Céleste

1981

 

Filmliste Percy Adlon

   

 

 

Regie 

Percy Adlon

Drehbuch 

Percy Adlon, nach den Erinnerungen Céleste Albarets  

Produktion 

Pelemele BR / Filmverlag der Autoren

Produktionsleitung: Eleonore Adlon

Kamera 

Jürgen Martin

Musik 

César Franck

Länge 

107 Minuten

FSK 

ab 6 Jahre

FBW 

Besonders wertvoll

Ur-/Erstaufführung 

Intern. Filmfestival Locarno 2.8.81

TV: 4. August 1985

Genre 

Beziehung, Drama

  

    

  

Darsteller

Rolle

Eva Mattes  

Céleste

Jürgen Arndt 

Marcel Proust

Norbert Wartha 

Odilon

Wolf Euba 

Robert Proust

Joseph Mano

Leo Bardischewski

Horst Raspe

Rolf Illig

  

  

Inhalt  

 

Die Geschichte der vom Lande stammenden jungen Frau, die neun Jahre lang bis zu dessen Tod Haushälterin bei Marcel Proust war. Film nach Erinnerungen von Céleste Albaret, der einfühlsam das merkwürdige Verhältnis zwischen dem besessenen Schriftsteller und seiner opferbereiten Bediensteten beleuchtet. Beachtlich inszeniert und eindringlich gespielt.

 

(Quelle: Filme 1981-84, Handbuch der Katholischen Filmkritik)

  

 

Ein Mädchen vom Land, aus strengen, konventionellen Verhältnissen stammend, bekennt sich ohne jeden Zwang zu einer Aufgabe, die völlig außerhalb der Normen einer verheirateten Frau der damaligen Zeit und ihres Standes liegt. Sie setzt die Sicherheiten eines traditionellen Hausfrau- und Ehelebens aufs Spiel, um sich im Helfen zu verwirklichen. Dabei fühlt sie ihre Begabung zur Geduld, zum Zuhören wie auch zum Lachen voll erfüllt.

Sie blieb neun Jahre bei ihm, bis zu seinem Tod am 18. November 1922. Sie konnte damals nicht wissen, dass der asthmakranke Mann im Begriff war, eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts zu schreiben, den Viertausend-Seiten-Roman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit".

Erst fünfzig Jahre später, als Achtzigjährige, brachte sie es übers Herz, von ihrer Zeit bei ihm zu berichten.

Der Film hat Prousts letzte Lebensmonate zur Grundlage. Dieser Zeitraum wird durchschossen von Célestes Erinnerungen oder Assoziationen aus den zurückliegenden acht Jahren. So entsteht das aus verschiedenartigen Szenen, Flächen, Farben zusammengesetztes Porträt eines ungewöhnlichen Zusammenlebens. Das Bekenntnis des Mädchens vom Lande zu einem geistig arbeitenden Menschen, der sie mehr und mehr fasziniert. Das Bekenntnis des Schriftstellers zu seinem Werk - ein Selbstverbrennungsprozess.                                                                    Percy Adlon

 

(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1982/83, herausgegeben von Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, München)

 

 

 

Paris um 1920. Zwei Menschen in einer nahezu ungewohnt anmutenden großbürgerlichen Wohnung. Eine junge Frau sitzt in der Küche, die Hände in ihrem Schoß gefaltet. Ruhig und ergeben hört sie nur dam monotonen Ticken der Uhr zu - stundenlang. Sie wartet auf ein Zeichen. Es wird Nacht, für ihn beginnt jetzt der Tag. Er liegt zu Bett in seinem verdunkelten Zimmer, Korkplatten an den Wänden schützen ihn vor Geräuschen. Er ist krank, aber dennoch sehr beschäftigt. Er schreibt, seine Manuskripte hält er mühsam auf den Knien. Er klingelt. Sie springt sofort auf und bringt ihm den sorgfältig vorbereiteten Milchkaffee. Er klingelt wieder. Sie schafft seine Wärmeflasche herbei. Ein Asthmaanfall peinigt ihn, sie zündet ihm sein Räucherpulver an. Er kann die losen Manuskripte nicht beieinander halten, sie klebt sie für ihn zusammen. Wenn er sie auffordert, spricht sie mit ihm: Über ihre Mutter, das hört er besonders gern, über das Landleben, damals, als sie noch nicht bei ihm war.

Er will ausgehen, auf Jagd nach Fakten für die Vorbilder seiner Romanfiguren. Sie trifft eiligst alle Vorbereitungen für das aufwendige Ritual seiner Toilette, damit er wie der elegante Dandy von einst erscheinen kann. Sie macht Botengänge, Bestellungen. Wenn er zurückkommt, erschöpft, aber inspiriert, spielt er ihr die Ereignisse des Abends vor, berichtet den neuesten Gesellschaftsklatsch. Sie freut sich darüber, er genießt seinen Auftritt.

Er ist ein rücksichtsvoller Tyrann von zuweilen bestrickender Höflichkeit und Liebenswürdigkeit. Sein ganzes Leben, dessen nahe Ende er spürt, ist nur auf ein Ziel ausgerichtet: auf die Vollendung seines literarischen Werkes. Er braucht sie. Sie macht sein Leben mit aufopfernder Demut zu dem ihrigen, jedoch ohne Selbstaufgabe. Durch diese Hingabe lebt sie. Fast abgeschieden von der Außenwelt ergeben sich Tagesabläufe von spannender Ereignislosigkeit. Diese merkwürdige Zweisamkeit lässt eine faszinierende Atmosphäre spüren. Eine kleine Geste, ein Blick sprechen Bände.

 

Für ihn ist "Draußen" ausschließlich ein Ort, wo er die Vergangenheit noch einmal aufleben lassen kann: "...muss ich mir alles mühsam zusammensuchen, weil ich keien Fantasie habe... das einzige Mittel, die verlorene Zeit wiederzufinden, ist ein Kunstwerk."

Er ist der große Marcal Proust, der einen der bedeutendsten Romane unseres Jahrhunderts geschrieben hat: "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", ein Zyklus über den Niedergang und Zerfall der feudalen und großbürgerlichen Gesellschaft.

Sie ist eine Haushälterin, die ihn neun Jahre lang bis zu seinem Tod aufopfernd und liebevoll umsorgte, seine "liebe Céleste".

Céleste Albaret starb im April 1984 in der Nähe von Paris.

 

(Quelle: "ARD Fernsehspiel Juli bis Sept. 1985", herausg. von der Pressestelle des WDR, Seite 54 - 55)

  

      

  

  

  

 

  

  

  

  

  

  

  

 

 

 

  

  

  

  

 

 

 

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 28. April 2024

  

Die o.g. Angaben zum Film sind nach bestem Wissen gesammelt, aufgeschrieben und bearbeitet worden und enthalten zum Teil Texte aus fremden Webseiten bzw. literarischen Quellen.

Weiterhin möchte ich bemerken, dass ich auf Inhalte zu externen Webseiten keinen Einfluss habe und keine Gewähr dafür übernehmen kann. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden derartige Links umgehend entfernt.

Sollten mir bei den o.g. Angaben Fehler unterlaufen sein, so werden diese bei entsprechender Nachricht und Kontrolle ebenfalls entfernt bzw. korrigiert.