Edgar Selge
Darsteller
Edgar Selge, 1948 (andere Quelle: 1949) in Brilon geboren, wuchs im ostwestfälischen Herford als Sohn eines Gefängnisdirektors auf.
Er absolvierte die renommierte Otto Falckenberg-Schule in München, die er 1975 mit Prüfung abschloss. Zuvor studierte er Philosophie und Germanistik in München und Dublin sowie klassisches Klavier in Wien.
1974 debütierte er als Ariel in Shakespeares "Der Sturm" mit Bernhard Minetti am Deutschen Theater in Göttingen. Von 1975 bis 1979 gehörte er zum Ensemble des Schillertheaters Berlin, von 1979 bis 1996 war Selge bei den Kammerspielen München engagiert. Regisseure wie Dieter Dorn, Thomas Langhoff, Bob Wilson, Hans Lietzau, Franz Xaver Kroetz, George Tabori, Jens-Daniel Herzog und Jan Bosse spielten sehr gerne mit ihm.
Er gastierte u.a. am Burgtheater Wien, am Schauspielhaus Zürich und am Deutschen Theater Berlin. Er spielte den Edmund in O'Neills "Eines langen Tages Reise in die Nacht" mit Marianne Hoppe (Regie: Willi Schmitt), den Roten Reiter in der Uraufführung von Medoffs "Wann kommst du wieder, roter Reiter?", den Allen in Strindbergs "Totentanz", in Botho Strauß' "Groß und klein", Regie: Dieter Dorn, den Andreas Kragler in Brechts "Trommeln in der Nacht", den Arkas in Goethes "Iphigenie auf Tauris", Regie: Dieter Dorn, den Sekretär in Hebbels "Maria Magdalena", Regie: Hans Lietzau. 1999 spielte er am Residenztheater München in "Don Juan und Faust" und an den Münchner Kammerspielen in Goethes "Torquato Tasso". 2001 war er am Residenztheather in Schillers "Wallenstein" zu sehen. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg feierte Edgar Selge 2002 mit Molières "Der Menschenfeind" und 2004 in der Rolle als Faust große Erfolge. Seit 2007 ist er am Zürcher Schauspielhaus als König Claudius in Shakespeares "Hamlet" zu sehen. Der "Focus" schreibt, dass zu seinem größten Theatererfolgen seine Rollen in "Die Nacht kurz vor den Wäldern" von Bernard-Marie Koltès (1994) an den Kammerspielen in München und in Goethes "Faust" (2004) am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg zählen.
Als
Film- und
Fernsehschauspieler ist Edgar Selge überaus beschäftigt und glänzte u.a. in den Kinofilmen
Hamsun (Regie: Dan Troelle) und
Rossini
oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (Regie:
Helmut
Dietl) und in
Herschel
und die Musik der Sterne (Regie:
Percy
Adlon). Für seine Rolle des neugierigen Nachbarn Rüdiger in der
Kinokomödie Drei Chinesen mit dem Kontrabass
erhielt Edgar Selge den Deutschen Filmpreis 2000. Im gleichen Jahr stand
er unter der Regie von
Oliver
Hirschbiegel für den Kinofilm
Das
Experiment vor der Kamera und spielte in
Oskar
Roehlers Film
Suck My Dick die
Hauptrolle. Zu seinen großen Fernsehauftritten gehören
Kir
Royal (Regie:
Helmut
Dietl) und der für den Adolf Grimme Preis nominierte Vierteiler
Jahrestage
(Regie:
Margarethe
von Trotta).
Seit
1985 ist Edgar Selge mit der Schauspielerin
Franziska
Walser verheiratet. 2001 spielten beide die Hauptrollen in
Diethard
Klantes beeindruckendem Ehedrama
Im Chaos
der Gefühle. Zu seinen letzten Dreharbeiten zählen unter anderem die
internationale Kinoproduktion The Dept (Regie:
Assaf Berenstein)
sowie die Titelrolle in der Kinokomödie
Angsthasen,
die beim Publikum und bei
Kritikern gut ankam. Das Lexikon des Internationalen Films schrieb:
"Vorzüglich gespieltes Fernseh-Melodram, das den Mut zum eigenen Leben
angesichts des wahrscheinlichen Todes zum Thema hat und trotz einiger
allzu kolportageartiger Verwicklungen glaubwürdig signalisiert, dass
jede Angst überwunden werden kann." Partnerinnen im Film sind
Nina Kunzendorf und Claudia
Messner; Regie führt hier
Franziska
Buch.
Von 1998 bis 2009 war Edgar Selge als einarmiger Ermittler Jürgen Tauber zusammen mit seiner Kollegin Michaela May als Jo Obermaier in der TV-Serie Polizeiruf 110 zu sehen. Für diese Rolle wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Goldene Kamera 2007 für den besten deutschen Schauspieler. Meine Polizeiruf-Favoriten mit Tauber/Obermaier sind Der scharlachrote Engel (2005, Regie: Dominik Graf) und Taubers Angst (2007, Buch und Regie: Klaus Krämer).
Regisseur Titus Selge (Neffe Edgar Selges) hat 2018 einen Fernsehfilm nach dem apokalyptischen Roman des Schriftstellers Michel Houellebecq ("Unterwerfung") gedreht, der am 13. Juni 2018 in der ARD gezeigt wurde. Informationen hierzu sind bei t-online zu lesen. Protagonisten im Film waren Edgar Selge (hier ein Interview), Matthias Brandt, Bettina Stucky, André Jung, Alina Levshin, Catrin Striebeck, Valerie Koch, Michael Wittenborn, Karin Beier u.a. Der Film bot auch einen Themenabend in der ARD.
Nachtrag: Die Erstausstrahlung am 15. Januar 2020 wurde in Deutschland von 2,97 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 9,8 Prozent für Das Erste.
Auszeichnungen für Edgar Selge: 1977 - Berliner Kunstpreis 3 x Schauspieler des Jahres der Zeitschrift "Theater Heute" 1984 - Schauspieler des Jahres der "Münchner Theaterzeitung" 2000 - Deutscher Filmpreis als Bester Nebendarsteller in Drei Chinesen mit dem Kontrabass 2003 - Deutscher Fernsehpreis als Bester Schauspieler für die Polizeirufe 110-Folgen Tiefe Wunden und Pech und Schwefel 2004 - Ernennung zusammen mit seiner Schauspielkollegin Michaela May zu Ehrenkommissaren der bayerischen Polizei 2006 - Adolf-Grimme-Preis mit Gold für Polizeiruf 110 - Der scharlachrote Engel 2007 - Adolf-Grimme-Preis für Polizeiruf 110 - Er sollte tot... 2007 - Goldene Kamera als Bester deutscher Schauspieler 2008 - Bayerischer Fernsehpreis in der Kategorie Bester Schauspieler Fernsehfilm für Angsthasen 2009 - Bambi in der Kategorie Schauspieler National für Jenseits der Mauer 2016 - Deutscher Theaterpreis für seine Darstellung als François in "Unterwerfung"
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Weitere Filme mit Edgar Selge
Titel |
Jahr |
Regie |
Krieg und Frieden (Rolle: Oskar) Nach Deutschland im Herbst und Der Kandidat der dritte Gemeinschaftsfilm deutscher Regisseure über politische Ereignisse in der Bundesrepublik. Ost und West bedrohen sich mit ständig wachsender Atomrüstung. Gehorsame Militärs, machtgierige Technokraten und unfähige Politiker ziehen an den Fäden. Der aus einer Mischung von Fiktion und Nichtfiktion bestehende, bestürzend realistische und witzig fantasievolle Kollektivfilm renommierter deutscher Filmemacher zeigt einen gruseligen Blick hinter die Kulissen des Weltunterganggeschäftes. Darsteller: Heinz Bennent, Angela Winkler, Jürgen Prochnow, Hans-Michael Rehberg, Edgar Selge
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1981-83 |
Volker Schlöndorff, Stefan Aust, Axel Engstfeld |
Kir Royal (Folge 1 - Wer reinkommt, ist drin) (Rolle: Oberkellner in der Villa Medici)
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1984-86 |
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Der Havarist (Rolle: Frank S. Tavenner jr.) Weitere Darsteller: Burkhard Driest (Sterling Hayden), Rüdiger Vogler (Sterling Hayden), Hannes Wader (Sterling Hayden), Hans-Michael Rehberg (Psychiater) u.a.
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1983 |
Wolf Eckart Bühler |
Emilia Galotti (Rolle: Marinelli) Darsteller: Sunnyi Melles in der Titelrolle
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1984 |
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Im Kreise der Lieben (Rolle: Werner Hennes)
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1991 |
Hermine Huntgeburth |
Abgetrieben (Rolle: Rechtsanwalt Block) Spieldokumentation nach dem Prozess gegen den Memminger Frauenarzt Dr. Theissen (1988/89), der engagiert Partei ergreift für Frauen, die vor einem Männergericht gedemütigt werden. Am Abtreibungsprozess von Memmingen kann sich der deutsche Film nicht vorbeidrücken. Norbert Kückelmann hat diesen exemplarischen Fall von provinzieller Gesinnungsjustiz in der seriösen Tradition des Juristenfilms aufgerollt. Mit veränderten Namen, doch bekannten Fakten - kühl, korrekt und nüchtern. Keine Überzeichnung, glänzende Besetzung. Aus Amts-Umgangston und Horrorsprache entsteht eine bayerische Klimabeschreibung. (schrieb Ponkie in der AZ, 2.7.1992) Darsteller: Hanns Zischler, Jörg Hube, Edgar Selge, Dominik Raacke, Christine Neubauer, Doris Schade, Günter Gräwert, Axel Milberg, Franziska Walser
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1992 |
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Rennschwein Rudi Rüssel (Rolle: Walter)
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1995 |
Peter Timm |
Requiem für eine romantische Frau (Rolle: Friedrich Karl von Savigny) Eine Liebe, wie sie die deutschen Romantiker forderten: die 16jährige Auguste und der 30jährige Clemens, eine radikale Romantikerin und ein halbherziger Dichter: die heiße Liebe ist ein skandalöses Abenteuer mit allen Zutaten: Flucht vor den Verwandten und dem Skandal, rasche Heirat, heftige und intensive Eheszenen zwischen Kampf und Konfrontation, Faszination und Frust, Willfährigkeit und Widerstand. Für Auguste sollen Liebe und Leben zur reinen Poesie werden. Mit diesem Anspruch ist sie den Arnims und Savignys, den Grimms und Brentanos weit voraus - in diesen Kreisen die einzig radikale Romantikerin ...
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1998 |
Dagmar Knöpfel |
Mit fünfzig küssen Männer anders (Rolle: Chef von Dietrich) Nachdem die erwachsenen Kinder aus dem Haus sind und der Mann sich ganz seiner Unternehmensberatungsfirma widmet, greift eine ehemalige Kunststudentin wieder zur Staffelei. Doch der rechte Schwung fehlt. Daran ändert auch ein Seitensprung mit einem Arzt nichts. Erst ein Kunstkritiker und ein guter Freund zeigen der Frau den rechten Weg. Mit Elan macht sie sich an die Arbeit und kann bald ihre erste Ausstellung eröffnen. Hintersinnige Komödie über Alltagstrott, Eheroutine und kleine und große Fluchten. Darsteller: Senta Berger, Konstantin Wecker, Ulrich Pleitgen
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1999 |
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Jahrestage - Aus dem Leben der Gesine Cresspahl (Rolle: Rohlfs)
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2000 |
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Das Experiment (Rolle: Prof. Dr. Klaus Thon)
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2000 |
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Väter, denn sie wissen nicht, was sich tut (Rolle: eine der Hauptrollen)
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2006 |
Hermine Huntgeburth |
Jenseits der Mauer (Rolle: Ulrich Molitor) Das DDR-Regime weicht, die Mauer fällt und am Berliner Grenzübergang Bösebrückeverweben sich in der Nacht zum 10. November 1989 die Schicksale der Menschen aus Ost und West: Mit dem Ende der DDR kann Familie Molitor in West-Berlin endlich hoffen, die vor 15 Jahren bei einem Fluchtversuch aus der DDR von ihnen getrennte Tochter Miriam wiederzusehen. Doch Miriam, die mittlerweile als Rebecca beim einem Stasi-Offizier und dessen Frau in Leipzig lebt, ahnt nichts von ihrer wahren Herkunft. Nach ihrer gescheiterten Flucht 1974 wird das Ehepaar Ulrich und Heike Molitor (Edgar Selge und Katja Flint) aus der DDR ausgewiesen. (Quelle: Amazon)
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2009 |
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Im nächsten Leben (Rolle: Sportreporter Wolfgang Kerber)
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2010 |
Marco Mittelstaedt |
Poll (Rolle: Ebbo von Siering) |
2011 |
Layout:
Rosemarie Kuheim
Bearbeitet: 18. Oktober 2023
Diese
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