Ulli Lommel
Regisseur -
Darsteller - Drehbuchautor
Ulli Lommel wurde am 21.12.1944 im polnischen Zielenzig geboren. Er starb am 2. Dezember 2017.
Sein Vater war der Schauspieler und Komiker Ludwig Manfred Lommel. Nach einem Stipendium an der UFA-Nachwuchsschule in West-Berlin 1960/61 spielte er dort am Renaissance-Theater, bevor er in einigen Unterhaltungsfilmen erste Rollen bekam. 1969 lernte er dann Rainer Werner Fassbinder kennen und erhielt in dessen Spielfilm gleich eine Hauptrolle: In Liebe - kälter als der Tod spielt er den schönen, schmierigen Gangster Bruno, der einem Verbrechersyndikat angehört und Morde begeht. Als der Plan, einen unangenehmen Zuhälter loszuwerden, misslingt, wird er bei einem missglückten Banküberfall erschossen. Lommel gleicht darin ein wenig Alain Delon, an dessen Film Der eiskalte Engel Fassbinder sich orientierte.
Nur ein Jahr später gründete Lommel dann seine eigene Produktionsfirma "Atlantis Film" und begann hinter der Kamera zu arbeiten. Trotz seiner Aktivitäten war er natürlich weiterhin als Darsteller bei Fassbinder aktiv und erhielt sogar die Gelegenheit, teilweise mit demselben Produktionsteam zu arbeiten, das auch Fassbinder unterstützte. Seine Arbeit und seinen "Unterricht" bei Fassbinder bezeichnet er in einem Interview einmal als ein "gemeinsames Magnetfeld", das sie zueinander aufgebaut hätten.
Bevor er jedoch eigene Filme inszenierte, spielte er eine Hauptrolle in Robert van Ackerens Film Harlis, der 1972 gedreht wurde. Van Ackeren erzählt in seiner Komödie von der Beziehung zweier Frauen zueinander, die ins Wanken gerät, als sich der junge Raymond (U. L.) in eine der beiden verliebt. Am Ende akzeptieren sie Raymond als dritte Person. Der Film ist sehr nostalgisch gehalten und könnte auch als Ausstattungsfilm bezeichnet werden, da van Ackeren immer mit einem Auge auf die Revuen der 1930er-Jahre schielte. Harlis wurde zwar mit dem Ernst-Lubitsch-Preis für die beste Komödie ausgezeichnet, ist aber dennoch weit davon entfernt. Die wahre Entdeckung des Films ist Rolf Zacher; Lommel hingegen wird schon in diesem Film seinem Image gerecht, das ihm in fast allen weiteren Filmen anhängen wird - das des galanten, selbstsicheren, gelackten Typs der besseren Gesellschaft mit viel Pomade in den schwarzen Haaren, ständig bemüht, einen möglichst eleganten Liebhaber abzugeben.
Lommels weitere Filme wurden leider durchweg Misserfolge. Der 1974 gedrehte Streifen Wachtmeister Rahn fand erst gar keinen Verleih, wurde dann umgetitelt und erhielt als Ein Mann dreht durch zwar Titelparallelen zu Charles Bronsons Abenteuern, aber kein Publikum. In eindeutiger Schwarzweißzeichnung präsentierte Lommel die Geschichte eines Münchener Polizisten, der durch seine Homosexualität von der Bahn abkommt und in der Unterwelt zum Mörder wird. Auch Jodeln is ka Sünd (was hat er sich nur dabei gedacht?), der im gleichen Jahr entstand, und der mit Curd Jürgens als schmierigem Klatschkolumnisten Fox gedrehte Streifen Der zweite Frühling entpuppten sich als Schlappen, so dass Lommel nach seinem vorläufig letzten Film Adolf und Marlene in die USA ging. Dort lernte er Andy Warhol kennen und realisierte mit ihm zusammen einige Filme.
(Quelle: Siegfried Tesche: "Die neuen Stars des deutschen Films", Heyne TB Nr. 78, 1985 - mit seiner Genehmigung)
Ulli Lommel drehte 2004 in USA einen Film mit Daniel Küblböck namens Daniel, der Zauberer, produziert wurde der Streifen von Peter Schamoni.
Die Fassbinder-Foundation informiert im April 2021 in ihren News: "Ein wenig gedulden muss man sich auch noch in Berlin, wo das Zeughauskino nach seiner Wiedereröffnung eine Retrospektive mit Regiearbeiten des 2017 verstorbenen Ulli Lommel zeigen wird. Nach einer kurzen Starkarriere im deutschen Mainstreamkino der 1960er Jahre spielte Lommel in mehreren von Fassbinders Filmen – unter ihnen etwa LIEBE IST KÄLTER ALS DER TOD (1969) und WHITY (1971) – mit. Ab 1971 stand er selbst hinter der Kamera. Frühe Filme wie DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE (1973) und ADOLF UND MARLENE (1977) wurden von Fassbinder produziert. "Nachdem Lommel in die USA übersiedelte, drehte er in atemberaubendem Tempo eine Vielzahl meist niedrig budgetierter Genre- und Exploitationsfilme, die im neuen Jahrtausend überwiegend nur noch auf dem Videomarkt erschienen. Zu seinen bekanntesten Regiearbeiten zählen der übersinnliche Horrorfilm The Boogey Man (1980), das mit Musiker Richard Hell und Andy Warhol prominent besetzte Punk-Drama Blank Generation (1980) sowie der mit Castingshow-Teilnehmer Daniel Küblböck gedrehte Daniel, der Zauberer (2004). Die Berliner Retrospektive vereint Highlights aus fast allen Schaffensphasen des Regisseurs, viele davon werden als rare Analogkopien und deutsche Kinopremieren präsentiert.
Layout:
Rosemarie Kuheim |