Johannes Schaaf
Regisseur
Johannes Schaaf wurde am 7. April 1933 in Stuttgart geboren. Der Regisseur starb am 1. November 2019 in einem Krankenhaus in Murnau. Zu seinem Tod steht ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen (FAZ).
Er machte sich mit Film- und Fernsehproduktionen, später mit Operninszenierungen einen Namen. 1967 drehte er mit Christof Wackernagel und Helga Anders in den Hauptrollen sein Kinodebüt mit dem Titel Tätowierung, wozu das Lexikon des Internationalen Films schreibt: "Ein präzises, generationstypisches, psychologisch interessantes Zeitbild, das die junge Welt glaubwürdig, weil authentisch mit Pop, Jazz, Moped und Fußball zeichnet, während die Vertreter der Erwachsenenwelt zu Klischeefiguren geraten. Darüber hinaus ein plastisches Bild von Berlin und der Mauer."
1971 ging es in seinem Film Trotta um die Geschichte eines jungen k.u.k.-Offiziers (gespielt von András Bálint) und den Untergang der Donaumonarchie, nach dem Roman "Die Kapuzinergruft" von Joseph Roth. 1973 zeigt der Film Traumstadt die Geschichte eines Künstlerehepaares, das den ersehnten Traum von der totalen Freiheit in einer utopischen modernen Zivilisation erlebt. 1985 dreht er den Film Momo nach dem Bestseller von Michael Ende.
Als Darsteller war er zu sehen in Rainer Erlers Schlüsselblumen (1961), in Die Möwe (1963), Alle Jahre wieder von Ulrich Schamoni (1966), Jaider, der einsame Jäger (Regie: Volker Vogeler, 1970), Das falsche Gewicht (Regie: Bernhard Wicki, 1970), Im Reservat (Regie: Peter Beauvais, 1973), Der Kommissar - Sturz aus großer Höhe (Regie: Michael Braun, 1975), Wenn ich mich fürchte (Regie: Christian Rischert, 1983).
1967 und 1971 wurde Johannes Schaaf mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Für Große Liebe erhielt er 1966 eine besondere Anerkennung beim Fernsehspielpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.
Foto rechts: Regisseur Johannes Schaaf (li.), Sabine Sinjen und Regisseur Ulrich Schamoni bei Dreharbeiten zu "Alle Jahre wieder", 1966 Foto mit Erlaubnis www.schamoni.de
Schaaf arbeitete am Wiener Burgtheater, am Berliner Schillertheater, am Münchener Residenztheater und bei den Salzburger Festspielen ("Leonce und Lena", "Nathan der Weise", "Der tolle Tag von Beaumarchais"). Seit Mitte der 1980er Jahre widmet er sich verstärkt Operninszenierungen, u.a. bei den Salzburger Festspielen mit "Capriccio", "Die Zauberflöte" und "Die Entführung aus dem Serail". Am Royal Opera House Covent Garden in London inszenierte er die Mozart-Oper "Idomeneo" und einen Zyklus der drei Da Ponte-Opern.
1980/81 war Schaaf gemeinsam mit dem Bühnenbildner Wilfried Minks für kurze Zeit im Direktorium des Mitbestimmungsmodells am Schauspiel Frankfurt. Neben mehreren Arbeiten an der Hamburgischen Staatsoper, an der Wiener Staatsoper und am Opernhaus in Genf inszenierte er in den letzten Jahren am Staatstheater Stuttgart: "Lady Macbeth" von Mzensk, "Wozzeck", "Rigoletto", "Simon Boccanegra", "Hänsel und Gretel", "Falstaff" und "Pique Dame". An der Bayerischen Staatsoper in München interpretierte er u.a. Boris Godunow (erklärt als "Musikalisches Volksdrama, rk), den er auch zur Eröffnung der Neuen Oper in Tel Aviv einstudierte. In Stockholm brachte er eine Neuinszenierung von "Othello" heraus. In Amsterdam inszenierte er "Fidelio", "Die Fledermaus", "Eugen Onegin" und "König Roger" von Karol Szymanowski. An der Zürcher Oper erarbeitete Johannes Schaaf Verdis "Aida" und eine vielbeachtete Neufassung von Webers "Oberon". "Cosi fan tutte" war nach "Le nozze di Figaro" die zweite Neuinszenierung von Johannes Schaaf am Aalto-Theater Essen. In dieser Spielzeit führte er bei "Ariadne auf Naxos" Regie. Im Februar 2014 inszenierte Johannes Schaaf im Aalto-Theater "Le Nozze di Figaro" ("Die Hochzeit des Figaro"), wiederaufgenommen in der Spielzeit 2013/14. In der Semperoper war 2017 und 2018 die Oper TOSCA von Giacomo Puccini zu sehen.
Viele Jahre lebte der Regisseur mit der Schauspielerin Rosemarie Fendel zusammen, die 2013 verstarb . Seit 1984 war er mit der Opernsängerin Stella Kleindienst verheiratet.
Layout:
Rosemarie Kuheim |