Manfred Krug
Darsteller Sänger
Geboren am 8. Februar 1937 in Duisburg an der Ruhr. Gestorben am 21. September 2016 in Berlin.
Besuch des Gymnasiums in Duisburg. Nach Scheidung seiner Eltern zog er mit dem Vater in die gerade gegründete DDR, immer im Wechsel zwischen Ost und West, so dass der junge Krug sehr oft die Schulen wechseln musste.
Dann Ausbildung zum Stahlschmelzer, danach 4 Jahre als Stahl- und Walzwerker gearbeitet, wobei die Narbe auf seiner Stirn von einem Spritzer flüssigen Stahls herrührt. Besuch der Abendschule mit Abiturabschluss. 1954 begann Manfred Krug ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Abbruch - wie es hieß - wegen "disziplinarischer" Probleme. Als Eleve konnte er zu Bertolt Brechts Berliner Ensemble wechseln. Dort machte er auch seinen Abschluss als Schauspieler. Er lernte den Schriftsteller Jurek Becker kennen, mit dem er eine zeitlang in einer Wohngemeinschaft lebte. Becker wurde einer seiner besten Freunde.
Seine erste Filmrolle hatte Manfred Krug als Gitarrenspieler in dem 1956 gedrehten "Verbotsfilm" Die Schönste, der erst 2002 wieder rekonstruiert werden konnte. Er hatte kleine Rollen in der Komparserie und 1956 eine Rolle in dem DEFA-Film Mazurka der Liebe, außerdem 1957 eine Fernsehrolle in Gefährliche Wahrheit. Seine erste "anspruchsvolle" Rolle bekam er 1959 als polnischer Interbrigadist in Frank Beyers Spanienfilm Fünf Patronenhülsen. Seinen künstlerischen Durchbruch aber schaffte er als Martin Hoff mit dem von Ralf Kirsten 1962 gedrehten Film Auf der Sonnenseite. Dieser Film war stark biografisch angehaucht. Krug spielte einen ehemaligen Stahlarbeiter, der an der Schauspielerei scheiterte, schließlich aber doch noch seinen Weg macht.
Als Chanson- und Jazzsänger tourte er erfolgreich durch einige Ostblockländer und hatte in seiner Glanzzeit in der DDR ca. 30 eigene TV-Shows und besang Langspielplatten mit seinen Liedern, die er zum Teil auch selbst schrieb, allerdings unter dem Pseudonym Charles Kerber. Seine Alben wurden hunderttausendfach verkauft. 1970 wurde ihm von Walter Felsenstein an der Komischen Oper in Berlin in Gershwins Oper "Porgy and Bess" eine Rolle (er spielte einen Rauschgifthändler) angeboten, die er bis 1976 spielte.
Da den DDR-Oberen die Rollen, die Krug spielte, oftmals zu "aufmüpfig" waren, war der Film Spur der Steine ein paar Tage nach der Kino-Premiere "verschwunden". Krug spielte hier den Bau-Brigadier Balla in Frank Beyers Verfilmung, so dass der Film im Bezirk Potsdam uraufgeführt, drei Tage in einigen Kinos lief und anschließend in den "Giftschrank" gesperrt wurde. Erst 1989 wurde er wieder herausgeholt und aufgeführt. Krug erhielt während der Premierenfeier zu Spur der Steine den Kritikerpreis der DDR als bester Schauspieler.
In der DDR konnte Manfred Krug auf eine stattliche Anzahl Rollen zurückblicken. Auf sein Konto gingen ca. 40 Kinofilme und 20 Fernsehspiele. 1973 spielte er die Titelrolle in dem mehrteiligen TV-Film Die Stülpner-Legende*) über den Erzgebirger Anarchisten Karl Stülpner. *) Karl Stülpner (Manfred Krug), Held der siebenteiligen Serie, hat als Jagdgehilfe schon mehrfach seine Treffsicherheit (offiziell) unter Beweis gestellt. Daneben hat er heimlich und wider das Gesetz Wild geschossen, um es bedürftigen Leuten zu überlassen, die durch Missernten und Wildplage in Not geraten waren. Nun steht das traditionelle Preisschießen in Scharfenstein an, und wie schon viele Jahre vollzogen, wird auch in diesem Jahr der Sieger dieses Wettbewerbs mit dem Posten des Herrschaftsjägers beim Grafen von Einsiedel belohnt und dort angestellt. Die Obrigkeit aber will verhindern, dass Stülpner das Schiessen gewinnt, und so werden die Ergebnisse zu Gunsten des willfährigen Helfrich (Holger Mahlich) gefälscht. (Text: www.fernsehenderddr.de)
1979 spielte er in dem Fernsehspiel Phantasten von Dieter Wellershoff in der Regie von Peter Beauvais; 1981 war er an der Seite von Horst Frank in der Verfilmung von Max von der Grüns Flächenbrand zu sehen, wo es um nationalsozialistische Tendenzen in der Nachbarschaft ging, Regie führte in dem wirklich gut besetzten Film Alexander von Eschwege. In Rainer Wolffhardts ZDF-Fernsehspiel Joseph Süss Oppenheimer spielte Manfred Krug den "Jud Süss" (siehe Foto links). Regisseur Wolffhardt und Drehbuchautor Angermann hielten sich im Fernsehfilm an die historische Figur das Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer.
1982 und 1983 wohnte Manfred Krug auch in der Sesamstraße und moderierte die Sendung zusammen mit Lilo Pulver.
1984 bekam der Künstler das Angebot, die Rolle eines Tatort-Kommissars in Hamburg zu übernehmen. Hauptkommissar Paul Stoever wird ein Publikumsrenner. An der Seite von Hauptkommissar Peter ("Brocki") Brockmöller, gespielt von Charles Brauer, entstand in der Hansestadt das neue Dreamteam der beliebten TV-Serie. Der Tatort-Fundus schreibt: "Hauptkommissar Stoever ist einer dieser seltenen Menschen, die dafür geliebt werden, dass sie sich mit bodenständigem Charme und von Bosheit beseeltem Witz durchs Leben granteln." Brocki und Stoever spielten zusammen bis 2001 in 41 Tatort-Episoden (siehe Infokasten oben).
Nach
einem Drehbuch von
Jurek
Becker übernahm Manfred Krug 1986 die Rolle des Rechtsanwalts Robert
Liebling in der TV-Serie Liebling Kreuzberg,
die ebenfalls dem Publikum überaus gefiel und die ihm auf den Leib
geschrieben war.
Die Serie lief bis 1998 in 5 Staffeln mit 58 Episoden und wurde 1988
mit dem Grimme-Preis belohnt. Der Hintergrund der Serie ist schnell
erzählt: Robert Liebling führt in Berlin-Kreuzberg eine
Anwaltskanzlei, mit der er nicht die Butter aufs Brot verdient,
notwendige Einkünfte hat er hauptsächlich aus einem geerbten
Maklergeschäft, das ganz gut floriert. Er engagiert den jungen Anwalt Giselmund
(was für ein Vorname!) Arnold (gespielt von
Michael Kausch),
dem er so ziemlich jeden Fall aufs Auge drücken möchte. Aber der junge
Sozius weiß sich zu wehren. Zwei Sekretärinnen ergänzen zum Quartett:
Paula, ihre Zeichens Chefsekretärin (Corinna Genest) und die herrlich flippige Senta
(Anja
Franke, die eine Hauptrolle in der TV-Dauerserie "Rote
Rosen" übernommen hat).
1997 wurde nach den Tagebüchern Manfred Krugs das halbdokumentarische (hervorragende!) Fernsehspiel Abgehauen von Frank Beyer in Szene gesetzt, das Drehbuch verfasste Ulrich Plenzdorf, der auch das Drehbuch für den TV-3Teiler Der Laden schrieb. Manfred Krug wurde hier von Peter Lohmeyer dargestellt.
Am 15. April 2013 bekam Manfred Krug vom regierenden Bürgermeister Wowereit das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Gemeinsam mit der Jazz- und Soulsängerin Uschi Brüning nahm der Künstler Krug ein neues Album mit dem Titel "Auserwählt" auf, welches im November 2014 herausgegeben wurde. Der RBB ist bei den Studioaufnahmen dabei gewesen und hat eine Dokumentation dazu gedreht mit dem Titel "Manfred Krug - Ich wollte echt sein". Die Sendung hatte am 13. Dezember 2014, um 22:15 Uhr, im RBB seine Fernsehpremiere. Bei www.finanznachrichten.de ist zu lesen, "...dass Manfred Krug fürs Rentnerdasein einfach nicht geboren ist und darum im Alter von 77 Jahren noch einmal ins Studio geht... Das Ergebnis seien selbstgeschriebene Texte und Evergreens, die neu interpretiert werden..." Weitere Informationen zu dieser Dokumentation von Jens Rübsam hat auch der Weser-Kurier zu berichten.
Auszeichnungen (Auswahl) 1979 - Goldene Europa der Europawelle Saar 1984 - Goldener Bambi 1988 - Goldener Gong und Grimme-Preis
Manfred Krug als Autor (Auswahl)
"Abgehauen. Ein Mitschnitt und ein Tagebuch", ISBN: 3430157234
"Abgehauen
"Jurek
Beckers Neuigkeiten - Briefe an Manfred Krug und Otti", ISBN: 3612266462
"Manfred
Krug - Die großen Kinofilme",
Herausgeber: Ralf Schenk, ISBN: 3932529014
"66 Gedichte, was soll das?" mit CD, ISBN: 3430157285
"Mein schönes Leben" - ISBN: 3430157331
Layout:
Rosemarie Kuheim |