Frank Beyer
Regisseur - Drehbuchautor
Geboren am 26. Mai 1932 in Nobitz (Thüringen). Gestorben am 1. Oktober 2006 in Berlin.
1950 Abitur, Kreissekretär des Kulturbundes in Altenburg (Thüringen), dann Dramaturg und Regieassistent am Kreistheater Crimmitschau (Sachsen). Ab 1952 Regiestudium an der Filmhochschule Prag, Abschlussfilm Zwei Mütter (1957). 1955 - 1956 Regieassistent bei Hans Müller und Kurt Maetzig, 1958 bis 1966 Regisseur im Defa-Studo für Spielfilme. 1967 - 1968 Regisseur am Staatstheater Dresden.
1969 - 1989
vorwiegend Regisseur beim Fernsehen der DDR.
Beyer war einer der wichtigsten
Regisseure der ehemaligen DDR wie der Bundesrepublik heute.
Frank Beyer griff in seinen Filmen immer wieder Themen deutscher Geschichte auf, vor allem auch das Thema Nationalsozialismus. Unter anderem verfilmte er 1962 den Roman von Bruno Apitz Nackt unter Wölfen, der eine dramatische Schilderung der letzten Wochen des Konzentrationslagers Buchenwald zeigt. Der Regisseur erhielt hier den Nationalpreis der DDR 1. Klasse. Sein spannender Abenteuerfilm Fünf Patronenhülsen (1959) thematisiert die internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkrieges. Um Widerstand und Anpassung der Menschen geht es in dem 1961 gedrehten Film Königskinder. Dann folgte Karbid und Sauerampfer mit Erwin Geschonneck, eine der besten DEFA-Komödien.
1966 ist allem Anschein nach die Filmkarriere beendet, weil Beyer den Film Spur der Steine nach dem Roman von Erik Neutsch dreht, der zwar beim Publikum sehr gut ankam, aber von der SED-Führung abgelehnt wurde. Der Film landete nach nur sieben Tagen im "Giftschrank" und wurde erst 23 später wieder zum Vorschein geholt. Da Beyer vorerst verboten wurde, Filme zu drehen, ging er als Regisseur an verschiedene Theater in Dresden, Berlin und Görlitz.
Für das Fernsehen drehte er 1969/70 die fünfteilige Dokumentation Rottenknechte über den im Mai 1945 gescheiterten Matrosenaufstand. 1974 folgte endlich wieder ein Kinofilm nach dem Roman von Jurek Becker: Jakob, der Lügner, der auch prompt auf der Berlinale einen Silbernen Bären und sogar eine OSCAR-Nominierung erhielt.
Wie bei so vielen anderen Künstlern in der DDR kam es 1976 erneut zu Problemen zwischen Beyer und der SED, weil er eine Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieben hatte. Beyer wurde aus der SED ausgeschlossen und seine Möglichkeiten als Regisseur in der DDR daraufhin eingeschränkt. Er erhielt allerdings eine Arbeitserlaubnis für Westdeutschland. 1977 folgt Das Versteck mit Manfred Krug und Jutta Hoffmann, eine originell spaßige Beziehungskomödie, die durch die Wolf Biermann-Resolution erst verspätet in die Kinos kommt und in der DDR verboten wurde. 1978 führte der TV-Film Geschlossene Gesellschaft wiederum zu beruflichen Problemen für den Regisseur, da der Film sich intensiv mit einer Zustandsbeschreibung der DDR-Verhältnisse auseinandersetzte. Der Film wurde spätabends - damit ihn wohlmöglich niemand sah, sehr spätabends - im Fernsehen gezeigt. 1981 entstand der Film Der König und sein Narr, ein Stück preußischer Geschichte. Danach Die zweite Haut mit Hilmar Thate und Angelica Domröse.
Eine Familiengeschichte nach der deutschen Einheit ist der Film Das große Fest (1992). Mit Das letzte U-Boot wurde 1992 noch einmal ein Kriegsthema bearbeitet. Beeindruckend, beklemmend und doch hoffnungsvoll zeigt der Film Nikolaikirche von 1995 die Geschichte einer Leipziger Funktionärsfamilie, die an den letzten beiden Jahren des Bestehens der DDR zerbricht. Der Film entstand als zweiteilige Fernseh-Produktion, weiterhin gibt es noch eine verkürzte Kinofassung, die vom Regisseur selbst erstellt wurde.
Von 1956 bis 1965 war Beyer mit der Maskenbildnerin Lydia Albrecht verheiratet (aus dieser Beziehung stammt die Tochter Elke), von 1969 bis 1975 mit der Schauspielerin Renate Blume (aus der zweiten Ehe stammt der Sohn Alexander). Zum dritten Mal war Beyer ab 1985 mit der Fernsehansagerin Monika Unferferth verheiratet; diese Ehe wurde ebenfalls geschieden. Nach der Wende lernte er Karin Kiwus kennen, eine (west)deutsche Lyrikerin. Mit ihr lebte er bis zu seinem Tode am 1. Oktober 2006 zusammen.
Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin, wo auch Adolf Dresen und Arnold Zweig ihre letzte Ruhe fanden.
2011 erhielt Frank Beyer einen Stern auf dem "Boulevard der Stars". (rk)
Auszeichnungen für Frank Beyer (auszugsweise): 1961: Heinrich-Greif-Preis 1. Klasse für Fünf Patronenhülsen im Kollektiv 1962: Internationales Filmfestival Karlovy Vary: Anerkennungsmedaille für Königskinder 1963: Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Nackt unter Wölfen im Kollektiv 1963: Internationales Filmfestival Moskau: Silberner Preis (Beste Regie) für Nackt unter Wölfen 1965: Cineparade Melbourne: Ehrendiplom für Nackt unter Wölfen 1975: Nationalpreis der DDR 2. Klasse für Jakob der Lügner im Kollektiv 1977: Oscar-Nominierung (Bester ausländischer Film) für Jakob der Lügner 1979: Deutscher Kritikerpreis für Das Versteck 1984: Kritikerpreis der DDR (Bester Film des Jahres 1983) für Der Aufenthalt 1984: Heinrich Greif Preis für Der Aufenthalt im Kollektiv 1984: Großer Preis, Regiepreis und Publikumspreis „Großer Steiger“ beim 3. Nationalen Spielfilmfestival der DDR für Der Aufenthalt 1990: Berlinale Kamera auf der Berlinale 1990 1991: Filmband in Gold des Deutschen Filmpreises für sein Lebenswerk 1991: Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für Ende der Unschuld 1996: Für den Film Nikolaikirche: DAG-Fernsehpreis in Silber 1996 an Erich Loest, Frank Beyer und Eberhard Görner für ihr Buch 1996: Für den Film Nikolaikirche: The Golden Chest Grand Prix 1996 an Frank Beyer und Erich Loest 1996: Für den Film Nikolaikirche: Intern. Kino-Filmfestival Pescara Goldener Delphin 1996 für bestes Drehbuch an Erich Loest 1996: Für den Film Nikolaikirche: Goldene Pyramide für bestes Drehbuch an die Autoren Erich Loest, Frank Beyer und Eberhard Görner beim 20. Internationalen Filmfestival von Kairo 1996 1999: Adolf-Grimme-Preis für den Film Abgehauen 2002: Goldener Ochse – Ehrenpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern 2011: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
Layout:
Rosemarie Kuheim |