Max von der Grün Autor
Max von der Grün wurde am 25. Mai 1926 in Bayreuth geboren. Er starb am 7. April 2005 in Dortmund.
Als Zeuge Jehovas wurde sein Vater 1938 ins KZ Flossenbürg deportiert, der Sohn durfte das Gymnasium nicht mehr besuchen. Er schloss die Handelsschule ab und begann 1941 eine kaufmännische Lehre. Im 2. Weltkrieg geriet er 3 Jahre in amerikanische Gefangenschaft. Hier arbeitete er in diversen Jobs als Holzfäller, Baumwollpflücker, Zuckerrohrschneider und Arbeiter in einer Kupfermine. Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft begann er eine Maurerlehre, und nach weiteren verschiedenen Tätigkeiten machte er auf der Zeche Königsborn nahe Unna eine Bergmannslehre. Nach einem Arbeitsunfall wurde er später zum Lokführer unter Tage ausgebildet.
Seit Ende der 1950er-Jahre begann er zu schreiben. Zusammen mit dem Leiter der Dortmunder Bücherei gründete er die sog. "Dortmunder Gruppe 61". Durch seinen Roman "Irrlicht und Feuer" (weitere Informationen zum daraus entstandenen Film) wurde Max von der Grün einem größeren Publikum bekannt, womit er durch seine ehrliche Schilderung der Arbeitsbedingungen Kritik an Arbeitgebern und Gewerkschaft auf sich zog, so dass er die Kündigung erhielt. Ich habe gelesen, dass ihm sogar eine zugesagte Stelle bei Hoesch wieder abgesagt wurde.
Von der Grün ist ein Schriftsteller, der die Probleme der industriellen Arbeitswelt authentisch vermittelt und dem Publikum deutlich macht, wie sehr das Leben der Menschen von den Bedingungen am Arbeitsplatz abhängt. Dem Schriftsteller gelingt es meistens, die soziale Thematik nicht trocken, sondern spannend und unterhaltsam darzustellen. So schildert der Roman "Irrlicht und Feuer" (1963; 1966 Deutscher Fernsehfunk, DDR), auf der Basis von Grüns Unter-Tage-Erfahrungen als Schlepper und Grubenlokführer, intensiv und nachvollziehbar Alltag und gesellschaftliches Interesse der Bergleute.
Seit Ende 1963 arbeitete Max von der Grün in Dortmund als freier Schriftsteller.
Von der Grün wurde von Hans-Dieter Schwarze für das westdeutsche Fernsehen gewonnen, der 1968 zwei Filme realisierte: der Film Feierabend zeigt unpathetisch-kritisch das eingeschränkte Leben von Bergbau-Frühinvaliden: Familie, Spaziergänge, Herumsitzen, Kneipe; Schichtwechsel schildert einander bedingende berufliche und private Probleme von Bergleuten.
Bei der Verfilmung seines Romans Zwei Briefe an Pospischiel (1970) war von der Grün Assistent des Regisseurs Roland Gall: Ein Dortmunder E-Werk-Angestellter verlässt auf den Spuren des Mannes, der den Vater ins KZ brachte, den Betrieb und wird gekündigt.
In Stellenweise Glatteis (1975) eskaliert der Interessengegensatz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in einem Skandal: ein Betriebsrat entdeckt per Zufall, dass es im Betrieb eine Abhöranlage gibt.
In Vorstadtkrokodile (1977) lernt eine Kinderbande einen "Spastiker" schätzen. Von der Grün, der selbst einen behinderten Sohn hat: "Gedankenlosigkeit, finde ich, und das ist die Erfahrung, die ich mit meinem Jungen in der Gesellschaft gemacht habe, ist nur eine andere Form von Bosheit, Intoleranz.
Späte Liebe (1978) erzählt, wie in einer niedersächsischen Kleinstadt ein Witwer und eine Witwe ihre Altersfreundschaft gegen die Widerstände ihrer Umgebung mit sanfter Beharrlichkeit durchsetzen.
Flächenbrand (1981, Regie: Alexander von Eschwege) macht ein ständiges Nebenthema von der Grüns zum Hauptthema, das Fortwirken nicht verarbeiteter Nazi-Vergangenheit in vielen Menschen: Ein arbeitsloser Maurer (im Film Horst Frank), Sozialdemokrat, entdeckt, dass er in seinem LKW-Fahrer-Job illegalen Waffenhändlern dient; die Tochter hat sich Rechtsradikalen angeschlossen.
(Quelle: u.a. Egon Netenjakob: "TV-FILMLEXIKON - Regisseure - Autoren - Dramaturgen", Fischer-Cinema TB-Verlag, Originalausgabe März 1994, Frankfurt/Main, Seite 147/148 - mit Erlaubnis des Autors)
Layout:
Rosemarie Kuheim
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