Ulrich Mühe (Friedrich Hans Ulrich Mühe) Darsteller
Ulrich Mühe wurde am 20.06.1953 in Grimma/Sachsen geboren.
Gestorben am 22.07.2007 in Walbeck/Sachsen-Anhalt.
Der Sohn eines Kürschnermeisters besuchte von 1960 bis 1970 die Polytechnische Oberschule in Grimma. Danach schloss sich eine Ausbildung zum Baufacharbeiter an. Bevor er auf die Theaterhochschule "Hans Otto" in Leipzig ging, leistete er noch seinen Wehrdienst als Grenzsoldat ab. Nach der Schauspielausbildung wurde Ulrich Mühe in kleinen Komparsenrollen (z.B. Schüler in "Faust") eingesetzt, dann in kleineren Rollen im Theater Chemnitz. 1979 hatte er sein erstes Engagement. Sein Theaterdebüt hatte Mühe in "Die Frau am Meer" von Henrik Ibsen. Weiterhin spielte er den Eugene Gant in "Schau heimwärts, Engel" von Thomas Wolfe.
Heiner Müller, mit dem er später oft zusammenarbeitete, holte ihn als Gast an die Berliner Volksbühne für seine "Macbeth"-Inszenierung. Unter Heiner Müller war Mühe auch zu sehen als Sasportas in "Der Auftrag" und als Elif in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder". In den 1980er-Jahren wurde Mühe zum gefeierten Theaterstar. Im August 1983 wurde er Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters und im November 1983 gab er anlässlich der Wiedereröffnung der Kammerspiele des Deutschen Theaters in der Rolle des Osvald Alving in Ibsens "Gespenster" unter der Regie von Thomas Langhoff einen beeindruckenden Einstand in Berlin.
(Text aus der Webseite www.fernsehenderddr.de).
Bei der DEFA folgen weitere kleinere Rollen, z.B. Olle Henry mit Michael Gwisdek in der Titelrolle (Regie: Ulrich Weiß) und Die Frau und der Fremde (1984, Regie: Rainer Simon).
Er brillierte im Theater als Sigismundis in "Das Leben ein Traum" von Calderon, agierte als "Egmont" sowie als "Philotas" und spielte den Patriarchen in "Nathan der Weise" nach Lessing. Besonders in der politischen Umbruchzeit 1989/1990 feiern ihn Zuschauer wie Kritiker. In dem Doppelprojekt "Hamlet/Hamletmaschine" nach William Shakespeare und Heiner Müller hatte er umjubelte Auftritte.
Aber Ulrich Mühe spielte auch Boulevard-Theater, z.B. in Oscar Wildes "Bunbury" und in Carl Sternheims "Die Hose". Immer wieder aber wurde er von Heiner Müller eingesetzt. In Die "Jüdin von Toledo", inszeniert von Thomas Langhoff, ist er bei den Salzburger Festspielen 1990 der König Alphons - und die Kritik ist begeistert. Die Amazon-Redaktion schreibt dazu: "Historisches Trauerspiel in fünf Aufzügen. Dem Regisseur Thomas Langhoff stand 1990 in Salzburg eine hervorragende Besetzung zur Verfügung: Ulrich Mühe, der 2007 zum tiefen Bedauern der Film- und Theaterwelt erst 54-jährig verstorben ist, spielt den König Alphons VIII. von Kastilien, Sybille Canonica die Königin, Susanne Lothar*) die Jüdin Rahel und Anne Bennent deren Schwester Esther. Das Neue der Langhoff-Inszenierung zeigt sich vor allem in der Form, wie Grillparzer gesprochen wird. Der Regisseur hat Grillparzers oft schwerverständliche Sprache dem modernen Zuhörer zugänglich gemacht. Dahinter kann seitdem keine Inszenierung mehr zurückgehen. Zum Glück ist diese Inszenierung der Jüdin von Toledo dokumentiert worden." (Zitatende)
Seit Beginn der 1980er-Jahre sah man Ulrich Mühe auch im Kino und Fernsehen. International bekannt wurde er 1988 als Theodor Lohse mit Bernhard Wickis Das Spinnennetz nach Joseph Roth. Für seine Rolle erhielt er hier den Bayerischen Filmpreis. Mich konnte Ulrich Mühe begeistern (die Kritiker übrigens auch) als verkanntes Dichtergenie Friedrich Hölderlin in Häfte des Lebens. Seine zweite Ehefrau, die Schauspielerin Jenny Gröllmann (1947-2006), war hier die Bankiersgattin Gontard, in dessen Familie Hölderlin Hauslehrer wird, die beiden verlieben sich unsterblich ineinander, aber ihre Liebe hat keine Chance, Bankier Gontard (Michael Gwisdek) weist ihn aus dem Haus. Madame Gontard stirbt. Der Tod der geliebten Frau stürzt ihn in tiefe Depressionen, von denen er sich nie mehr erholt. Regie bei diesem Liebesdrama führte Herrmann Zschoche. Mit diesem Film hatte Ulrich Mühe 1983 seinen Durchbruch.
Bemerkenswert ist noch, das Mühe einer der Organisatoren und Hauptredner am 4.11.1989 der Künstler-Demonstration auf dem Alexanderplatz für demokratische Grundrechte in der DDR ist (siehe Foto links).
Außergewöhnlich ist auch der Fernsehfilm Tödliches Schweigen mit Ulrich Mühe und Florian Martens: Mitte der 1980er-Jahre ist Christian Plache aus seinem Heimatdorf Schönborn in den Westen geflohen. Seine Eltern, Frau, sein Sohn und alle anderen im Dorf ließ er im Ungewissen. Er lebte mit seinem Mann in der Großstadt, weil er hier seine Homosexualität ausleben kann. Zum 60. Geburtstag seines Vaters kehrt er nach der Wende zurück. Doch hier ist noch immer alles so wie vor vielen Jahren, nichts hat sich geändert. Es gibt immer noch Schwulenhasser, Neonazis und Rassisten. Christian ist weiterhin ein Störenfried und passt nicht in diese Gemeinschaft. Seine damalige Frau hat wieder geheiratet und der Neue muss jetzt mitansehen, wie sich Sophie wieder Christian zuwendet. Aber Christian kann und will nicht zurück. Er hat einen Mann, den er liebt.
Als Christian sich seiner Homosexualität bewusst wird, verlässt er
seine Eltern, seine Ehefrau, seinen einjährigen Sohn, flieht aus der
DDR und beginnt schließlich an der Seite eines anderen Mannes in
Berlin ein neues Leben. Anlässlich des 60. Geburtstags seines Vaters
besucht er 1995 nach acht Jahren erstmals wieder sein vogtländisches
Heimatdorf. Ungewollt löst er damit eine Katastrophe aus.
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Bohlich_schweigen.htm (c) Dieter Wunderlich
Als Christian sich seiner Homosexualität bewusst wird, verlässt er
seine Eltern, seine Ehefrau, seinen einjährigen Sohn, flieht aus der
DDR und beginnt schließlich an der Seite eines anderen Mannes in
Berlin ein neues Leben. Anlässlich des 60. Geburtstags seines Vaters
besucht er 1995 nach acht Jahren erstmals wieder sein vogtländisches
Heimatdorf. Ungewollt löst er damit eine Katastrophe aus.
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Bohlich_schweigen.htm (c) Dieter Wunderlich
In erster Ehe ist Mühe mit der Dramaturgin Annegret Hahn verheiratet, mit ihr hat er zwei Söhne (Andreas, geb. 1979; Konrad, geb. 1982). Andreas Mühe ist Fotograf, Konrad Mühe studierte an der Universität der Bildenden Künste. Für seinen Kurzfilm "Fragen an meinen Vater" wurde er bei der Berlinale 2011 von der Jury lobend erwähnt. Mühes zweite Ehefrau war die Schauspielerin Jenny Gröllmann (1947-2006), die er bei den Dreharbeiten kennengelernt hatte. Beider Tochter ist Anna Maria Mühe, die ebenfalls Schauspielerin ist. 1990 lernte der Schauspieler am Theater Zürich die Schauspielerin Susanne Lothar kennen und lieben, die er kurze Zeit später heiratete. Mit ihr hatte er auch zwei Kinder. Nach dem Tod von Susanne Lothar hatten die Schauspielerin Gesine Cukrowski und ihr Ehemann, der Drehbuchautor Michael Helfrich, die Pflegschaft für Tochter Sophie übernommen.
Außergewöhnlich gut fand ich Ulrich Mühe auch im Tatort mit dem Titel Traumhaus. Er steht hier wieder zusammen mit seiner Frau Susanne Lothar (Tochter des Schauspielers Hanns Lothar) vor der Kamera. Sie spielen ein Ehepaar, das als kleine Häuslebauer auf einen Bauspekulanten hereinfällt. Aus Not und Verzweiflung lässt sich der Mann auf kriminelle Geschäfte ein. Regie führte hier Ulrich Stark und das gute Drehbuch schrieb Raimund Weber. *) Schauspielerin Susanne Lothar Juli 2012 gestorben >>>
In der beliebten ZDF-Serie Der letzte Zeuge übernimmt Mühe von 1998 bis 2007 73 mal die Rolle des Gerichtsmediziners Dr. Robert Kolmaar. Mit dem Tod von Ulrich Mühe beschließt das ZDF, auch die Serie sterben zu lassen, da die Fußstapfen, die Mühe hinterlassen hat, einfach zu groß waren.
Im Juli 2007 - als die Krebserkrankung des Schauspielers schon bekannt ist, gibt es in seinem Leben noch ein filmisches Highlight. Der Film Das Leben der Anderen, in dem er den Stasi-Offizier Wiesler spielt, der sich in eine Zielperson (gespielt von Martina Gedeck) verliebt, beschert dem Film einen OSCAR. Für Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck dürfte es ebenso eine Überraschung gewesen sein, denn dies war nach einigen kleineren Kurz-Spielfilmen sein erster Langspielfilm.
Auszeichnungen
(eine Auswahl) 1986 Kritikerpreis "Die große Klappe", bester männlicher Darsteller für Hälfte des Lebens. 1988 Helene Weigel-Medaille für "Philotas". 1988 Bayerischer Filmpreis für Bernhard Wickis Das Spinnennetz. 1990 Kritikerpreis der Berliner Zeitung 1990 Deutscher Darstellerpreis der Film- und Fernsehregisseure 1992 Bambi 1992 Gertrud Eysold-Ring 1995 Joseph Kainz-Medaille 1998 Telestar für Der letzte Zeuge 2000 Kritikerpreis der Berliner Zeitung 2005 Deutscher Filmpreis in Gold für Das Leben der Anderen. 2006 Bayerischer Filmpreis für Das Leben der Anderen.
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Weitere Filme mit Ulrich Mühe
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Layout:
Rosemarie Kuheim |