Deutsche Film- und Fernsehgeschichte 1974 ...und ein wenig Zeitgeschichte
In der Bundesrepublik werden 77 Spielfilme und in der DDR 19 DEFA-Spielfilme gedreht.
Z 1. Januar In der DDR wird das Autokennzeichen "D" in "DDR" ausgetauscht.
Die erste Folge der Persiflage auf die sogenannte Familienidylle Ein Herz und eine Seele des Drehbuchautors Wolfgang Menge wird in der ARD ausgestrahlt. Bei Wikipedia ist zu lesen: "Die Serie zeigt stark überspitzt das Zusammenleben einer deutschen Familie in einer Reihenhaussiedlung zu Anfang der 1970er Jahre. Sie behandelt neben üblichen Alltagsthemen vor allem das Aufeinanderprallen der kleinbürgerlich-konservativen Einstellung der Eltern mit den idealistischen Ansätzen der 68er-Bewegung, für die Tochter und Schwiegersohn stehen." Die Hauptakteure sind: Alfred Tetzlaff (Heinz Schubert), Else Tetzlaff (Elisabeth Wiedemann), Rita Graf, geb. Tetzlaff (Hildegard Krekel), Michael Graf (Diether Krebs).
21. Januar Der US-Kinofilm Der Exorzist löst auch in Deutschland eine Welle des Okkultismus aus.
22. März Die Volljährigkeit wird in Westdeutschland von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt.
27. April ARD-Ausstrahlungsbeginn von Rudi Carells neuer Samstagabend-Live-Unterhaltungsshow Am laufenden Band.
Z April/Mai - Affäre Willy Brandt / Günter Guillaume: 24. April - Der persönliche Referent von Bundeskanzler Brandt, Günter Guillaume, wird unter dem Verdacht der Spionage für die DDR festgenommen. 14 Tage später trat Brandt zurück. Guillaume bekam 13 Jahre Gefängnis, seine Ehefrau wurde zu 8 Jahren Haft verurteit. 9. Mai - Willy Brandt schlägt als seinen möglichen Nachfolger den amtierenden Finanzminister Helmut Schmidt für die Wahl als neuen Bundeskanzler vor. 16. Mai - Helmut Schmidt wird von Deutschen Bundestag zum Bundeskanzler gewählt. Neuer Vizekanzler wird Hans-Dietrich Genscher.
Z 13. Juni bis zum 7. Juli Die Fußball-Weltmeisterschaft wird in der Bundesrepublik ausgetragen und die BRD kann sich über den Weltmeister-Titel freuen, die deutsche Elf gewann mit einem 2:1-Sieg über die Niederlande. Hier sind weitere Informationen...
21. Juni - 2. Juli - Berlinale Erstmalige Teilnahme eines sowjetischen Films. Beiträge der Bundesrepublik im 'Wettbewerb' sind Fontane Effi Briest von R. W. Fassbinder und Im Namen des Volkes (Silberner Bär) von Ottokar Runze. Überraschende Vergabe des Goldenen Bären an einen kanadischen Film und nicht - wie erwartet - an Fassbinders Effi Briest. Im 'Forum' laufen u.a. die deutschen Filme Schneeglöckchen blüh'n im September (Christian Ziewer), Made in Germany und USA (Rudolf Thome). Eine Retrospektive ist Lilian Harvey gewidmet.
8. Juli Das ZDF beginnt mit der Ausstrahlung des Mehrteilers "Unser Walter - Leben mit einem Sorgenkind". Regie führte Peter Schubert. Die Serie erhielt einen Grimme-Preis und hatte eine sehr große Resonanz beim Publikum.
Inhalt: Dem Ehepaar Zabel (Cordula Trantow und Thomas Braut) wird zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Walter von einem Arzt mitgeteilt, dass das Kind mongoloid ist. Die 7teilige TV-Serie schildert ca. zwanzig Jahre (1955-1974) dieses Familienlebens, geprägt von Ängsten, Verzweiflung, Hoffnung und Kampf gegen die Vorurteile der Umwelt.
Wikipedia schreibt: "Die Fernsehserie schildert das Leben von Walter und seiner Familie über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Das Leben mit einem Kind mit Behinderung gestaltet sich zunächst schwierig. Kindergärten und Schulen lehnen den Jungen ab, und Walter muss privat unterrichtet werden. Die Mutter kann nicht mehr im Familiengeschäft mitarbeiten, weil sie sich um ihren Sohn kümmern muss. Der Vater muss den Laden daraufhin aufgeben, und die jüngste Tochter Sabine fühlt sich vernachlässigt. Fremde Menschen begegnen Walter mit Skepsis. Im Lauf der Jahre lernen die Zabels aber mit der Situation umzugehen, und auch Walter lernt, sich in der Welt zurechtzufinden. Eine große Hilfe ist Onkel Gerd, der anfangs in einem Heim für Menschen mit Behinderung seinen Ersatzdienst leistet und sich später als Facharzt auf die Behandlung von Kindern mit geistiger Behinderung spezialisiert. Am Ende der Serie ist Walter 21 Jahre alt."
22. Juni - Deutscher Filmpreis Nach 14 Jahren (zuletzt für Wickis Die Brücke) wird erstmals wieder der höchste bundesdeutsche Filmpreis, die 'Goldene Schale' vergeben: Maximilian Schell erhält ihn für Der Fußgänger, für den Hauptdarsteller Gustav Rudolf Sellner gibt es ein Filmband in Gold. Je ein Filmband in Silber für die beiden Filme Der Lord von Barmbeck (mit Spielhandlung) und Der lange Jammer (ohne Spielhandlung). Für Einzelleistungen werden u. a. Roland Klick (Regie Supermarkt) und Wolfgang Petersen (Nachwuchsregie: Einer von uns beiden) ausgezeichnet. Fassbinders (Angst essen Seele auf) geht leer aus, während Brigitte Mira als Hauptdarstellerin gewürdigt wird.
Z 29. Juli Der 1899 in Dresden geborene Schriftsteller Erich Kästner stirbt.
6. Oktober Im DDR-Fernsehen wird der Fernsehfilm Das Schilfrohr nach der Erzählung von Anna Seghers ausgestrahlt. Regie führt Hans-Joachim Kunert. Inhalt: Es ist das Jahr 1944. Marta (gespielt von Walfriede Schmitt) muss die Familiengärtnerei notgedrungen alleine führen, weil Brüder und Verlobter im Krieg sind. Sie weiß nicht, was sie tun soll, als eines Tages ein Deserteur (Klaus-Peter Thiele) bei ihr auftaucht. Mit dem Wissen aller Gefahren beschließt sie großherzig, ihn bei sich zu behalten und zu verstecken. Irgendwann aber durchforsten Feldjäger das Dorf…
Z 14. Oktober Der schwedische Möbelkonzern IKEA eröffnet in München seine erste Filiale in der Bundesrepublik.
20. Oktober Das ZDF zeigt den allerersten Derrick mit dem Episodentitel Waldweg. Die Serie, eine Gemeinschaftsproduktion des ZDF, ORF und SF DRS, hatte insgesamt 281 Folgen und ist die meistverkaufte deutsche Serie aller Zeiten. Drehbuchautor Herbert Reinecker schrieb alle 281 Folgen, Produzent war Helmut Ringelmann mit seiner Firma Telenova-Fernsehproduktion. Die Serie wurde bis zum 16. Oktober 1998 im ZDF ausgestrahlt. (Quelle: Wikipedia)
18. November Radio Bremen (RB) etabliert in der ARD die Dritte-Welt-Reihe "lm Namen des Fortschritts".
19. November Radio Bremen (RB) eröffnet im Dritten Programm von NDR/RB/SFB eine neue Open-end-Sendereihe unter dem Titel Drei nach neun, die heute noch läuft und als älteste Talk-Show im deutschen Fernsehen gilt.
Z 29. November Horst Mahler und Ulrike Meinhof werden in West-Berlin wegen Mordversuchs bei der Baader-Befreiung zu 14 bzw. acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt.
November - Filmverlag der Autoren Der "Filmverlag der Autoren" in München wird in eine GmbH & Co. KG umgewandelt und fungiert ausschließlich noch als Verleih. Es verbleiben weiterhin in der Firma Hark Bohm, Uwe Brandner, Rainer Werner Fassbinder (neu), Michael Fengler, Hans W. Geißendörfer, Hans Noever und Wim Wenders. Geschäftsführer sind Veith von Fürstenberg und Laurens Straub.
2. Dezember Am Bochumer Schauspielhaus wurde Heinrich Manns Professor Unrat von Peter Zadek uraufgeführt. Hinweis: Als Peter Zadek daran ging, "Professor Unrat" zu inszenieren, welches er zusammen mit Gottfried Greiffenhagen zur Komödie mit Musik dialogisiert hatte, befürchtete man, dass dieses Stück vergeblich versuchen würde, sich mit dem Film Der blaue Engel von Josef von Sternberg zu messen. Doch die Inszenierung wurde einer der großen Höhepunkte der Theatersaison. 44 Jahre nach dem Blauen Engel mit Marlene Dietrich und Emil Jannings inszenierte Zadek Manns Roman Professor Unrat mit Hannelore Hoger und Günther Lüders in den Hauptrollen. Dabei hielt sich die Bochumer Aufführung genauer an den Roman, der eine Satire auf das wilhelminische Deutschland ist. Die Leistungen der beiden Hauptdarsteller wurden von Kritikern zum Besten gezählt, was in dieser Saison auf den deutschen Bühnen zu sehen war. (Quelle: Wikipedia)
S o n s t i g e s / O h n e D a t u m
M U S I K A L I S C H E S 1974
A k t u e l l e H i t s 1974
Ballroom
Blitz,
Teenage Rampage - The Sweet
Das Tor zum Garten der Träume - Bernd Clüver
Devil Gate Drive - Suzi Quatro
Du kannst nicht immer siebzehn sein
- Chris Roberts
Einsamkeit hat viele Namen - Christian Anders
Everything
I Want To Do - Albert Hammond Far Far Away - Slade
Hey Boss, ich brauch' mehr Geld
- Gunter Gabriel
I
Love You Love Me Love - Gary Glitter
I
Shot The Sheriff - Eric Clapton
Kung
Fu Fighting - Carl Douglas
Longfellow
Serenade - Neil Diamond
Rock
Your Baby - George McCrae
Seasons
In The Sun - Terry Jacks
Sugar
Baby Love
- The Rubetts
Theo
wir fahr'n nach Lodz - Vicky Leandros
Tränen lügen nicht - Michael Holm
Waterloo
- Abba
B
A M B I - S i e g e r
Schauspieler Horst Janson ("Der Bastian"), Drehbuchautor Wolfgang Menge, Opernsängerin Anneliese Rothenberger, Journalist Peter Scholl-Latour, Entertainer Peter Alexander, Telly Savalas ("Kojak"), William Conrad ("Cannon") und Showmaster Rudi Carrell können den Preis entgegennehmen. Weitere Informationen der BAMBI-Verleihung sind bei Wikipedia zu finden.
Sieger der "Goldenen Kamera" von HörZu 1974
Peter Ustinov, Schauspieler, für seine Rolle in Notenwechsel Rosemarie Fendel, Schauspielerin, für ihre Rolle in Im Reservat und in Trotta
Sina Walden und Ruprecht Essberger als beste Autoren für Ehen vor Gericht - Sina Walden studierte Jura in Heidelberg und Berlin. Sie arbeitete als freie Sachbuch- und Fernsehautorin (unter anderem Ehen vor Gericht, Das Fernsehgericht tagt, Alles Gute, Köhler, Körpersprache). Sina Walden lebte in München und Italien. - Ruprecht Essberger stammt aus einer bekannten Hamburger Reederfamilie. Er besuchte die Oberrealschule für Jungen in Hamburg-Eppendorf und ging 1941 mit einem Notabitur als Freiwilliger zur Kriegsmarine. Nach dem Krieg studierte er Literatur und Kunstgeschichte in Göttingen und Hamburg. Im Jahre 1953 begann er mit Regiearbeiten für den damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). Seit dem Jahre 1954 entstanden unter seiner Mitwirkung u. a. auch rund 100 Folgen der Fernsehserie Familie Schölermann. Die Sendung Das Fernsehgericht tagt lief von 1961 bis 1978 in der ARD. Weitere Sendereihen waren Ehen vor Gericht sowie Das Verkehrsgericht.
Igor Luther (gestorben 7. Juni 2020) für die Beste Kamera für Inferno und Ein unheimlich starker Abgang.
Julia Dingwort-Nusseck als Beste Fernsehfrau als Wirtschafts-Expertin (HörZu Leserwahl). Deutsche Wirtschaftsjournalistin. Sie war von 1976 bis 1988 erste Präsidentin der Landeszentralbank Niedersachsen. In dieser Eigenschaft war sie auch die erste Frau im Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank. Parteipolitisch engagiert sie sich für die CDU.
Martin Benrath, Schauspieler, Beste Lesung "Scheinwerfer durch die Nacht" Friedrich Nowottny als Bester politischer Journalist Peter Beauvais - Beste Regie für Im Reservat
B R A V O - O T T O - Leserwahl 1974
Kategorie männliche Filmstars: Gold Terence Hill, Silber Jean Michael Vincent, Bronze Roger Moore Kategorie weibliche Filmstars: Gold Ute Kittelberger, Silber Uschi Glas, Bronze Linda Blair Kategorie Beat-Gruppen: Gold: The Sweet, Silber: ABBA, Bronze: The Osmonds Kategorie Sänger: Gold: David Cassidy, Silber Bernd Clüver, Bronze Jürgen Marcus Kategorie Sängerinnen: Gold: Suzi Quatro, Silber Elfi Graf, Bronze Maggie Mae Kategorie TV-Stars weiblich: Gold Susan Dey, Silber Gillian Blade, Bronze Edwige Pierre Kategorie TV-Stars männlich: Gold Steve Hodson, Silber Oliver Tobias, Bronze Michael Gray Kategorie Sportler: Gold Gerd Müller (Fußball), Silber Francisco Marinho (Fußball), Bronze Franz Beckenbauer (Fußball) Kategorie Sportlerinnen: Gold Ulrike Meyfahrth (Hochsprung) Silber Rosi Mittermaier (Skirennen), Bronze Uta Schorn (Kunstturnen)
L I T E R A T U R 1974
Im Carl Hanser Verlag, München, erscheinen die beiden ersten Bände der "Reihe Film", herausgegeben von Peter W. Jansen und Wolfram Schütte in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Kinemathek. Sie wird den Regisseuren R. W. Fassbinder und Francois Truffaut gewidmet.
Winterspelt - Roman von Alfred Andersch. Der Roman von Alfred Andersch wurde übrigens 1977 glänzend in Szene gesetzt von Eberhard Fechner mit dem Fernsehspiel Winterspelt 1944.
Die verlorene Ehre der Katharina Blum - Erzählung von Heinrich Böll (verfilmt von Volker Schlöndorff u. M. von Trotta)
5 Tage im Juni - Roman von Stefan Heym
Unter den Linden. Drei unwahrscheinliche Geschichten - Erzählungen von Christa Wolf
E i n i g e K i n o- u n d F e r n s e h f i l m e d e s J a h r e s 1974
Regie: Roland Klick Das Leben ist kein Supermarkt! Dies muss auch der 18jährige Willi erfahren, wenn er sich durch den Hamburger Großstadtdschungel schlägt und sich in die Prostituierte Monika (Eva Mattes - blond gefärbt!) verliebt. Eigentlich will er sich der Gesellschaft anpassen, aber er geht daran kaputt. „Die Kombination von realitätsnaher und handwerklich äußerst ansprechender Inszenierung schafft ein exaktes Zeitbild, mit dem Klick den Autorenfilm endlich für ein breiteres Publikum öffnete."
Regie: Wim Wenders
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Jeder für sich und Gott gegen alle Regie: Werner Herzog
Regie: Frank Beyer
Einer von uns beiden Regie: Wolfgang Petersen
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Regie: Reinhard Hauff
Im Namen des Volkes Regie: Ottokar Runze In Berlin erhält Ottokar Runze den Silbernen Bären. In der Begründung der Jury heißt es: "Eine außergewöhnliche dokumentarische Präsentation. Die Akteure des Films sind verurteilte Mörder, die sich freiwillig dem Experiment unterziehen, drei Gefängniskameraden erneut den Prozess zu machen. Für die Originalität des Konzepts und für den herausragenden Einsatz von Kamera und Montage wird der Preis dem Regisseur zuerkannt".
Karl May Regie, Drehbuch: Hans Jürgen Syberberg Biografie des Schriftstellers, angelegt zwischen mythischer Verklärung und ironischer Distanz. Darsteller: Helmut Käutner, Kristina Söderbaum, Attila Hörbiger, Käthe Gold.
In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod Regie: Alexander Kluge
Einige D E F A-Filme des Jahres 1974
Leben mit Uwe - Regie: Lothar Warnecke -
Regie: Egon Günther Die Arbeiterin Ric (Jutta Hoffmann) und der Student Klaus (Jaecki Schwarz) erleben während eines Urlaubs in Krakau eine Selbstfindung, die mit Rics Tod bei einem Verkehrsunfall endet. Ein nachdenklich stimmender Film, aber leider ein Misserfolg; fürs Ausland nicht freigegeben.
G e b u r t s t a g e 1974 22.01. Annette Frier, Schauspielerin und Komikerin 30.01. Maren Eggert, Schauspielerin 05.03. Barbara Schöneberger, Moderatorin u. Sängerin 08.03. Christiane Paul, Schauspielerin 23.03. Anna Schudt, Schauspielerin 28.03. Matthias Koeberlin, Schauspieler 14.04. Laura Tonke, Schauspielerin 22.07. Franka Potente, Schauspielerin 11.10. Valerie Niehaus, Schauspielerin 11.11. Matthias (Matze) Knop, Moderator, Sänger, Schauspieler, Imitator 20.11. Kurt Krömer (Comedian, Kabarettist) 20.11. Florian David Fitz, Schauspieler 23.11. Susanna Wellenbrink, Schauspielerin
G e s t o r b e n 1974
8. Februar 1974 - Fern Andra geboren am 24. November 1894 Amerikanische Schauspielerin im deutschen Stummfilm. Ihr Geburtsname war Fern Edna Andrews, ein weiterer Name: Baronin Fern Andra von Weichs. Neben Henny Porten und Asta Nielsen war Fern Andra eine der beliebtesten Schauspielerinnen in Deutschland. Kay Weniger schreibt: "Schon im Alter von vier Jahren trat die aus Illinois stammende, gebürtige Fern Andrews als junge Artistin mit einem Drahtseilakt vor das Publikum und gab im Jahr darauf auch ihr Schauspieldebüt (in "Onkel Toms Hütte", in dessen Filmversion sie 1914 ebenfalls mitspielen sollte). Als Seiltänzerin ging Fern Andra u.a. auch auf Europatournee und ließ sich 1913 in Berlin nieder, wo sie im selben Jahr beim Film debütierte. Andras filmische Rührstücke, die mit Vorliebe in der Welt des Adels oder im Zirkusmilieu angesiedelt waren, fanden während des 1. Weltkrieges ein dankbares Publikum und trugen so ergreifende Titel wie Ernst ist das Leben, Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht und Der Seele Saiten schwingen nicht. Eine Großzahl dieser Werke stellte die Schauspielerin in eigener Produktion und zum Teil auch in eigener Regie her. Ihre Popularität in Deutschland war zeitweise so groß, dass Fern Andra, als sie während des Krieges als vermeintliche Spionin verhaftet wurde, auf persönliche Intervention von Kaiser Wilhelm II. wieder freigelassen wurde. Als ihre Filmkarriere in Deutschland Ende der 1920er-Jahre zum Stillstand kam, ging sie zunächst nach England, wo sie in zwei wenig bedeutsamen Dramen in in dem Zirkusfilm "Spangles" (in dem sie noch einmal eine Seiltänzerin spielen durfte) mitwirkte. 1930 kehrte sie endgültig in die USA zurück. Dort trat sie in zwei frühen Tonfilmen auf, bevor sie völlig in Vergessenheit geriet."
Aufsehen erregte sie 1922 als Opfer eines Flugzeugabsturzes bei Hamburg-Fuhlsbüttel, bei dem der Pilot Lothar von Richthofen getötet wurde. Sie selbst überlebte schwer verletzt. Fern Andra war viermal kinderlos verheiratet. Ihr erster Ehemann, Freiherr Friedrich von und zu Weichs, fiel 1917, ihre 1924 geschlossene zweite Ehe mit Kurt Prenzel wurde geschieden, ebenso ihre 1932 geschlossene dritte Ehe mit dem Schauspieler Ian Keith. Ihr vierter Ehemann Sam Edge Dockrell starb 1973. (Quelle: Wikipedia) Ihr letzter Film in Deutschland war der 1927 gedrehte Streifen Funkzauber - Ein Volksstück von der Liebe und des Rundfunks Wellen, den Richard Oswald in Szene setzte und auch produzierte. (Quelle: z.T. aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 1. Band, S. 105-106 - mit Erlaubnis des Autors und aus Wikipedia)
Filme mit Fern Andra sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.
24. Februar 1974 - Robert A. Stemmle geboren am 10. Juni 1903 (→ Biografie innerhalb dieser HP) Regisseur, Drehbuchautor, Produzent Robert Adolf Stemmle wurde in Magdeburg zum Lehrer ausgebildet, unterrichtete aber nicht, sondern betätigte sich nebenbei als Puppenspieler in seinem kleinen Theater. Im Jahre 1927 ging er mit seiner Puppenbühne auf Tournee, nachdem er seine erste Publikation herausgebracht hat. Es zog in nach Berlin. Hier studierte er einige Semester Germanistik und Theater- und Literaturwissenschaft, dann verfasste er Theaterstücke. Die Produktionsfirma Tobis holte ihn 1930 als Chefdramaturg zum Film und ab 1932 folgten dann Drehbuchaufträge. Ein Jahr später führte er Regie seines ersten Films So ein Flegel, eine Version des Heinrich Spoerl-Romans Die Feuerzangenbowle. Bereits in dieser nicht ganz so bekannten Version spielte Heinz Rühmann den Schüler Pfeiffer mit drei F. Die Drehbücher von Stemmle wurden vor allem von Carl Froelich geschrieben, die gelegentlich auch die "braune Propaganda" im Film zeigten, wie z.B. in Reifende Jugend, Oberwachtmeister Schwenke). Die Inszenierungen von Stemmle waren dagegen zumeist unterhaltsamer Natur, wie Charleys Tante oder Der Raub der Sabinerinnen. Aber Ende der 1930er Jahre drehte auch Regisseur Stemmle Geschichten mit demokratiefeindlichen Anklängen, wie Am seidenen Faden, es folgte ein Werbefilm für Hitlers Autobahnbau mit dem Titel Mann für Mann, dann der HJ-Propagandastreifen Jungens. Kay Weniger schreibt: "1946 gründete Stemmle in München ein eigenes Kabarett (Gonghaus) und inszenierte zwei Jahre darauf mit dem zeitkritischen, kabarettistisch-humorigen Werk Berliner Ballade seinen ersten Nachkriegsfilm, der sich als beträchtlicher (auch künstlerischer) Erfolg erweisen und nicht nur in, sondern auch außerhalb Deutschlands Beachtung finden sollte." Nach dem Krieg schrieb Stemmle noch Drehbücher zu zwei beachtlichen Filmen, es waren die beiden frühen DEFA-Filme Affäre Blum (1948, Regie: Erich Engel) und Der Biberpelz (1948, Regie: Erich Engel). Für fast 80 Kinofilme und über 20 Fernsehfilme schrieb Robert A. Stemmle Drehbücher bzw. führte Regie. Dazu gehörten Drehbuchvorlagen bekannter Autoren, wie z.B. mit Johannes Mario Simmel. Filme wie Der Millionär, Mein Schulfreund, Toxi oder Heinz im Mond wurden große Erfolge und ließen Stemmle zu einem der gefragtesten Autoren werden. Ab 1965 inszenierte er nur noch für das Fernsehen, dies waren meistens authentische Kriminalgeschichten. 1949 wurde ihm der Preis der Internationalen Filmfestspiele Venedig für den Film Berliner Ballade mit Gert Fröbe verliehen. 1962 bekam er den "Blue Ribbon Award" für Ein Gruß aus Wien und 1973 wird ihn der deutsche Filmpreis in Gold verliehen für sein Gesamtwirken im deutschen Film. Im Alter von 71 Jahren stirbt Robert A. Stemmle in Baden-Baden. Er war mit der Schauspielerin Gerda Maurus verheiratet. Auf der Webseite der Uni Magdeburg ist zu legen: "S. hinterließ ein Lebenswerk, das sowohl im Umfang als auch in der Qualität der entstandenen Drehbücher, Romane, Schauspiele, Sammlungen (Moritaten, Anekdoten, Rechtsfälle) seinesgleichen sucht. Er war Mitglied des Internationalen P.E.N.-Clubs." (Quelle: Einige Informationen aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 7. Band, S. 468-470 - mit Erlaubnis des Autors)
Filme von Robert A. Stemmle sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.
4. Mai 1974 - Gerhard Lamprecht geboren am 6. Oktober 1897 Regisseur, Autor. Weitere Informationen über Gerhard Lamprecht. Lamprecht wurde in Berlin geboren. Sein Vater war Gefängnispfarrer. Im Alter von 13/14 Jahren betätigt er sich nebenbei als Filmvorführer im Berliner Kinematographen-Theater. Sein Abitur macht er 1916. Danach Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Nimmt Schauspielunterricht bei Paul Bildt, weil er beschließt, Schauspieler zu werden. 1917 wird er durch Vermittlung seines Mentors als Dramaturg bei der Messter-Film als Chefdramaturg eingestellt. 1918 verfasst G. Lamprecht zusammen mit Lupu Pick sein erstes Drehbuch für den Film Der Weltspiegel. Kurz darauf wird er einberufen und muss verwundet ins Lazarett. Dort schreibt Lamprecht weitere Filmmanuskripte. Zusammen mit Pick schreibt er unter dem Pseudonym "Pilar" weitere Drehbücher. Alle Drehbücher mit dem damaligen Filmstar Bernd Aldor werden von Lamprecht verfasst (Der Weltspiegel 1918, Herr über Leben und Tod 1919, Der Seelenverkäufer 1919, Marionetten der Leidenschaft 1919). Er arbeitet am Schnitt, arbeitet auch in der Rex-Film Kopiererei. Und er spielt selbst noch auf der Bühne und im Film. Zu seiner Zeit ist Gerhard Lamprecht der jüngste Regisseur Deutschlands und seine Filme Erfolg verblüffend und Pfropf und Wumpenschrumpfer (beide 1921) werden große Erfolge. Im Jahre 1921 entsteht eine Serie mit dem Titel "Frauenbeichten" (Die Beichte der Mörderin, Die Beichte der Ausgestoßenen, Die Beichte der Krankenschwester) mit Ruth Weyher in der Hauptrolle. Nach seiner von der Kritik wohlwollend beurteilten "Buddenbrook"-Verfilmung begann sich Gerhard Lamprecht speziell für Berliner Themen mit sozialem Hintergrund zu interessieren. So entstand, mit Heinrich Zille als Berater, der erste ernstzunehmende "Milljöh"-Film Die Verrufenen, der eine ganze Welle epigonaler (oft schwächerer) Filme nach sich zog, darunter auch zwei von Lamprecht selbst inszenierte Werke (Menschen untereinander, Die Unehelichen). Mit Beginn des Tonfilms konnte Lamprecht seinen größten internationalen Erfolg verbuchen, der wieder in seiner Heimatstadt Berlin spielt: Kurz nachdem Lamprecht ein Remake eines Asta Nielsen-Dirnenmelodrams Zwischen Nacht und Morgen mit der norwegischen Stummfilmdiva Aud Egede-Nissen abgedreht hatte, verfilmte er im selben Jahr, 1931, den populären Kinderroman Erich Kästners Emil und die Detektive. Der Film gilt als seine gelungenste Inszenierung. In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs musste Lamprecht auch Filme mit propagandistischen Elementen wie Diesel, Kamerad Hedwig oder Clarissa abdrehen. Mit seinem ersten Nachkriegsfilm Irgendwo in Berlin besann er sich auf die von ihm begründete Tradition des Berlin-Films mit sozialem Hintergrund. Doch der Erfolg blieb leider aus. Allmählich zog sich der vielseitige Lamprecht zurück und fing damit an, seine Sammlung von Dokumenten und Filmprogrammen zu archivieren, die er später der Deutschen Kinemathek, deren Leiter er zeitweise war, zu übergeben. Mit dem umfassenden Kompendium "Deutsche Stummfilme 1903 - 1931" hatte er das erste umfangreiche Werk über die frühe Zeit des Films vorgelegt. Er stirbt 77jährig in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf, Potsdamer Chaussee. (Quelle: Einige Informationen aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 4. Band, S. 556-557 - mit Erlaubnis des Autors)
Weitere Filme von/mit Gerhard Lamprecht sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.
19.
oder 20.
Mai 1974 - Leontine
Sagan, geboren am 13. Februar 1889 in Budapest
Regisseurin, Schauspielerin Ihr eigentlicher Name war Leontine Schlesinger. Die Literatur ist nicht einig, ob sie in Wien oder Budapest geboren wurde. Sie war Bühnenschauspielerin, wurde aber dann Regisseurin. Sie arbeitete in Wien, Frankfurt und Berlin mit Max Reinhardt und Viktor Barnowsky zusammen, hier unterrichtete sie an deren Seminar. Sie bevorzugte weibliche Autoren, deren Stücke sie inszenierte, z.B. Gestern und heute von der Autorin Christa Winsloe. 1931 hatte sie bei der Verfilmung Mädchen in Uniform Regie. Obwohl dieser Film mit sehr wenig Geld für die Fertigstellung auskommen musste, wurde er ein großer internationaler Erfolg. Denn die Thematik lesbischer Frauen war bis dahin im Film verpönt und es gab nur sehr wenige "Vorläufer" zum Thema. Die Jüdin Leontine Sagen ging 1932 nach England und drehte gemeinsam mit Zoltan Korda ein Ehedrama mit dem Titel "Men of Tomorrow". Sie ging dann in die USA und 1939 zog sie nach Südafrika, wo sie endgültig blieb und sich niederließ. Bei Filmportal ist zu lesen: "Sie beteiligte sich maßgeblich am Aufbau des südafrikanischen Nationaltheaters. Grundsätzlich widmete sie sich wieder ganz der Theaterarbeit und drehte nur noch einen einzigen Film, 13 Jahre nach "Men of Tommorrow": "Gaiete George", ein Porträt des Theatermannes George Edwards."
Filme der Regisseurin Sagan sind bei IMDb und bei Filmportal (+ biografische Angaben) gelistet.
15. Juli 1974 - Erik Charell (2 Fotos des Künstlers auf der Website des Austria Forums) Regisseur, Schauspieler, geboren als Erich Karl Löwenberg am 8. April 1894 in Breslau Erik Charell studierte Tanz und arbeitete zunächst als Tänzer und Schauspieler. 1913 war er als Ballett-Pantomime in Venezianische Abenteuer eines jungen Mannes in der Inszenierung von Max Reinhardt am Deutschen Theater zu sehen. Im Ersten Weltkrieg wurde von ihm das Charell-Ballet gegründet, womit er durch Europa tourte und große Erfolge verzeichnen konnte, hier war Friedrich Hollaender der musikalische Direktor. Schauspieler war er zunächst in zwei Stummfilmen, und zwar hatte er die Rolle des Tiberio in Prinz Kuckuck (1919) und in Nachtgestalten von Richard Oswald (1920). 1924 brachte Charell seine erste Revue heraus, die zu den prachtvollsten und teuersten gehörte, die das Berlin der Weimarer Republik je gesehen hatte und sie wurden zum Inbegriff der "wilden Zwanziger". Hier traten regelmäßig Schauspieler und Kabarettisten wie Kurt Gerron (gestorben im Oktober 1944 im KZ Auschwitz), Paul Morgan (gestorben am 10. Oktober 1938 im KZ Buchenwald), Otto Wallburg (gestorben 29. Oktober 1944 im KZ Auschwitz), Siegfried Arno, Max Hansen oder Camilla Spira. Seine erste Revue hatte den Titel "An alle". Sensationell war, das Charell es schaffte, die überaus beliebten und weltberühmten "Tiller-Girls" aus London auf seine Bühne zu holen. Es folgten Revuen mit dem Titel "Für Dich" oder "Von Mund zu Mund", mit Musik von Irving Berlin, Jerome David Kern und Ralph Benatzky. Charell brachte nicht nur Revuen auf die Bühne, sondern modernisierte auch Operettenklassiker wie z.B. Madame Pompadour, Die lustige Witwe oder Wie einst im Mai. Außerdem schrieb er zusammen mit Komponist Ralph Benatzky eigenen Operetten, wie die neue Version von Im weißen Rössl (1930). Das "Rössl" war so erfolgreich, dass er es in London, Paris und New York aufführen durfte. Auch der spätere Film mit Johannes Heesters ist eine Produktion von Charell. Der UFA-Produzent Erich Pommer bot Charell die erste Filmregie an für die Tonfilm-Operette Der Kongress tanzt mit Willy Fritsch und Lilian Harvey. Auch dieser Film wurde mehrsprachig gedreht und war international erfolgreich. Charell verfügte mit den Schauspielern Fritzi Massary, Claire Waldoff, Lil Dagover, Conrad Veidt, Alfred Abel, Fritsch und Harvey über erlesene Schauspieler, die immer Erfolgsgaranten waren. Viele der Stars traten zuerst unter seiner Regie auf wie Marlene Dietrich, Joseph Schmidt, Max Hansen. Auch die Musikertruppe "Comedian Harmonists" wurden von ihm für den Film Casanova entdeckt. Bei diesem Auftritt war auch die internationale Presse zugegen und die Harmonists wurden Geschichte. Im Jahre 1933 löste die UFA Charells Vertrag für weitere Filmarbeiten wegen seiner jüdischen Abstammung. Er emigrierte in die USA, konnte sich dort aber vorerst nur mit "filmischen Hilfsjobs" über Wasser halten. Einige angegangene Projekte scheiterten und floppten an der Kinokasse. 1942 war er - ohne Namensnennung - am Drehbuch der Crosby-Hope-Komödie Der Weg nach Marokko beteiligt. Es folgten noch einige weitere Beteiligungen. Außerdem war er auch an Theaterinszenierungen wieder beteiligt und produzierte Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" als erster mit ausschließlich farbigen Darstellern. 1949 kehrte Charell in die Bundesrepublik zurück. Hier gelang ihm ein respektabler Erfolg am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz, wo er die musikalische Komödie Das Feuerwerk inszenierte, in der das hier gesungene "O mein Papa" international bekannt wurde. 1954 holte er Romy Schneider und eine bis dahin in Deutschland völlig unbekannte Lilli Palmer vor die Kamera für die Hauptrolle in der Neuverfilmung von Feuerwerk in der Regie von Kurt Hoffmann. Es war Charells letzte Filmarbeit. 1969 wurde Erik Charell mit dem Filmband in Gold geehrt für sein "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film". Er starb im Alter von 80 Jahren und wurde auf dem Ostfriedhof in Grünwald bei München beigesetzt. Als Nachlassverwalter wurde sein Lebenspartner Friedrich Zanner eingesetzt zusammen mit dem Münchner Rechtsanwalt Dr. Wolf Schwarz. (Quelle: Einige Informationen aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 2. Band, S. 50-51 - mit Erlaubnis des Autors)
Das Schwule Museum präsentierte vom 7. Juli bis 27. September 2010 die weltweit erste Ausstellung zu Leben und Werk des schwulen Tänzers, Choreographen und Theaterleiters Erik Charell (1894-1974), einem der großen 'Macher' der glanzvollen Revueoperetten der Zwanziger Jahre in Berlin. Zugleich widmet sich diese Ausstellung international erstmalig dem Thema "Homosexualität & Operette". (Quelle: Schwules Museum)
Filme
von und mit Erik Charell sind bei
IMDb
und bei
Filmportal
(+ biografische Angaben) gelistet.
28.
September 1974 - Arnold
Fanck, geboren am 6. März 1889
Deutscher Regisseur. Fanck hatte, als gebürtiger Rheinländer, der seit 1906 in Freiburg im Breisgau lebte, relativ spät Skilaufen gelernt. Er studierte Chemie und Geologie in der Schweiz, unternahm immer wieder Bergtouren und entwickelte so eine große Leidenschaft für die alpine Welt. Seinen ersten Kontakt zum Film hatte er 1913 durch die Teilnahme an einer Besteigung des Monte Rosa, in dem er bei Filmaufnahmen zu einem Sepp Allgeier-Film als Schauspieler teilnahm. Allgeier brachte Fanck die Grundbegriffe der Kameraführung bei und bereits im Winter 1918/19 führte Fanck erstmals Regie in dem Dokumentarfilm Das Wunder des Schneeschuhs, wobei sich im Jahre 1921/22 noch ein zweiter Teil hinzugesellte mit dem Titel Eine Fuchsjagd auf Skiern durchs Engadin. Die frühen Arbeiten Fancks waren meistens optisch gut in Szene gesetzte Dokufilme. Aber mit dem Spielfilm Der Berg des Schicksals (Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt), in denen jetzt professionelle Schauspieler eingesetzt waren, hatte Fanck es geschafft, neben wunderbaren Naturkulissen auch eine Spielhandlung einzubauen und setzte hier DEN Bergschauspieler par excellence ein, Luis Trenker, der seine Filmkarriere zum großen Teil Arnold Fanck zu verdanken hat. Mit seinem nächsten Film Der heilige Berg bekam Trenkers Kollegin Leni Riefenstahl als Tänzerin Diotima ihre erste Filmchance. Vor allem der Film Die weiße Hölle vom Piz Palü (wieder mit Riefenstahl), den Fanck zusammen mit G.W. Pabst als Regisseur drehte, machte ihn auch über alle deutschsprachigen Grenzen hinaus bekannt. Fanck verließ häufiger zum Drehen Europa und filmte in Grönland, Japan, Feuerland, wohin er im Jahre 1938 zu einer mehrmonatigen Expedition aufbrach. Als er im April 1939 nach Deutschland zurückkehrte, fand er keine Möglichkeit mehr, größere Filme zu realisieren. Fanck war dreimal verheiratet. Ein Sohn (Arnold Ernst) wurde 1919 geboren, ein zweiter Sohn (Hans) wurde 1935 geboren und war in zweien seiner Filme zu sehen. Arnold Fanck stirbt in Freiburg und ist dort auf begraben. (Quelle: Einige Informationen aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 2. Band, S.612-613 - mit Erlaubnis des Autors) Filme von und mit Arnold Fanck sind bei IMDb und bei Filmportal (+ biografische Angaben) gelistet.
7. November 1974 - Helene Thimig, geboren am 5. Juni 1889 Österreichische Schauspielerin und Theaterdirektorin
(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 7. Band, S.654-655 - mit Erlaubnis des Autors) Am 7. November 1974 starb Helene Thimig-Reinhardt an einer Lungenembolie. Sie wurde in der Feuerhalle Simmering eingeäschert und in einer ehrenhalber gewidmeten Urnennische beigesetzt. Am 17. Juni 2015 wurde die Urne in eine ehrenhalber gewidmete Grabstelle auf den Neustifter Friedhof verlegt. (Wikipedia) Im Jahr 2016 wurde in Wien-Liesing (23. Bezirk) der Helene-Thimig-Weg nach ihr benannt.
Weitere Informationen und Fotos sind zu lesen und zu sehen bei www.steffi-line.de. Filme mit Helene Thimig sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.
17. November 1974 - Ursula Herking, geboren am 28. Januar 1912
Schauspielerin und Kabarettistin. Meistens kumpelhaft burschikos spielend, komisch-derb und schlagfertig, das waren Herkings Markenzeichen. Bis 1930 hatte die in Dessau geborene Herking die staatliche Schauspielschule in Berlin unter der Leitung von Leopold Jessner besucht. Anschließend ging sie in ihre Heimatstadt Dessau an das dortige Friedrich-Theater zurück, wo sie u.a. die Seeräuber-Jenny in 'Die Dreigroschenoper' mimte. 1933/34 wurde sie für eine Spielzeit an das Berliner Staatstheater engagiert und stand bis zur Schließung durch die Nazis im Jahre 1935, in Werner Fincks Kabarett "Die Katakombe" auf der Bühne. Seit Mitte der 1930er-Jahre war Herking in zahlreichen Filmen und auch in etlichen Boulevardstücken zu sehen. Da sie von ihrer äußeren Erscheinung nicht gerade zur romantischen Liebhaberin geeignet war, verkörperte sie eher Frauen, die das Herz am rechten Fleck hatten, vorwitzig waren und sich nichts vormachen ließen. Nach Schließung aller deutschen Theater im Jahre 1944 wurde Ursula Herking in der besetzten Tschechoslwakei in einem Rüstungsbetrieb zwangsverpflichtet. Auch nach den Kriege spielte sie weiterhin burschikose, handfeste oder schrullige Frauentypen, auch in nichtssagenden Lustspielen. Aber das Ursula Herking nicht nur Rollenklischees bedienen konnte, sah man an ihrer Rolle in Laszlo Benedeks Antikriegsfilm Kinder, Mütter und ein General, in der sie eine mutige Mutter spielte, die ihren 1945 nahe der Ostfront eingesetzten Jungen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln vom 'Krieg spielen' zurückholen will. Neben ihrer Filmarbeit fand Ursula Herking immer noch Zeit für ihre Gastspiele, so dass die große Erfolge in Rudolf Schündlers "Die Schaubude", 1948 an der "Kleinen Freiheit", später bei der "Lach- und Schießgesellschaft" verzeichnen konnte. Sie war auch im deutschen Fernsehen zu Gast, wie z.B. in der TV-Serie Die Karte mit dem Luchskopf, Mädchen hinter Gittern (1965) oder als Madame Silvia in dem 1972 gedrehten Tatort (Der Fall Geisterbahn). (Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 3. Band, S.643-644 - mit Erlaubnis des Autors) Die Schauspielerin wurde auf dem Münchner Westfriedhof beerdigt. Bei Wikipedia ist zu lesen, dass 2012 die Urne aus dem in München aufgelassenen Grab auf Betreiben ihres Sohnes Christian in das Grab ihrer Eltern Lily Herking und Willy Klein auf den Friedhof III in Dessau umgebettet wurde. (Wikipedia) Filme mit Ursula Herking sind bei IMDb und bei Filmportal zu finden.
3. Dezember 1974 - Hans Leibelt Schauspieler, *1885 Als Sohn eines Lehrers bei Leipzig geboren lernte er nach der Schulzeit Textilkaufmann, er hatte eine Ausbildung an einer Webschule in Dresden erhalten. Anschließend Arbeit als Volontär in der Weberei. Sein Wunsch war es aber, Schauspieler zu werden und so sprach er beim Direktor des Leipziger Apollo-Theaters vor. Schauspielunterricht folgte und so hatte er 1903 sein erstes Theaterengagement im Eisenacher Stadttheater. 1905 kam er nach Leipzig. Dort blieb der Schauspieler mit Ausnahme des Kriegsdienstes 1914 - 1916 bis 1920. 1923 bekam er ein Engagemant bei Otto Falckenberg an die Kammerspiele nach München, wo er auch Brecht und Karl Valentin kennenlernte, die ihn für die Komödie Mysterien eines Frisiersalons vor die Kamera holten. Danach wurde er häufig für Nebenrollen eingesetzt, zumeist spielte er aufgrund seiner Leibesfülle immer gerne Beamte, Honoratioren, Theaterleiter, Butler, Richter, Kommissare und ähnlich wichtige Herren, wie 1944 in dem Film Die Feuerzangenbowle den Direktor Knaur, genannt 'Zeus'. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Hans Leibelt weiterhin am Deutschen Theater Berlin und am West-Berliner Renaissance-Theater. In den Jahren nach dem Krieg war von dem wohlgenährten rundlichen Mann nicht mehr viel zu sehen, er hatte stark an Gewicht verloren und konnte 1946 in dem DEFA-Trümmerstreifen Irgendwo in Berlin*) den abgemagerten Maler Eckmann darstellen. Wohlbeleibt spielte er aber dann in den Folgejahren wieder in vielen Unterhaltungsfilmen wie Das schwarze Schaf oder Max, der Taschendieb mit. 1962 erhielt er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Der einstige Ufa-Star lebte nach dem Tod seiner Frau seit 1950 mit der Schauspielerin Hilli Wildenhain zusammen; seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einem Münchener Altersheim. (Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 4, S. 664/665 - mit Erlaubnis des Autors)
Filme mit Hans Leibelt sind bei IMDb und bei Filmportal gelistet.
*) Leinwanddebüt des damals elfjährigen Charles Knetschke, der sich später als Charles Brauer einen Namen als Schauspieler machte.
Layout:
Rosemarie Kuheim
Ich bedanke mich bei Herrn Dr. Kay Weniger, der mir erlaubt hat, Textstellen aus seinem "Personenlexikon des Films" für diese Chronik zu übernehmen. Weiterhin enthält diese Chronik Informationen aus der Website HDG/LEMO (Haus der Geschichte/Lebendiges Museum Online) und aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.
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