schauspieler und Sänger

13.06.  Natalie Alison, österreichische Schauspielerin (TV-Serie Sturm der Liebe)

16.06.  Daniel Brühl, deutscher Schauspieler

25.07.  Lisa Maria Potthoff, deutsche Schauspielerin

10.08.  Oliver Alexander Reinhard Petszokat (Oli P.), deutscher Schauspieler, Sänger, Moderator

15.10.  Katharina Wackernagel, deutsche Schauspielerin

12.11.  Alexandra Maria Lara, deutsche Schauspielerin

  

     

G e s t o r b e n  1978

  

15. März *) - Valeska Gert

*) Das Todesdatum ist nicht bewiesen, es könnte auch - nach anderen Quellen - der 16. bis 18. März gewesen sein.

geboren am 11. Januar 1892 in Berlin, gestorben in Kampen/Sylt

Schauspielerin, Kaberettistin und Tänzerin - Weitere Informationen über die Künstlerin

Gertrude Samosch, wie ihr Geburtsname ist, nimmt bereits im Alter von 6 Jahren Tanzunterricht, außerdem bekam sie 16jährig Schauspielunterricht bei Maria Moissi und Alfred Breiderhoff. Sie schließt sich einer Berliner Tanzgruppe an kreierte eigene groteske Tanzeinlagen, die parodistisch und satirisch wirken. Über die Grenzen Berlins hinaus werden ihre kuriosen Tänze in der Kabarettszene bekannt. Als sie 24 Jahre alt ist, nennt sie sich Valeska Gert. Sie trat in dieser Zeit aber nicht nur als Tänzerin auf, sondern auch an regulären Theatern in Revuen. Sie verfasst nebenbei auch Artikel über Mode, Tanz, Theater und Kino für Berliner Tageszeitungen. Gastspielreisen folgten in europäische Metropolen. 

Sporadisch übernahm Valeska Gert auch Filmrollen, zumeist spielte sie Frauen, die verachtet am Rande der Gesellschaft lebten. Bekannt wurde sie mit ihrer Rolle als Mrs. Peachum in Pabsts Verfilmung des Brecht-Stückes Die Dreigroschenoper

Sergej Eisenstein, bekannter sowjetischer Regisseur, holt sie nach Moskau, um das Agitprop-Theater mit ihr weiter auszubauen. Ab Mitte der 20er Jahre hatte die exaltierte Valeska Gert auch der Arbeit beim Film, 1925 dreht sie Ein Sommernachtstraum, Die freudlose Gasse (mit Greta Garbo), 1927 Alraune und 1929 Tagebuch einer Verlorenen, der Film mit Louise Brooks war seinerzeit ein großer Skandalfilm - Link zu www.filmportal.de.

Nach der Machtübernahme durch die Nazis konnte die Jüdin Valeska Gert ihre Karriere in Deutschland nicht mehr fortsetzen, da sie als "entartete Künstlerin" galt. Über Paris und London (hier heiratete sie einen englischen Schriftsteller), wo sie ebenfalls Tanzauftritte hatte, kam sie 1938 in die USA. Dort hatte sie große Mühe, in ihrem bisherigen Beruf weiter zu arbeiten. Zeitweise, von 1941 - 44, betrieb sie im New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village einen Nachtclub, die "Beggar's Bar", wo sie auch Kabarettvorstellungen gab. 1947 kehrte sie nach Europa zurück, arbeitete zunächst in der Schweiz, 1948 wieder in Berlin. Seit 1950 wohnte sie zumeist in dem Sylter Ort Kampen, wo sie wiederum einen Club namens "Ziegenstall" betrieb. 

1964 war es Federico Fellini, der Valeska Gert für eine kleine, aber prägnante und skurrile Rolle eines Mediums in seinem Meisterwerk Julis und die Geister vor die Kamera holte. 

1970 erhalt Valeska Gert das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.

In den 1970er-Jahren kommt sie bei jungen deutschen Regisseuren gut an, so dass Rainer Werner Fassbinder sie für seine TV-Serie Acht Stunden sind kein Tag (Folge: Franz und Ernst) und Volker Schlöndorff sie in seinem Film Der Fangschuss 1976 einsetzt. Der ist von ihrer Persönlichkeit so fasziniert, dass er beschließt, einen Film über sie zu drehen. Der Film ist eine Hommage an die extravagante Künstlerin mit dem Titel Nur zum Spaß, nur zum Spiel... - Kaleisoskop Vanessa Gert.

Weitere Filme mit Valeska Gert sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.

(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 3, S. 239-240 - mit Erlaubnis des Autors.)

 

 

18. März - Franz Josef Spieker

Regisseur, Autor, *1933 (→ Kurz-Biografie innerhalb dieser HP)

Dreimal hat er (mit abnehmendem Erfolg) fürs junge deutsche Kino Komödien gemacht: Wilder Reiter GmbH, Mit Eichenlaub und Feigenblatt, Kuckucksei im Gangsterbett. "Spiekers Filme lagen immer etwas quer zu den eingeübten Erwartungen, weil in ihnen, entlarvend und vielfach gebrochen, Realitäts- und Kinoerfahrung aufeinander prallten." (schreibt Peter Buchka, Süddeutsche Zeitung, 22.3.78). Spieker drehte noch zahlreiche Kurzfilme und erhielt 1977 für Der Persönlichkeitstest im Namen seiner Produktionsfirma Cinema 80 das Filmband in Silber. Als Unterzeichner des Oberhausener Manifests ehrte man ihn 1982 postum mit dem Filmband in Gold. (Wikipedia)

Franz Josef Spieker ist beim Baden auf Bali ertrunken.

 

  

  

Foto: Portrait Hanna Ralph vor 1920
des "Münchener Malerfürsten" Friedrich August von Kaulbach (1850 – 1920)


Quelle: Wikimedia Commons; Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 90 Jahren nach dem Tod des Urhebers
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25. März - Hanna Ralph

geboren am 25. September 1888, eigentlich Johanna Antonia Adelheid Günther.

Deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin mit kurzer, aber intensiver Starkarriere im deutschen Kino zur Zeit der Weimarer Republik. Ihre erste Begegnung mit der Bühnenwelt knüpfte Hanna Ralph bereits im Alter von 6 Jahren, als sie in einem Märchenspiel als Engel auftrat. Im Jahre 1913, nachdem sie mit ihren Eltern längere Zeit im Ausland war, kam sie an das Schauspielhaus in Frankfurt am Main, wo sie unter dem Pseudonym Hanna Ralph auftrat. Weitere Theaterstationen für die dunkelhaarige Schauspielerin mit dem markanten Gesicht waren die Städte Hamburg und Berlin, wo sie zuerst am Lessing-Theater unter der Intendanz von Victor Barnowsky, später am Künstler-Theater auftrat, bevor sie zu Max Reinhardt an die Bühne kam. Unter seiner Intendanz spielte sie Klassiker und moderne Stücke wie die Gräfin Gleiwitz in "Die Büchse der Pandora" (1919), Marina in "Die weiße Heiland", Lady Adela in "Gesellschaft", Cora Ann Milton in Heinz Hilperts Inszenierung des Wallace-Krimis "Der Hexer" und die Cäcilie in Reinhardts Inszenierung von Goethes "Stella" (1931).

Auch im Film konnte Hanna Ralph sich mit tragenden Rollen durchsetzen. Sie spielte in der Mordgeschichte Opium die Maria Gesellius an der Seite von Eduard von Winterstein und Werner Krauß, in Paul Lenis Prinz Kuckuck, in der Griechensaga von Manfred Noa Helena - Der Raub der Helena (Teil 1) und Helena - Der Untergang Trojas ist sie die Andromache, in Herbert Wilcox' Decameron-Nächte und in F. W. Murnaus Faust-Adaption von 1925, in der sie die Herzogin von Parma spielte. Ganz besondere Bedeutung kommt der Schauspielerin zu für ihre Rolle der Brunhild in Fritz Langs Die Nibelungen im Jahre 1922. Im Jahre 1929 beendete die Mimin ihre Stummfilmlaufbahn mit ihrer Darstellung der Madame Bertrand, Napoleon Bonapartes letzter Geliebter im Exil, in Lupu Picks Drama Napoleon auf St. Helena. Es folgten noch einige Tonfilmaufnahmen wie Der König von Paris (1930), Der sündige Hof (1932), Martha - letzte Rose (1935). Während des 2. Weltkrieges bekam Hanna Ralph ihr letzten Festengagement, Heinz Hilpert holte sie an das Deutsche Theater nach Berlin. Dann drehte sich noch in den 1950er-Jahren zwei Spielfilme, bevor sie sich ganz zurückzog. Hanna Ralph war kurzzeitig mit dem Schauspieler Emil Jannings verheiratet, eine weitere Ehe mit dem Regisseur Fritz Wendhausen hat ebenfalls nicht gehalten.

Für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film wurde die Schauspielerin 1968 mit dem "Filmband in Gold" ausgezeichnet.

Filme mit Hanna Ralph sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.

(Quelle: Informationen teilweise aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 6, S. 398-399 - mit Erlaubnis des Autors)

    

  

 

Brigitte Horney und Ewald Balser in dem 1939 gedrehten Film "Befreite Hände" - Foto: Murnau-Stiftung

Brigitte Horney und Ewald Balser in dem 1939 gedrehten Film "Befreite Hände"

Regie: Hans Schweikart

 

©Murnau-Stiftung

 

 

 

 

17. April - Ewald Balser

geboren am 5. Oktober 1898 in Wuppertal

Deutscher Schauspieler

Balser machte eine Ausbildung als Goldschmied, erlernte das Handwerk des Gravierens und Ziselierens (bis 1916) und nahm nebenbei Schauspielunterricht. Dann Soldatenzeit. Nach dem Krieg versuchte er, in Berlin als Goldschmied Fuß zu fassen. Dies gelang nicht und so ging er wieder in seine Heimatstadt Wuppertal. Dort erhielt er 1920 recht schnell sein erstes Engagement am dortigen Stadttheater. In den Jahren 1920 - 1923 erhielt er erste größere Rollen. Wechsel nach Basel. Von dort ging er an die Düsseldorfer Bühnen, wo er vier Jahre blieb. Kam 1928 an das Wiener Burgtheater wo er vor allem Heldenrollen verkörpern durfte. Dann machte Balser einen Abstecher an die Kammerspiele nach München, um 1931 wieder an der Wiener Burg zu spielen. Danach in den Jahren 1933 bis 1944 immer wieder im Wechsel an die Berliner Volksbühne und an das Deutsche Theater. Von Anbeginn seiner Theatertätigkeit spielte er fast alle großen, tragischen Rollen, die die Theaterwelt zu bieten hatte. Helden wie Faust, Karl Moor, Othello, König Lear, Peer Gynt, Götz von Berlichingen.

1935 drehte er seinen ersten Film Jana das Mädchen aus dem Böhmerwald an der Seite von Leny Marenbach. Recht spät hatte sich Balser um Filmrollen gekümmert, aber auch hier spielte er fast immer große Persönlichkeiten wie den weltbekannten Mediziner in Sauerbruch - Das war mein Leben, Nachtschwester Ingeborg und Arzt ohne Gewissen (1959, Regie: Falk Harnack). Einige weitere Filme aus seinem Filmschaffen: Die Frau am Scheidewege (1938), Umwege zum Glück (1939), Befreite Hände (1939, Regie: Hans Schweikart), Der dunkle Tag (1942), Ein glücklicher Mensch (1943, Regie: Paul Verhoeven), Kinder, Mütter und ein General (1954), Es geschah am hellichten Tag (1958).

 

1963 wurde Ewald Balser Ehrenmitglied des Burgtheaters. 1967 Verleihung des Grillparzer-Ringes, 1968 erhielt er die Kainz-Medaille.

Ewald Balser starb an seinem Krebsleiden in Wien. Sein Grab befindet sich in Wien auf dem Friedhof Neustift am Walde.

(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 1, S. 235-236 - mit Erlaubnis des Autors)

 

Weitere Filme mit Ewald Balser sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.

 

  

 

  

13. Juni - Roald Koller

Regisseur, Drehbuchautor, geboren 1944

Führte Regie und schrieb das Drehbuch bei Johnny West, Hauptrolle: Rio Reiser. (>>> Kritik zum Film "Johnny West" von Hans-C. Blumenberg in zeit.de)

Roald Koller war der Lebensgefährte der Schauspielerin Kristina van Eyck.

Er nimmt sich in München das Leben.

  

  

 

29. August - Karl Hartl

geboren am 10. Mai 1899

Österreichischer Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller

Einer der erfolgreichsten Vertreter des kultivierten Unterhaltungskinos der 1930er- bis 1950er-Jahre. Hartl kam 1918 als Regieassistent zum Film, wo er sein Handwerk vor allem bei diversen Prestige-Produktionen der Sascha-Film unter der Regie des ungarischen Regisseurs Alexander Korda lernte. In den 20er-Jahren kamen weitere Aufgaben als Aufnahme- und Produktionsleiter sowie als Drehbuchautor hinzu. Seit 1927 kooperierte Harl vor allem mit seinem gleichaltrigen Schulfreund Gustav Ucicky, der bereits erste Regie-Aufträge, zunächst in Wien, ab 1928 auch in Berlin, erhalten konnte. 1930 führte Hartl, der 1926 innerhalb eines Regie-Kollektivs an einem Film mitinszenieren durfte, erstmals allein Regie. Mit Luis Trenkers Berge in Flammen und vor allem mit dem zu jener Zeit sensationellen Streifen um eine künstliche Fluginsel, F.P. 1 antwortet nicht, etablierte sich Hartl noch vor Machtantritt der Nazis als profilierter Handwerker mit viel Sinn für Optik, Schauspielerführung und Spannungserzeugung. Nachdem er bei dem letztgenannten Film eine sichere Hand für Science-Fiction-Stoffe bewiesen hatte, erhielt Hartl im Spätherbst

(Weiteres wird noch nachgetragen.)

  

  

 

 

O.E. Hasse (li.) und Peter van Eyck in einer Filmszene - Foto: Murnau-Stiftung

O. E. Hasse (li.) als Robert Fleming und Peter van Eyck als John Lawrence in "Der gläserne Turm" aus dem Jahre 1957, Regie: Harald Braun

 

©Murnau-Stiftung

 

12. September - O. E. Hasse

geboren am 11. Juli 1903

Deutscher Schauspieler

Bereits als Kind versuchte er sich am Theaterspiel und trat in seiner Schulzeit in Kolmar / Posen als Laiendarsteller gemeinsam mit seiner Mitschülerin Berta Drews in privaten Kreisen auf. 

Otto Eduard Hasse hatte drei Semester Jura studiert. Seine Ausbildung machte er an der Max Reinhardt-Schule Anfang der 1920er-Jahre. Dort hatte O.E. Hasse einen ersten Kontakt zum Film und wurde als Statist in F. W. Murnaus Der letzte Mann eingesetzt. 1924 erhielt er sein erstes Engagement an den Münchner Kammerspielen. Danach ging er für zwei Jahre nach Breslau und 1929 an das Volkstheater in Berlin. Durchgehend in den 1930er-Jahren war Hasse an den Kammerspielen beschäftigt.

Bei Wikipedia ist zu lesen: "Im Frühjahr 1939 wurde Hasse in München wegen Homosexualität gemäß § 175 zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, was nach der damaligen Strafpraxis als ein relativ mildes Urteil galt. Als strafmildernd wurden seine „Unbescholtenheit“, sein Geständnis und seine künstlerischen Leistungen gewertet." 

1931/32 übernahm er eine kleine Rolle als Makler in Peter Voß, der Millionendieb. So begann die lange währende Karriere des Schauspielers, die ihn bis 1945 immer wieder über Wasser hielt, mal mit kleineren, mal mit größeren Nebenrollen. Mit seiner Doppelrolle in Robert A. Stemmles Berliner Ballade erregte Hasse zum ersten Mal auch im deutschen Film Aufmerksamkeit, obwohl er sich in deutschen Produktionen nicht so recht durchsetzen konnte.

 

Alfred Hitchcock holte ihn nach Amerika zu Dreharbeiten in "I confess" (Ich beichte). An der Seite von Montgomery Clift und Ann Baxter spielt er einen Mörder. Für Anatole Litvaks war er in dem Spionagedrama Entscheidung vor Morgengrauen der freundliche, herzkranke deutsche Oberst von Ecker, der das US-Bild vom gängigen Wehrmachtsverbrecher relativiert. Mit der Titelrolle des Admiral Canaris hatte Hasse 1954 in Alfred Weidenmanns Filmbiographie auch in Deutschland einen großen Erfolg.

Kay Weniger schreibt u.a.: "Zum würdigen Schwanengesang geriet 1974 Hasses ergreifendes Porträt des greisen, durch Verstrickung in Kollaboration mit den deutschen Besatzern in Norwegen desavouierten norwegischen Dichterdenkmals Knut Hamsun in Peter Zadeks Eiszeit, den Hasse beeindruckend als einen ebenso störrisch-verbitterten, wie einsamen und bemitleidenswerten Mann anlegte."
Im Kino war O.E. Hasse die deutsche Stimme von Charles Laughton, Spencer Tracy und Humphrey Bogart. 

Sein Grab befindet sich auf dem Städt. Waldfriedhof Berlin-Dahlem.

Foto rechts: O.E. Hasse in einer Szene aus dem Stück "Der Bund der Jugend" von Henrik Ibsen,

Volksbühne des Hebbel-Theaters in Berlin,

Foto: Abraham Pisarek, Aufn.-Nr.: df_pk_0000518_021
Eigentümer: SLUB / Deutsche Fotothek

Erlaubnis zur Veröffentlichung gestattet am 19. Mai 2017

 

 

Weitere Filme mit O. E. Hasse sind auf der IMDb-Website und bei Filmportal gelistet.

(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 3, S. 564-566 - mit Erlaubnis des Autors.)

  

 

 

 

2. September - Lina Carstens

geboren am 6. Dezember 1892 in Wiesbaden

Schauspielerin

 

 Lina Carstens in "Das schwarze Schaf" - Foto: Murnau-Stiftung

Lina Carstens mit Heinz Rühmann (re.) und Gernot Duda in "Das schwarze Schaf",

1960, Regie: Helmuth Ashley

 

©Murnau-Stiftung

Lina Carstens, hier 1917

Das Bild ist gemeinfrei
Rollenfoto von Lina Carstens am "Leipziger Schauspielhaus",
fotografiert von Selma Genthe (1877 – 1939)
Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig bzw. Wikipedia
Debütierte in Filmen von Douglas Sirk (April, April !), und sie bleibt als Lina Braake unvergessen. 

Nach dem Besuch der Höheren Mädchenschule nimmt sie Schauspielunterricht bei Hans Oberländer in Wiesbaden. Ihr erstes Engagement erhält sie 1911 am Hoftheater in Karlsruhe. Weitere Theaterstationen sind Leipzig (an den Leipziger Bühnen war sie fast 27 Jahre beschäftigt), Hamburg, München und Berlin. In der Zeit in Leipzig tritt die junge Lina Carstens in dem von Hans Reimann gegründeten politischen Kabarett "Retorte" zusammen mit Joachim Ringelnatz (1883 – 1934) auf. Im Jahre 1946 spielt sie im Theater Konstanz als erste Schauspielerin die Mutter Courage von Bert Brecht nach Kriegsende auf einer deutschen Bühne und weiterhin alle großen Rollen, die für eine Frau ihres Alters geeignet sind wie Frau Henschel in Fuhrmann Henschel, die Melantho in Lysistrata, Marthe Rull in Der zerbrochene Krug (hier 1937 in der Verfilmung von Gustav Ucicky) oder die Mutter Wolffen in Der Biberpelz. "Sie spielt auch im Fernsehen in ihren Rollen handfeste, resolute, patente und manchmal auch derbe Frauenfiguren mit einem Herzen aus Gold" (Kay Weniger)

 

Von zwei Stummfilmrollen abgesehen, ist sie seit 1935 regelmäßig in Kinofilmen zu sehen, im Gegensatz zu ihren Theaterauftritten hier fast immer in Nebenrollen. Seit 1958 Arbeit als freie Schauspielerin. Obwohl sie im Film immer berühmte Kollegen um sich hat, spielt sie selbst fast immer Nebenrollen, wie z.B. an der Seite von Fritz Kortner in Der Ruf (Regie: Josef von Baky). So spielt sie in den Pater-Brown-Komödien mit Heinz Rühmann (Das schwarze Schaf, 1960) und in Er kann's nicht lassen (1962) dessen Haushälterin, in Sauerbruch - das war mein Leben war sie an der Seite von Ewald Balser in der Chirurgen-Biographie die Oberschwester. Sie ist 1974 die Großmutter in Der Räuber Hotzenplotz von Gustav Ehmck. In Alfred Weidenmanns Der Schimmelreiter mimt Lina Carstens die Trin Jans und im gleichen Jahr die Toni in dem TV-Drama Friedrich Schachmann wird verwaltet an der Seite von Wolfgang Kieling

 

Aber dem breiten Publikum bekannt wird sie aber durch die Fernsehserie Der Bastian (1973, Regie: Rudolf Jugert) als resolute, aber herzensgute Großmutter von Bastian (Horst Janson), dem ewigen Studenten. Ihren größten Kinoerfolg feiert Lina Carstens 1975 in Bernhard Sinkels Lina Braake mit Fritz Rasp als Partner.

Lina Carstens war mit Otto Ernst Sutter, einem Schriftsteller, verheiratet, ihr einziges Kind fällt im zweiten Weltkrieg.

Sie stirbt in einem Münchner Krankenhaus und ist in der Nordsee seebestattet worden.

 

(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 2, S. 7-8 - mit Erlaubnis des Autors.)

Weitere Filme mit Lina Carstens sind auf der IMDb-Website und bei Filmportal gelistet. 

 

   

 

 

Theo Lingen in "Rosen in Tirol", 1940 - Foto: Murnau-Stiftung

Theo Lingen als Adjutant Leberle in "Rosen in Tirol", Regie: Geza von Bolvary, 1940

 

©Murnau-Stiftung

10. November - Theo Lingen

geboren am 10. Juni 1903

Schauspieler

Er heißt eigentlich Franz Theodor Schmitz. In seiner jahrelangen Schauspielerkarriere spielte er oft Rollen, die weit unter seinem Niveau lagen, wie Diener, Lehrer, Lakaien, die etwas trotteligen Menschen eben. Sein Vater war ein Justizrat aus Hannover. Im Alter von 18 Jahren stand er bereits auf der Bühne. Nach seiner Schauspielausbildung, sein Lehrer war Friedrich Holthaus, debütierte Lingen 1921 an der Boulevardbühne Schauburg in seiner Geburtsstadt. 

Zu Beginn seiner Karriere hat Lingen Bühnenengagements in Hannover und Halberstadt. Am Residenztheater Hannover spielt er u.a. den "Ferdinand" in "Kabale und Liebe" (1922) von Friedrich Schiller (1759-1805) sowie den "Ritter" in "Elga" (1922) von Gerhart Hauptmann. In dieser Zeit legt er sich den Künstlernamen "Lingen" zu, nach der Geburtsstadt seines Vaters. In den Jahren 1924 - 1929 spielt er am Stadttheater Münster erstmals komische Rollen, z.B. den John Worthing in "Bunbury" von Oscar Wilde. Mit diesem Stück debütiert er auch als Theaterregisseur. Dann kommt ein Engagement am Neuen Theater in Frankfurt/Main. Hier tritt Lingen anfänglich in kleinen Rollen auf und muss nebenbei als Conférencier bei Modenschauen arbeiten. 

1928 heiratet er Marianne Brecht, geb. Zoff, die zuvor mit Bertolt Brecht verheiratet war. Aus dieser Ehe geht eine gemeinsame Tochter, Ursula Lingen, hervor.

Theo Lingen und Bruni Löbl, Szene aus "Die Kassette", Regie: Rudolf Noelte, Foto: SWR Media Services

Theo Lingen und Bruni Löbel in Karl Sternheims "Die Kassette", Regie: Rudolf Noelte, 1961

 

©SWR Media Services

Anschließend spielte Lingen an weiteren Provinztheatern in Halberstadt, Münster, Recklinghausen und Frankfurt am Main, bis er 1929 nach Berlin kam. Hauptsächlich ist er als Bühnendarsteller tätig, z.B. im Theater am Schiffbauer Damm, im Staatstheater und im Komödienhaus. Er hat großen Erfolg als "Mackie Messer" in Brechts "Dreigroschenoper" (1929). Daraufhin engagiert Brecht ihn für weitere Stücke, z.B. "Mann ist Mann" (1931) oder "Die Mutter" (1932). 1931 lernt Theo Lingen Gustaf Gründgens kennen, der sein komödiantisches Talent entdeckt. Beide verbindet fortan eine enge künstlerische Freundschaft.

  

Nach der Machtübernahme der Nazis spielt Lingen mit dem Gedanken, ins Exil zu gehen. Da er für sich jedoch kaum Möglichkeiten auf Arbeit im Ausland sieht, bleibt er in Deutschland. In den folgenden Jahren übernimmt er zumeist komische Rollen. Gründgens engagiert ihn und nun ist der Schauspieler Lingen bis 1944 Mitglied am Preußischen Staatstheater. Endgültiger künstlerischer Durchbruch mit einer Reihe von Film-Komödien. Zusammen mit Hans Moser (mit dem er 24! Filme drehte) steht er für Die unruhigen Mädchen (1937), Opernball (1939), Wiener Blut (1942) sowie weiteren Filmen vor der Kamera. Der nuschelnde Moser und Lingen mit seiner prägnanten, näselnden Stimme sind beim Publikum sehr beliebt. Die vielen Angebote übernimmt er auch, um seine Familie zu schützen. Da Lingens Frau "Halbjüdin" ist, kann er nur mit einer Sondergenehmigung von Joseph Goebbels auftreten. Nach dem Debüt als Spielfilmregisseur mit Marguerite: 3 (1939) folgen 18 weitere Filme, z.B. die Operettenverfilmung Frau Luna (1941) oder Hauptsache glücklich (1941) mit Heinz Rühmann. Zudem hat sein eigenes Bühnenstück "Was wird hier gespielt?" (1939) im Berliner Staatstheater Premiere. Ein weiterer Erfolg ist das Stück "Johann" (1942).

Foto rechts: Theo Lingen in dem Lustspiel "Theophanes" von

Theo Lingen und Franz Gribitz am Renaissance-Theater, Berlin, 1950.

Foto: Abraham Pisarek, Aufn.-Nr.: df_pk_0000879_031
Eigentümer: SLUB / Deutsche Fotothek

Erlaubnis zur Veröffentlichung gestattet am 19. Mai 2017

 

 

Nach dem Krieg beantragt Theo Lingen die österreichischen Staatsbürgerschaft, weil er einen Neuanfang in der deutschen Filmproduktion aufgrund der wirtschaftliche Verhältnisse für schwierig hält. Er wählt Wien als ständigen Hauptwohnsitz. 

Im Privatleben gilt der Schauspieler als öffentlichkeitsscheu, still und ernst, dreht aber eine Vielzahl von Filmkomödien, bei denen er fast zu seiner eigenen Parodie zu werden drohte, wie z.B. Der Theodor im Fußballtor (1950), Die Feuerzangenbowle (1970), Tante Trude aus Buxtehude (1971) und die unsägliche Filmreihe Die Lümmel von der ersten Bank, die von 1967 bis 1972 gedreht wurden.

Theo Lingen starb am 10. November 1978 in einem Wiener Krankenhaus. 

Weitere Filme mit Theo Lingen sind auf der IMDb und bei Filmportal (+ umfangreiche biografische Angaben) zu finden.

 

(Quelle: Einige Informationen aus www.dhm.de/lemo und aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 5, S. 49-51 - mit Erlaubnis des Autors.)

    

 

 

 

 

3. Dezember (andere Quelle: 4.12.) - Albrecht Schönhals

geboren 7. März 1888

Schauspieler

Paradevertreter des Gentlemans der alten Schule im deutschen Tonfilm der 1930er-Jahre. Studium der Medizin bis 1914. Dann arbeitete er als Militärarzt bis 1920. Nebenbei konnte er bei Eduard von Winterstein Schauspielunterricht nehmen. Durch seine elegante und stattliche Erscheinung wurde er im Film immer wieder mit Rollen galanter Liebhaber besetzt. Als Fürst Woronzeff in dem gleichnamigen Film gab er 1934 an der Seite von Ufa-Star Brigitte Helm, sein Kino-Debüt. In den kommenden Jahren war der Mannheimer der soignierte Herr von Welt, der Industrielle, der Offizier, der Abenteurer und immer wieder der Mediziner wie in Arzt aus Leidenschaft (1935), einem seiner größten Filmerfolge. Seine Ablehnung, 1940 die Hauptrolle in dem antisemitischen Machwerk Jud Süß zu übernehmen, führte auf Veranlassung von Propagandaminister Goebbels zu einer Kaltstellung des Schauspielers im Film, und Schönhals verlagerte daraufhin sein Betätigungsfeld in Richtung Bühne. In den 1940er Jahren ließ er sich mit seiner Frau, der Schauspielerin Anneliese Born, auf dem Annenhof in Baden-Baden nieder. Nach dem Krieg arbeitete er einige Zeit am Städtischen Krankenhaus, um dann wieder zur Schauspielerei zurückzukehren. Zusammen mit seiner Frau trat er mehrfach erfolgreich am Baden-Badener Theater auf. Seine Aufgaben im bundesdeutschen Nachkriegsfilm variierten seine Vorkriegswerksrollen nur minimal, ab Mitte der 1950er-Jahre trat der Künstler auch häufig in Fernsehproduktionen (Titelrolle in dem ZDF-Film Onkel Wanja [1965, Regie: Peter Beauvais]) auf. Seine Abschiedsvorstellung im Kinofilm brachte dem hochbetagten Albrecht Schönhals noch einmal eine gewichtige, zentrale Rolle: Luchino Visconti besetzte ihn 1968 als Joachim von Essenbeck, den Patriarchen einer Krupp nachempfundenen Industriellen-Familie, in dem dramatischen Zeitbild Die Verdammten. 1972 versuchte Visconti, auch für seine Inszenierung Ludwig II. zu gewinnen, doch diesmal lehnte der mittlerweise 84jährige ab.

Einige Filme mit Albrecht Schönhals: (wird nachgetragen)

 

  

   

 

 

 

 

 

 

Weiter zu 1979

 

Layout: Rosemarie Kuheim
Bearbeitet: 14. Januar 2023

 

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Ich bedanke mich bei Herrn Dr. Kay Weniger, der mir erlaubt hat, Textstellen aus seinem "Personenlexikon des Films" für diese Chronik zu übernehmen.

Weiterhin enthält diese Chronik Informationen aus der Website HDG/LEMO (Haus der Geschichte/Lebendiges Museum Online) und aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.