Armin Mueller-Stahl Darsteller
Als er sich zu einem Besuch und Ausbildung in der Schauspielschule entschließt, wird er wegen "mangelnder Begabung" entlassen, erhält aber trotzdem 1952 sein erstes Engagement am Berliner Theater am Schiffbauerdamm. Sein Schauspieldebüt hat Mueller-Stahl in "Der arme Konrad" von Friedrich Wolf. Er spielt weiterhin klassische Rollen, wie den Prinzen in "Emilia Galotti", den Wurm in "Kabale und Liebe", den Mercurio in "Romeo und Julia" und den Marquis Posa in "Don Carlos". In "Was ihr wollt" kann er in der Rolle des Narren auch seine große Musikalität unter Beweis stellen.
1955 beginnt Armin Mueller-Stahl eine weitere Karriere als Film- und Fernsehschauspieler mit dem Film Heimliche Ehen, Regie: Gustav von Wangenheim. Frank Beyer gibt ihm einige Rollen in seinen Filmen. So spielt er einen französischen Soldaten in Fünf Patronenhülsen, einen Antifaschisten in Königskinder. Seiner Darstellung des Hans Röder in Flucht aus der Hölle und des Wolfgang Pagel in Wolf unter Wölfen (nach Hans Fallada) verdankte er in der Folge wichtige Rollen in DEFA-Spielfilmen und im DDR-Fernsehen. Insgesamt wirkt er in rund 60 Produktionen mit und steigt damit zum meistbeschäftigten und bestbezahlten Schauspieler der DDR auf. So wird er zum Beispiel in der Hauptrolle der TV-Serie Das unsichtbare Visier 1975 zum Künstler des Jahres in der DDR gewählt.
"1976 unterzeichnete Armin Mueller-Stahl eine Resolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Von da an blieben weitere Rollen für ihn (wie auch für andere Künstler, die unterschrieben hatten) aus und er wurde drei Jahre lang boykottiert. Seine Erfahrungen mit dem System in seinem Land verarbeitete er durch Schreiben. Das Buch heißt "Verordneter Sonntag": "Ich habe es geschrieben, nachdem ich 25 Jahre lang beschäftigt war wie kein zweiter. Nach 25 Jahren schwiegen die Drähte plötzlich wie verrückt. Ein deprimierender Vorgang. Ich habe geschrieben als Therapie. Das Schreiben gelang mir in der Zeit besser als das Leben. Es war die Verabschiedung von einem Lande, das ja weitaus mehr bietet, als den graubürgerlichen Mief, den es für den Durchreisenden darstellt. Ich habe für dieses Land etwas getan", resümierte er 1981 über seinen Roman, der zum Teil autobiografische Züge trägt. Im Herbst 1979 erhielt er ein auf drei Jahre befristetes Ausreisevisum. Mueller-Stahl wechselte nach West-Berlin und setzte seine schauspielerische Karriere mit Erfolg fort.
In Gabi Kubachs Trauma (Debütfilm für Kubach, 1983) ist er als Chef eines Detektivbüros zu sehen, der nebenbei Romane schreibt. Hauptthema des Films ist die Existenzkrise einer Frau, so dass Mueller-Stahl eher eine Nebenrolle zugewiesen wurde, sein Part war außerdem schwach durchgezeichnet, so dass sich kaum die Möglichkeit einer Profilierung bot. Zu Recht fragte denn auch der "tip" nach dem Ursprung seiner Besetzung in diesem Film und stellte fest: "Wann endlich darf dieser Schauspieler, der einst in der DDR so viele interessante, aufregende Figuren spielte, auch hierzulande aus dieser ständigen Midlife-Crisis-Fuzzy-Penetranz aussteigen?" (schreibt Siegfried Tesche in "Die neuen Stars des deutschen Films", Heyne Verlag München, 1985)
Hinweis zum Foto rechts: Armin Mueller-Stahl in einer Szene aus "Der tolle Tag"
von P. A. C. de Beaumarchais, Regie K.
Jung-Alsen. Volksbühne Berlin 8.4.1957 Erlaubnis zur Veröffentlichung erhalten am 19. Mai 2017.
Nachdem der Künstler ca. 3 Jahre faktisch arbeitslos war, konnte er 1980 in die Bundesrepublik ausreisen, wo er sofort wieder Anschluss an das West-Fernsehen und das dortige Kino fand. Hier konnte er endlich - nicht so wie vorher in der DDR - auch mal Schurken, Gestrauchelte oder andere zwielichtige Typen spielen. Oft waren seine Rollen die eines Einzelgängers und große, geheimnisumwitterte Schweiger mit Seelenabgründen. Ausgezeichnete Regisseure boten ihm Rollen an (Fassbinder - der erste westdeutsche Regisseur, der ihm eine Hauptrolle angeboten hat), Kluge, Schilling), so dass auch die Vereinigten Staaten auf den Schauspieler aufmerksam wurden und ihm 1987 eine Rolle in dem für das Fernsehen produzierten siebenteiligen Film Amerika anboten, dort verkörperte er einen gewissen General Petya Samanov. Drei Jahre später gelang Armin Mueller-Stahl dann auch der Durchbruch in Hollywood, als ihn der Regisseur Constantin Costa-Gavras in seinem Familiendrama Music Box - Die ganze Wahrheit einsetzte. Mueller-Stahl spielte hier den Mihaly "Mike" Laszlo, einen ungarischen USA-Einwanderer, der sich vor 45 Jahren eines schweren Kriegsverbrechens schuldig gemacht hatte und von seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Weiterhin schreibt Kay Weniger in seinem "Das große Personenlexikon des Films": "Nach dieser darstellerischen tour de force erhielt Mueller-Stahl noch im Herbst desselben Jahres, 1989, eine weitere herausragende Charakterrolle - in Barry Levinsons Einwanderer-Drama Avalon verkörpert er das Familienoberhaupt Sam Krichinsky - übertragen, mit der er sich endgültig als einer der wenigen deutschen Schauspieler mit festem Standbein in Hollywood behaupten konnte".
Inhalt Avalon lt. Wikipedia: "Der jüdische Immigrant Sam Krichinsky kommt am 4. Juli 1914 nach Amerika und zieht nach Baltimore. Dort bringt er es gemeinsam mit seinen Brüdern zu einigem Wohlstand. Die Familie wohnt zusammen, viele Feste werden gefeiert. Doch bereits Sams Söhne Izzy und Jules entfernen sich innerlich und räumlich vom Familienclan und ändern ihre Namen. Sams Enkel Michael ist der einzige, der noch auf die alten Geschichten seines Großvaters hört". Für Avalon gab es vier OSCAR-Nominierungen. (Einige Textstellen aus Kay Wenigers "Großes Personenlexikon des Films" und aus Wikipedia)
Hinweis zum Foto: Porträt Armin Mueller-Stahl
Foto: Klaus Morgenstern, 16. Mai 1992.
Aufn.-Nr.: df_mo_0000978_002. Eigentümer: SLUB/Deutsche Fotothek. Erlaubnis zur Veröffentlichung erhalten am 19.5.2017.
1981 glänzte er in Fassbinders Lola und in Niklaus Schillings Der Westen leuchtet, wobei Schilling die Rolle des Spitzels dem Schauspieler direkt auf den Leib schrieb. Renommierte Regisseure wie Andrzej Wajda, István Szabó oder Bernhard Wicki drehten mit ihm. Für seine Rolle in Bittere Ernte von Agnieszka Holland wurde er 1985 auf dem Filmfestival in Montreal als bester männlicher Darsteller ausgezeichnet. Ein besonderes Highlight - wie ich finde - ist der TV-Dreiteiler aus dem Jahr 1987 Jokehnen - oder wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland nach dem Roman von Arno Surminski. Im Film sieht man aus der Sicht eines elfjährigen Jungen, (gespielt von Christian Mueller-Stahl) ebenso "objektiv wie aufwühlend eine Idylle, die 1945 in Schutt und Asche versank. Es ist die Geschichte einer Landschaft und einer Zeit; vor allem aber ist es die Geschichte von Hermann Steputat, der geboren wurde, als Paul Hindenburg starb, und der elf Jahre später zu den wenigen Dorfbewohnern gehörte, die den Krieg überlebten.". (Quelle: Amazon)
Eine seiner letzten großen Fernsehproduktionen war das Fernsehspiel Die Manns unter der Regie von Heinrich Breloer. Erzählt wird die Geschichte der Familie von den zwanziger Jahren bis zum Tod von Thomas Mann, der von Armin Mueller-Stahl verkörpert wird.
Armin Mueller-Stahl, der sich auch als Maler einen Namen gemacht hat, hat sich zeitweise in Sierksdorf an der Lübecker Bucht niedergelassen und wohnte auch in oder bei Los Angeles. Seine Frau Gabriele ist Ärztin, gemeinsam haben sie einen Sohn (Christian, geb. 1976).
Am 14. Januar 2010 erhielt der Schauspieler den Landesverdienstorden von Nordrhein-Westfalen und am 29. November 2010 wurde Armin Mueller-Stahl Ehrenbürger von Schleswig-Holstein.
Am 18. Dezember 2010 wurde von Festivaldirektor Dieter Kosslick bekanntgegeben, dass der Künstler bei den 61. Internationalen Filmfestspielen, die vom 10. bis 20. Februar in Berlin stattfindet, den Goldenen Ehrenbären erhalten wird.
(Quelle: Text teilweise aus Siegfried Tesche: "Die neuen Stars des deutschen Films", Heyne Verlag München, 1985, 335 Seiten - mit seiner freundlichen Genehmigung) (Quelle: Text teilweise aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 5, S. 572-573 - mit Erlaubnis des Autors)
Auszeichnungen (aus Wikipedia - ohne Gewähr)
1963: Erich-Weinert-Medaille (Kunstpreis der FDJ) 1972: Nationalpreis der DDR zweiter Klasse 1975: DDR-Fernsehkünstler des Jahres 1982: Filmband in Gold für Lola (1981) 1983: Deutscher Darstellerpreis 1985: Goldener Gong für Hautnah, gemeinsam mit Regisseur Peter Schulze-Rohr 1985: Darstellerpreis beim Filmfestival von Montreal (Bittere Ernte) 1992: Silberner Bär bei der Berlinale 1992 (Utz) 1993: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) 1996: Preis des australischen Filminstituts für Shine 1996: Preis der San-Diego-Gesellschaft für Filmkritik für Shine 1997: Goldener Satellit für Shine 1997: Berlinale Kamera für sein Lebenswerk 1998: Ehrendoktorwürde des Spertus Institute of Jewish Studies in Chicago 2002: Bundesverdienstkreuz 2002: Jupiter für Die Manns 2003: Adolf-Grimme-Preis für Die Manns 2003: Quadriga Charisma des Weltbürgers 2004/2005: Kulturpreis des Landeskulturverbandes Schleswig-Holstein e. V. „Kultur Aktuell“ 2005: Bremer Hansepreis für Völkerverständigung für sein Lebenswerk (Freizeit 2000 e.V. – Kulturverein) 2005: Festival Honors vom eDIT Filmmaker’s Festival 2006: Carl-Zuckmayer-Medaille 2006: Schleswig-Holstein Filmpreis 2007: Deutscher Filmpreis für sein Lebenswerk 2007: Bambi Schauspieler national 2008: Goldene Feder 2008: Genie für Tödliche Versprechen 2008: Ehrenpreis des internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary 2008: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern 2009: Bremer Stadtmusikantenpreis 2009: Internationaler Mendelssohn-Preis zu Leipzig (Kategorie Bildende Kunst) 2009: Ehrenpreis des Filmfestivals Türkei / Deutschland 2010: Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen 2010: Steiger Award 2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin 2010: Ernennung zum Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein 2011: Goldener Ehrenbär der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2011: Goldene Kamera für sein Lebenswerk 2011: Ehrenbürger seiner Heimatstadt Tilsit (heute Sowetsk)
2013 Platin-Romy für das Lebenswerk, Wien,
Europäischer Kulturpreis Pro Arte, Europäischer Kunst- und
Filmbiennale-Preis, Worpswede
„Ehrenleopard“ für das Lebenswerk, 67.
Internationales Filmfestival, Locarno, Buch „Dreimal Deutschland und
zurück“, von A. Mueller-Stahl, Verlag Hoffmann und Campe
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Weitere Filme mit Armin Mueller-Stahl
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Layout:
Rosemarie Kuheim |