Malou 1981
Inhalt Malou spielt in Berlin, in Straßburg, in einem kleinen Ort in Süddeutschland, in Amsterdam und Buenos Aires. Es ist die Geschichte zweier Frauen, Malou und Hannah, Mutter und Tochter.
Hannah, etwa 30 Jahre alt, mit Martin, einem Berliner Architekten, verheiratet, arbeitet als Sprachlehrerin in der Volkshochschule. Unzufrieden mit ihrer Ehe und ihrer Rolle als Frau, sucht Hannah im Leben ihrer verstorbenen Mutter nach Antworten: Die immer intensivere Beschäftigung mit der Vergangenheit ihrer Mutter wird fast zu einer Obsession, zu einer zweiten Realität in ihrem Leben. Einerseits ist sie fasziniert von allen erhaltenen Zeugnissen der Existenz dieser Frau: Fotoalben, Silberschalen, ein Reisekoffer; andererseits ist sie getrieben von der Angst, die gleichen Fehler zu machen wie die Mutter. Denn Malou bezog ihre Identität ausschließlich von dem Mann, den sie liebte.
Geboren 1905 in Südfrankreich, arm auf dem Lande, fand Malou den Märchenprinzen, der sie heiratet und ihr den ersehnten bürgerlichen Status, Glück und Geborgenheit verhieß. Bei Paul bekam Malou die ganze Wärme einer jüdischen Familie zu spüren, das Gefühl einer Zusammengehörigkeit, das sie bis dahin nicht kannte. Sie folgte dem jüdischen Kaufmann nach Süddeutschland, floh mit ihm vor den Nazis nach Holland und dann nach Argentinien. Nach Emigration und Trennung von ihrem Mann war sie unfähig, ihr Leben in die Hand zu bekommen; ihre Welt brach zusammen, sie trank haltlos, ließ sich gehen und starb als psychisches und physisches Wrack in der Fremde, in Buenos Aires. (Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1981/82, herausgegeben von Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, München)
Hannah, 30 Jahre alt, Sprachlehrerin an der Volkshochschule, verheiratet mit einem Architekten, hat im Leben erreicht, was sie einst erträumt hatte: eine funktionierende Ehe, einen guten Beruf. Trotzdem spürte sie eine Leere in sich, ist unzufrieden mit ihrer Rolle als Frau, unzufrieden mit ihrer Ehe. Sie fühlt sich magisch angezogen von den Zeugen aus der Vergangenheit ihrer jüdischen Mutter - von Fotoalben, einem Reisekoffer, alten Silberschalen. Immer tiefer steigt sich in das Leben der 1905 in Südfrankreich geborenen Marie-Luise, genannt "Malou", ein, um ihre eigene Identität zu finden. Sie erfährt, wie behütet Malou aufgewachsen, wie geschützt sie in der Ehe mit Paul, ihrem "Märchenprinzen", lebte, bis Verfolgung, Flucht und Emigration sie jäh aus der Geborgenheit rissen. Die Ehe zerbrach. Malou überwand die Trennung von Paul nicht. Zerstört vom Alkohol und vereinsamt starb sie im fernen Buenos Aires. "Hannah hat den Verfall ihrer Mutter bewusst und ohnmächtig miterlebt, diese Erfahrung bestimmt ihre Fluchtbewegungen, ihre Skepsis, ihren Zwiespalt in der Beziehung zu ihrem Mann. Sie hat sich noch nicht abnabeln können, und das steht zwischen ihr und einer realen Beziehung zur Außenwelt", sagt Jeanine Meerapfel, als Kind deutscher Emigranten 1943 in Argentinien geboren, über ihren Film, der autobiographische Züge hat.
(Quelle: Der Frauenfilm - Filme von und für Frauen, Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel, Heyne Filmbibliothek, Originalausgabe, Wilhelm Heyne Verlag München, TB Nr. 90 - mit Erlaubnis der Autorinnen)
Zwei
Lebensgeschichten: Malou, gebürtige Französin, verheiratet mit einem deutschen
Juden, nach Südamerika verschlagen - das Panorama der Vorkriegsgeneration im
Spiegelbild eines ungewöhnlichen Frauenschicksals.
Und Hannah, eine unabhängige, wache, moderne Frau unserer Tage mit Lust nach
Freiheit und Selbstverwirklichung, die im heutigen Berlin zwischen verschiedenen
Kulturkreisen lebt.
(Quelle: Ziegler-Film)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 2. Dezember 2020
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