Wolfgang Menge Regisseur - Drehbuchautor
Geboren am 10. April 1924 in Berlin. Gestorben am 17. Oktober 2012. Ein Nachruf bei www.welt.de.
Menge wuchs in Hamburg auf. Durch die Naziherrschaft verlor er durch seine jüdische Mutter alle Verwandten mütterlicherseits.
Nach dem Krieg Volontariat beim German News Service (Vorläufer der DPA). Danach fand er zunächst Arbeit als Reporter beim Hamburger Abendblatt. 1954 arbeitete er als Korrespondent für die "WELT" in Ostasien und war in Tokio der erste deutsche Reporter seit dem Krieg. Und er war der erste deutsche Journalist, der mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau reiste. Ende der fünfziger Jahre kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich von einem befreundeten Schauspieler überreden, ein Theaterstück zu schreiben. Dieser wollte die Hauptrolle spielen, nahm sich jedoch kurz vor der Premiere das Leben. Trotzdem wurde das Stück Zeitvertreib dann an der Berliner Tribüne mit Brigitte Grothum in der Hauptrolle aufgeführt. Der Kritiker Friedrich Luft soll der einzige gewesen sein, der das Stück lobte (schreibt Bernhard Kempen).
Menge verfasste Filmskripte und entwickelte mit Jürgen Roland zusammen die Krimiserie Stahlnetz; für diese Serie schrieb er 20 Drehbücher. Wolfgang Menge sind die geteilten Deutschen ein zentrales Thema gewesen, so z.B. in dem 1966 gedrehten Fernsehspiel Begründung eines Urteils (Jakob-Kaiser-Preis). Es handelt vom dem Stuttgarter Prozess (1963) gegen einen DDR-Grenzsoldaten, der den Schießbefehl befolgte und "die Schizophrenie des Rechts als Folge der Teilung Deutschlands" sichtbar macht. Mit einer erstaunlichen dramaturgischen Erfindung - ein DDR-Grenztrupp hat ein mecklenburgisches Grenzdörfchen über Nacht nach Osten abgeriegelt und nach Westen geöffnet - nimmt Menge in Die Dubrow-Krise (1969) die Wiedervereinigung vorweg und zeigt zu erwartende Umstellungsprobleme der Neubürger, Regisseur ist hier Eberhard Itzenplitz.
In den späten 1960er- und 1970er-Jahren reihte er sich ein in die Riege der Autoren zeitkritischer Fernsehspiele. Dazu gehörten Smog von Wolfgang Petersen, die Simulation einer Fernsehsondersendung wegen bedrohlicher Wetterlage. Nach einer Geschichte von Robert Sheckley erregte Menge großes Aufsehen mit dem Film Das Millionenspiel. Hier geht es um eine fiktive Fernsehshow, die den Überlebenden einer tödlichen Hetzjagd unter Beteiligung der Öffentlichkeit mit einer Million Mark belohnt. Der Film wurde mit dem 'Prix Italia' ausgezeichnet.
Wolfgang Menge war auch der Schöpfer des Zollfahnders Kressin in der TV-Serie Tatort, der von Schauspieler Sieghard Rupp verkörpert wurde. Menges größter Erfolg war aber zweifelsfrei die TV-Serie Ein Herz und eine Seele, die von 1973 - 76 lief. Uns allen ist Heinz Schubert als "Ekel Alfred" und Elisabeth Wiedemann als "dusselige Kuh" in bester Erinnerung. Die vielen Wiederholungen zeigen bis heute die Beliebtheit dieser Serie. Die Regisseure hier waren Joachim Preen und Jürgen Flimm.
1974 war Wolfgang Menge Mitbegründer der Radio-Bremen-Talkshow "III nach neun", an der er bis 1984 mitarbeitete. Er moderierte zeitweise auch eine neue Talkshow "Leute" im Berliner Café Kranzler, in der Wolfgang Neuss seinen legendären Auftritt mit dem damaligen regierenden Bürgermeister von Berlin, Richard von Weizsäcker, hatte, den er ganz Neuss-like - wie es so seine Art war - mit "Richie" angesprochen hat. 1979 interessiert sich Menge für eine den Alltag der Menschen, ihre Normalität beobachtende Darstellung deutscher Geschichte: Was wären wir ohne uns, vier Teile, beschreibt die Stimmung der Menschen zu Beginn der 1950er-Jahre. Hier agieren Horst Bollmann und Margret Homeyer und als Tochter Ute Willing. Regie führte hier Ulrich Schamoni.
Die deutsche Wiedervereinigung beantwortete Wolfgang Menge wiederum mit einer TV-Serie: Motzki mit Jürgen Holtz in der Hauptrolle. Die Serie konnte aber bei weitem nicht an den Erfolg der Serie Ein Herz und eine Seele anknüpfen.
Neben seiner Moderatorentätigkeit schrieb Menge weiterhin Fernsehspiele, wie z.B. den Zweiteiler Reichshauptstadt privat (1987, Regie: Horst Königstein) und Das Ende der Unschuld (1991, Regie: Frank Beyer) über die Entwicklung der Atombombe.
Wolfgang Menge wohnte in Berlin und war mit der Journalistin Marlies Menge verheiratet. Das Paar hat drei Söhne.
(Quelle: Einige Informationen von der Webseite www.epilog.de (die Seite existiert nicht mehr) mit Erlaubnis von Herrn Bernhard Kempen, mit Erlaubnis von Herrn Egon Netenjakob aus seinem Buch "TV-FILMLEXIKON - Regisseure - Autoren - Dramaturgen", Fischer-Cinema TB-Verlag, Originalausgabe März 1994, Frankfurt/Main und aus der Website Wikipedia)
Auszeichnungen (eine Auswahl):
Layout:
Rosemarie Kuheim
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