Klaus Löwitsch

  

Darsteller

   

 

    

  

    

 

 

Klaus Löwitsch

  

©Virginia Shue, Hamburg

starfotos@virginia-hamburg.de

Geboren am 8. April 1936

 

Gestorben am 3. Dezember 2002

 

 

Klaus Löwitsch, Sohn eines Diplomingenieurs (andere Quellen sprechen von einem Architekten) und einer Balletttänzerin aus Berlin, wuchs in Berlin und Wien auf. Unter Anleitung seiner Mutter hatte er Tanzunterricht und machte eine Ausbildung zum Balletttänzer. Im Alter von zehn Jahren machte er seine erste Bühnenerfahrung in dem Märchenstück "Das tapfere Schneiderlein", hier spielte er den Zeremonienmeister. Nach dem Realschulabschluss machte Klaus Löwitsch eine klassische Tanzausbildung an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst. Unter anderem bekam er Tanzrollen im "Rosenkavalier", in "Don Giovanni" und in "Figaros Hochzeit". Nach der Ausbildung zum Balletttänzer ging er für drei Jahre an das Max-Reinhardt-Seminar in Wien und schloss dort seine Schauspielausbildung ab.

 

 

1955 debütierte er als Tänzer in einer Gruppe an der Wiener Volksoper und auch seine erste Rolle als Schauspieler hatte er dort auf der Bühne. Nach einigen Musical-Rollen, wie z.B. "Annie get your gun", "Wonderful Town" (von L. Bernstein) und Porters "Kiss me Kate", erhält Löwitsch 1958 ein Engagement als Schauspieler am Theater in der Josefstadt, und 1960 verpflichtet er sich als Schauspieler bei den Münchner Kammerspielen, wo er bis 1972 unter Vertrag war.

  

 

 

 

 

 

 

 

Klaus Löwitsch

  

©Virginia Shue, Hamburg

starfotos@virginia-hamburg.de

 

 

 

 

Er hatte aber auch Gastspiele in anderen Theatern. Man sah ihn in mit Werner Kraus als Lothar in Cocteaus "Bacchus", er spielte mit Hans Moser in Nestroys "Höllenangst" in der Regie von Axel von Ambesser (1961), mit Therese Giehse in Gorkis "Wassa Schelesnowa", Regie: Kurt Horwitz (1961). In der Inszenierung von Hansjörg Utzerath sieht man ihn in der Uraufführung von Günter Grass' "Goldmäulchen" (1964) und in "Tango" von Mrozek, Regie: Dieter Giesing. 1966 spielt er in Molières "Scapins Schelmenstreiche", Regie: Jean-Pierre Ponnelle. Auch in den 1970er- und 1980er-Jahren ist Löwitsch noch dem Theater treu geblieben, denn 1972 konnte man ihn in Büchners "Dantons Tod" bewundern, er spielte 1979 den Jerry in Harold Pinters "Betrogen" und 1980 die Titelrolle in Shakespeares "Richard III.", Regie: Kurt Meisel. In seiner eigenen Regie spielte er 1982 am Residenztheater München den Brant in O'Neills "Trauer muss Elektra tragen".

    

 

In dem Spielfilm Dunja, 1955, Regie: Josef von Baky und in Wo die Lerche singt hatte der Schauspieler 1956 an der Seite von Theo Lingen und Renate Holm (†21.04.1922) seine ersten kleinen Filmrollen. Ernst Marischka besetzte ihn 1957 als Revuesänger mit einer kleinen Rolle in Sieben Jahre Pech (anderer Titel: Scherben bringen Glück) mit Adrian Hoven (Löwitsch wird im Nachspann nicht genannt), und in dem Film Der Page vom Palast Hotel von Thomas Engel durfte Löwitsch einen Musiker spielen. Obwohl Klaus Löwitsch in den 1950er- und 1960er-Jahren als "Halbstarker" dem deutschen Film zur Verfügung steht, sind die Rollen, die seinem Typ entsprechen, nur spärlich gesät. Er spielte zwar einige Rollen, die gut zu seinem Typus passten, wie z.B. die beiden Filme von Roger Fritz Mädchen - Mädchen (1966) und Mädchen - Nur mit Gewalt (1970) mit Helga Anders, aber zeitweise musste er auch in sogenannten B-Movies mitspielen, weil gute Angebote einfach nicht kommen wollten. Übrigens bekam Löwitsch für Mädchen - Nur mit Gewalt 1970 den Bundesfilmpreis.

  

 

Hauptrollen spielte er in Schloss Hubertus und Der Jäger von Fall. Eine interessante Rolle spielte Löwitsch in Wolf Gremms Die Brüder als Anwalts Frank Fachmin. Der Film wird an der Kasse ein Flop und für die Produzentin Regina Ziegler (Ehefrau des Regisseurs Wolf Gremm) ein finanzielles Desaster. Siegfried Tesche schreibt: "Auch wenn die Kritik an dem Werk kein gutes Haar ließ, besticht doch die schauspielerische Ausstrahlung von Klaus Löwitsch. Als Frank Fachmin, der auf der Flucht auch noch in einen Unfall verwickelt wird und einen Polizisten umbringt, gibt er sich gefährlich, hinterhältig, listig, aggressiv und brutal. Diese und vergleichbare Typen haben ihm das Image des unnahbaren Macho eingebracht, der so gut wie keine Interviews gibt, aber wie ein Berserker arbeitet."

   

 

 

Alfred Weidenmann und Klaus Löwitsch bei Dreharbeiten zur TV-Serie "Sonderdezernat K1" (Die Rache eines V-Mannes), 12.07.1981   

©Virginia Shue, Hamburg

starfotos@virginia-hamburg.de

 

 

Großartig und sehr wichtig für den Schauspieler war das Zusammentreffen mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder, der ihm nach einigen Misserfolgen mit geeigneten Rollen sozusagen "wieder auf die Beine half". Fassbinder holte ihn erstmals 1970 für den Fernsehfilm Pioniere in Ingolstadt vor die Kamera und 1971 für Händler der vier Jahreszeiten. In diesem und im ein Jahr später gedrehten Film Wildwechsel nach dem Theaterstück von Franz Xaver Kroetz spielte er allerdings nur kleine Rollen. Fassbinder war es, wie schon so oft bei Schauspielern, die lange keine oder keine großen Rollen mehr bekamen, der das Talent von Löwitsch erkannte und ihn weiterhin einsetze. 1972 hatte Klaus Löwitsch eine Rolle in Acht Stunden sind kein Tag. 1973 spielt er den Dr. Rank in Nora Helmer und 1978 in Die Ehe der Maria Braun den Hermann Braun, der aus der Kriegsgefangenschaft heimkommt und seine Frau mit einem farbigen GI "erwischt". Sie erschlägt ihren Geliebten, aber er (Löwitsch) geht für ihren Mord ins Gefängnis. Weiterhin spielte er eine Hauptrolle in dem vielgelobten TV-Film Welt am Draht. Genau wie Günter Lamprecht nicht zum Fassbinder-Clan gehörte, hatte auch Klaus Löwitsch nichts mit den anderen der sogenannten Fassbinder-"Familie" zu tun. Siegfried Tesche schreibt weiterhin u.a.: "Kurt Raab beschreibt in seinem Buch "Die Sehnsucht des Rainer Werner Fassbinder": 'Kummer hatten wir nur mit Klaus Löwitsch. Seine Liebe zu Barbara Valentin war ja noch erheiternd, weniger angenehm war seine ständige Sucht, alle Freunde in der Produktion mit Aggressionen und Tätlichkeiten zu belästigen. Er goss damals vom frühen Morgen bis in die späte Nacht literweise Gin in sich hinein. Zum Glück litt darunter seine Schauspielkunst nicht, er war im Gegenteil hervorragend in diesem Film, aber alle, die mit ihm zu tun hatten, litten umso mehr. Auch Fassbinder wurde wütend auf ihn und drohte ihm öfter mit dem Abbruch der Dreharbeiten.'"

 

 

Noch ein weiterer Fassbinder-Film, der in Cannes uraufgeführt wurde, soll hier erwähnt werden: Despair, ein Film von 1977. Löwitsch spielt in dieser internationalen Produktion an der Seite der Schauspieler Andrea Ferréol und Dirk Bogarde den arbeitslosen Arbeiter Felix Weber, der von einem Schokoladenfabrikbesitzer für sein Ebenbild gehalten wird. Außerdem sieht man Klaus Löwitsch auch in Dieter Schidors Dokumentarfilm Der Bauer von Babylon, in dem es um Beobachtungen bei Fassbinders Dreharbeiten zum Film Querelle geht.

 

 

Danach folgten für Löwitsch kurze Auftritte in ausländischen Filmen, wie Steiner - Das eiserne Kreuz von Sam Peckinpah, Mit dem Wind nach Westen ("Night Crossing") und Firefox (von und mit Clint Eastwood). 1981 hatte er einen erstaunlichen Erfolg mit der Feuchtwanger-Verfilmung Exil des Regisseurs Egon Günther. In diversen TV-Serien spielte Löwitsch mehr oder weniger "harte Kerle", beispielsweise in Die Krimistunde, Der Alte, Detektivbüro Roth, Hafendetektiv und andere. Aber dann kam eine auf ihn zugeschnittene Rolle, die er 62 mal spielte, nämlich Peter Strohm, ein ehemaliger Polizeibeamter, der nach der Quittierung seines Dienstes als Privatdetektiv agiert. Als Einzelgänger löst Strohm seine Fälle immer hart an der Grenze der Legalität. Die beliebte Serie lief von 1989 - 1996 in 5 Staffeln.

  

 

 

 

 
Klaus Löwitsch in seinem einzigen Tatort als HWM Werner Rolfs
©HR

1982 übernahm Klaus Löwitsch in der Reihe "Tatort" die Rolle des Polizeihauptmeister Werner Rolfs. Bei "tatort-fundus.de" ist zu lesen: "Rolfs arbeitete als Streifenpolizist auf einem Revier im Frankfurter Bahnhofsviertel. Geboren wurde er am 1. Mai 1934 und starb in Ausübung seines Dienstes am 13. Juni 1981 in einer Tiefgarage in der Niddastraße, als ihn ein Querschläger in der linken Brustseite traf. Rolfs war 27 Jahre Polizist; einer, der seinen Beruf mit Leidenschaft ausübte. Ein richtiger Kerl mit einer rauen Schale, unter der sich allerdings ein ganz weicher Kern verbarg."

  

 

Klaus Löwitsch

©Virginia Shue, Hamburg

starfotos@virginia-hamburg.de

 

 

Klaus Löwitsch hat auch, das wissen die wenigsten, Schallplatten aufgenommen, und zwar 1976 "Texte der Weltliteratur" mit Musik u.a. von Robert Opratko, Frank Duval und Peer Raben und 1978 besprach/besang er eine LP mit dem Titel "Narrenprozession", die nie herausgegeben wurde und Texte von Michael Ende und Musik von Hans Posegga enthielt, außerdem eine gesprochene Version der "unendlichen Geschichte" von Michael Ende.

  

 

1998 zeigte sich noch einmal, wie facettenreich sich Klaus Löwitsch vor der Kamera präsentieren konnte. Für seine Rolle des jüdischen Antiquars Rabinovicz in dem Zwei-Personen-Geschichtsdrama Das Urteil an der Seite von Matthias Habich lieferten sich beide Schauspieler ein Rededuell über den Holocaust und die daraus entstandenen Folgen. Regie hatte hier Oliver Hirschbiegel. Für diese Rolle konnten beide Schauspieler den renommierten Grimme-Preis entgegennehmen, und für Klaus Löwitsch gab es für seine Leistung noch den Bayerischen Fernsehpreis. Das Urteil war nach Wolfgang Petersens Das Boot die erste deutsche Produktion, die für den Emmy Award nominiert wurde.

 

Am 3. Dezember 2002 ließ Löwitschs Ehefrau Helga Heinrich der Presse mitteilen, dass der Schauspieler am Morgen gegen 4 Uhr in einer Münchener Klinik an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben sei. Klaus Löwitsch wurde 66 Jahre alt. Er ist begraben auf dem Münchner Ostfriedhof. Letztendlich konnte der Schauspieler in seiner ca. 45jährigen Karriere auf 80 lange Kino- und Fernsehfilmen sowie in insgesamt über 100 Folgen diverser Fernsehserien zurückblicken.

  

 

 

(Quelle: Mit seiner Erlaubnis sind einige Informationen aus Siegfried Tesches Die neuen Stars des deutschen Films (Heyne Verlag, München, 1985, 335 Seiten) entnommen.

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Layout: Rosemarie Kuheim
Bearbeitet: 22. Juni 2023

 
Diese Kurzbiografie kann nur rudimentär sein und die auf der Seite genannten Filme nur eine Auswahl von Filmen der Künstlerin / des Künstlers enthalten. Die Angaben erheben daher keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit, deshalb sind Links angebracht, die weitere Hinweise geben. Da ich auf Inhalte zu externen Webseiten keinen Einfluss habe, kann ich auch keine Gewähr dafür übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden derartige Links umgehend entfernt. Sollten mir bei den o.g. Angaben inhaltliche Fehler unterlaufen sein, so werden diese bei entsprechender Nachricht und Kontrolle korrigiert.