Gerhard Lamprecht Regisseur - Drehbuchautor
Gerhard Lamprecht wurde am 6. Oktober 1897 in Berlin geboren, wo er am 4. Mai 1974 auch gestorben ist.
Bevor Lamprecht im Alter von 17 Jahren mit dem Schreiben von Drehbüchern begann, beschäftigte er sich nebenbei als Filmvorführer im Kino. Zwei Jahre später nahm er bei Paul Bildt Schauspielunterricht und war erstmals als Bühnenschauspieler zu sehen. Er begann ein Studium in den Fächern Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. 1917 wird er durch Vermittlung seines Mentors als Dramaturg bei der Messter-Film als Chefdramaturg eingestellt. 1918 wurde sein erstes Drehbuch, Ko-Autor war Lupu Pick, verfilmt (Der Weltspiegel), 1920 führte er das erste Mal Regie und schrieb gleichzeitig das Drehbuch zum Film Es bleibt in der Familie. Zusammen mit Pick schreibt er unter dem Pseudonym "Pilar" weitere Drehbücher. Alle Drehbücher mit dem damaligen Filmstar Bernd Aldor werden von Lamprecht verfasst (Herr über Leben und Tod, 1919, Der Seelenverkäufer, 1919, Marionetten der Leidenschaft, 1919). Er arbeitet am Schnitt, arbeitet auch in der Rex-Film Kopiererei. Und er spielt selbst noch auf der Bühne und im Film. Zu seiner Zeit ist Gerhard Lamprecht der jüngste Regisseur Deutschlands und seine Filme Erfolg verblüffend und Pfropf und Wumpenschrumpfer (beide 1921) werden große Erfolge. Im gleichen Jahr entsteht eine Serie mit dem Titel "Frauenbeichten" (Die Beichte der Mörderin, Die Beichte der Ausgestoßenen, Die Beichte der Krankenschwester) mit Ruth Weyher in der Hauptrolle.
Gute Kritiken bekam Gerhard Lamprecht auch 1923 für seine Verfilmung der Buddenbrooks. In der Zille-Verfilmung Die Verrufenen mit Aud Egede-Nissen und Bernhard Goetzke zeigt er das Milieu der Berliner Arbeiter- und Unterschicht. Weitere sogenannte "Milljöh"-Filme sind Menschen untereinander (1926) und Die Unehelichen (1926). 1925 Gründung der Gerhard Lamprecht-Filmproduktion. Die nächsten Arbeiten sind Dokumentarfilme, Kriminalfilme, Melodramen und sogenannte "Preußenfilme" (Der alte Fritz, 1928), Der schwarze Husar, 1932).
Mit Beginn des Tonfilms konnte Lamprecht seinen größten internationalen Erfolg verbuchen, der wieder in seiner Heimatstadt Berlin spielt: Kurz nachdem Lamprecht ein Remake eines Asta Nielsen-Dirnenmelodrams Zwischen Nacht und Morgen mit der norwegischen Stummfilmdiva Aud Egede Nissen abgedreht hatte, verfilmte er im selben Jahr den populären Kinderroman Erich Kästners Emil und die Detektive. Der Film gilt als seine gelungenste Inszenierung und war einer seiner erfolgreichsten (1932, das Drehbuch schrieb kein geringeer als Billy Wilder. In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs musste Lamprecht auch Filme mit propagandistischen Elementen wie Diesel, Kamerad Hedwig oder Clarissa abdrehen. Seine weiteren Regiearbeiten nach dem Krieg, hauptsächlich im Bereich des Unterhaltungsfilms, bleiben größtenteils unbeachtet. An der Seite von Karl Ludwig Diehl (1896-1958) feiert Dagover in dem Spionagefilm Der höhere Befehl einen großen Publikumserfolg.
Mit seinem ersten Nachkriegsfilm Irgendwo in Berlin besann er sich auf die von ihm begründete Tradition des Berlin-Films mit sozialem Hintergrund. Doch der Erfolg blieb leider aus. Allmählich zog sich der vielseitige Lamprecht zurück und fing damit an, seine Sammlung von Dokumenten und Filmprogrammen zu archivieren, die er später der Deutschen Kinemathek, deren Leiter er zeitweise war, zu übergeben. Mit dem umfassenden Kompendium "Deutsche Stummfilme 1903 - 1931" hatte er das erste umfangreiche Werk über die frühe Zeit des Films vorgelegt. Er starb 77jährig in Berlin.
1967 erhielt der Regisseur das >Filmband in Gold< für sein langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Außerdem veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit der Kinemathek 1969 das mehrbändige Lexikon Gesamtregister "Deutsche Stummfilme" aus den Jahren 1903 bis 1931.
Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf, Potsdamer Chaussee.
(Quelle: Einige Informationen aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 4. Band, S. 556-557 - mit Erlaubnis des Autors)
Layout:
Rosemarie Kuheim
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