Deutschland im Herbst
1977/78
und außerdem wirken mit:
Wolfgang Baechler, Joachim Bißmeier, Joey Buschmann, Caroline
Chaniolleau, Otto Friebel, Hildegard Friese,
Michael
Gahr, Horatius Haeberle, Petra Kiener, Lisi
Mangold, Eva Meier, Franz Priegel, Werner Possardt, Leon Rainer,
Walter
Schmidinger, Gerhard Schneider, Corinna Spies, Eric Vilgertshofer, Manfred
Zapatka,
Herbert Wehner, Max Frisch, Manfred Rommel, Christine Ensslin
Inhalt
Auf den Schleyer-Mord, die Flugzeugentführung von Mogadischu und den Selbstmord der Gefangenen RAF-Terroristen in Stammheim reagieren 11 deutsche Regisseure mit dem Versuch, die Befindlichkeit dieses Landes nach diesen Ereignissen zu beschreiben. Auftakt und Schluss bilden Reportagen von zwei Totenfeiern: Der Staatsakt für Schleyer und das Begräbnis von Baader, Ensslin und Raspe. Fassbinder formuliert sehr privat seine Angst und Beklemmung in einem Gespräch mit seiner Mutter und einem Freund. Alexander Kluge schickt die fiktive Geschichtslehrerin Gaby Teichert auf Suche in die deutsche Geschichte, der gefangene RAF-Anwalt Horst Mahler gesteht in einem Interview Irrtümer und Fehler ein. Wolf Biermann besingt "sein Mädchen in Stuttgart", zwei Spielszenen beschreiben Verfolgungshysterie. Schlöndorff inszeniert eine Böll-Satire: Eine Antigoné-Aufführung darf wegen der Möglichkeit aktueller Bezüge nicht ins Fernsehen.
Deutschland im Herbst 1977: Der Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer wird von Mitgliedern der Rote Armee Fraktion entführt und ermordet. In Mogadishu stürmt die GSG-9 die Lufthansa-Maschine "Landshut". In Stammheim nehmen sich die inhaftierten Terroristen Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin das Leben. In einem kollektiven Projekt des Filmverlags der Autoren schließen sich neun Regisseure zusammen, um die Situation und Stimmung nach den Erschütterungen festzuhalten und gestalten "eine gerade in ihrer Unausgewogenheit wichtige Mischung aus Zorn und Satire, Selbstmitleid und Reflektion, dokumentarischer Direktheit und Spielfilm-Versuch" (Die Zeit, 11/1978), in der sich die Spannungen und Eifersüchteleien zwischen den beteiligten Regisseuren zu reflektieren scheinen. Die Spanne der Filmbeiträge reicht vom Thesenstück über den Antagonismus von Kunst und Politik über die dialektische Montage von Dokumentarbildern bis hin zu einem Selbstportrait Rainer Werner Fassbinders, diesem erschütternden Dokument einer Verstörung. (Quelle: www.35millimeter.de)
Inhaltsbeschreibung
der beteiligten Filmemacher:
Der Film kommt in seiner musikalischen Leitmotivation immer wieder zurück auf Josef Haydns Kaiser-Hymne, das nachmalige sogenannte 'Deutschlandlied'. Der nach rückwärts weisende Aspekt im Akustischen darf jedoch nicht davon ablenken, dass es im optischen Geschehen des Films sich ganz und gar um aktuelle, teils sehr spontane Reaktionen auf die politische Wirklichkeit der Bundesrepublik handelt. Tiefempfundene persönliche Angst und Sprachlosigkeit kennzeichnen den Dialog, den Fassbinder kurz danach mit seiner Mutter führt. Welchen Stellenwert hat doch der Begriff Demokratie? Die Mutter: "Mich erinnert das wirklich an die Nazizeit, in der man einfach geschwiegen hat..." Und die Alternative? Bankrotterklärung für unsere demokratischen Bemühungen seit 30 Jahren: "Ein autoritärer Herrscher, der ganz gut ist, ganz lieb und freundlich..."
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 5. Mai 2024
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Die Filmaushangfotos stellte mir freundlicherweise Einhorn-Film zur Verfügung. |