Phantasten
1979
Inhalt Felix Sollier wird vom Aufsichtsrat der Bank für Industrie und Bauwirtschaft die Leitung des Sektors Bau übertragen. Man erwartet von ihm die gleiche offensive Geschäftspolitik, die sein Kollege Falk, der für die Industrie zuständig ist, seit langem erfolgreich praktiziert. Sollier verbündet sich mit dem dynamischen, cleveren Unternehmer Breysig, der es immer schon verstanden hat, die größten und wichtigsten Projekte der Stadt an sich zu reißen. Mit Solliers Krediten, aber auch mit Unterstützung des korrupten Kommunalpolitikers Hammerich, expandiert Breysigs Firma ins Unermessliche. Breysig baut eine große Satellitensiedlung, die Nordstadt, deren Wohnungen er kaum so schnell fertigstellen kann, wie er sie verkauft. Diese rasante Entwicklung erschreckt Sollier, zumal er Breysig nur mit Hilfe eines unerlaubten Firmen-Splittings ein so gewaltiges Kreditvolumen zur Verfügung stellten konnte. Solliers Befürchtungen bestätigten sich, als mit dem Ende des konjunkturellen Aufschwungs der Wohnungsmarkt stagniert. Auch an anderen Fronten gerät Breysig in Schwierigkeiten. Eine Bürgerinitiative kämpft um die Bäume im Rehfelder Busch, die Baugruben weichen sollen. Er muss sich sogar Angriffe der lokalen Presse gefallen lassen. vor der er sich als guter Annoncenkunde sicher fühlte. Während sich für Breysig die Katastrophe in den Bauruinen ankündigt, auf denen er sitzen bleibt, finden Solliers Probleme zunehmend Niederschlag in seinem scheinbar so harmonischen Privatleben. Statt sich seiner jungen Frau Julia anzuvertrauen, sucht er Kontakt mit seiner Schwägerin Anja, deren Mann Erich, einen Trinker, er bei Breysig untergebracht hat. Mit Anja fährt er nachts zur Nordstadt, auf die er stolz ist, und die doch zum Fanal seiner Niederlage wird.
Breysig ist am Ende. Noch einmal versucht er, Sollier weitere Kredite abzuverlangen und Hammerich zu aktivieren, den er inzwischen mit einem Eigenheim bestochen hat. Auf der Drachenburg arrangiert er ein prunkvolles Fest, um seine prekäre Lage zu verschleiern. Doch die meisten Gäste bleiben aus, sie wissen längst Bescheid. Das Fest endet mit einem Eklat. Sollier, der die Folgen absehen kann, bricht auf der Heimfahrt zusammen. Ein Mitarbeiter Solliers der seine Kreditmanipulationen durchschaut hat, sieht jetzt die Zeit gekommen, sich Falk anzuvertrauen. Während Breysig bei Nacht und Nebel ins Ausland flüchtet, nicht ohne schnell noch einen Teil seines kostbaren Baugerätes an den Mann gebracht zu haben, wird Sollier vom selben Aufsichtsrat entlassen und mit Hausverbot belegt, der ihn seinerzeit mit soviel Vorschusslorbeeren zum Direktor berufen hatte. Nur Hammerich überlebt, den seine Partei nicht fallenlassen kann, weil er ihr Spitzenkandidat zur bevorstehenden Wahl des Oberbürgermeisters ist. Zahlreiche große Baufirmen sind in den letzten Jahren zusammengebrochen. In einer Reihe von Banken kriselte es, andere mussten Konkurs anmelden.
Dieter Wellershoffs fiktive Geschichte will keinen dieser tatsächlichen Fälle nacherzählen, sie orientiert sich aber grundsätzlich an der ökonomischen Entwicklung unseres Landes in den 70er Jahren. Der Film spielt in einer mittelgroßen Stadt der Bundesrepublik.
(Quelle: Broschüre ARD-Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, April - Juni 1979)
Eine richtige Kapitalismus-Story - Manfred Krug über "seinen Mann" darin -
Auf die Phantasten-Geschichte habe ich mich schon beim Drehbuchlesen gefreut. Eine richtige Kapitalismus-Story mit Aufschwung, Abschwung, Pleite, mit allem Drum und Dran. Schon die Gefühlsmischung beim Lesen: man bangt mit den drei Helden und freut sich dann doch, wenn sie krachen gehen. Man bewundert sie als Geschäftsleute und verurteilt sie als Ganoven, die sie auch sind. Ihre Transaktionen erinnern an ein Spiel mit hohen Einsätzen, ihre Manipulationen an Schummel in diesem Spiel. Die Verlockung, im Geschäftsleben eine schnelle Mark und im Beruf oder im politischen Leben eine schnelle Karriere zu machen, ist groß und von Wellershoff großartig beschrieben. Es brachte mir schon beim Lesen viel Spannung zu sehen, wie die drei Akteure einander die Bälle zuspielen, immer haarscharf an der Auslinie entlang. Klar, dass ich meinen Mann, den Bauunternehmer Breysig, besonders im Auge behielt. Die Figur beeindruckte mich: ein vitaler Durchhaltetyp, fleißig, nicht leicht zu erschüttern, flink im Kopf, einer mit dem schnellen Biss, wenn sich Vorteile zeigen. Er baut eine halbe Stadt, bestehend aus künftigen Eigentumswohnungen, in die Gegend. Alle bewundern ihn. Er ist der Größte. Bis zu dem Moment, wo sich herausstellt, dass kein Mensch diese Wohnungen kauft. Er hat ihn nicht gerochen, den brenzligen Braten der Flaute. Aber er ist in guter Gesellschaft: auch sein Finanzier, der Bankier Sollier, bleibt zu lange ahnungslos. Nun sitzen sie im selben Boot und gehen gemeinsam darin unter ... Das Milieu war mir im Prinzip geläufig. Vor einigen Jahren habe ich schon einen Baulöwen gespielt, einen sozialistischen. Auch da, beim Bau eines Kraftwerks, lief nicht alles glatt. Aber welch ein himmelweiter Unterschied der Probleme. Drüben kann der Mann nicht pleite gehen, er steht mit keiner eigenen Mark für irgendwelchen Schaden ein. Wenn sich gelegentlich herausstellt, dass er fürs Bauwesen ungeeignet ist, fliegt er - aber vorsichtig - aus dem Job raus und darf es dann mit dem Direktorenposten beim Städtischen Gartenamt versuchen. Da sind die Bandagen in dieser Welt und in diesem Film härter. Solche mir zum Teil neuen Einflussgrößen zu begreifen und ihre Wirkungen in der Figur Breysig sichtbar zu machen, hat mich sehr gereizt. Weit vor Drehbeginn wurde ich von Freunden nach besten Kräften vor Peter Beauvais gewarnt, er sei kompliziert, unzulänglich, langwierig und durch nichts zu entzücken. Während der ersten Drehtage war ich entsprechend verkrampft durch Voreingenommensein und Selbstbehauptungsversuche. Nun, es gab nichts zu behaupten; dann alsbald wandelte sich der Kampf der ersten Stunden in schöne konzentrierte Arbeit, ich muss sagen, er wandelte sich in das pure Vergnügen.
(Quelle: Broschüre ARD-Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, April - Juni 1979)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 29. April 2024
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