Die Ehe der Maria Braun

1978

 

Filmliste Rainer Werner Fassbinder

  

  

   

    

Regie

Rainer Werner Fassbinder

Drehbuch

Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich, n. e. Idee von R.W. Fassbinder  

Produktion

Albatros mit Trio-Film (Michael Fengler) / WDR (Volker Canaris)

Ausstattung

Helga Ballhaus

Kamera

Michael Ballhaus (Es war seine letzte Kameraarbeit mit Fassbinder)

Musik

Peer Raben

FSK

ab 12 Jahre

Länge

120 Minuten

Sonstiges

Der Film ist Peter Zadek gewidmet.

Filmbeschreibung

www.filmportal.de 

www.cms.goethe.de 

www.fassbinderfoundation.de

Ur-/Erstaufführung

Intern. Filmfestspiele Berlin am 20.2.79; TV-Ausstrahlung 13.1.1985 / ARD

Genre

Melodram

  

 

Darsteller

Rolle

Hanna Schygulla

Maria Braun

Klaus Löwitsch

Hermann Braun

Ivan Desny

Oswald

Gottfried John

Willi

Gisela Uhlen

Mutter

Günter Lamprecht

Wetzel

George Byrd

Bill

Elisabeth Trissenaar

Betti

Isolde Barth

Vevi

Peter Berling

Bronski

Sonja Neudorfer

Rotkreuzschwester

Lieselotte Eder

Frau Ehmke

Volker Spengler

Schaffner

Karl-Heinz von Hassel

Staatsanwalt

Christine Hopf-de-Loup

Notarin

Dr. Horst Dieter Klock

Mann im Auto

Michael Ballhaus

Anwalt

Hark Bohm

Senkenberg

Rainer Werner Fassbinder

Händler

Bruce Low

Ami auf der Konferenz

Claus Holm

Arzt

Günter Kaufmann

Ami im Zug

Anton Schirsner

Opa Berger

Hannes Kaetner

Standesbeamter

Martin Häusler

Reporter

Norbert Scherer

Wärter I

Rolf Bührmann

Wärter II

Arthur Glogau

Wärter III

      

           

 

Inhalt

 

Mit dieser grandiosen Bestandesaufnahme der Kriegsjahre und der Zeit unmittelbar danach eröffnet RWF die Tetralogie von Frauenfilmen, die mit Lili Marleen, Lola und Veronika Voss fortgesetzt wird. Einmal mehr handelt er die "Ausbeutbarkeit der Gefühle" ab. Marias Mann Herbert kehrt nach dem Krieg nicht nach Hause zurück, aber sie glaubt fest daran, dass er noch lebt. Sie arbeitet in einer Bar für amerikanische GIs, doch als Herbert zurückkehrt und sie mit einem Liebhaber erwischt, erschlägt sie den Soldaten, um ihre Liebe zu ihrem Mann zu beweisen. Dieser geht an ihrer Stelle ins Gefängnis. Maria verschiebt das Leben auf später und macht Karriere. Und als Herbert entlassen wird, ist das Wirtschaftswunder da und Deutschland wieder wer.

 

(Quelle: Kino Xenix)

     

   

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Szenefoto 2 (Quelle: Einhorn-Film)Der Krieg war zu Ende. Nun ging es darum, auch den Frieden zu überleben. Maria und Hermann Braun werden während des 2. Weltkrieges getraut. Einen halben Tag und eine Nacht sind sie zusammen, dann muss Hermann an die Ostfront zurück. 1945, bei Kriegsende, ist er in Russland vermisst. Außer Maria glaubt niemand, dass Hermann noch lebt.

   

Selbst wenn Maria auf dem schwarzen Markt die notwendigsten Dinge für sich und ihre Mutter ertauscht, trägt sie ein Schild mit Hermanns Foto um den Hals: Sie hofft, heimkehrende Soldaten können ihr Auskunft über sein Schicksal geben. Die Hoffnung gibt ihr Mut: In einer Bar, die für Deutsche verboten ist und lediglich für GI's gestattet ist, arbeitet Maria als Animierdame und begegnet dem Neger Bill. Sie lernt Englisch. Maria wird schwanger. Bettis Mann, der aus der Gefangenschaft zurückkommt, bringt die Nachricht von Herrmanns Tod. Doch eines Abends stehSzenefoto 1 (Quelle: Einhorn-Film)t der Vermisste vor der Tür. Als er sie in Bills Umarmung sieht, schlägt er auf sie ein. Bill gelingt es mühelos, den geschwächten Heimkehrer abzudrängen; doch die ertappte Maria erträgt Hermanns demütigende Situation nicht: Mit einer Flasche, die sie vom Tisch nimmt, schlägt sie Bill über den Kopf. Er wird an der Verletzung sterben. Vor dem Staatsanwalt nimmt Hermann die Schuld an Bills Tod auf sich: Nicht Maria sondern er habe zugeschlagen. Er wird verurteilt. Maria erleidet einen Abgang.

  

Auf der Rückreise von einem befreundeten, auf dem Lande lebenden Arzt, lernt sie im Zug den Textilfabrikanten Karl Oswald kennen, der nach Kriegsende aus dem Ausland zurückgekehrt ist, um seine Fabrik wieder zu übernehmen. Maria wird seine Sekretärin, seine Assistentin und Vertraute. Ehe Oswald versucht, sie auch zu seiner Geliebten zu machen, kommt sie ihm zuvor: "Ich möchte nicht, dass Sie denken, Sie haben was mit mir. Denn Wahrheit ist, dass ich etwas mit Ihnen habe." Maria liebt klare Verhältnisse, und so erfährt auch Hermann von Oswald. Maria hat Erfolg. Sie bezieht ein Einfamilienhaus. Alleine, auch wenn Oswald ihr gerne einen Heiratsantrag machen würde.

    

Als Hermann aus dem Zuchthaus entlassen werden soll, kommt Maria knapp zu spät, um ihn abzuholen. Er ist schon weg und hat lediglich einen Brief hinterlassen: "Weil ich dich liebe, brauch ich ein eigenes Leben. Wenn ich es habe, werde ich  wiederkommen und dich fragen, ob du meine Frau sein willst." Einige Jahre später, 1954, kommt Hermann tatsächlich zurück. Maria ist alleine; Oswald, der schon lange wusste, dass er todkrank ist, ist ins Ausland verschwunden und dort gestorben. In seinem Testament, das Maria und Hermann in ihrem Haus von einer aus Frankreich angereisten Notarin verlesen wird, setzt er sie zur Haupterbin seines Vermögens ein. Die Erbschaft freilich werden sie nicht mehr antreten können.

 

(Quelle: Broschüre ARD Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe Januar - März 1985, Seite 52)

 

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Als der Sturm um Der Müll, die Stadt und der Tod losbrach, hatte Fassbinder Die Ehe der Maria Braun, nach einem Drehbuch des Produzenten Peter Märthesheimer und dessen Frau Pea Fröhlich, bereits abgedreht. Es wurde sein national und international erfolgreicher Film und der bekannte Teil der BRD-Trilogie, deren weitere Teile Lola und Die Sehnsucht der Veronika Voss sind. Für sich allein betrachtet erzählt der Film die Geschichte einer self-made woman (Hanna Schygulla), deren ökonomischer Erfolg mit der westdeutschen Entwicklung zwischen 1945 und 1954 einhergeht. Auf einer Ebene liegt das Geheimnis ihres Erfolges darin begründet, dass sie Männer auf eine Weise ausbeutet wie normalerweise Frauen von Männern ausgebeutet werden. Es sind zwei Prinzipien, die Maria aktivieren: Die Fähigkeit des 'Doppelagenten', die die Frauen in der Welt des Patriarchats erwerben müssen, scheinen sich auch in ökonomischen Kämpfen als nützlich zu erweisen. Zweitens verleiht die Liebe zu ihrem Ehemann (Klaus Löwitsch), so tief sie auch sein mag, ihr Stärke nur, solange sie unerfüllt bleibt. Das Perverse an diesen Maximen wird erst im Verlauf der Geschichte offenbar: Als Kriegsbraut wartet sie vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes von der Front, und obwohl sie Bill (George Byrd), den GI, der sie mit Zigarette und Nylons versorgt, mag, zögert sie nicht, ihn zu töten, als es darum geht, ihre Liebe zu Hermann zu beweisen.

Ähnliches gilt in Hinsicht auf ihren Chef und Gönner Oswald (Ivan Desny), der zwar mit Maria schlafen, sie aber nicht lieben darf. Es ist eher die Selbstdisziplin einer erbarmungslosen Doppelexistenz von Leib und Seele als eine Trennung von Leib und Seele, worauf Marias Erfolg gründet. Wenn Liebe und Sex am Schluss, als der Ehemann zurückkehrt, zueinanderfinden, kommen die beiden Drähte in Kontakt, und Maria sprengt sich und Hermann versehentlich in die Luft, ironischerweise just in dem Augenblick, als die Bundesrepublik Fußballweltmeister wird und man sich wieder als "Nation" fühlt.

Die Ehe der Maria Braun festigt den Ruf von Hanna Schygulla als ideale Schauspielerin für Fassbinder und gab Stil und Tonfall einer Reihe von Filmen zur deutschen Geschichte vor, die zum Teil auch im Ausland bekannt wurden und die gleichfalls starke Frauenfiguren in den Mittelpunkt rückten, wie Deutschland, bleiche Mutter (1980; Regie: Helma Sanders-Brahms) und Heimat (1980-84; Regie: Edgar Reitz). Andere blieben aufs deutsche Publikum beschränkt, wie Malou (1979; Regie: Jeanine Meerapfel), worin Ingrid Caven, regelmäßig Fassbinder-Schauspielerin und dessen E-Frau, die Hauptrolle spielte, gemeinsam mit Ivan Desny, dem Industriellen Oswald aus Die Ehe der Maria Braun.

 

(Quelle: Thomas Elsaesser: "Rainer Werner Fassbinder", Bertz Verlag GbR, Berlin, 2001, Seiten 463-464, Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)

 

  

  

Die Ehe der Maria Braun beruht auf einer zehn Jahre alten Idee Fassbinders, und die Hauptrolle hatte eigentlich Romy Schneider spielen sollen. Fassbinder träumte schon lange davon, mir ihr zusammenzuarbeiten. Aber das Thema des Films - dass Träume ihren Glanz verlieren, wenn sie verwirklicht werden - machte sich auch im Verhältnis Fassbinder / Romy Schneider geltend, weshalb er sich für seinen ehemaligen Star Hanna Schygulla entschied, mit der er in den fünf Jahren seit Fontane Effi Briest nicht mehr gefilmt hatte.

Hanna Schygulla hatte Fassbinders Auffassung von Effi Briest nicht gefallen. Effi war ihr als zu schwach erschienen, den Männern gegenüber zu nachgiebig, zu statisch und passiv. Jetzt gibt Fassbinder ihr eine Rolle, die ausdrücklich das Gegenteil von Effi Briest ist. Als Maria Braun darf sie eine tatkräftige, selbstbewusste und selbstständige Frau spielen - die trotzdem wie die arme Effi endet.

Die Ehe der Maria Braun wurde, die Fontane Effi Briest, ein großer Publikumserfolg, aber im Gegensatz zu Fontane Effi Briest ist der Film eigentlich auch darauf angelegt. Fassbinder erzählt seine Geschichte diesmal viel volkstümlicher, im selben Erzählstil, den er in Acht Stunden sind kein Tag und Angst essen Seele auf praktiziert hatte. Es ist der Struktur gelegentlich anzumerken, dass Fassbinder sich mehr auf seine Routine verließ und weniger an dieser Art des Erzählens interessiert war. (ff)

 

(Quelle: Christian Braad Thomsen: "Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk eines maßlosen Genies", Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Hamburg, 1993, Seite 354, Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)

  

   

  

     

  

  

    

  

  

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 10. Oktober 2020

  

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Die Filmaushangfotos wurden mir freundlicherweise von Einhorn-Film zur Verfügung gestellt.