Alf Brustellin

 

Regisseur  Autor  Kameramann  Produzent

  

S e i n e   F i l m e

 

 

  

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Ein Nachruf von Wilhelm Roth

 

Alf Brustellin bei Filmportal

 

 

  

    

 

 

Bernhard Sinkel (li.) und Alf Brustellin - Vielen Dank an Herrn Sinkel für dieses Foto.

Bernhard Sinkel (li.) und

Alf Brustellin

 

Vielen Dank an Herrn Sinkel

für die Überlassung des Fotos 

  

Geboren am 27. Juli 1940 in Wien.

 

Gestorben 11.11.1981. Alf Brustellin verunglückte als Fahrgast während einer Taxifahrt in München.

 

Mitte der 1950er-Jahre zog er mit seinen Eltern nach Mönchengladbach. Nach dem Abitur studierte er in München Germanistik und Theaterwissenschaft. Er war während des Studiums Mitglied der "Studiobühne München" und schrieb von 1964 bis 1966 zusammen mit Bernhard Sinkel Texte für das Münchner Rationaltheater, an dem er auch spielte. 1966 ging Brustellin zur "Süddeutschen Zeitung". Er arbeitete dort bis 1971 als Feuilletonredakteur mit dem Hauptgebiet Film. Um die gleiche Zeit begann er sich intensiv mit Super 8 zu beschäftigen. Aus seinem Schreiben über Film heraus entstand später das Fernsehfeature über Alexander Kluge Kluge, Leni und der Löwe, während in den Fernsehfilm Geschichten aus meinem Alter die Erfahrungen mit Super 8 einflossen. Anfang der 1970er-Jahre trafen sich Sinkel und Brustellin wieder, die sich einige Zeit aus den Augen verloren hatten. Sie wollten gemeinsam Filme machen. Im Winter 1970/71 schrieben sie zusammen das Taugenichts-Drehbuch und wurden Mitbegründer der Filmwerkstatt U.L.M., die Münchner Außenstelle der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Alf Brustellin war auch freier Mitarbeiter verschiedener Rundfunkanstalten, er arbeitete auch für den "Spiegel" und die Stuttgarter Zeitung.

  

 

 

1972/73 Beiträge für ca. 50 Folgen der Fernsehserie Sesamstraße, hier lernte er auch das Filmhandwerk. Diese Arbeit bestand aus dem Schreiben und Drehen von Zeichentrick-, Foto- und Kinderfilmen. Er war Kameramann bei den Filmen Clinch und Lina Braake (Regie: Bernhard Sinkel), Co-Autor bei Sinkels Taugenichts (1977). Danach Dreharbeiten zum Film Berlinger - Ein deutsches Abenteuer, der in gemeinsamer Regie produziert wurde. Die Filme Lina Braake und Berlinger wurden zu unerwarteten Erfolgen. Danach Realisierung des Films Der Mädchenkrieg nach einem Roman von Manfred Bieler. Bei den Dreharbeiten beschlossen die beiden Regisseure, in Zukunft wieder einzeln zu drehen, jedoch gemeinsam am Drehbuch zu schreiben und in der eigenen Firma ("ABS-Filmproduktion) zu produzieren. 

Die Gegensätzlichkeit der beiden Filmemacher schlug sich in den zwei Projekten nieder, die sie in den nächsten Jahren einzeln realisierten: Bernhard Sinkels Taugenichts, nach dem ersten gemeinsamen Drehbuch, und Der Sturz, Alf Brustellins letzte Regiearbeit. Zwischen diesen beiden konträren Filmen lag Deutschland im Herbst, ein Omnibusfilm, bei dem sie nach ihrer alten Methode wieder zusammenarbeiteten. Weitere gemeinsame Projekte waren Kaltgestellt und Felix Krull. Während Bernhard Sinkel den Felix Krull vorbereitete, schrieb Alf Brustellin für das ZDF das Drehbuch für Via Mala nach dem Roman von John Knittel.


Alf Brustellin starb bei einem Verkehrsunfall als Fahrgast eines Taxis am 11.11.1981. Er war von 1973 bis zu seinem Tod Lebensgefährte von Hannelore Elsner.

 

(Quelle: Einige Textpassagen aus der HP des Regisseurs Bernhard Sinkel - mit seiner freundlichen Genehmigung)

  

 

Filmkritiker Wilhelm Roth schreibt zum Tode von Alf Brustellin:

"Acht Tage nach einem schweren Unfall in einem Taxi ist Alf Brustellin am 11. November in München gestorben, 41 Jahre alt. Bekannt geworden war er durch "Lina Braake", "Berlinger" und "Mädchenkrieg", Filme, die er zusammen mit Bernhard Sinkel gemacht hat. Ich kannte ihn einige Jahre vorher, als er Filmredakteur bei der Süddeutschen Zeitung war (bis 1971), ein fabelhafter Redakteur, auf den sich seine Autoren verlassen konnten - immerhin hat er so schwierige Schreiber wie Herbert Linder oder Helmut Färber durch den auch damals schon gelegentlich zu konservativen Zuckungen befallenen Kulturteil der SZ geleitet. Alf Brustellin war ein Kämpfer, dem man den Fighter nicht ansah, er erreichte durch spitzbubenhaften Charme mehr als andere durch Verbissenheit. Er schrieb selbst großartige Sachen, nachlesen sollte man seinen Aufsatz über das amerikanische Musical in Film Nr. 12/1969, aber das Kritisieren, Rezensieren, nur Reagieren war ihm nicht genug, er wollte Geschichten erzählen, wie er das auch so gerne in der Kneipe tat (sogar in der Redaktion), und zwar in dem Medium, das er liebte, im Film. Er war am Goldenen Ding beteiligt, neben Ula Stöckl, Edgar Reitz und Nikos Perakis, er spielte auch mit (war vorher schon Schauspieler und Kabarettist gewesen); er drehte Super 8-Filme, dann die Serie mit Sinkel. Sein letzter, diesmal allein hergestellter Film, Der Sturz nach Martin Walser, war dagegen ein Fehlschlag. Für den ganz großen Wurf, der Film, der in die Filmgeschichte eingeht, fehlte ihm wohl der Fanatismus. Es gab noch andere Dinge für ihn im Leben als Film und Kino.

Zu den Erinnerungen an Alf Brustellin gehört auch: dass er uns in München einmal in ein Lokal lotste, wo es Palatschinken mit Spinat gab, eine Köstlichkeit, die ich seitdem in allen österreichisch angehauchten Gasthäusern vergebens suche. Alf war ein Genussmensch, der etwas vom Essen verstand, und, wenn ich mich richtig erinnere, auch vom Kochen. Er hat sich immer wieder aus der Großstadt zurückgezogen, Atem geschöpft. Zuletzt traf ich ihn vor eineinhalb Jahren zufällig auf dem Obst- und Gemüsemarkt in Bozen. Die anderen deutschen Regisseure fahren immer nach New York."

 

(Mit freundlicher Erlaubnis des Filmkritikers Wilhelm Roth, 27. Juli 2016) 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Layout: Rosemarie Kuheim
Bearbeitet: 14. April 2021

 
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