Eva Mattes
Schauspielerin
Eva Mattes wurde am 14. Dezember 1954 geboren. Sie ist die Tochter der Ufa-Schauspielerin Margit Symo und des Dirigenten Willi Mattes.
Bereits im Kindesalter war Eva Mattes Synchronsprecherin, unter anderem lieh sie in über 200 Folgen dem kleinen Timmy in "Lassie" ihre Stimme.
Von 1972 - 1979 spielte sie im Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Berlin und Bochum. Film- und Fernsehrollen seit 1971.
Bundesfilmpreis für Michael Verhoevens o.k. und Reinhard Hauffs Mathias Kneißl.
Gleich zwei Bundesfilmpreise erhielt sie für ihre Rollen in Die bitteren Tränen der Petra von Kant und Wildwechsel, beide in der Regie von Rainer Werner Fassbinder. Wildwechsel wurde zunächst nur im Fernsehen ausgestrahlt und erregte wegen einiger Szenen so viel Aufsehen, das sich der Bayerische Rundfunk ausklinkte (wer sonst, das war auch bei Wolfgang Petersens Die Konsequenz so). Eva Mattes spielt die minderjährige Hanni, die mit einem fast Zwanzigjährigen ins Bett geht, der wegen Verführung Minderjähriger angezeigt und verhaftet wird. Hanni wird schwanger und sie beschließt zusammen mit ihrem Freund, ihren Vater, der wegen dieser Beziehung mit Mord und Totschlag gedroht hatte, zu erschießen. Da die Nacktszenen im Film soviel Protest auslösten und daraufhin auch dann ein Verleih gefunden war, kam der Film nachträglich ins Kino und wurde schon bald zu einem Kultfilm.
Ich fand Eva Mattes sehr beeindruckend in Woyzeck von Werner Herzog, wofür sie in Cannes den Preis für die beste Nebendarstellerin gewann. Sie spielte an der Seite von Ernst Jacobi in Deutschland bleiche Mutter und sehr eindringlich die Haushälterin von Marcel Proust in Celeste, Regie: Percy Adlon.
Bemerkenswert ist noch der Film Ein Mann wie EVA, Regie: Radu Gabrea. Hier schlüpft sie in die Rolle des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder. Es war die filmische Aufarbeitung seines Todes. Sie tut einiges für diese Rolle: sie nimmt an Gewicht zu, "züchtet" sich unreine Haut und lässt sich stundenlang in der Maske "umarbeiten". Die Meinung zu diesem Film teilt sich. Man mokiert, dass nun schon wieder über Fassbinder hergezogen wird und auch die streckenweisen Langszenen tragen nicht dazu bei, dass der Film ein Hit wird. (Quelle: Vielen Dank an Siegfried Tesche für Textauszüge aus "Die neuen Stars des deutschen Films", Heyne TB Nr. 78, 1985)
Von 2002 an spielte Eva Mattes die Tatort-Kommissarin Klara Blum. Der Sender kündigte Ende Dezember 2014 an, dass der Blum-Tatort 2016 auslaufen wird. Am 13. Mai 2016 lief die letzte Folge des Bodensee-Tatorts aus Konstanz, mit dem sich die Kommissare Blum und Perlmann (Mattes und Sebastian Bezzel) nach 14 Jahren verabschieden.
2016 konnte man die Mimin zusammen mit drei anderen "Fassbinder"-Schauspielerinnen (Irm Hermann, Hanna Schygulla, Margit Carstensen) in der Tatort-Episode Wofür es sich zu leben lohnt sehen: "Seltsam und voller Rätsel sind die Fälle, mit denen Klara Blum, Kai Perlmann und Matteo Lüthi im letzten Bodensee-Tatort des SWR befasst sind. »Wofür es sich zu leben lohnt« heißt er, und das ist weder eine Frage noch eine Antwort, sondern eine Auffassung – eine Haltung. Denn Haltung ist gefragt, wenn man die Witwe eines nicht nur berüchtigten, sondern auch viel geliebten, zu Tode gepeinigten rechtsextremen Vordenkers verhört. Wenn man den Giftmord an einem Anlagebetrüger recherchieren muss, auch wenn man diesem gar kein Wohlergehen wünschte. Wenn man drei greise weise Maiden kennenlernt, die Hexen sein könnten oder Heilige. Lüthi, Perlmann und Blum ermitteln in einer Welt, in der Tausende Arbeiter schuldlos verbrennen und der Schuldige in seinen Krokodilstränen badet. Wofür es sich zu leben lohnt, ist, wie Klara Blum sagt, »dass da Gerechtigkeit herrscht«. Und das ist nicht das letzte Wort" (Tatort-Fundus).
2014 übernahmen Eva Mattes und Schauspieler Martin Wuttke Hauptrollen in Elfi Mikeschs Film Fieber, der im Panorama der Berlinale 2014 gezeigt wurde. Die Regisseurin erhielt dafür den "Special Teddy-Award" 2014 und einen Preis für das beste Szenebild auf dem Österreichischen Filmfestival "Diagonale". Der Film lief im August 2016 in deutschen Kinos an.
Seit 2014 sieht man Eva Mattes in der ZDF-Serie Lena Lorenz - Willkommen im Leben. Sie spielt die Mutter der titelgebenden Hebamme Lena Lorenz. Eine neue Staffel ist bereits in Produktion. Zum Inhalt schreibt Ziegler-Film: "Viele Geburten, Notfälle und wenig Schlaf: Die Fließbandarbeit in der Berliner Klinik und die ständigen Zankereien mit ihrem Verlobten sind für Lena Lorenz (Patricia Aulitzky) allmählich zu viel. Als ihr auch noch im Stau auf der Autobahn die Handtasche vom Nebensitz geklaut wird, hat die Hebamme genug vom ganzen Chaos, packt spontan ihre Koffer und fährt zum elterlichen Hof in Bayern. Doch dort wartet keineswegs pure Alpenidylle: Ihre Mutter (Eva Mattes), die seit dem Tod ihres Mannes den Familienbetrieb alleine führt, ist wenig erfreut über Lenas Besuch und fordert sie gleich auf, mit anzupacken. Großvater Leo (Fred Stillkrauth) nörgelt wie immer und ihre beste Freundin Julia (Liane Forestieri) empfängt sie nicht gerade mit offenen Armen. Doch Lena bleibt trotz alledem länger als geplant. Auch, weil eine 17-Jährige, der sie geholfen hat, ein gesundes Mädchen in der Dorfwirtschaft zur Welt zu bringen, plötzlich verschwunden ist und die engagierte Hebamme sich trotz Höhenangst auf die Suche nach ihr macht. Schon bald stellt sich für die quirlige Lena die Frage, wo sie tatsächlich hingehört: nach Berlin oder doch nach Bayern – auf den Hof ihrer Mutter und zu Dorflehrer Ersun (Bülent Sharif), der sofort Interesse an ihr zeigt."
Auszeichnungen 1985 Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland 2000 Schauspielerpreis des Internationalen Filmfestivals Valenciennesfür Otomo 2002 Deutscher Filmpreis in Gold als Nebendarstellerin in Das Sams
Kommissarin Blum nimmt Abschied vom Tatort Dreharbeiten zum SWR/SRF-Tatort Wofür es sich zu leben lohnt. Eva Mattes und Sebastian Bezzel stehen mit Roland Koch, Hanna Schygulla, Irm Herrmann, Margit Carstensen und Matthias Habich vor der Kamera. Klara Blums letzter Fall: ein Mord, ein Feuer, ein letzter Blick zurück und nach vorn. Der letzte Bodensee-Tatort ist eine Spurensuche, die in die Frage mündet, wem und warum man sich beugt. Sathyan Ramesh und Aelrun Goette schrieben das Drehbuch dazu, Aelrun Goette inszenierte diesen Film. Gedreht wird in Baden-Baden, Konstanz, Insel Reichenau sowie im Kanton Thurgau. Für diesen Fall, der wieder ein gemeinsamer von Klara Blum und Kai Perlmann mit ihrem Schweizer Kollegen Matteo Lüthi ist, konnte ein aufregendes und beeindruckendes Ensemble gewonnen werden: Mit Eva Mattes und Sebastian Bezzel stehen nicht nur Roland Koch und Matthias Habich vor der Kamera, sondern auch die Fassbinder-Heroinen Hanna Schygulla, Irm Herrmann und Margit Carstensen. Julia Jäger, Paula Knüpling, Isabelle Barth, Thomas Loibl, Sarah Hostettler und Justine Hauer komplettieren den Cast.
Dieses war der 32., der letzte Fall.
Weitere Filme mit Eva Mattes (Auswahl)
Der Tag, an dem die Kinder verschwanden (Rolle: Edna Tocchi), 1967, Regie Eugen York
Immobilien (Rolle: Helga-Maria Strothmann), 1972, Regie Otto Jägersberg
Supermarkt (Rolle: Monika), 1973, Regie Roland Klick
Stroszek (Rolle: Eva), 1976, Regie Werner Herzog
David (Rolle: Toni), 1978, Regie Peter Lilienthal
Die wilden Fünfziger (Rolle: Hilde Werwolf), 1982, Regie Peter Zadek Aufstieg und Fall des Jakob Formann, der es mit viel Glück, dreistem Charme und Organisationstalent vom Schwarzmarktschieber zum Großunternehmer bringt, bis er schließlich geschäftlich wie privat scheitert. Sehr freie Verfilmung des Simmel-Romans "Hurra - wir leben noch".
Rita Ritter (Rolle: ?), 1983, Regie Herbert Achternbusch
Die Serpentinentänzerin (Rolle: Bianca), 1991, Regie Helmut Herbst
Ein Mann wie Eva (Rolle: Rainer Werner Fassbinder), 1983, Regie Radu Gabra
Der Kinoerzähler (Rolle: Frau Fritsche), 1992, Regie Bernhard Sinkel
Der Schrei der Liebe (Rolle: Simone), 1996, Regie Matti Geschonneck
Viehjud Levi (Rolle: Kresenz Horger), 1999, Regie Didi Danquart
Suck my dick (Rolle: Buchhändlerin), 2000, Regie Oskar Roehler
Tatort (Die Spieler) (Rolle: Klara Blum, Kommissarin), 2004, Regie Michael Verhoeven
Layout:
Rosemarie Kuheim
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