Zwischen zwei Kriegen
1978
Inhalt
"Ich
verfolge eine Rationalisierungsidee für den Eisenverhüttungsprozess durch die
Geschichte der Weimarer Republik. Warum ist ihre Einführung einmal unmöglich,
warum wird sie das andere Mal dringend verlangt? Ich rekonstruiere die Gedanken,
die sich fortschreitende und stillstehende Industrie, organisierte und
vereinzelte Arbeiterschaft zu dieser Frage machen. Die Rationalisierungsidee
wird schließlich verwirklicht und scheitert; die treibt deutsche
Schwerindustriellen in das Hitlerlager. Ich untersuche die ökonomischen
Ursachen des Faschismus exzessiv, um auch die Grenzen dieser
Untersuchungsmethode zu finden." (Harun Farocki)
Harun Farocki, Absolvent der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und Redaktionsmitglied der Filmkritik, arbeitete an Zwischen zwei Kriegen von 1971 bis 1977; es war sein erster Langfilm. Neben Hellmuth Costards Der kleine Godard... und Alexander Kluges Die Patriotin ist dies der wichtigste Versuch eines deutschen Filmemachers, Ende der 70er Jahre zu einer Erneuerung filmischer Inhalte und Sprachformen zu gelangen. "Am Ende des Films stürzt sich ein Hochöfner, verzweifelt über den Sieg der Nazis, aus einem Fenster in den Hof. Wo er auf den Boden aufgeschlagen ist, hat die Polizei die Umrisse seines Körpers aufgezeichnet. Es beginnt zu regnen. Die Kreide fließt weg, ein weißer Strom sammelt sich um den Gully, verschwindet darin. Herzzerreißender (unterstützt von Musik Gustav Mahlers), endgültiger kann ein Untergang nicht sein; er könnte aber auch kaum formalisierter dargestellt werden. Einfache Bilder mit mehrfachen Bedeutungen: Farocki zeigt wie kaum ein anderer, was Kino, selbst mit ärmlichsten Mitteln, leisten kann" (Wilhelm Roth, in: Jahrbuch Film 79/80).
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 10. Oktober 2020
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