Der Mädchenkrieg

1980

 

Filmliste Bernhard Sinkel

Filmliste Alf Brustellin

 

  

  

Regie

Bernhard Sinkel, Alf Brustellin

Drehbuch

Bernhard Sinkel, Alf Brustellin

Vorlage

Nach dem Roman von Manfred Bieler

Regie-Assistenz

Dagmar Hirtz, Peter Fratzscher, Elmar Klos

Schnitt

Dagmar Hirtz

Herstellungsleitung

Joachim von Vietinghoff

Produktion

Independent-Film, Heinz Angermeyer / ABS-Filmproduktion / Maran-Film und Terra-Filmkunst, Berlin

Produzent

Heinz Angermeyer

Kamera

Dietrich Lohmann

Weitere Filmbeschreibung

Filmportal

Musik

Nicos Mamangakis (Lieder gesungen von Lena Valaitis)

FSK

ab 16 Jahre

Länge

2 Teile, insgesamt 143 Minuten

Sonstiges

Drehorte: Prag, Drehzeit: August bis Oktober 1976

FBW

Prädikat: Besonders wertvoll

Ur-/Erstaufführung

Kinostart: 7. Juni 1976

Genre

Tragikkomödie

  

  

  

Darsteller

Rolle

Adelheid Arndt Sophie
Katherine Hunter Katharina
Antonia Reininghaus Christine
Matthias Habich Jan Amery
Hans Christian Blech Sellmann
Dominik Graf Pavel Sixta
Christian Berkel Karol Djudko
Eva Maria Meineke Kalman
Valter Taub Dr. Lustig
Svatopluk Benesch Vavra
Jan Triska Schwerdtfeger
Jana Medricka Hanka
Vaclav Postranecky Pater Svoboda
Karel Hermanek Victor

                  

 

 

Hans-Christian Blech und Katherine Hunter in Der Mädchenkrieg

  

©HP Sinkel

  

Inhalt

Die Geschichte einer deutschen Familie in Prag. In den Jahren 1934 bis nach 1945. Jahre, in denen in Europa und der ganzen Welt der Teufel los war und die Hölle sich von Deutschland aus verbreitete. Ein sächsischer Bankkaufmann tritt auf Empfehlung eines tschechisch-jüdischen Industriellen in die Leitung einer großen Prager Bank ein. Mit seinen drei Töchtern und dem kleinen, erblindeten Sohn zieht der Witwer in eine vornehme Prager Villa ein. Dort beginnt für alle, vor allen aber für die im Wesen und Charakter höchst unterschiedlichen Töchter, ein neues anderes Leben.

 

Die politischen Zeichen der Zeit stehen auf Sturm, und die heile Welt der Bankiersfamilie gerät mit unerbittlicher Kontinuität ins Wanken. Und unter dem stetig abbröckelnden Lack wird Wesentliches sichtbar: der Mensch wird auf sich selbst zurückgeworfen und zu Entscheidungen gezwungen, die ihn ganz fordern. Hitler marschiert in Prag ein, die Wochenschauen zeigen jubelnde Menschen. Und mittendrin eine Familie von Reichsdeutschen: Gäste in einem fremden Land und plötzlich dessen Eroberer? Der Bankier bekommt die Schizophrenie der Situation am deutlichsten zu spüren: er kann sich der Konspiration nicht entziehen. Er ist der pflichtbewusste opportunistische Untertan, der einerseits einmal gegebenes Vertrauen nicht enttäuschen will und kann, andererseits aber auch gegen die eigene Obrigkeit keinen Widerstand leistet. Er ist ein Provinzler, der Karriere machen will, so wie es ihm der inzwischen untergetauchte jüdische Industrielle sagt, dem er einen Pass zur Flucht bringt. Und der Jude sagt ihm auch: "Ich hatte sie durchschaut. Aber das Ganze, den ganzen Mechanismus, den habe ich nicht durchschaut." In diesem undurchschaubaren Mechanismus haben die drei Mädchen mit der Entschiedenheit der Jugend gehandelt. Die Älteste hat kühl berechnend einen tschechischen Fabrikanten geheiratet, führt eine glücklose Ehe, steigt aber in dessen Geschäfte ein. Die Zweitälteste versucht, ihrer unglücklichen Liebe zu dem Schwager durch den Eintritt in ein Kloster zu entfliehen, und als sie die Vergeblichkeit dieses Versuches begreift, ist es auch für die Liebe, die ihr ein junger Komponist entgegenbringt, zu spät. Die Jüngste, Intellektuellste der drei, schließt sich mit kompromissloser Überzeugung dem kommunistischen Widerstand an. Am Ende, als der unmenschlichste aller Kriege vorbei ist, stehen die Mädchen vor dem Nichts, vor der Rückkehr nach Deutschland. In den zehn Jahren in Prag haben sie, jede für sich, ein ganzes Leben hinter sich gebracht. Ein Leben, das sie kaputt gemacht hat, das ihnen aber auch die Chance des Nachdenkens gelassen hat.

 

(Quelle: Broschüre ARD Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe Okt. bis Dez. 1980)

 

  

  

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 12. Dezember 2020

  

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