Ottokar Runze Regisseur - Darsteller - Drehbuchautor - Produzent
Geboren am 19. August 1925 in Berlin.
Er starb am 22. September 2018 im Alter von 93 Jahren in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern).
Soldat im Zweiten Weltkrieg, Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg Schauspielunterricht. Danach wurde er an verschiedene Berliner Bühnen engagiert, wo er 1948 am Deutschen Theater als Valère in Molières Der Geizige sein Bühnendebüt gab. In den Jahren 1951-56 leitete er bereits das Theater im British Centre (West-Berlin), hier auch Übernahme kleinerer Rollen. Dann Arbeit als Synchronsprecher und Regie-Assistenz bei Filmen von Josef von Baky (z.B. Die Frühreifen, Gestehen Sie, Dr. Corda). Inzwischen Umzug nach Salzburg. Dort 1964 Gründung des Europa-Studios, ein Theater für zeitgenössische Autoren. Daneben auch erste Arbeiten für das Fernsehen.
Mit der Inszenierung des Dramas Viola und Sebastian mit Karin Hübner und Frank Glaubrecht gab er 1971 sein Kinodebüt. Die nächste Regiearbeit war der Film Der Lord von Barmbeck, die den Lebensweg des legendären Hamburger Einbrechers Petersen beschreibt. Hierfür erhielt Runze den Bundesfilmpreis.
www.filmportal.de schreibt u.a.: "...markiert zugleich den Beginn einer Filmreihe Runzes (gemeint ist Der Lord von Barmbeck) über das ambivalente Verhältnis von Justiz und Gerechtigkeit. So erregt Im Namen des Volkes großes Aufsehen, da hier zu lebenslänglicher Haft verurteilte Insassen der Hamburger Justizanstalt Fuhlsbüttel vor der Kamera ihre eigenen Gerichtsverfahren rekapitulieren und reflektieren. Für diesen Dokumentarfilm mit Spielszenen erhält Runze einen weiteren Bundesfilmpreis, darüber hinaus wird der Film auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet."
Es folgte das Gerichtsdrama Das Messer im Rücken.
Für seine Film- und Fernsehprojekte gründete er 1963 in Hamburg eine eigene Produktionsgesellschaft, die "aurora-television" und die "Ottokar Runze Filmproduktion" in Berlin. Es entstanden unter Runzes Regie Filme wie Verlorenes Leben (1975), Der Mörder (1978), beide Filme in der Hauptrolle mit Marius Müller-Westernhagen, Die Standarte (1976) und Stern ohne Himmel (1980). In den 1980er-Jahren produziert Runze Filme wie Don Quichottes Kinder (1980, Regie: Claudia Holldack), Mascha (1983, Regie: Hans-Eberhard Quelle), Novembermond (1984, Regie: Alexandra von Grote), Martha Jellneck (1988, Regie: Kai Wessel), Abschied vom falschen Paradies (1988/89, Regie: Tevfik Baser) u.a. Einen späten Erfolg erfährt der Ufa-Star Ilse Werner mit dem Film Die Hallo-Sisters, in dem sie eine nicht mehr erfolgverwöhnte Schlagersängerin, auf ein Comeback hoffend, spielt. Dieser Film fand allerdings keinen Verleih und wurde nur im Fernsehen ausgestrahlt. In den 1970er-Jahren, so schreibt Kay Weniger in "Das große Personenlexikon des Films" u.a.: "Runze versuchte, soziale Hintergründe aufzudecken, die Aufschluss auf das Verhaltensmuster seiner Protagonisten gaben. Immer wieder stand die Psychologisierung der schuldhaft verstrickten Hauptfiguren im Mittelpunkt des Runze'schen Interesses - damit entwickelte sich der Regisseur, dessen vertiefende Inszenierungen sich im Laufe der 1970er-Jahre immer wieder von simpel unterhaltenden Mainstream-Unterhaltungsmustern entfernten... Vor allem seine beiden Hauptdarsteller Gerhard Olschewski und Marius Müller-Westernhagen (Stars in Verlorenes Leben und Der Mörder) sorgten für schauspielerischen Genuss."
Seine neueren Arbeiten, die Ende der 90er-Jahre entstanden, sind das Drama mit Udo Samel und Jürgen Hentsch Hundert Jahre Brecht, hier übernahm er die Regie, schrieb das Drehbuch und produzierte auch. Bei dem Film Der Vulkan, der autobiografische Anleihen bei Klaus Manns gleichnamigem Roman zeigt, führt Ottokar Runze ebenfalls Regie, produziert und schreibt mit am Drehbuch. Sein zuletzt produziertes Werk ist der Kinderfilm Newenas weite Reise aus dem Jahr 2000/2001.
Auszeichnungen: 1974: Deutscher Filmpreis in Silber für Der Lord von Barmbeck (Produktion) 1974: Silberner Bär der Berlinale 1974 für Im Namen des Volkes 1974: Deutscher Kritikerpreis 1975: Deutscher Filmpreis in Silber für Im Namen des Volkes 2002: Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises für das Lebenswerk
(Quelle: Ein Zitat aus www.filmportal.de; weitere Informationen aus Kay Wenigers "Das große Personenlexikons des deutschen Films", Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 6, S. 679-680 - mit Erlaubnis des Autors)
Layout:
Rosemarie Kuheim
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