Elisabeth Trissenaar
Schauspielerin
Elisabeth Trissenaar wurde am 13. April 1944 in Wien geboren. Sie starb am 14. Januar 2024 im Alter von 79 Jahren im Berliner Krankenhaus Charité.
Die Mutter war Gesangsstudentin und der Vater ein holländischer Arzt.
Nach der Schule absolvierte sie von 1962-64 ihre Ausbildung am Max Reinhardt-Seminar. Zu ihren Studienkollegen zählten unter anderen Martin Sperr und Franz Xaver Kroetz, Monica Bleibtreu und Libgart Schwarz und Ulrich Wildgruber. Sie gehörte seit den 1960er-Jahren zu den profiliertesten Theaterschauspielerinnen.
Die Schauspielerin gab ihr Debüt am Stadttheater Bern, zu dessen Ensemble sie von 1964-66 gehörte; hier spielte sie die Eve in Kleists "Der zerbrochene Krug", das Gretchen in Goethes "Faust", die Königin in Shakespeares "Richard II." und Thekla in Schillers "Wallenstein". Sie arbeitete weiterhin an verschiedenen Theatern, zum Beispiel an den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld (1966-68), hier sah man sie als Lady Milford in Schillers "Kabale und Liebe", in Spewack/Porters "Kiss me, Kate" und als Dona Proeza in Claudels "Der seidene Schuh" (das war die erste Regiearbeit mit Hans Neuenfels).
Weitere Rollen waren die Titelrolle in Ibsens "Hedda Gabler", die Sophie Barger in Brechts "Baal", die Regine in Ibsens "Gespenster", die Julie in Molnárs "Liliom" und die Titelrolle in Euripides' "Medea" (Regie jeweils Hans Neuenfels) bei den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main (1972-78). Im Burgtheater Wien war sie als Franziska in Wedekinds "Lulu" zu sehen (1979, R: Hans Neuenfels). An den Bühnen der Stadt Köln spielte sie 1979 unter Jürgen Flimm die Kunigunde in Kleists "Das Käthchen von Heilbronn".
In der Zeit von 1981-84 gehörte sie zum Ensemble des Staatl. Schauspielhauses Berlin, wo sie wieder mit Hans Neuenfels zusammen arbeitete, und zwar die Titelrollen in "Iphigenie auf Tauris" von Goethe, Kleists "Penthesilea"; sie war die Regine in Musils "Die Schwärmer" und Madame Irma in Genets "Der Balkon". 1985 stand sie an der Freien Volksbühne Berlin als Frau Rowan in Joyce' "Verbannte" mit Hermann Treusch auf der Bühne.
Kay Weniger schreibt in "Das große Personenlexikon des Films" über die Künstlerin: "Für diese Leistungen, die die Theaterbesessene als psychologisierende, mal chaplinesk-komische, mal homerisch-tragische Streifzüge in das verborgene Seeleninnerste leidenschaftlicher und emphatischer Frauenfiguren zelebrierte, erhielt die dunkelgelockte Künstlerin oft enthusiastische Kritiken. Die intensive Bühnenarbeit ließt Elisabeth Trissenaar kaum Zeit für Rollen in Film- und Fernsehproduktionen. Einem weiten Publikum wurde die Wienerin durch ihre Mitwirkung in Fassbinders TV-Inszenierung Bolwieser (1976) zum Begriff. Fassbinder gab ihr auch Rollen in zwei seiner Kinofilme (Die Ehe der Maria Braun und In einem Jahr mit dreizehn Monden) und besetze sie 1979 in der TV-Serie Berlin Alexanderplatz."
Bevor sie Fassbinder 1965 bei der Inszenierung von Handkes Die Unvernünftigen sterben aus in Frankfurt begegnete, arbeitete sie hauptsächlich mit ihrem Ehemann, dem Regisseur Hans Neuenfels zusammen (siehe oben). Mit der Darstellung der Hanni Bolwieser in Fassbinders Drama Bolwieser (nach einem Roman von Oskar Maria Graf) begann ihre Filmkarriere, die sie später auch mit Regisseuren wie Andrzej Wajda (Eine Liebe in Deutschland, 1983), Krzysztof Zanussi (Blaubart, 1983), Agnieszka Holland (Bittere Ernte, 1985), Doris Dörrie (Keiner liebt mich, 1994) zusammenbrachte. Klaus Maria Brandauer holte sie für die Thomas-Mann-Verfilmung Mario und der Zauberer (1993), bei Roland Suso Richter spielte sie in Die Bubi-Scholz-Story (1997) mit.
Weiterhin sah man sie in der Verfilmung Der Fall Franza in der Regie von Xaver Schwarzenberger (Hinweis aus Wikipedia: Der Fall Franza ist ein unvollendeter Roman von Ingeborg Bachmann, den sie 1966 abbrach. Im selben Jahr las die Autorin im NDR Hannover aus dem Werk. Ingeborg Bachmann hat in dem Fragment unter anderem ihre Reise durch Ägypten und Sudan im Frühjahr 1964 verarbeitet... Das Werk wurde 1986 von Xaver Schwarzenberger für das Fernsehen verfilmt. Elisabeth Trissenaar spielte die Franza und Gabriel Barylli ihren Bruder Martin. Das Drehbuch schrieb Rolf Basedow.)
Elisabeth Trissenaar
war Mitglied der Akademie der Darstellenden Künste und Mitglied der
Deutschen Filmakademie.
Das Ehepaar Trissenaar/Neuenfels hat einen Sohn: Benedict Neuenfels, geboren 1966, der ebenfalls in der Filmbranche tätig ist: als Kameramann (z.B. bei Die Fälscher, Anonyma - Eine Frau in Berlin), gelegentlich auch Produzent und Darsteller.
Einer ihrer letzten Kinofilme war 2014 der amüsante Episodenfilm Lügen und andere Wahrheiten in der Regie von Vanessa Joop; Inhalt:
(Quelle: Wikipedia. Einige Informationen sind aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 8, S. 55/56 - mit Erlaubnis des Autors - entnommen)
Elisabeth Trissenaar in „La finta giardiniera – Die Pforten der Liebe“ in Berlin
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Mozart-Oper mit dem neugefassten Libretto von Hans Neuenfels
Weitere Filme mit Elisabeth Trissenaar (Auswahl)
Dorothea Merz (Rolle: Bella), 1975, Regie Peter Beauvais
Bolwieser (Rolle: Hanni Bolwieser), 1976, Regie R. W. Fassbinder Der Bahnhofsvorstand Xaver Bolwieser (Kurt Raab), ein Mann Mitte dreißig, hat mit der »appetitlichen« Tochter eines reichen Brauereibesitzers (Gustl Bayrhammer) eine gute Partie gemacht. Der frisch gebackene Ehemann schaut mit »gieriger Zuversicht« in die Zukunft. Er fühlt sich als Sieger und wird von seiner Frau in diesem Gefühl bestärkt. Sein Abstieg erwächst nicht aus den politischen Unruhen, die im Hintergrund immer wieder anklingen, sondern aus den banalen Lügen des Alltags, dem dumpfen Sexus, dem Geschlechterkampf, dem Eheleben. Der Niedergang vollzieht sich schließlich durch einen Meineid, den Bolwieser unaufgefordert vor Gericht leistet. Er versucht damit vergeblich eine heile Ehewelt und die Treue seiner Gattin zu beschwören. Am Ende verliert er seine Beamtenstelle und wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt; seine Frau lässt sich von ihm scheiden. Nach der Entlassung fristet er ein Leben als Fährmann, in dem er demütig mit seiner Umgebung verschmilzt. (Quelle: Buchbeschreibung des Romans von Oskar Maria Graf)
Das andere Lächeln (Rolle: Ellen), 1977, Regie Robert van Ackeren
Das Ende einer Karriere (Rolle: Karla), 1977, Regie Christa Maar
Foto links: E. Trissenaar in der o.g. Derrick-Folge, ©ZDF
In einem Jahr mit dreizehn Monden (Rolle: Irene), 1978, Regie R. W. Fassbinder In einem Jahr mit 13 Neumonden sind, so Fassbinder, gefühlsbetonte Menschen besonders gefährdet. "Es kommt oft zu persönlichen Katastrophen". 1978 war so ein Jahr. Aus Liebe zum Bordellbesitzer und Grundstückspekulanten Anton hat sich Erwin einst zur Frau umoperieren lassen. Begleitet von der Roten Zora, einer gütigen Hure, streift sie durch ein unwirkliches, kaltes und brutales Frankfurt, während sie aus ihrem Leben erzählt: von der Kindheit des Knaben Erwin unter der Obhut von Nonnen, der Arbeit als Schlachter, von der Operation in Casablanca und davon, wie das alles in der Verzweiflung endete: Ein sensibles Wesen, das am Ende seiner Lebenskräfte angelangt ist, weil es auf der Suche nach Liebe auf nichts als Ablehnung, Kälte, Einsamkeit und Gewalt stieß. --- Dieser Film ist Fassbinders persönlichster, verarbeitet er doch darin den Selbstmord seines Freundes Armin Meier. (Quelle: Kino Xenix)
Die Ehe der Maria Braun (Rolle: Betti), 1978, Regie: R. W. Fassbinder
Erloschene Zeiten (Rolle: Alma Mahler), 1986, Regie: Krzyszstof Zanussi Darsteller: Mathieu Carriere (Stefan Zweig), Markus Vogelbacher (Adolf Hitler), Krzysztof Zanussi (Interviewer)
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (Rolle: Mama), 1978, Regie Ilse Hofmann
Deutschland
1933: dieses Jahr ist das Ende der Weimarer Republik und Anfang einer totalen
Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten - Beginn einer brutalen, mörderischen
Verfolgung politisch Andersdenkender. Annas Vater, einer der bekanntesten, berühmten
jüdischen Schriftsteller in der Weltstadt Berlin, erkennt früh genug die
Gefahren und kann sich mit seiner Familie ins Ausland retten. Über Zürich und
Paris fliehen Anna, Max und die Eltern vor den Nazi-Häschern. Auf den Kopf des
Vaters haben Hitlers Gefolgsleute eine Prämie ausgesetzt.
Die Reinheit des Herzens (Rolle: Lis), 1979, Regie Robert van Ackeren
Die Familie oder Schroffenstein (Drehbuch: Elisabeth Trissenaar), 1983, Regie Hans Neuenfels Die verwandten Adelsfamilien der Rossitz und der Warwands belauern sich argwöhnisch und hasserfüllt seit ein Erbvertrag festlegt, dass die gesamten Güter jeweils der überlebenden Linie zufallen sollen. Misstrauen und Rachegefühle beherrschen die Familien. Erst als die sich liebenden Kinder Ottokar und Agnes vom jeweiligen Vater - durch einen Kleidertausch - irrtümlich niedergestochen in ihrem Blute liegen, bemerken die Altvorderen den Irrsinn ihrer Wahnvorstellungen. (Quelle: Ziegler-Film)
Das Gehirn zu Pferde Der Film schildert nicht die historische Person August Strindberg. Er untersucht vielmehr das "Strindbergianische", jenen Begriff, der den Schriftsteller zum Experten der Frau-Mann-Beziehung in unserem Jahrhundert werden ließ, und der für die Unvereinbarkeit der Geschlechter steht, für ihre Qual, ihre Eifersucht, ihre Verzweiflung, ihre Öde, ihre Einsamkeit und den Trieb. Der Film kommt zu anderen Ergebnissen als zu den bislang vorliegenden. Die Kluft zwischen den Geschlechtern war deswegen nie größer als bei Strindberg, bei seiner Person wie in seinem Werk, weil seine Betrachtung ausschließlich dem eigenen, dem Mannbild galt. Das Frauenbild ließ er unberührt. Er benötigte die Rolle der Frau, die historisch-fixierte, als Konstante, um die eigene Situation genauer und sicherer dagegen abzugrenzen. Strindbergs Leben und sein Werk sind eine Rechnung mit einer Unbekannten: Frau. Das Verdienst Strindbergs ist es, das Klischee " Mann" zertrümmert zu haben - aber auf Kosten der Frau. (Quelle: Ziegler-Film)
Marleneken (Rolle: junge Carla), 1990, Regie Karin Brandauer
Die Bubi Scholz-Story (Rolle: Renate, alt), 1997, Regie Roland Suso Richter
Der Hauptmann von Köpenick (Rolle: Mathilde Obermüller), 1997, Regie Frank Beyer
Kalt ist der Abendhauch (Rolle: Charlottes Mutter), 1999, Regie Rainer Kaufmann Charlotte erwartet Hugo, die Liebe ihres Lebens, und erinnert sich dabei an ihre bewegte Vergangenheit: Schon 60 Jahre zuvor und als Teenager war die Tochter eines Schuhhändlers in Hugo verliebt. Der aber heiratete in den 1930er-Jahren ihre Schwester Ida. Charlotte beschied sich derweil mit dem langweiligen Bernhard. Als wären die Zeiten nicht schlimm genug, wird die Familie von Schicksalsschlägen gebeutelt – Charlottes jüngerer Bruder Albert begeht Selbstmord, der ältere Ernst-Ludwig schlägt sich auf die Seite der Nazis, was zum Konflikt mit Hugo führt. Als der Krieg beginnt, trennen sich ihre Wege: Bernhard muss an die Front und auch Hugo, in dessen Beziehung zu Ida es ohnehin schwer kriselt, entkommt diesem Schicksal nicht. Beim Abschied von Charlotte erkennen beide, dass sie sich noch immer zueinander hingezogen fühlen. Als nach dem Krieg nur Hugo zurückkehrt, schlüpft er bei Charlotte unter. Doch dem Liebespaar stehen noch schwere Prüfungen bevor … (Text: BR Fernsehen) Darsteller: Fritzi Haberland, August Diehl, Fabian Busch, Gisela Trowe, Ingo Naujoks, E. Trissenaar, Andre Hennicke, Vadim Glowna u.a.
Die Tote vom Deich (Rolle: Anke Timmann), 2005, Regie Matti Geschonneck Im Watt, hinter dem Husumer Deich, wird eine ermordete junge Frau gefunden. Die BKA-Zielfahnderin Lona Vogt (Christiane Paul) ist sicher, dass auch hier der gefährliche Killer Manuel Bove, dem ihr Team ganz dicht auf den Fersen ist, der gesuchte Täter ist. Ihr Freund und Kollege Simon wird bei der folgenden Festnahme des Mörders getötet. Doch dann mehren sich für Lona plötzlich irritierende Anzeichen, die bei ihr den begründeten Verdacht nähren, dass diese Tote doch nicht auf das Konto des gefassten Mörders gehen kann. Die gefährliche Spur, der die beurlaubte Zielfahnderin auf eigene Faust folgt, führt sie mitten hinein in das Herz der grauen Stadt am Nordseestrand, hinein in lang gehütete, schreckliche Familiengeheimnisse... (Quelle: ZDF-Pressetext)
So glücklich war ich noch nie (Rolle: Fritzi), 2009, Regie Alexander Adolph
Die Geschichte vom Brandner Kaspar (Rolle: Sophie), 2008, Regie Joseph Vilsmaier
Layout:
Rosemarie Kuheim
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