Newsletter der Rainer Werner Fassbinder Foundation 2003 (Auszüge)
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In Zusammenarbeit mit der e.m.s. new-media AG hat ab Frühjahr 2002 die Herausgabe von DVDs für den internationalen Betrieb begonnen.
Folgende Titel sind im Mai und Oktober 2002 erschienen:
Mai:
Oktober: Die bitteren Tränen der Petra von Kant
Folgende Titel sind im März und Oktober 2003 erschienen:
März:
Oktober: Warnung vor einer heiligen Nutte
Im Februar 2003 erschien die DVD im Vertrieb der Kinowelt-Homeentertainment die deutsche Synchronfassung von Lili Marleen in 120 Minuten Originallänge.
Im Jungen Theater Bremen wurde am 25. Mai 2002 die Theateradaptation von Satansbraten uraufgeführt.
Am 28. Mai 2002 eröffnete das Schwule Museum (siehe Artikel unten auf der Seite) in Berlin eine von Wolfgang Theiss konzipierte Ausstellung FABRIK DER GEFÜHLE Hommage an Rainer Werner Fassbinder. Diese Ausstellung schloss am 28. Oktober.
In Darmstadt erfolgte eine umfassende Werkschau vom 6. Juni bis 27. Juni 2002. Im Stadttheater Darmstadt und im Citydrome-Rex-Kino wurde ein konzentriertes Fassbinder-Menü gereicht. Zum Beispiel eine vielgepriesene Inszenierung von Das Kaffeehaus, Lesungen und eine Sonderveranstaltung unter dem Motto Imitation of Life sowie eine begleitende Ausstellung zum Thema Fassbinder in der Stadtbibliothek.
Am Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm war am 1. Sept. 2002 Premiere von Das Kaffeehaus in der Inszenierung von Eva Rößler.
Die "norton.commander.productions" aus Dresden eröffente am 22. Oktober 2002 mit dem Fassbinder-Projekt Tropfen auf heiße Steine das 5. Festival "Politik im Freien Theater", dessen Inszenierung lt. Aussage der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) politisch und ästhetisch am Puls der Zeit sei.
TV-Ereignisse
Zum 20. Todestag meldete sich Fassbinder auch auf den Fernsehkanälen, unter anderem mit einer Reihe von 7 Filmen bei "VOX". Auf "arte" konnte man Berlin Alexanderplatz in wenig Unterbrechungen verfolgen. Auf "3sat" gab es einen Fassbinder-Schwerpunkt in einer Reihe über die 68er Generation. Auf "ARD Plus" wurden Alexanderplatz wiederholt und sämtliche Fernsehproduktionen gezeigt. Zu befürchten ist allerdings, dass die wenigsten Zuschauer den für den letzteren Anbieter nötigen Kanal besitzen.
Das Erste deutsche Fernsehprogramm und das ZDF beschränkten sich - ganz im Gegenteil zu 1992 zum 10. Todestag - auf filmische Filetstücke, leider immer erst nach 22 Uhr. Meist waren wir selber von Ausstrahlungsdaten überrascht, so dass uns ständig Anfragen erreichten, wo "der ganze Fassbinder" endlich gezeigt werden würde. Leider erfahren auch wir nur die Daten durch die Tagespresse, denn Fernsehsender pflegen den Programm-Lieferanten selten ihre Sendezeiten vorab mitzuteilen.
Juliane Lorenz im Brennpunkt
Der Artikel vom 21. Februar 2002 Einspruch einer Ungeliebten in Die Zeit von Stefan Elfenbein sorgte für einiges Aufsehen. Zum ersten Mal sprach Juliane Lorenz in der Öffentlichkeit über die noch immer schmerzenden Geschehnisse in der Todesnacht von Fassbinder, aber auch über die Gründung und Arbeit der Foundation. Es folgten zahlreiche Berichte in den Print- und Online-Medien, u.a. in "Aspekte", "XXP-Punkt X", "Brisant", "SFB Kultur". Im "WDR-Hörfunk" führte sie ein ausführliches 45-Minuten-Tischgespräch. Höhepunkt war sicherlich der Auftritt bei Boulevard Bio am 28. Mai 2002, in dem ich zum Thema "Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne" geladen war.
Überraschende Fundstücke
Seit dem Sommer 2002 hat es in der Foundation massive Innovationen in Bezug auf Fassbinders schriftliches Oevre gegeben. Mit Hilfe einer extra für diesen Zweck entwickelten Datenbank haben wir seither erstmals den Bestand der RWF-Schriften einer systematischen Archivierung unterzogen. Zu diesem komplexen Unternehmen gehört ebenso die Zuordnung der Arbeiten an entsprechende Werknummern wie die Identifizierung unbekannter Schriften und Entwürfe. Höhepunkte sind gewiss Fassbinders Autographen solch legendärer Stücke wie Der Müll, die Stadt und der Tod. Wir haben speziell unseren Bedürfnissen und internationalen Konservierungsstandards Archivkartons anfertigen lassen, die wir gerade bestückt haben. So ist nicht nur das Auffinden von Dokumenten erleichtert, sondern auch die Basis geschaffen, um zukünftig zu überschauen, was wir eigentlich besitzen, welche Dokumente veröffentlicht sind und welche nicht. Insbesondere für jede weitere publizistische und wissenschaftliche Arbeit an den Schriften ist jetzt ein erster grundsätzlicher Schritt getan. Und es hat sich zweifelsfrei erwiesen, dass die Rainer Werner Fassbinder Foundation der Ort ist, an dem die dichteste Konzentration seiner Originalschriften versammelt ist. Zu den Überraschungen zählen bislang unbeachtet gebliebene Textvariationen der frühen Theaterstücke ebenso wie die ersten literarischen Versuche Fassbinders über seine verblüffenden Variationen in Bezug auf sein Meisterwerk Berlin Alexanderplatz. Während das Archiv der Schriften mittlerweile über mehr als 1000 Datensätze verfügt, liegt noch ein spannender Weg vor uns, auf dem wir mit Sicherheit zahllose weitere Originale aufspüren, die uns weitere faszinierende Facetten zum Thema Fassbinder beleuchten werden.
Kostbarer Fund
Eine der schönsten Geschichten ist die Liebe - kälter als der Tod-Originalnegativ-Story. Das kostbare s/w-Negativ wurde 1984 von Reinhard Nahr bei einer Filmbunkerräumung in München unter dem Jakobsplatz sozusagen gerettet, weil Herr Nahr ein Filmliebhaber ist und mit einem AV-Filmverleih nichtkommerziell Filme auf 16mm auswertet. Auf 16 verrosteten Büchsen, die unter anderem zum Abtransport zur Vernichtung vorgesehen waren, stand der Titel Kalter Stahl und Herr Nahr wusste, dass dies der Arbeitstitel von Liebe - kälter als der Tod war. Er nahm die Büchsen an sich und bewahrte sie fortan bei sich auf.
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Fabrik
der Gefühle
Ausstellung vom 29. Mai - 28. Oktober 2002 in Zusammenarbeit mit der Fassbinder Foundation Berlin - New York
Das Schwule Museum ehrt den größten deutschen Nachkriegsregisseur Rainer Werner Fassbinder (31.05.1945 - 10.06.1982) mit einer Hommage zu seinem 20. Todestag. Wie kaum ein anderer prägt Fassbinder noch heute das Bild des deutschen Films im Ausland. Aus der immensen Fülle seines innerhalb weniger Jahre entstandenen filmischen Kosmos haben die Ausstellungsmacher Fotos und Plakate ausgewählt, die ganz nebenbei auch Fassbinders Homosexualität dokumentieren.
In
einer Rauminstallation kommen 52 Persönlichkeiten mit Aussagen und Statements
zu und über Fassbinder zu Wort: Seine Mutter, enge Freunde, Mitarbeiter,
Schauspieler, Kritiker und Produzenten. Gezeigt werden Fotos aus Fassbinders
Kindheit, seine Liebhaber, seine Frauen und seine Arbeitswut. Hinzu kommen künstlerische
Auseinandersetzungen von Ursula Strätz und einige Zeichnungen aus Jürgen Draegers Querelle-Zyklus. Der Besucher kann und muss sich aus dieser Fülle von
Meinungen sein eigenes Fassbinder-Bild zusammensetzen.
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 1. Jan. 2007
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