In
einem Jahr mit 13 Monden 1978
Filmliste Rainer Werner Fassbinder
Inhalt "Der Film erzählt von den Begegnungen eines Menschen während der letzten 5 Tage seines Lebens und versucht, anhand dieser Begegnungen herauszufinden, ob die Entscheidung dieses einen Menschen, dem letzten dieser Tage, dem fünften also, keinen weiteren folgen zu lassen, abzulehnen, zu verstehen wenigstens oder vielleicht gar akzeptierbar ist. Der Film spielt in Frankfurt, einer Stadt, deren spezifische Struktur Biographien wie die geschilderte fast herausfordert, zumindest aber nicht als besonders ungewöhnlich erscheinen läßt. Frankfurt ist kein Ort des freundlichen Mittelmaßes, der Egalisierung von Gegensätzen, nicht friedlich, nicht modisch, nett, Frankfurt ist eine Stadt, wo man an jeder Straßenecke überall und ständig den allgemeinen gesellschaftlichen Widersprüchen begegnet, zumindest wenn man nicht gleich über sie stolpert, den Widersprüchen, an deren Verschleierung sonst allerorten recht erfolgreich gearbeitet worden ist. - Jedes 7. Jahr ist ein Jahr des Mondes. Besonders Menschen, deren Dasein hauptsächlich von ihren Gefühlen bestimmt ist, haben in diesen Mondjahren verstärkt unter Depressionen zu leiden, was gleichermaßen, nur etwas weniger ausgeprägt, auch für Jahre mit 13 Neumonden gilt. Und wenn ein Mondjahr gleichzeitig ein Jahr mit 13 Neumonden ist, kommt es oft zu persönlichen Katastrophen. Im 20. Jahrhundert sind es 6 Jahre, die von dieser gefährlichen Konstellation bestimmt sind - eines davon ist das Jahr 1978, davor waren es die Jahre 1908, 1929, 1943 und 1957. Nach 1978 wird das Jahr 1992 noch einmal das Leben vieler gefährden."
(Rainer
Werner Fassbinder zu seinem Film)
In einem Jahr mit 13 Neumonden sind, so Fassbinder, gefühlsbetonte Menschen besonders gefährdet. "Es kommt oft zu persönlichen Katastrophen". 1978 war so ein Jahr. Aus Liebe zum Bordellbesitzer und Grundstückspekulanten Anton hat sich Erwin einst zur Frau umoperieren lassen. Begleitet von der Roten Zora, einer gütigen Hure, streift sie durch ein unwirkliches, kaltes und brutales Frankfurt, während sie aus ihrem Leben erzählt: von der Kindheit des Knaben Erwin unter der Obhut von Nonnen, der Arbeit als Schlachter, von der Operation in Casablanca und davon, wie das alles in der Verzweiflung endete: Ein sensibles Wesen, das am Ende seiner Lebenskräfte angelangt ist, weil es auf der Suche nach Liebe auf nichts als Ablehnung, Kälte, Einsamkeit und Gewalt stiess. Dieser Film ist Fassbinders persönlichster, verarbeitet er doch darin den Selbstmord seines Freundes Armin Meier. Fassbinder führte hier zum erstem Mal - neben Regie, Buch und Schnitt - auch die Kamera. Einstellungen durch Türrahmen und Fenster, in und aus Spiegeln heraus versinnbildlichen den bedrängten Seelenzustand Elviras. Außergewöhnlich grell in ihrem harten Realismus und in der Expressivität an den Film noir gemahnend sind die Drehorte: Tiefgaragen, Spielhöllen, Hochhäuser.
(Xenix-Kino Zürich)
Eine private Bedeutung von Despair mag in seiner Parallelität zu In einem Jahr mit 13 Monden liegen, der ebenso wie Faustrecht der Freiheit Armin Meier gewidmet ist. Meier spielte den Sohn in Mutter Küsters' Fahrt zum Himmel und dann sich selbst in dem Beitrag, den Fassbinder zu Deutschland im Herbst beisteuerte. Im Mai 1978 wurde er in Fassbinders Apartment tot aufgefunden, wo er Selbstmord begangen hatte, nachdem er gehört hatte, dass Fassbinder die Beziehung beenden wollte. Fassbinder reagierte damit unmittelbar mit einem Film zum Gedenken an Armin, auch wenn hierdurch dessen Leben in einen Kontext gerückt wurde, das seinem plötzlichen Tod eine feste Bedeutung gab, nämlich Bestandteil zu werden von Fassbinders Welt. In einem Jahr mit 13 Monden beschreibt die letzten fünf Tage im Leben von Elvira (Volker Spengler), einem stämmigen Transsexuellen aus dem Arbeitermilieu, der früher einmal Erwin hieß. Sie zieht in Begleitung einer freundlichen Prostituierten, der Roten Zora (Ingrid Caven) durch die Straßen Frankfurts, auf der Suche nach alten Freunden und Geliebten. Unter diesen befindet sich auch der mächtige Immobilienspekulant Anton Saitz (Gottfried John), dem zuliebe Erwin die Geschlechtsumwandlung hatte vornehmen lassen. Erschöpft von den fortwährenden Erniedrigungen, schneidet sich Elvira schließlich die Pulsadern auf.
(Quelle: Thomas Elsaesser: "Rainer Werner Fassbinder", Bertz Verlag GbR, Berlin, 2001, Seite 461, Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 10. Oktober 2020
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Die Filmaushangfotos wurden mir freundlicherweise von Einhorn-Film zur Verfügung gestellt. |