Horst Buchholz
Darsteller
Geboren am 4. Dezember 1933 Gestorben am 3. März 2003
Im Alter von 14 Jahren hatte er erste Statistenrollen in Operetten. 1950 verließ er die Schule. Durch kleinere Synchronsprecher-Aufgaben finanziert er sich den Schauspielunterricht bei Marlise Ludwig. Regisseure an der Berliner Tribüne werden auf den begabten Jungen aufmerksam, so dass er seine Schauspielkunst auf mehrere Berliner Bühnen ausweiten kann, u.a. spielt er auch bei Boleslaw Barlog am Schiller- und Schlosspark-Theater in den Stücken "Kolportage" von Kaiser, "Schule der Väter" von Anouilh oder in Bruckners "Elisabeth von England".
Horst Buchholz begann seine Karriere, die international gipfelte, als Synchronsprecher. Man glaubt es kaum, aber er lieh seine Stimme dem Hasen 'Klopfer' in Walt Disneys Zeichentrickfilm Bambi. Seine Synchronarbeit erstreckte sich im Laufe seines Schauspielerlebens auf über 1000 Filme. Im Alter von 16 Jahren übernahm er bereits Bühnenrollen. Aber seine Kinokarriere begann mit der Hauptrolle in einem französischen Film (Titel: Marianne, meine Jugendliebe) unter der Regie von Julien Duvivier. So begann eine einmalige Filmkarriere für den jungen Horst Buchholz. Dass er einmal mit Größen wie Yul Brunner, Charles Bronson oder Steve McQueen spielen sollte, hätte er selbst wohl nicht für möglich gehalten.
Seinen internationalen Durchbruch hatte Buchholz dann ebenfalls 1959 mit dem britischen Film Tiger Bay, der die Geschichte eines zum Mörder gewordenen polnischen Seemanns auf der Flucht erzählt. Der Film machte ihn auch in den USA bekannt und so bekam er 1960 ein Angebot aus Hollywood, um bei John Sturges einen der "glorreichen Sieben" in dem gleichnamigen Western zu spielen. Dann kam Billy Wilders Ost-West-Komödie Eins, zwei, drei (ach, ich liebe diesen Film!!) und Buchholz spielte wunderbar den liniengetreuen Jungkommunisten Piffl, wo er auch sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnte. In seiner nächsten Filmrolle in Neun Stunden zur Ewigkeit spielte Buchholz den Gandhi-Attentäter Naturam Godse.
Danach wurden Filme in Italien, Frankreich und auch in Deutschland gedreht, leider übernahm er in oftmals künstlerisch wenig überzeugenden Produktionen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie Marco Polo (Im Reich des Kublai Khan, 1964) oder der 1972 gedrehte Spielfilm Johann Strauß oder auch Der große Walzer, wozu der ORF zum Inhalt schrieb: "Der junge Johann Strauß möchte 1844 in Wien sein erstes öffentliches Konzert geben. Es droht jedoch zum Fiasko zu werden. Bezahlte Störenfriede planen, sein Debüt auszubuhen. Die schöne Sängerin Henriette Treffz erweist sich als rettender Engel. Der junge Musiker gewinnt mit ihrer Hilfe das Publikum im Sturm. Später wird Henriette seine Frau und begleitet seinen triumphalen Aufstieg zum Walzerkönig."
In späteren Jahren musste Horst Buchholz sich auch negative Rollen wie Nazi-Widerlinge (Codename: Emerald), Uniformträger (Nur drei kamen durch) oder andere unsympathische Zeitgenossen gefallen lassen.
Die Moderation der ARD-Sendung Astro-Show, die Horst Buchholz 1981 übernahm, floppte, so dass die Sendung nach fünf Ausstrahlungen wieder abgesetzt wurde. Danach fand Buchholz wieder den Weg zum Theater. 1984 spielte er am Berliner Renaissance-Theater unter Heribert Sasse in "Die zwölf Geschworenen", und 1985 konnte man ihn in der Rolle des Bluntschli in "Helden" bewundern.
Anfang 1992 holte ihn Wim Wenders für die nicht un-komische Rolle eines US-Gangsters in In weiter Ferne, so nah! vor die Kamera. Es war seine erste Begegnung mit einem Vertreter des sogenannten "Neuen deutschen Films". In dem Drama Das Leben ist schön von Roberto Benigni spielte er eine kleine, aber nicht unwichtige Rolle als kultivierter, belesener Deutscher, der während des 2. Weltkrieges als KZ-Arzt Karriere macht. Der Film wurde mit mehreren Oscars, u.a. für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.
Von der Jugendzeitschrift BRAVO wurde er dreimal mit dem BRAVO-Otto bedacht: 1957, 1958 und 1959; 1957 und 1958 wurde ihm der Medienpreis "Bambi" verliehen und 1985 erhielt er den Deutschen Filmpreis in Gold für seine Darstellung in Wenn ich mich fürchte von Christian Rischert. 2000 wurde ihm der DIVA-Award verliehen.
Horst Buchholz war 1958 mit der Schauspielerin Myriam Bru verheiratet. Er hat zwei Kinder; sein Sohn Christopher*), der 1962 geboren wurde und Beatrice, geboren 1963, die ebenfalls beide Schauspieler sind. In den letzten Jahren bekannte sich Horst Buchholz offen dazu, homosexuell bzw. bisexuell zu sein.
Der Mime starb am 3. März 2003 in der Berliner Charité im Alter von 69 Jahren. Sein Sohn Christopher hat seinem Vater mit dem Film Horst Buchholz - Mein Papa ein wunderbares Denkmal gesetzt. Horst Buchholz' Grab befindet sich auf dem Walfriedhof, Heerstraße, Berlin.
Das "Hamburger Abendblatt" berichtete am 2. Dezember 2014, dass die Stadt Berlin eine Gedenktafel für Horst Buchholz stiftet. Sie wurde am 4. Dezember am früheren Wohnhaus des Schauspielers in Berlin, Stadtteil Prenzlauer Berg, angebracht. Wim Wenders hielt dazu eine Laudatio. In dem Haus Sodtkestr. 11 lebte der Schauspieler 13 Jahre bis 1952. (rk)
(Quelle: Einige Informationen bzw. Textpassagen aus "Das große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 1, Seite 596-598 - mit Erlaubnis des Autors)
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*) Am 10. Februar 2014 fand anlässlich der 64. Berlinale die „Soirée française du cinéma“ in der Französischen Botschaft statt. Bei diesem Anlass ehrte Botschafter Gourdault-Montagne die Schauspielerin Sophie Rois mit den Insignien eines Ritters im Orden für Kunst und Literatur für ihre Verdienste um den deutsch-französischen Film. Der Schauspieler und Regisseur Christopher Buchholz, der auch die französischen Filmtage Tübingen-Stuttgart leitet, wurde ebenfalls mit den Insignien eines Ritters im Orden für Kunst und Literatur für sein Engagement für den französischen Film in Deutschland ausgezeichnet. (Gelesen auf der Webseite der französischen Botschaft.)
Layout:
Rosemarie Kuheim |