Deutsche Film- und Fernsehgeschichte 1972

...und ein wenig Zeitgeschichte

Rückblick - 1972 - Tagesschau

    

   

 

    

In der Bundesrepublik werden 108 Spielfilme und in der DDR 17 DEFA-Spielfilme gedreht. 

  

Z 1. Januar 

Zwischen der DDR und Polen wird ein pass- und visafreier Reiseverkehr eingeführt, der ab dem 15. Januar auch mit der CSSR und ab April mit Bulgarien gilt. Die Folge des erleichterten Reiseverkehrs, insbesondere in die CSSR, ist eine sprunghafte Zunahme der Fluchtversuche von DDR-Bürgern in die Bundesrepublik.

(Quelle: Chronik der Mauer)

  

29. Januar  

Zum ersten Mal wird die neue Familien-Unterhaltungssendung Ein Kessel Buntes aus dem (alten) Friedrichstadtpalast gesendet. Die erste Sendung wurde von den "Drei Dialektikern" (Horst Köbbert, Manfred Uhlig und Lutz Stückrath) moderiert.

Als Gäste waren bei der ersten Ausgabe u.a. Danyel Gerard, Frank Schöbel und Manuela dabei. Die Sendung wurde quasi zum Aushängeschild der Fernsehunterhaltung der DDR, und man scheute keine Kosten, auch internationale Stars zu verpflichten. Bis zur letzten Ausgabe im Dezember 1992 liefen 119 Ausgaben der Sendung. 

  

11. Februar

Der Deutsche Fernsehfunk wird in "Fernsehen der DDR" umbenannt.

 

Z 28. Februar

Auf dem Höhepunkt der Fahndung nach Mitgliedern der Rote Armee Fraktion (RAF) beschließen die Regierungschefs von Bund und Ländern unter Vorsitz von Bundeskanzler Willy Brandt die "Grundsätze über die Mitgliedschaft von Beamten in extremen Organisationen", den sogenannten Radikalenerlass. Danach können Mitglieder "extremer Organisationen" aus dem öffentlichen Dienst entfernt bzw. ferngehalten werden. (Quelle: hdg.de)

  

Z 3. bis 13. Februar

Die Olympischen Winterspiele finden in Sapporo/Japan statt.

  

Ernst Jacobi - Foto: Christian Behring

Der Schauspieler Ernst Jacobi, hier 2008 bei der Lesung seines Buches "geb. 33"

 

Foto: Christian Behring

13. Februar

Ausstrahlung des ersten Tatorts des Südwestfunks: Wenn Steine sprechen mit Ernst Jacobi als Kommissar Pflüger. Regie führte Erich Neureuther. Für Ernst Jacobi blieb es die einzige Tatort-Folge als Kommissar.

Inhalt dieser Folge: "Ein todkranker Obdachloser wird von einem Notarzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Mann möchte sein Gewissen erleichtern und einen dreißig Jahre zurückliegenden Mord an einem Westwallarbeiter beichten. Doch bevor Kommissar Pflüger von der Kriminalpolizei Baden-Baden im Krankenhaus eintrifft und Näheres über die bereits verjährte Tat erfahren kann, wird der Mann getötet. Pflüger muss nun in zwei Mordfällen recherchieren und gerät dabei in Konflikt mit der gehobenen Gesellschaft Baden-Badens." (Quelle: Tatort-Fundus)

  

23. Januar

ARD-Ausstrahlungsbeginn des WDR-Kindermagazins Die Sendung mit der Maus.

 

25. Februar

SWF und ZDF vereinbaren, künftig statt Mainz bleibt Mainz und Mainz wie es singt und lacht jährlich wechselnd nur noch eine Karnevalssitzung aus Mainz zu übertragen. Erinnert sich eigentlich noch jemand an Frau Babbisch und Frau Struwwelisch.

 

29. Februar

ARD-Ausstrahlung des Fernsehspiels Die Angst des Tormanns beim Elfmeter von Wim Wenders nach einem Roman von Peter Handke.

  

Heinrich Lübke, 1959

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Bundesarchiv

Bild 146-1994-034-22A / CC-BY-SA

 

 

 

Z 6. April

Alt-Bundespräsident Heinrich Lübke stirbt im Alter von 77 Jahren in Bonn.

  

Z 10. Mai

Die Bundesregierung beschließt ein Abfallbeseitigungsgesetz, in dem die Notwendigkeit der Wiederverwertbarkeit von Abfallstoffen betont wird. Na guck mal an, damals wurde also Umweltschutz bereits erwähnt...

  

18. Mai

Uraufführung des Dramas "Die neuen Leiden des jungen W." von Ulrich Plenzdorf in Halle. Das moderne Drama nach Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) "Die Leiden des jungen Werthers" erfasst die Sprache, Mentalität und Konflikte junger Menschen in der DDR. (Quelle: hdg.de)

 

27. Mai

Im deutschen Fernsehen wird die 1. Folge der TV-Serie Star Trek - Raumschiff ENTERPRISE gezeigt.

  

Z 1. Juni

Die RAF-Terroristen Andreas Baader, Holger Meins (1941-1974) und Jan Carl Raspe (1944-1977) werden nach einem längeren Schusswechsel mit der Polizei, bei dem Baader verletzt wird, in Frankfurt/Main festgenommen.

Am 7. Juni wird die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin in Hamburg verhaftet.

Am 15. Juni wird die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof festgenommen. 

  

 

 

18. Juni

Das Magazin für Neugierige "Außenseiter - Spitzenreiter" wird erstmals ausgestrahlt. Moderator ist Hans-Joachim Wolfram. Es wird Kurioses und Hintergründiges vorgestellt, so zum Beispiel Menschen mit außergewöhnlichen Hobbys und Begabungen, nicht alltägliche Erfindungen oder ungewöhnliche Rekorde (zum Beispiel: Wer hat die meisten Vornamen?). Die Moderatoren klingeln unangemeldet bei den betreffenden Personen, welche meist aus dem Bekanntenkreis empfohlen wurden. Am Ende der Sendung werden neue Fragen eingeblendet, die in der nächsten Folge Thema werden können. Das an das Publikum gerichtete Motto der Sendung lautet: „Und bleiben Sie immer schön neugierig.“ (Quelle: Wikipedia)
  

24. Juni - Deutscher Filmpreis

Drei deutsche Filme werden mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet: Trotta (Der persönliche Niedergang eines Offiziers der k.u.k.-Armee in der Zeit des Zerfalls der Donaumonarchie. Atmosphärische Verfilmung des Romans "Die Kapuzinergruft" von Joseph Roth.), weiterhin Ludwig, Requiem für einen jungfräulichen König und Händler der vier Jahreszeiten von R. W. Fassbinder.

Filmbänder in Silber gehen u.a.  an den Film Eins und die Regisseure Schaaf (Trotta) und Wicki (Das falsche Gewicht).

Filmbänder in Gold gehen an Irm Hermann und Hans Hirschmüller für die schauspielerischen Leistungen in dem Fassbinder-Film Händler der vier Jahreszeiten, und an  Rosemarie Fendel für Trotta.

     

23. Juni bis 4. Juli - Berlinale

Das zweite Jahr im Nebeneinander von Wettbewerb und Forum. Die deutschen Filme im Forum (Liebe Mutter, mir geht es gut, Nachtschatten) werden stärker diskutiert als die im Wettbewerb (Die bitteren Tränen der Petra von Kant) von Fassbinder und der Dokumentarfilm Olympia Olympia von Jochen Brauer). Der Goldene Bär geht an einen Film von Pasolini (Pasolinis tolldreiste Geschichten - Canterbury).

  

27. Juni

Start der Krimireihe Polizeiruf 110. Die erste Folge trägt den Titel Der Fall Lisa Murnau, Regie: Helmut Krätzig. Als Kriminalisten fungieren Oberleutnant Fuchs (Peter Borgelt) und Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler), Lisa Murnau wird von Petra Hinze verkörpert. 

  

9. August 

ARD-Ausstrahlung von Gerd Ruges Zwischen Peking und Shanghai - Beobachtungen in China. Es ist der erste von einem ARD-Team in China gedrehte Filmbericht.

 

Z 26. August - 11. September 

ARD und ZDF übertragen im Wechsel die Ereignisse der XX. Olympischen Sommerspiele in München, die leider überschattet waren durch die sogenannte Aktion "Schwarzer September" - das Attentat von München. Bei dem Anschlag sowie bei dem polizeilichen Versuch, die von Terroristen als Geiseln genommenen Israelis zu befreien, finden 17 Menschen den Tod. Am 29. Oktober entführen arabische Terroristen eine Lufthansa-Maschine mit 20 Insassen nach Libyen. Die an Bord befindlichen Passagiere und Besatzungsmitglieder werden gegen drei an dem Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft beteiligte Attentäter, die sich in deutscher Haft befinden, ausgetauscht. In Israel kommt es daraufhin zu heftigen antideutschen Reaktionen.

  

16. September 

In Ost-Berlin wird der DEFA-Film Goya von Konrad Wolf uraufgeführt. 

      

29. Oktober

ARD-Ausstrahlungsbeginn der fünfteiligen Familienserie Acht Stunden sind kein Tag von Rainer Werner Fassbinder.

  

12. November

Erstausstrahlung des Fernsehfilms Die große Reise der Agathe Schweigert. Regie führte Joachim Kunert. Die Hauptrolle hatte die Schauspielerin Helga Göring. Der Film entstand nach der Vorlage der Schriftstellerin Anna Seghers und wurde im DDR-Fernsehen sage und schreibe bis 1990 insgesamt 21 mal wiederholt. Es ist die Geschichte einer Frau, die ihren Kurzwarenladen und damit ihre gesicherte Existenz aufgibt, um ihrem Sohn nahe zu sein.

"Im Deutschland der dreißiger Jahre und im Spanienkrieg angesiedelter, antifaschistischer Fernsehfilm, atmosphärisch dicht und eindringlich gespielt." (Wikipedia)

 

Z 15. November

Höhepunkt der Berichterstattung über den Bundestagswahlkampf ist die »Elefantenrunde«, ein Streitgespräch der vier Parteivorsitzenden, das ARD und ZDF gemeinsam ausstrahlen.

  

Hatte immer den Schalk im Nacken: Dieter Hildebrandt
Urheber: Christoph Vohler (Wikipedia)


30. November

Das bekannteste politische Kabarett in der Bundesrepublik, die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, löst sich auf, wird aber auf Drängen von Dieter Hildebrandt 1976 neu gegründet. (Wikipedia)

 

Z 10. Dezember

Schriftsteller Heinrich Böll  erhält den Literatur-Nobelpreis. Im Januar des Jahres hatte Heinrich Böll die "Bild"-Berichterstattung über die Baader-Meinhof-Bande scharf kritisiert und kam daraufhin selbst ins Kreuzfeuer der Kritik.

  

13. Dezember

ARD-Ausstrahlungsbeginn der neuen Sendereihe Musikladen (RB), der Nachfolgesendung des Beat Club, die bis 1984 lief. Moderatoren waren Uschi Nerke (bis 21.12.78), Manfred Sexauer (dauernd, *2.8.1930 - †20. Juli 2014), August-Walter Thiemann (13.10.79-11.12.80) und Christine Röting (3.5.84-29.11.84).

 

Z 13. Dezember

Mit Annemarie Renger wird erstmals eine Frau Bundestagspräsidentin. Am 3. März 2008 stirbt sie nach langer Krankheit in ihrem Haus in Oberwinter bei Bonn. Sie wird mit einem Staatsakt am 13. März im Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Berlin geehrt.

    

 

 

25. Dezember

Mit der Ausstrahlung der 21. Folge von Cartoon (SDR) wird die erfolgreiche Sendereihe Loriots in der ARD eingestellt.

  

 

S o n s t i g e s / O h n e   D a t u m

  • Harry Baer spielt die Titelrolle in Ludwig, Requiem für einen jungfräulichen König. Regie führt Hans Jürgen Syberberg.

  • Die sechsteilige Fernsehserie Alexander Zwo läuft. Regie führt Franz Peter Wirth. Programminfo zur Serie des Senders EinsFestival: "Ein tödlicher Verkehrsunfall zwischen München und Starnberg: Ein Autofahrer verliert aus ungeklärten Gründen die Herrschaft über seinen Wagen und rast gegen einen Baum. Der Tote ist der Chef eines bedeutenden Industrieunternehmens: Wilhelm Friedberg. Sein Sohn Mike, der seit Jahren in den USA lebt, muss seine wissenschaftliche Karriere abbrechen, um den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Mike rätselt noch an dem mysteriösen Unfall seines Vaters herum, da ereignen sich merkwürdige Vorfälle. Er selbst entgeht nur um Haaresbreite einem Verkehrsunfall. Kurz darauf erreicht ihn der Telefonanruf einer Unbekannte, die in beschwörendem Ton, aber in einer fremden Sprache auf ihn einredet. Liegt hier eine Verwechslung vor?" 

  • Erste Regiearbeiten von Ulli Lommel (unvollendeter Spielfilm Tödlicher Poker).

  • Erste Spielfilme von Hark Bohm (Tschetan, der Indianerjunge), Hans Noever (Zahltag) und Christian Ziewer (Liebe Mutter, mir geht es gut).

  • Der Filmpreis des Verbandes der deutschen Kritiker geht an Jutta Hoffmann und Margarethe von Trotta.

  • Ernst Lubitsch-Preis für Herbert Fleischmann.

  • Die Komödie Die Hebamme von Rolf Hochhuth wird gleichzeitig in München, Essen, Göttingen, Wiesbaden, Kassel und Zürich uraufgeführt. Mit dem Theaterstück will Hochhuth auf das Problem der Außenseiter in der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft aufmerksam machen.

  

M U S I K A L I S C H E S  1972

   

  • Gewinnerin beim Eurovision Song Contest ist Sängerin Vicky Leandros mit ihrem Lied Après toi für Luxemburg.
     
     

  • Die vier Künstler Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad nehmen ihre erste Single auf. Noch sind sie unbekannt, aber zwei Jahre später spricht die ganze Welt über ABBA.

  • City, eine ostdeutsche Rockgruppe, wird gegründet. Ihren Durchbruch haben sie mit dem Song "Am Fenster".

  • Die amerikanische Band CCR (Creedence Clearwater Revival), die sich erst 1967 formiert und gute Erfolge zu verzeichnen hatte, trennt sich wieder.

  • Die amerikanische Gospel-Sängerin Mahalia Jackson stirbt im Alter von 60 Jahren nach mehreren Herzinfarkten.

  • Scheidung von Elvis und Priscilla Presley im März 1972.

  • Sieben Jahre, nachdem sich die Band The Scorpions 1965 formiert hatte, kam endlich ihr erstes Studioalbum heraus mit dem Titel "Lonesome Crow".

   

A k t u e l l e   H i t s  1972

 

Amarillo - Tony Christie

Sacramento - Middle Of The Road

Beautiful Sunday - Daniel Boone

Am Tag, als Conny Cramer starb - Juliane Werding

Michaela - Bata Ilic

Metal Guru - T. Rex

Es fährt ein Zug nach nirgendwo - Christian Anders

Mamy Blue - Ricky Shayne

Ich wünsch' mir 'ne kleine Miezekatze - Wum (Loriot)

   

  

B A M B I - S i e g e r   1972

 

... sind Kinderstar Nicki, Mireille Mathieu, Peter Alexander, Inge Meysel, Michael Schanze und Hans Rosenthal, Hoimar von Ditfurth, Heinz Rühmann, Sport-Reporter Harry Valerien, die Crew der TV-Krimiserie "Der Kommissar": Reinhard Glemnitz, Erik Ode, Günther Schramm, Helma Seitz, Fritz Wepper, das Team der TV-Show "Wünsch Dir was", die Redaktion der Sendung "Der 7. Sinn".

  

    

Sieger der "Goldenen Kamera" von HörZu 1972

Hannelore Elsner ... für ihre Rolle in "Iwanow"

Dieter Finnern ... Regie für die Sendung "Pauls Party", Musikshow mit Paul Kuhn

Ernst Huberty ... 1. Platz beliebtester Sportreporter

Elmar Hügler ... Produzent der Sendung "Notizen vom Nachbarn (Dokureihe mit Sozialreportagen)

Lisa Kraemer ... für die Sendereihen "Fortyfeif" und "Das Podium"

Paul Kuhn ... für die Musikshow "Pauls Party"

Emil Obermann ... für die Leitung des Magazins "Pro und Contra"

Helmut Pigge ... für sein Drehbuch zu Operation Walküre

Helmut Qualtinger ... für seine Rolle in Bernhard Wickis Das falsche Gewicht

Franz Peter Wirth ... für die Regie zum Film Change

 

 

B R A V O - O T T O - Leserwahl (Jahresanfang) 1972

 

Kategorie männliche Filmstars: Gold Ryan O'Neal, Silber Pierre Brice, Bronze Hansi Kraus

Kategorie weibliche Filmstars: Gold Uschi Glas, Silber Ali MacGraw, Bronze Romy Schneider

Kategorie Beat-Gruppen: Gold T.Rex, Silber Middle Of The Road, Bronze The Sweet

Kategorie Sänger: Gold Chris Roberts, Silber Ricky Shayne, Bronze Roy Black

Kategorie Sängerinnen: Gold Daliah Lavi, Silber Manuela, Bronze Katja Ebstein

TV-Stars weiblich: Gold Inge Meysel, Silber Linda Cristal, Bronze Linda Evans

TV-Stars männlich: Gold Claus Wilcke, Silber Joachim Fuchsberger, Bronze Amadeus August

 

 

B R A V O - O T T O - Leserwahl (Jahresende) 1972

 

Kategorie männliche Filmstars: Gold Ron Ely, Silber Ryan O'Neal, Bronze Terence Hill

Kategorie weibliche Filmstars: Gold Uschi Glas, Silber Ali MacGraw, Bronze Heidi Hansen

Kategorie Beat-Gruppen: Gold The Sweet, Silber T.Rex, Bronze Alice Cooper

Kategorie Sänger: Gold Jürgen Marcus, Silber Chris Roberts, Bronze Neil Diamond

Kategorie Sängerinnen: Gold Juliane Werding, Silber Melanie, Bronze Daliah Lavi

TV-Stars weiblich: Gold Barbara Eden, Silber Juliet Mills, Bronze Sabine Sinjen

TV-Stars männlich: Gold Tony Curtis, Silber Roger Moore, Bronze Leonard Nimoy

Sportler: Gold Mark Spitz, Silber Günter Netzer, Gold Gerd Müller

Sportlerinnen: Gold Heide Rosendahl, Silber Ulrike Nasse-Meyfarth, Bronze Monika Pflug

   

  

L I T E R A T U R 1972

 

"Im Anfang war der Wasserstoff" von Hoimar von Ditfurth. Sachbuch.

©1972 Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, ISBN 3-455-09279-2, 360 Seiten

     

  

E i n i g e   K i n o-  u n d  F e r n s e h f i l m e   d e s   J a h r e s  1972

   

Der Tod der Maria Malibran

Regie und Drehbuch: Werner Schroeter

Szenen aus dem Leben des Opernstars Maria Malibran (1806 - 1836) als Reflexion über den Divenkult des 19. Jahrhunderts mit den Konsequenzen von Tod oder Wahnsinn.

   

Händler der vier Jahreszeiten

Regie und Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder

     

Liebe Mutter, mir geht es gut

Regie und Drehbuch: Christian Ziewer

  

Aguirre - Der Zorn Gottes

Regie und Drehbuch: Werner Herzog

Uraufführung am 29. Dezember in Köln.

 

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

Regie und Drehbuch: Wim Wenders

Ein Torwart wird vom Platz gestellt und lässt sich treiben: Er geht ins Kino, mordet, macht Besuche, flaniert. Ein Psychodrama über die Innenwelt der Außenwelt.

Darsteller: Arthur Brauss, Kai Fischer, Erika Pluhar

    

Das Unheil

Regie und Drehbuch: Peter Fleischmann

Der Pfarrerssohn Hille wächst zu Beginn der 1970er Jahre in einer deutschen Kleinstadt auf, in der sich nach Darstellung der Autoren Fleischmann und Walser alle elenden Seiten bundesrepublikanischer Wirklichkeit verdichten und die so zum Zentrum des "Unheils" wird: Hilles Vater organisiert ein Treffen schlesischer Heimatvertriebener, sein Lehrer drillt ihn mit autoritären Methoden zum Abitur und ein örtlicher Chemiefabrikant vergiftet im wörtlichen Sinne die Luft zum Atmen. (Quelle: Deutsches Filminstitut)

     

Fremde Stadt

Regie: Rudolf Thome

Kriminalfilm über einen Bankräuber und seine Schwierigkeiten, zwei Millionen in Sicherheit zu bringen.

  

Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König

Regie und Drehbuch: H. J. Syberberg

   

Die bitteren Tränen der Petra von Kant

Regie und Drehbuch: R. W. Fassbinder

  

Nachtschatten

Regie und Drehbuch: Niklaus Schilling

     

Die Wollands

Regie und Drehbuch: Marianne Lüdcke, Ingo Kratisch

Drei Preise für Marianne Lüdcke bei der Mannheimer Filmwoche.

    

Harlis

Regie und Drehbuch: Robert van Ackeren

  

Wildwechsel

Regie, Drehbuch: R. W. Fassbinder

  

 

Einige D E F A-Filme des Jahres 1972

  

Es ist eine alte Geschichte

Regie: Lothar Warnecke

  

Laut und leise ist die Liebe

Regie: Helmut Dziuba.

Eine Emanzipationsgeschichte.

  

Januskopf  

Regie: Kurt Maetzig

Darsteller: Armin Müller-Stahl, Katja Paryla, Fred Delmare

  

Leichensache Zernik  

Regie: Helmut Nitzschke

Drehbuch: Helmut Nitzschke, Gerhard Klein, Joachim Plötner und Wolfgang Kohlhaase

   

Der Dritte

Regie: Egon Günther, DEFA-Film, Uraufführung 16. März

   

Weitere Filme der DEFA des Jahres

 

  

Auswahl weiterer Fernsehspiele, die 1972 in Westdeutschland produziert wurden: 

  

Elisabeth - Kaiserin von Österreich - Regie: Theodor Grädler, Dr. Jörg A. Eggers

 

Das Geheimnis der Mary Celeste - Regie: Hans Stumpf

 

Deutsche Novelle - Regie: Peter Beauvais

(Quelle: http://krimiserien.heimat.eu

   

    

G e b u r t s t a g e  1972

 

17.01.  Benno Fürmann, Schauspieler

15.02.  Michelle (bürgerlich Tanja Gisela Hewer), Sängerin

25.02.  Anneke Kim Sarnau, Schauspielerin

02.03.  Tim Bergmann, Schauspieler

04.04.  Bastian Pastewka, Schauspieler und Comedian

27.04.  Mehmet Kurtulus, türkisch-deutscher Schauspieler

18.06.  Johann König, Kabarettist

20.09.  Henning Baum, Schauspieler

01.11.  Mario Barth, Comedian

04.12.  Marc Bator, Journalist

29.12.  Eva Hassmann, Schauspielerin

 

 

  

G e s t o r b e n  1972

    

 Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Die Schauspieler Ilse Bally (1917-2007) und Robert Meyn (1894-1972) während einer Aufführung des Dramas "Die Weber" von Gerhart Hauptmann 1947.

Foto: GERMIN, 1947
Aufn.-Nr.: df_ger-pos_0000746
Eigentümer: SLUB / Deutsche Fotothek

Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt am 19.05.2017.

2. März 1972

Robert Meyn, geboren am 16. Januar 1894

Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant

In Hamburg geborener Kaufmannssohn, der seine Ausbildung am Hamburger Deutschen Schauspielhaus erhalten hat. Er nahm Regieunterricht bei Carl Hagemann und Schauspielunterricht bei Alex Otto. Hier spielte er nach seinem Militärdienst auch erste Rollen. Weitere Engagements in Breslau, Berlin und Leipzig schlossen sich an. 1932 kehrte Robert Meyn in seine Heimatstadt zurück und arbeitete 32 Jahre lang - nur unterbrochen von einer Intendanz am Hamburger Thalia-Theater - am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, sowohl als Schauspieler wie auch als Regisseur. Später gehörte er dem Vorstand dieser bedeutenden Bühne an. Er arbeitete seitdem freiberuflich, meistens als Gast-Regisseur. In früheren Jahren hatte Meyn oft zahlreiche Hauptrollen gespielt, u.a. den Mephisto in "Faust" oder den Mackie Messer in der "Dreigroschenoper", die von ihm in der Spielzeit 1945/46 auch inszeniert wurde. Zudem spielte er über 300 mal die Rolle des General Harras in Carl Zuckmayers "Des Teufels General", er spielte übrigens auch in der Käutner-Verfilmung von 1954 mit, wobei Harras hier von Curd Jürgens dargestellt wurde. In dem seinerzeit skandalträchtigen Willi Forst-Film von 1951, Die Sünderin, mit Hildegard Knef, spielte Robert Meyn ihren Stiefvater und sein Sohn, der Schauspieler Jochen-Wolfgang Meyn, fungiert hier im Film als Stiefbruder der Knef. Weitere tragende Rollen spielte Meyn in Sartres "Schmutzige Hände", Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick", Kingsleys "Polizeirevier 21". In den 1950er- und 1960er-Jahren wirkte Meyn, der immerhin schon 1918 im Film debütierte, in zahlreichen Filmen und auch Fernsehspielen mit. In Ludwig II. - Glanz und Ende eines Königs von Helmut Käutner war Meyn als Nervenarzt Dr. Guddel zu sehen. An der Seite von Hanns Lothar und Wolfgang Reichmann sah man ihn 1962 in Rainer Erlers Seelenwanderung. In Hanns Farenburgs Die Caine war ihr Schicksal spielte er 1959 den Captain Forrest Lundeen und als Ministerialdirektor Senftenauer war er in Orden für die Wunderkinder zu sehen. In den Jahren 1969/70 übernahm der Schauspieler in der TV-Serie Percy Stuart mit Claus Wilcke in der Titelrolle 28 mal den Part des Sir John Cleveland. In seinem letzten Auftritt  spielte er ein Hamburger Original in dem von Helga Feddersen geschriebenen hanseatischen Volksstücks Sparks in Neu-Grönland (1971; Robert Meyn spielt hier einen kauzigen Zeitgenossen mit schrulligem Humor. Carl "Kuddel" Spark, ein ehemaliger Kaufmann, besitzt einen ausgeprägten Hang zur Sparsamkeit und eine große Portion Selbstbehauptung und Sturheit. Schweren Herzens verlässt er auf Drängen seiner Familie seinen geliebten Lebensraum Großstadt und zieht von Hamburg in die Vorstadt-Siedlung Neu-Grünland, die er in unverhohlener Antipathie „Neu-Grönland“ nennt. Neugierig beobachtet der Rentner das Treiben seiner Mitmenschen und kommentiert das Verhalten der Nachbarn mit bärbeißigem, treffendem Witz (Wikipedia). Das Drehbuch stammte von Helga Feddersen.

 

Robert Meyn war mit der Opernsängerin Ilse Kogel verheiratet und hatte einen Sohn, Jochen-Wolfgang Meyn, geboren 1932, der ebenfalls Schauspieler und Hörsprecher ist. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf.

(Quelle: Einige Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 5. Band, S. 427 - mit Erlaubnis des Autors)

  

Weitere Informationen über den Schauspieler Meyn sind bei Wikipedia und Filmportal (Filmografie) zu finden.

 

  

 

 

 

 

Raimund Schelcher

  (29.09.1951; Illus-DEFA). Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-12033-012; Fotograf: Wunsch / Datierung: 29.09.1951 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 183-12033-012 bzw. Wikimedia Commons

 

27. März 1972

Raimund Schelcher, geboren am 27. März 1910 in Daressalam/deutsch-Ostafrika
Szene aus dem Stück "Der große Verrat" von Ernst Fischer, Deutsches Theater Berlin, mit Antje Ruge und Raimund Schelcher. Regie: Wolfgang Langhoff, Juli 1950
 

 Foto: Abraham Pisarek, Aufn.-Nr.: df_pk_0000876_001
Eigentümer: SLUB / Deutsche Fotothek.
Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt am 19.05.2017.

 

Schauspieler mit ansehnlicher Karriere in der DDR der 1950er-Jahre. Schulbesuch in Köln-Kalk, wo er auch von 1928 an die dortige Schauspielschule besuchte. Theaterdebüt am Gießener Stadttheater mit der Rolle des Ferdinand in "Kabale und Liebe". Zunächst wurde Schelcher als jugendlicher Liebhaber, auch als Charakterdarsteller und/oder in komischen Rollen eingesetzt (Graf von Essex, Prinz von Homburg, Romeo und Julia). Er war an den Bühnen in Frankfurt/Main, Hamburg und Leipzig engagiert. Im Jahr 1938 ging er für seine erste Filmrolle nach Berlin.

"Im August 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wird Raimund Schelcher aufgrund seiner freimütigen Äußerungen über die Verhältnisse in Nazideutschland von der Gestapo verhaftet. In einem Strafbataillon wird er an die Ostfront geschickt. Mehrfach wird er verwundet, gelangt schließlich in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Hier engagiert er sich in der Kulturarbeit, spielt auch Theater. 1949 wird er entlassen und geht zunächst nach Bremen ans dortige Stadttheater. Ab 1950 wohnt und lebt der Schauspieler in Berlin, gehört zum Ensemble des "Deutschen Theaters", spielt zudem als Gast an der Berliner "Volksbühne". 1954 holt ihn Bertolt Brecht ans "Berliner Ensemble", hier spielt er unter anderem den Simon Chachava in "Der kaukasische Kreidekreis", brilliert in "Winterschlacht" nach Johannes R. Becher. Für seine darstellerischen Leistungen als Fritz Weiler in "Frau Flinz" nach Helmut Baierl erhält er gemeinsam mit seiner Partnerin Helene Weigel den "Nationalpreis". *)

 

Bei Kriegsausbruch eingezogen, blieb Raimund Schelcher insgesamt (inkl. anschließender Gefangenschaft) seinem Schauspielberuf fern, womit er erst 1949 wieder beginnen konnte. Nach einer Spielzeit in Bremen wechselte er an das in Ostberlin befindliche Deutsche Theater (siehe Kursivschrift). Dort war er sowohl in klassischen (der Narr in "Was ihr wollt", Jacob in Gorkis "Feinde") als auch in modernen Rollen (der Simon Chachava in Brechts "Der kaukasische Kreidekreis"). Nebenbei war Raimund Schelcher intensiv damit beschäftigt, für die DEFA seine Filmarbeit zu forcieren. Hier wurde der äußerlich grobschlächtige und hartgesichtig wirkende Schauspieler öfter in Rollen aus dem Arbeitermilieu eingesetzt. Raimund Schelcher spiel in Veit Harlans Das unsterbliche Herz (1939), er ist der Assistenzarzt Dr. Fritz von Hartwig in Robert Koch, Bekämpfer des Todes aus dem Jahre 1939, in Georg C. Klarens Defa-Film Die Sonnenbrucks spielt er 1950 den Dozenten Joachim Peters, 1953 sieht man ihn in dem sozialistisch geprägten Arbeiterfilm von Kurt Maetzig Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse. 1956 spielt Schelcher in Berlin - Ecke Schönhauser einen Volkspolizisten und 1958 ist er in Das Lied der Matrosen von Maetzig/Reisch zu sehen. 1962 agierte Raimund Schelcher in dem Spielfilm An französischen Kaminen von Regisseur Kurt Maetzig.

Kay Weniger schreibt: "In späteren Jahren verhindert Schelchers unübersehbarer Hang zum Alkoholkonsum eine kontinuierliche Beschäftigung des Schauspielers. Raimund Schelcher stirbt an seinem 62. Geburtstag." 

(Quelle: Einige Informationen aus der Webseite "Defa-Stiftung" und aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 7. Band, S. 89/90 - mit Erlaubnis des Autors)

  

Weiterer Link zu diesem Schauspieler bei www.defa-stiftung.de / *) = zitiert aus der Webseite der Defa-Stiftung

 

 

 

 

Rosa Porten vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte K 1589

 

7. Mai 1972

Rosa Porten, geboren am 19. Februar 1884

Deutsche Schauspielerin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Ältere Schwester der bekannten Schauspielerin Henny Porten. Ihre Bühnenarbeit begann bereits im Kindesalter, da ihr Vater, Opernsänger und Regisseur Franz Porten (1859-1932) sie auf Veranstaltungen des Vereins der Rheinländer auftreten ließ, und später auch mit kleinen Rollen an regulären Bühnen in Berlin. Ihr erstes festes Engagement erhielt sie 1907 am Thalia Theater in Berlin. Durch einen Kontakt, den ihr Vater herstellte, hatte Rosa Porten zusammen mit ihrer Schwester Henny erste Auftritte in den noch wenig entwickelten und unbekannten Tonbildern. Ab 1910 konnte man sie in regulären Spielfilmen sehen, wie in Das Geheimnis der Toten, wobei ihre Schwester Henny (Porten) mitspielte und das Drehbuch von ihrem Vater Franz (Porten) geschrieben wurde. Im Jahre 1910 war Henny Porten in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen, und zwar in Das Liebesglück der Blinden, für diesen Film schrieb ihre Schwester Rosa das Drehbuch. In den nächsten Jahren verlegte sich Rosa Porten auf das Schreiben von Drehbüchern, zunächst vor allem zu Filmen ihrer Schwester (Das große Schweigen). Rosa Porten setzte nach dem 1. Weltkrieg nicht nur ihre Karriere als Drehbuchautorin fort, sondern war auch als Schriftstellerin tätig. Nach Anbruch der Tonfilmzeit zog sich Rosa Porten, nachdem sie drei Romane ("Filmprinzeß", "Androgyne" und "Die neue Generation") geschrieben hatte, aus dem Filmgeschäft zurück. Im Jahre 1950 trat sie völlig überraschend wieder mit einer Nebenrolle vor die Kamera in dem unvollendet gebliebenen Streifen Land der Sehnsucht mit Jenny Jugo.

 

Filme mit/von Rosa Porten sind bei IMDb oder Filmportal (+ biografische Angaben) gelistet.

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Eine Diva des Stummfilms: Asta Nielsen - Foto: Murnau-Stiftung

Asta Nielsen in dem Film Sufragette, 1913

Regie: Urban Gad

©Murnau-Stiftung  

25. Mai 1972 - Asta Nielsen

geboren am 11. September 1881 

Dänische Schauspielerin der Stummfilmzeit - Weitere Bilder der Künstlerin -

Asta Nielsen wird als Asta Sofie Amalie Nielsen in Kopenhagen am 11. September 1881 geboren. Zwischen 1910 und 1930 war sie neben Henny Porten die populärste Stummfilmdiva ihrer Zeit. Sie erhielt kostenlos Schauspielunterricht in Kopenhagen, konnte aber wegen einer Schwangerschaft (sie weigert sich, den Vater des Kindes zu heiraten) vorerst ihre Theaterlaufbahn nicht weiter verfolgen. 1902 bekam sie ihr erstes Theaterengagement im Dagmar-Theater in Kopenhagen, musste sich aber trotzdem immer nur mit Nebenrollen begnügen. Da ihr dies nicht genügte, wechselte sie zu einer Tourneebühne, mit der sie die nordischen Nachbarländer besuchte, um dort ihr Können zu beweisen. Da sie aber auch am folgenden Theater (Det Ny Teater) nicht Fuß fassen konnte und ihr wieder größere Rollen versagt bleiben, beschließt sie 29jährig, das Theater zu verlassen.

  

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Asta Nielsen in ihrer Berliner Wohnung, 1925

Foto: Waldemar Titzenthaler

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Zusammen mit dem Bühnenausstatter Urban Gad (1879-1947), der auch später in ihren Filmen Regie führte, entschloss sie sich, die Schauspielerinnen-Laufbahn beim Film einzuschlagen. Ihr Debütfilm war Abgründe, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die in einem Pfarrhaus als Kindermädchen angestellt ist und sich einem reisenden Zirkus anschließt. Der Film, der im Original "Afgrunden" heißt, wurde durch ihr feines und zurückhaltendes Spiel ein sehr großer Erfolg. Gad und Asta wurden daraufhin von der Produktionsfirma "Deutsche Bioscop" mit Sitz in Berlin für weitere Filme engagiert. Ein Anfang war also gemacht. Mit der Zeit waren die beiden ein eingespieltes Team und heirateten 1912, die Ehe hielt bis 1918, die Zusammenarbeit der beiden war aber schon 1915 beendet. Aber vorher engagiert die deutsche Bioscop Nielsen 1911 für zwei Filme (Heißes Blut und Nachtfalter). Diese beiden Filme waren ebenfalls ein Riesenerfolg und die Produzenten stritten sich jetzt darum, wer Asta Nielsen unter Vertrag bekommen konnte. Die Firma Projektions-AG "Union" (PAGU) machte das Rennen und schließt mit Nielsen und Gad einen Vertrag über 24 Filme ab. Über den Inhalt der Filme lässt man Nielsen und Gad größtenteils selbst entscheiden. Asta Nielsen spielt meistens Frauen, die aus ihrem normalen Leben durch widrige oder dramatische Umstände ausgeschlossen wurden oder die sich unglücklich  oder nicht standesgemäß verlieben. So entstehen  Filme wie: In dem großen Augenblick (1911), Der Totentanz (1912), Die arme Jenny (1911/12), Die Sünden der Väter (1912/13), Engelein (1913/13, Die Sufragette (1913), Vordertreppe und Hintertreppe (1914/15). Mit Urban Gad drehte Asta Nielsen in der Zeit von 1911 - 1915  33 Filme.

  

Asta Nielsen - Foto: Murnau-Stiftung

Asta Nielsen in Der Totentanz von 1912, Regie: Urban Gad

 

©Murnau-Stiftung

 

 

 

 

Am 31. Dezember 1919 heiratete Asta Nielsen den schwedischen Oberleutnant und Sohn eines Reeders Freddy Wingaardh. Zwischen 1920 und 1922 produzierte sie drei Filme selbst. Darunter eine Verfilmung von Shakespeares Hamlet, in der sie den Dänenprinzen spielt. Nach der im Film vertretenen Theorie war Hamlet eine als männlicher Thronfolger erzogene Prinzessin, was seine/deren abweisende Haltung gegenüber Ophelia erklären soll, in Wahrheit aber wohl eher Asta Nielsen zu einer interessanten Rolle verhelfen sollte.

 

Zeitungsannonce zur Uraufführung des Films S1 in der Schauburg in Essen

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Herausragend ist auch ihre Darstellung von Frauen am untersten Rand der Gesellschaft in Die freudlose Gasse (1925) von Georg Wilhelm Pabst und Dirnentragödie (1927) von Bruno Rahn. In der Folge machte sie vor allem mit der Darstellung tragischer Frauenfiguren wie Strindbergs Fräulein Julie (1922), der Maria Magdalena in Robert Wienes I.N.R.I. (1924) und Ibsens Hedda Gabler (1925) auf sich aufmerksam. In den folgenden Jahren bekam sie aber immer mehr nichtssagende Drehbücher und kehrte 1928 wieder verstärkt auf die Bühne zurück. Einmal noch spielte sie in einem (ihrem einzigen!) Tonfilm mit dem Titel Unmögliche Liebe, den Erich Waschneck inszenierte, verließ dann aber das nationalsozialistische Deutschland und zog sich 1939 vom Film zurück. 1946 veröffentlichte sie mit 65 Jahren unter dem Titel «Die schweigende Muse» ihre Memoiren. 1968, im Alter von 86 Jahren, drehte und produzierte sie selbst noch einen autobiographischen Dokumentarfilm. Asta Nielsen stirbt an den Folgen eines schweren Unfalls in Kopenhagen.

(Quelle: Informationen aus Wikipedia und "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 5. Band, S. 675-676 - mit Erlaubnis des Autors)

 

Filme mit Asta Nielsen sind bei IMDb und bei Filmportal (+ biografische Angaben) gelistet.

 


  

    

 

 

 

23. Juni 1972

Werner Klingler, geboren am 23. Oktober 1903 in Stuttgart

Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor

Werner Klingler war während der Adenauer-Ära Regie-Spezialist für gefühlstriefende Kolportagegeschichten im Arzt- und NS-Milieu. Zunächst hatte er als Kleindarsteller an verschiedenen Bühnen gearbeitet, und bereits Ende 1927 ging er nach Hollywood. Dort wurde er in einigen Filmen als Kleindarsteller eingesetzt, so auch in dem Klassiker Im Westen nichts Neues. 1931 lernte er während seiner Arbeit in den Universal Studios Luis Trenker kennen, der gerade eine amerikanische Fassung von Berge in Flammen drehte. Noch im gleichen Jahr kehrte Klingler nach Deutschland zurück und war fortan 'Mädchen für alles' bei dem Trenker-Film Der Rebell. Kurz danach war er 1932 für die Tongestaltung des Abenteuerfilms SOS Eisberg mitverantwortlich. Sein Regiedebüt Die Sündflut blieb wegen Zensurproblemen unvollendet, doch Trenker sicherte daraufhin Klinglers Existenz und holte ihn als seinen Co-Regisseur für seine Werke Condottieri (1936/37) und Liebesbriefe aus dem Engadin (1938). In der Zwischenzeit hatte er mit dem pathetisch-patriotischen Befreiungsdrama Standschütze Bruggler (1936) sein erstes, eigenes, fertiggestelltes Werk inszeniert. Es gelangen ihm schließlich mehrere actionreiche Inszenierungen wie z.B. der Abenteuerfilm Die letzten vier von Santa Cruz oder auch ein Sportlerdrama mit dem Titel Die letzte Runde, leider aber auch der Propagandafilm Wetterleuchten um Barbara (1940/41) und die Fertigstellung der anti-englischen Produktion Titanic (1943), nachdem er für den von der Gestapo verhafteten  Regisseur Herbert Selpin abgelöst und die weitere Regie übernommen hatte. 1944 dreht er einen Propagandastreifen, als Familiengeschichte getarnt, mit dem Titel Die Degenhardts. Der Film, der als "staatspolitisch und künstlerisch wertvoll" galt, wurde 1945 von den Alliierten verboten. 

Nach seinen ersten beiden Nachkriegsregiearbeiten in der Bundesrepublik, darunter dem semidokumentarischen, realitätsnahen Schieber- und Schwarzmarktkrimi Razzia, wirkte Klingler erneut als Schauspieler in den USA, wo er bis Mitte der fünfziger Jahre blieb. Zurück in Deutschland, wurde er wieder für die verschiedensten Regieaufgaben herangezogen, so z.B. für das Einbrecherdrama Banktresor 713. Seine Karriere fand 1967 ein unrühmliches Ende mit einer Schmuddelgeschichte aus dem Hamburger Reeperbahn-Milieu Straßenbekanntschaften auf St. Pauli.

(Quelle: Informationen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 4. Band, S. 411-412 - mit Erlaubnis des Autors)

  

Filme mit/von Werner Klingler sind beim IMDb und bei Filmportal gelistet. Weitere Informationen sind bei www.defa-murnau.de zu finden.

 

  

 

 

Günther Simon, fotografiert nach seiner Aufnahme in die SED

 

25. Juni 1972

Günther Simon, geboren am 11. Mai 1926

Schauspieler der ehemaligen DDR. Er stirbt im Alter von 47 Jahren. Einen großen Bekanntheitsgrad erreichte er mit den "Thälmann"-Filmen unter der Regie von Kurt Maetzig. Nach dem großartigen Erfolg dieser beiden Filme hat es der Schauspieler schwer, in weiteren Rollen nicht als "Sohn der Arbeiterklasse" anerkannt zu werden.

Sonstige Kino- und Fernsehfilme: Das verurteilte Dorf (1952, Regie: Martin Hellberg), Jacke wie Hose (1953, Regie: Eduard Kubat), Vergesst mir meine Traudel nicht (1957, Regie: Kurt Maetzig), Tinko (1957, Regie: Herbert Ballmann), Der schweigende Stern (1960, Regie: Kurt Maetzig).  

 

Weitere Informationen über den Schauspieler bei www.steffi-line.de und www.defa-stiftung.de.

 

Hinweise zum Foto links: Quelle: Deutsche Fotothek, (df_roe-neg_0006626_009), © SLUB Dresden/Dt. Fotothek
Urheber: Roger Rössing (1929–2006)/Renate Rössing (1929–2005); Link Wikipedia). Abgebildeter Ort: Leipzig / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Originalfoto Fotothek: df_roe-neg_0006626_009 sowie Wikimedia Commons

Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ lizenziert

  

   

  

  

 

 

 

 

 

29. August 1972

Lale Andersen, geboren am 23. März 1905 
Lale Andersen und ihr Ehemann Artur Beul, hier 1953
Privataufnahme aus dem Archiv von Artur Beul (s. Wikipedia)
Urheber: Adrian Michael

Sängerin u. Schauspielerin

 

Eigentlich Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg, verehelichte Beul, war eine deutsche Sängerin und Schauspielerin. Weltberühmt wurde sie durch das Lied Lili Marleen  (Text). Unter dem Pseudonym Nicola Wilke schrieb sie auch selbst Liedtexte, u. a. für ihren Nachkriegsschlager "Blaue Nacht am Hafen". Außerdem war sie mit ihren Liedern oft in der TV-Musiksendung "Haifischbar" zu sehen und hören. Lale Andersen war seit 1949 mit dem Komponisten Artur Beul verheiratet, der für sie auch etliche Lieder schrieb. Unter dem Pseudonym Nicola Wilke schrieb sie auch selbst Liedtexte, u. a. für ihren Nachkriegsschlager Blaue Nacht am Hafen.

 

1972 veröffentlichte Lale Andersen die Autobiografie "Der Himmel hat viele Farben", die in der Spiegel-Bestsellerliste geführt wurde. Kurz darauf starb sie in Wien an einem Leberkrebsleiden. Sie wurde in Wien eingeäschert, die Urne auf dem Dünenfriedhof der Nordseeinsel Langeoog beigesetzt.

Bei Wikipedia ist u.a. zu lesen: "1980 drehte Rainer Werner Fassbinder den Film Lili Marleen mit Hanna Schygulla in der Hauptrolle: ein Film, der laut Abspann unter anderem auf der genannten Autobiografie beruht. Nach den Worten von Lale Andersens letztem Ehemann Artur Beul hat die Filmhandlung mit ihrem wirklichen Leben jedoch nicht viel gemeinsam und lässt auch von den zeitweiligen Problemen der Künstlerin unter dem Nationalsozialismus nichts ahnen."

 

Weitere Informationen sind bei www.steffi-line.de, bei Wikipedia und im Lale Andersen-Archiv zu finden.

 

  

 

 

6. Oktober 1972

Oskar Ballhaus, geboren am 24. Juni 1908

Schauspieler, Regisseur und Gründer und Theaterleiter seines Fränkischen Theaters.

Oskar Ballhaus war verheiratet mit seiner Kollegin Lena Hutter. Aus dieser Verbindung stammt der bekannte Kameramann Michael Ballhaus (geb. 1935) und seine Schwester Nele Maar (geb. 1938). In zweiter Ehe war Oskar Ballhaus mit der Schauspielerin Anneliese Wertsch verheiratet, aus dieser Beziehung stammt die Kinderbuch-Illustratorin Verena Ballhaus. Sein Bruder war der Theater- und Filmschauspieler Carl Ballhaus, der in Eisenach Theaterintendant war. 

 

Regisseur O. Ballhaus

Mit freundlicher Genehmigung

©Fränkisches Theater

Die Schauspielausbildung absolvierte Oskar Ballhaus in Essen an der Folkwang-Schule. Seine Frau Lena und er arbeiteten vor dem 2. Weltkrieg in Berlin als Theaterschauspieler und auch im Hörfunk. Die gemeinsame Berliner Wohnung war oft Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle, wobei hier zeitweise auch ein jüdischer Freund der Familie versteckt gehalten wurde (siehe hier >>> Kameramann Michael Ballhaus über Krieg und Befreiung).

  

1943 kamen Kinder und Ehefrau zu Verwandten ins oberfränkische Coburg. Hier blieb die Familie nach dem Krieg noch einige Jahre wohnen. Oskar Ballhaus und Lena Hutter versammelten hier etliche Künstler, hauptsächlich Schauspieler, um sich und gründete den "Coburger Kulturkreis". Hier wurden Lesungen, Musikabende und Rezitationen dargeboten. U.a. holten sie Georg Solti zu einem seiner ersten Konzerte nach Deutschland. Von den amerikanischen Besatzern hatte das Ehepaar nach Kriegsende Auftrittserlaubnis erhalten. So gründeten beide 1946 das "Fränkische Theater", welches sich nach einigen Umzügen im Schloss Maßbach niederließ. Dort wird heute noch erfolgreich gearbeitet. Wikipedia schreibt weiter: Trotz der Scheidung von seiner ersten Ehefrau Lena Hutter, die später ihren Kollegen Herbert Heinz heiratete, leiteten beide ihr Theater gemeinsam weiter. Das „Fränkische Theater“ blieb bis zu seinem Tod Ballhaus' Lebensinhalt und wurde der Mittelpunkt einer ganzen Künstlerdynastie. Zu dieser Dynastie gehört u.a. Sohn Michael Ballhaus, der seine Laufbahn als Theaterfotograf am "Fränkischen Theater" begonnen hat. Schwiegersohn Paul Maar (*1937), Kinderbuch- und Theaterautor sowie Sams-Erfinder, hat am "Fränkischen Theater" seine ersten Erfahrungen als Bühnenbildner, Grafiker und Fotograf gemacht. Dessen Tochter Anne Maar, selbst Kinderbuchautorin und Regisseurin, leitet seit einigen Jahren das "Fränkische Theater Schloss Maßbach" in der Tradition ihres Großvaters Oskar Ballhaus. (Quelle: Wikipedia)

  

 

 

  

9. Dezember 1972

Wilhelm (William) Dieterle (>>> Kurzbiografie innerhalb dieser Website)

Regisseur, Schauspieler, stirbt im Alter von 79 Jahren in Ottobrunn bei München.

Weitere Informationen bei Filmportal und umfangreich auch bei www.steffi-line.de.

  

 

    

  

  

  

  

  

  

  

  

 

Weiter zu 1973

 

Layout: Rosemarie Kuheim
Bearbeitet: 1. Januar 2023

 

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Ich bedanke mich bei Herrn Dr. Kay Weniger, der mir erlaubt hat, Textstellen aus seinem "Personenlexikon des Films" für diese Chronik zu übernehmen.

Weiterhin enthält diese Chronik Informationen aus der Website HDG/LEMO (Haus der Geschichte/Lebendiges Museum Online) und aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.