Niklaus (Franz Josef) Schilling Regisseur - Drehbuchautor - Kamera
Niklaus Franz Josef Schilling wurde am 23. April 1944 in Basel geboren. Gestorben am 6. Mai 2016. (Nachruf in der FAZ)
Er galt als äußerst experimentierfreudig und war einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Autorenkinos.
1965 Übersiedlung nach München. Dort traf er die sogenannte "Münchner Gruppe", zu der u.a. Klaus Lemke, May Spils, Max Zihlmann und Rudolf Thome gehörte. Kameramann bei Filmen von Jean-Marie Straub, Rudolf Thome, Klaus Lemke. Seit 1968 Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Elke Haltaufderheide, deren Produktionsfirma VISUAL seine Filme mitproduzierte.
Die ersten eigenen Spielfilme des in Deutschland arbeitenden Schweizers sind 1971 Nachtschatten und fünf Jahre später Die Vertreibung aus dem Paradies. Von Filmkritikern der handwerklichen Präzision und poetischen Eigenwilligkeit wegen zu den schönsten Arbeiten des Neuen Deutschen Films gezählt. Wolfram Schütte schreibt in der Frankfurter Rundschau: "Eine hinreißende Liebeserklärung an das Kino, an den Kinofilm und seine eigenständige, auflösende transzendierende Fantasie... eine Anthologie seiner Mythen und Ironien, eine Verteidigung seiner Poesie, eine Hommage an die Kunst."
Der Film Rheingold (1977) verschränkt eine im Zug von Hoek van Holland nach Genf spielende düstere Kriminalgeschichte mit historischen Assoziationen zur durchfahrenden Rheinlandschaft. Der Willi-Busch-Report (1982) verbindet eine nach Marktwirtschaftsgesetzen dem Tod entgegensiechende Zonenrand-Provinzzeitung optisch mit einer 'Metapher der Bewegungslosigkeit' (S.), der DDR-Grenze als dem Ende der westlichen Welt. In Der Westen leuchtet (1981) verliert ein Geheimdienstler der DDR Bewusstsein und Orientierung im äußerlichen Schein eines BRD-Konzerns. Dormire (1985) beschert einer Journalistin eine dramatische und alptraumhafte Auseinandersetzung im Schlafwagenabteil des Nachtzuges Hamburg-München. In Die Frau ohne Körper und der Projektionist (1986) begegnen sich mit einem Filmvorführer und einer Fernsehansagerin in einer gefährlichen Liebschaft zwei Welten.
Seit 1981 experimentierte Niklas Schilling intensiv mit den Einsatzmöglichkeiten der Videotechnik für den Kinofilm. 1986 Aufbau eines "Studios für das elektronische Bild".
Der deutsche Medienwissenschaftler Prof. Karl Prümm hat 2014 ein Buch herausgegeben mit dem Titel "Ein notorischer Grenzverletzer - Niklaus Schilling und seine Filme".
Niklaus Schilling lebte seit 1991 in Berlin.
Über den Max-Ophüls-Preisträger Schilling und seine bevorzugten Motive "Grenze" und "Bewegung" notierte Peter W. Jansen: Grenze bedeutet für Schilling und ist in seinen Filmen immer auch etwas anderes als die zwischen Staaten, Sprachen, Gesinnungen. Grenzen sind auch zwischen Tag und Nacht, Leben und Kino, Außen und Innen, Realität und Phantasie, starrer Einstellung und Travelling, Ort und Zeit, Szene und Fahrt. Und immer geht es auch hier darum, Grenzen zu überschreiten, zu überwinden und aufzulösen. Deshalb sind seine Filme so konsequent und besessen wie kaum andere von der Bewegung bestimmt, leben und atmen mit ihr, sind in doppeltem Sinne bewegte Bilder, in und mit denen viel gereist und gefahren wird.
(Quelle: u.a. Egon Netenjakob: "TV-FILMLEXIKON - Regisseure - Autoren - Dramaturgen", Fischer-Cinema TB-Verlag, Originalausgabe März 1994, Frankfurt/Main - mit Erlaubnis des Autors und aus der Webseite Wikipedia)
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Rosemarie Kuheim |