Thomas Langhoff
Regisseur -
Schauspieler - Intendant
Geboren am 8. April 1938 in Zürich.
Gestorben am 18. Februar 2012 in Berlin. Nachruf Sueddeutsche --- Nachruf Tagesspiegel
Sein Vater, Wolfgang Langhoff, war Schauspieler, Regisseur und später Intendant des Deutschen Theaters in Ostberlin. Da der Vater als KP-Mitglied in der Zeit 1933/34 für 13 Monate im KZ inhaftiert war, emigrierte er in die Schweiz. Bis zur Rückkehr seiner Familie nach Deutschland (1945) wuchs Thomas Langhoff in Zürich auf. 1948 Umzug nach Berlin (Ost).
1960 Schauspiel- und Regieausbildung mit Abschluss an der Theaterhochschule Leipzig.
1963 - 1971 Schauspieler in Potsdam, z.B. am Hans-Otto-Theater, wo er u.a. den Tellheim im Lessings "Minna von Barnhelm" und den Luka in Gorkis "Nachtasyl" spielte. 1971 bis 1979 Regisseur beim Fernsehen der ehemaligen DDR. Erste Theater-Regie 1979 am Maxim-Gorki-Theater in Berlin mit u.a. Hauptmanns "Einsame Menschen" (1978), Tschechows "Drei Schwestern" (1979) und Shakespeares "Sommernachtstraum" (1980). Seit den Meisterinszenierungen von Lessings "Emilia Galotti" (Münchner Kammerspiele 1984), O'Caseys "Der Pflug und die Sterne" (Burgtheater 1984) und Wedekinds "Marquis von Keith" (1986 Thalia Theater Hamburg) avanciert Thomas Langhoff zu den wichtigsten Regisseuren des deutschsprachigen Theaters.
Thomas Langhoff ist Vater des Regisseurs Lukas Langhoff und des Schauspielers Tobias Langhoff, außerdem der Bruder des Regisseurs Matthias Langhoff, dessen Tochter Anna Langhoff somit seine Nichte ist.
Ein weiterer Höhepunkt seiner Regie-Karriere ist Schnitzlers Drama "Der einsame Weg" (1987 und 1989) bei den Salzburger Festspielen mit Anne Bennent, die von Langhoff auch für das Hauptmann-Stück "Und Pippa tanzt" (Münchner Kammerspiele, 1988) verpflichtet wird. Zusammen mit Ulrich Mühe und Susanne Lothar zählt Anne Bennent zu seinen wichtigsten Schauspielern. Mit ihnen besetzt er bei den Salzburger Festspielen 1990 "Die Jüdin von Toledo" nach Grillparzer.
Seit 1989 Mitglied der Künstlerischen Leitung des Deutschen Theaters und der Kammerspiele. Wichtige Inszenierungen nach der Wende sind u.a. die Farce von George Taboris "Mein Kampf" (1990) (>>> von Urs Odermatt 2010 als Kinofilm gedreht mit Götz George und Tom Schilling in der Hauptrolle), Shaws "Haus Herzenstod" und Kleists "Der zerbrochene Krug". Ebenfalls 1989 erste Operninszenierung in Frankfurt mit Brittens "A Midsummer Night's Dream", seither zahlreiche weitere Produktionen u.a. an der Staatsoper unter den Linden.
Von 1991 bis 2001 war er Intendant des Deutschen Theaters und der Kammerspiele in Berlin, hier inszeniert er Kleists "Käthchen von Heilbronn", als Co-Produktion mit den Wiener Festwochen Hofmannsthals "Der Turm", Ostrowskijs "Der Wald", Hauptmanns "Der Biberpelz", Tschechows "Onkel Wanja", Shakespeares "Heinrich IV." und als Abschiedsinszenierung Shakespeares "König Lear".
Wiederholt Gastinszenierungen an den Münchner Kammerspielen, seit 2000 auch am Münchner Residenztheater (u.a. Strindbergs "Der Vater" und Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder"). Im Mai 2002 führt er Regie am Burgtheater bei der österreichischen Erstaufführung von Thomas Bernhards "Elisabeth II.". 2009 inszeniert Thomas Langhoff "Ein Mond für die Beladenen" von O'Neill mit Anna Schudt, Michael von Au, Frederic Linkemann, Marcus Widmann und Manfred Zapatka.
Langhoff erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen: u.a. wurde er 1990 mit dem deutschen Kritikerpreis, 1992 mit der Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien ausgezeichnet für die Inszenierung von Hugo von Hofmannsthals "Der Turm". Thomas Langhoff bekam im März 2010 den Kunstpreis Berlin 2010 verliehen. Die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Akademie der Künste vergeben und erinnert an die März-Revolution von 1848. Sie wird immer am 18. März verliehen. (Quelle: Einige Informationen der Biografie entnommen aus den Websites der Bayerischen Staatsoper und des Burgtheaters Wien)
Abschied von Thomas Langhoff: Zur Trauerfeier, die am 1. März 2012 stattfand, waren fast 800 Trauergäste, Freunde und Schauspieler gekommen, die von Thomas Langhoff Abschied nehmen wollten, unter ihnen auch Theaterintendanten Claus Peymann, Dieter Mann, Dieter Dorn, Jürgen Flimm, die Schauspieler/in Cornelia Froboess, Carmen Maja Antoni, David Bennent, Otto Sander und Gert Voss. Dagmar Manzel sang das Lied "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines Stückchen Glück".
Thomas Langhoff fand seine Ruhestätte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof neben seinen Eltern in Berlin.
Layout:
Rosemarie Kuheim
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