Aus einem deutschen Leben

1977

 

Filmliste Theodor Kotulla

   

  

Regie: Theodor Kotulla

Drehbuch: Theodor Kotulla

Vorlage: Die Umsetzung des Skripts beruht auf dem 1952 erschienen französischen Roman La mort est mon métier

              (ins Deutsche übersetzte Ausgabe: Der Tod ist mein Beruf) von Robert Merle.

Produktion: Iduna (Nils C. Nilson) / WDR (Volker Canaris)

Musik: Eberhard Weber

Kamera: Dieter Naujeck

Länge: 145 Minuten

Sonstiges: Filmband in Silber 1978 für die Produktion

Filmbeschreibung: Wikipedia

FBW-Prädikat: "Besonders wertvoll"

Genre: Literaturverfilmung

  

 

 

Darsteller ... Rolle

Götz George ... Franz Lang

Kai Taschner ... der junge Franz Lang

Elisabeth Schwarz ... Else Lange

Hans Korte ... Heinrich Himmler

Kurt Hübner ... Oberst von Jeseritz

Matthias Fuchs ... Sturmbannführer Kellner

Walter Czaschke ... Obersturmbannführer Eichmann

Sigurd Fitzek ... Hauptmann Günther

Werner Schwuchow ... Obersturmführer

Peter Franke ... Schrader

Claus-Dieter Reents ... Ordonnanz Setzler

Anne Tegtmeier ... Oberschwester

Elisabeth Stepanek ... junge Schwester

Evelyn Matzura ... Mutter von Franz Lang

Hermann Günther ... Soldat Schmitz

Yaak Karsunke ... Unteroffizier

Peter Petran ... Arbeiter Karl

Werner Eichhorn ... Arbeiter Erich

Martin Ripkens   ... Angestellter

Dietrich Kerky ... Leutnant im Freicorps

Peter Moland ... Arbeiter Henckel

Winfried Elste ... Arbeiter Siebert

Claus Enskat ... SA-Mann Freddie

Wolfgang Müller ... SA-Mann Otto

Klaus Münster ... Landarbeiter

Brigitte Janner ... Magd

Claus Fuchs... Geschäftsführer

Folke Wiegers ... Kadow

Hans Schulze ... US-Oberstleutnant

   

 

  

Inhalt

"Franz Lang war der Deckname, unter dem sich Rudolf Höss nach dem Zusammenbruch bis zu seiner Verhaftung durch die Engländer im Frühjahr 1946 auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein versteckt hielt. Ich habe diesen Decknamen gewählt (in dem Roman von Robert Merle heißt er übrigens Rudolf Lang), weil es sich in meinem Film nicht um eine historisch-wissenschaftliche Biografie des Rudolf Höss handelt. Vielmehr geht es hier um den fiktiven, sozusagen ideal-typischen Lebensweg eines politisch rechts-orientierten Mannes, der aus dem Ersten Weltkrieg kommt, sich den Freikorps, dann Hitler anschließt und dessen Karriere schließlich darin gipfelt, dass er Kommandant eines Konzentrationslagers wird. Es hat in der Zeit zwischen den beiden großen Kriegen ja abertausende junger Leute gegeben, deren Entwicklung ähnlich verlaufen ist, wenn auch die meisten von ihnen nicht gerade Funktionen in einem KZ übernommen, sondern Hitler auf vielfältige andere Art gedient haben.

 

Es gibt als beispielsweise Szenen in dem Film, die sich in Wirklichkeit ziemlich genauso abgespielt haben dürften: etwa, als Himmler Franz Lang den Befehl gibt, Juden zu vernichten. Andere Szenen wiederum - etwa Franz Langs Eintritt in die NSDAP - könnten sich im Leben von Höss abgespielt haben, wie es im Film geschildert wird. Das heißt: in der Himmler-Szene hat Robert Merle versucht, Himmlers Diktion, aufgrund seiner Kenntnisse historischen Dokumentarmaterials, so genau wie möglich zu treffen. In den Szenen des Eintritts in die NSDAP hat er den Gesprächsverlauf frei erfunden, dabei aber ein ungeheures Einfühlungsvermögen in den nazistischen Zeitgeist und die psychologische Verfassung der Hitler-Anhänger aus der Frühzeit der Nazi-Partei gezeigt.

Das Ausschlaggebende in einem Roman oder einem Spielfilm ist immer das Imaginäre, die Einbildungskraft. Sie bleibt auch bei einem histologischen Stoff wichtig. Durch einen solchen Stoff wird die Imagination eher vor eine weit heiklere Aufgabe gestellt als bei einem subjektiv frei erfundenen Thema. Sie muss sich nämlich der Basis der gegebenen Fakten in jedem Moment des Arbeitsprozesses bewusst sein und gleichzeitig die ihr eigenen erfinderischen Möglichkeiten bis zur äußersten Grenze auszunutzen suchen.

  

Ohne Zweifel hängt die Wahl des Stoffes mit der Tatsache zusammen, dass ich in Chorzow (Königshütte) geboren bin, einem Ort im oberschlesischen Industriegebiet, der nicht allzuweit, rund 50 km, von Auschwitz entfernt liegt. Mein Vater war dort Organist in einer katholischen Kirche. In Chorzow habe ich meine Kindheit bis 1946 verbracht. Ich wusste als Junge, während des Krieges, dass es in der Nähe ein großes Lager mit vielen Nebenlagern gab, in denen, wie man sich erzählte, 'fürchterliche Dinge passierten'. Von der 'Endlösung' in all ihren Details habe ich allerdings erst nach dem Zusammenbruch erfahren. Das Bewusstsein nun, eine - gemessen an den Kriegsereignissen jedenfalls (Oberschlesien lag sozusagen im Windschatten des Krieges, es ist dort auch kaum etwas zerstört worden) - relativ ruhige Kindheit und Jugend in fast unmittelbarer Nähe von solch grauenhaften Verbrechen erlebt zu haben, war natürlich eine bestürzende Erkenntnis, die niemals wieder aus dem Bewusstsein gelöscht werden kann. Seit diesem Moment hat mich das Thema Auschwitz und sein weitverzweigter moralischer und sozialpolitischer Umkreis nicht wieder losgelassen." 

  

(Theodor Kotulla in Kino 78 - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand von Doris Dörrie und Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, Müchen, 1978)

  

     

 

Pressestimmen: 

"Aus einem deutschen Leben ist der dritte Spielfilm des ehemaligen Filmkritikers Kotulla und der erste, mit dem er sich internationales Ansehen verschaffte. Im Inland schnitt sein Film besonders im Vergleich zu Joachim C. Fests gleichzeitig aufgeführtem Dokumentarfilm Hitler - Eine Karriere ausgesprochen positiv ab: Dieser Kotulla bringt Geschichtsunterricht überzeugender als der Hitler-Film von Fest."

(Münchner Merkur)

   

"Kotullas Film zeigt die >Nebensächlichkeit< der Gewalt ebenso wie die zwanghafte Psyche des Protagonisten. Ein wichtiger Film, wohl der wichtigste des gesamten Festivals (Berlin 1977, A.d.A.) überhaupt".

(André J. Simonoviescz, tip)

   

"Kotulla zeichnet diesen Film nicht als Dämon, nicht als eine Art düstere Mabuse-Figur, auch nicht als einen widerlichen Karrieristen, sondern als einen gut deutschen Bürger, der Pflichterfüllung immer und bedingungslos über das eigene Gewissen stellt".

(Urs Jaeggi, Zoom-Filmberater)

     

 

  

Aus der Begründung für das Prädikat "Besonders wertvoll":

"Der Bewertungsausschuss hält es für ausnehmend positiv, dass sich der Film aufgesetzter formaler Interessantheiten entzieht, um sich ganz der Sache zuzuwenden. Dies ist stilistisch mit einer Konsequenz gelungen, die hohe Achtung verdient. Vor allem im letzten Drittel des Films zeigt die Regie Möglichkeiten einer intensiven Zustandsbeschreibung, die den Bewertungsausschuss tief anrührte. (...) Dieser Film ist ein moralisch intendiertes Figurenspiel, das zur Diskussion anregt. (...) Wichtig scheint auch dem Bewertungsausschuss, dass im Dialog Motive und prinzipielle Anschauungen deutlich werden, die einer weiteren Diskussion zugänglich sein müssten. Auch von daher kommt dem Film große prinzipielle Bedeutung zu."

 

(Quelle: Broschüre "ARD Fernsehspiel", Ausgabe Januar bis März 1979. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland)

 

 

 

 

 

 

  

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 25. November 2020

  

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