Herbert Ballmann
Regisseur -
Produzent
Geboren am 29.12.1924 in Dortmund.
1942 Abitur. Schauspiel-Ausbildung beim Schiller-Theater Berlin. Kriegsdienst. 1954 - 1958 Leiter und Regisseur des Kinder- und Jugendfilm-Studios der DEFA, inszenierte dort 6 Spielfilme.
Ballmann verließ 1959 aus politischen Gründen die DDR.
1959 - 1961 Schauspieler, Regisseur
Schiller-Theater, ab 1961 Regisseur Hansatheater und Theater am Kurfürstendamm
Berlin. Ab 1967 Fernsehregie. 1971 bis 1973 Komödie im Marquardt Stuttgart,
dann freier Regisseur, auch Produzent, erstmals 1979 bei
Direktmandat
von
Daniel Christoff.
Zusammenarbeit mit dem ZDF-Redakteur Wolfgang Patzschke realisierte Ballmann sogenannte "Fernsehspiele der Gegenwart": Drei Tage bis Allerseelen (1970) über einen ehemaligen Kranführer, der seinen Alltag als Pensionär nicht schafft und einem Herzschlag erliegt. Interview mit Herbert K. (1970) beschreibt die Resozialisierung von Strafgefangenen, dargestellt am Beispiel eines Mannes, der wegen bewaffneten Überfalls eine sechsjährige Zuchthausstrafe verbüßt hat, ein experimentelles Nebeneinander von Dokumentation und Fiktion (hierfür gab es den A.G.-Preis in Gold). Urbs Nova (1971) eine "Wirklichkeitsmontage", Kreuzberger Arbeiterfamilie, die ins Märkische Viertel umgezogen ist und sich dort in einer Bürgerinitiative engagiert. Der Fernsehfilm Stationen (1973, Buch Peter M. Thouet) ist ein dreiteiliger Film über ein Mädchen (Christiane Schröder), das aus einem autoritären Elternhaus (Liane Hielscher, Hans-Helmut Dickow) in eine Wohngemeinschaft ausbricht. Mit Traute Hellbergs Dokumentarspiel Eugenie Marlitt und die Gartenlaube mit Cordula Trantow als Marlitt (1982) und vier von Karl Wittlinger besorgten Adaptationen von Marlitt-Romanen beschäftigte sich Herbert Ballmann ausführlich mit der populären Schriftstellerin des wilhelminischen Konservatismus: Das Geheimnis der alten Mamsell (1972), Im Schillingshof (1973), Im Hause des Kommerzienrates (1975).
Dem Regisseur hat das deutsche Fernsehen viele gute TV-Filme und auch Serien zu verdanken. Mit Mathieu Carrière und Ursela Monn drehte er die 13-teilige Serie Ein Mann will nach oben nach dem Roman von Hans Fallada. Außerdem war er Mitautor bei der beliebten Serie Drei Damen vom Grill mit Brigitte Mira. Mit Günter Pfitzmann inszenierte Ballmann den Havelkaiser und drehte Fernsehfilme wie Die Klette und Einmal Ku'damm und zurück; für diesen Kinofilm nach einer wahren Geschichte, in der es um die Liebe einer in Ost-Berlin lebenden Sekretärin (hervorragend gespielt von Ursela Monn) und einem Koch in der Schweizer Botschaft in der DDR geht, wurde Ballmann mit einem Ernst Lubitsch-Preis ausgezeichnet.
Herbert Ballmann war mit der Schauspielerin Gisela Uhlen verheiratet; für Gisela Uhlen war es nach Wolfgang Kieling der fünfte Ehemann.
(Quelle: u.a. Egon Netenjakob: "TV-FILMLEXIKON - Regisseure - Autoren - Dramaturgen", Fischer-Cinema TB-Verlag, Originalausgabe März 1994, Frankfurt/Main, Seite 23-24 - mit Erlaubnis des Autors)
Layout:
Rosemarie Kuheim
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