Joseph Vilsmaier Regisseur - Drehbuchautor - Kameramann
Geboren am 24. Januar 1939 in München.
Gestorben am 11. Februar 2020.
Durch Krieg und Gefangenschaft des Vaters wurde er von der Mutter allein erzogen.
Von 1953 - 1961 Ausbildung bei Arnold & Richter (ARRI) im Kopierwerk und in der Kameratechnik. Zeitgleich Studium der Musik am Münchner Konvervatorium.
Nach einem Angebot von der Bavaria Film wurde er Kameraassistent. Einsatz bei Fritz Umgelters Wie eine Träne im Ozean, 1969, als Kameraassistent bei Gernot Roll. Freischaffendes Arbeiten ab 1978.
Bei vielen Fernsehproduktionen Kameraführung, z.B. bei Rote Erde oder Das blaue Palais, Fallstudien, auch bei einigen Tatort-Episoden, z.B. Fortuna III oder Acht Jahre später. Dreht auch eigene Werbe- und Dokumentarfilme.
Joseph Vilsmaier kauft die Rechte an Anna Wimschneiders Roman Herbstmilch, noch bevor das Buch ein Bestseller wird, lässt sich von Peter Steinbach das Drehbuch dazu schreiben und landet 1988 mit diesem bäuerlichen Lebenslauf einen Kinoerfolg, obwohl dieser Film eigentlich als TV-Zweiteiler geplant war. Er übernimmt Regie, führt die Kamera und seine Ehefrau, Dana Vávrová, die er bei den Dreharbeiten zu Ein Stück Himmel kennen lernte, spielt die Hauptrolle. Dieser für alle überraschende Kinokassenhit wird mit dem Deutschen Filmpreis und dem Bayerischen Filmpreis belohnt. (Zum Film Ein Stück Himmel hier eine Kritik im "Spiegel" vom 19.04.1982 mit dem Titel "Holocaust mit Kinderaugen")
Mit Dana Vávrová (die leider am 5. Februar 2009 an einer Krebserkrankung gestorben ist), war Vilsmaier seit 1986 in zweiter Ehe verheiratet, gemeinsam hat das Paar drei Töchter. Der Erfolg von Herbstmilch öffnete Joseph Vilsmaier den Weg zu größeren Produktionen, z.B. inszenierte er 1993 mit einem Etat von 20 Millionen Mark das Kriegsdrama Stalingrad. Von der Kritik nicht besonders verwöhnt, erreichte der Film über ein unvergessenes nationales Trauma deutlich über eine Million Besucher. Erfolgreich waren auch seine Leinwandversion von Erich Kästners Jugendklassiker Das doppelte Lottchen sowie die Literaturverfilmung Schlafes Bruder. Bei diesem Film war ich u.a. auch von der Kameraarbeit sehr beeindruckt; die Fahrt über die schneebedeckten Berge war sehr imposant.
Zweifelsfrei war der vorläufige Höhepunkt in Vilsmaiers Karriere der 1997 gedrehte Film Comedian Harmonists über das legendäre Vokal-Ensemble der 1920er- und 1930er-Jahre: Fast drei Millionen Kinogänger waren begeistert von dem Musikfilm mit authentisch erzählter Zeitgeschichte aus Deutschlands dunkelstem Kapitel. Er ist bis heute einer meiner Lieblingsfilme.
Obwohl jede kleinste Rolle gut besetzt war, folgte 1999 ein Desaster. Der 18 Millionen Mark teure Film, bei dem Vilsmaier ausführender Produzent war, Marlene, misslang völlig und wurde von der Kritik sowieso und auch vom Publikum kaum an- und wahrgenommen. Danach folgten die Filme Leo und Claire, Der Bergkristall und Der letzte Zug. 2008 drehte Joseph Vilsmaier eine Auftragsproduktion für das ZDF, den Zweiteiler Die Gustloff, ein Film über die Schiffskatastrophe in der Ostsee 1945.
Das neueste Projekt war die Tragikomödie Die Geschichte vom Brandner Kaspar, bisher bereits 1 Million Zuschauer.
Der Kinofilm Nanga Parbat wird von Senator-Film so beschrieben: "Die Brüder Reinhold und Günther Messner setzen sich als Kinder das Ziel, irgendwann den Nanga Parbat, den über 8.000 Meter hohen "nackten Berg" im Himalaya, zu besteigen. Im Jahre 1970 ist es für die damals 23 und 25 Jahre alten Brüder dann soweit. Unter der Führung des Expeditionsleiters Dr. Karl Maria Herrligkoffer (Karl Markovics) will eine Elite internationaler Bergsteiger den Gipfel erobern. Die Route führt über die legendäre Rupalwand, die höchste Steilwand der Erde. Nach einer Schlechtwetterwarnung entscheidet sich Reinhold (Florian Stetter) den Gipfel alleine zu erreichen. Günther (Andreas Tobias), der weniger Erfahrung besitzt, folgt seinem älteren Bruder. Doch er wird höhenkrank und mit dem Abstieg beginnt der Kampf ums Überleben. Nur Reinhold kehrt lebend ins Tal zurück". Einen Tag nach dem Kinostart am 5. November 2010 erhält der Regisseur den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerk.
Inhalt des Zweiteilers: "Die deutsche Journalistin Katherina Wagner (Katharina Böhm) reist mit ihrem achtjährigen Sohn Nikolai (Emil Kafitz) nach St. Petersburg. Sie will das Grab ihres Mannes besuchen, eines russischen Journalisten, der sich unter ungeklärten Umständen das Leben nahm. In der U-Bahn läuft der Junge voraus und verschwindet spurlos. Katherina ist geschockt." (Quelle: weiterlesen bei Prisma)
Gelesen in der Tiroler Tageszeitung (Online-Ausgabe) am 8. Februar 2012: Für seine besonderen Verdienste um das Filmland Tirol ist Regisseur Vilsmaier mit dem "Cine Tirol Award 2011" ausgezeichnet worden. Johannes Köck, Cine Tirol-Leiter, würdigte Joseph Vilsmaier mit den Worten: "Er ist ein begeisterter Bildermacher, ein begnadeter Geschichtenerzähler und unglaublicher Menschenkenner, der es wie kaum ein zweiter vermag, Menschen für seine Geschichten zu gewinnen und zu begeistern". (Quelle: www.tt.com)
Im November 2014 wurde J. Vilsmaier eine besondere Ehrung zuteil. Für sein Wirken um den deutschen Film und sein Engagement im Hochschulrat der Hochschule für Fernsehen und Film in München wurde ihm die "Bayerische Verfassungsmedaille" verliehen.
Am 30. Januar 2015 lief in den österreichischen Kinos ein neuer Dokumentarfilm mit dem Titel Österreich - oben und unten an, wobei die Filmmusik von Hubert von Goisern stammt. Ein weiterer Dokumentarfilm mit dem Titel Bayern sagenhaft kam 2017 in die Kinos. Hier ist ein Trailer zu sehen.
Außerdem war J. Vilsmaier Ko-Produzent bei dem Schweizer Kinofilm Marie Curie, der von der Regisseurin Marie Noëlle 2016 in Szene gesetzt wurde.
Layout:
Rosemarie Kuheim
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