Mathieu Carrière
Darsteller Regisseur Drehbuchautor
Mathieu Carrière wurde am 2. August 1950 in Hannover als Sohn eines Neurologen und Psychiaters geboren. Aufgewachsen ist er in Berlin und Lübeck. Obwohl er einen französischen Namen hat, sind beide Eltern Deutsche.
Seinen ersten Kontakt zum Filmgeschäft hatte der 13jährige Gymnasiast, der eigentlich Arzt werden wollte, als der Regisseur Rolf Thiele einen jungen Tonio Kröger für den gleichnamigen Film suchte. Danach wurde Volker Schlöndorff auf ihn aufmerksam und besetzte ihn 1966 mit der Hauptrolle in der Verfilmung Der junge Törless nach einer literarischen Vorlage des Buches "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil. Es ist die Geschichte eines Internatsschülers, der Augenzeuge einer geheimen Tragödie wird, daraufhin aber passiv bleibt, beim Versuch, eine Haltung zu rechtfertigen, jedoch auf Unverständnis stößt. Dieser deutsche Beitrag für die Filmfestspiele in Cannes wurde zu einem erfolgreichen Regiedebüt für Volker Schlöndorff und mit dem Max Ophüls-Preis, dem Filmband in Gold und dem Kritikerpreis beim Filmfestival in Cannes belohnt.
Carrière sagt von sich, dass der Film Malpertius - Geisterschloss des Todes (1971) nach seiner Meinung gut gewesen sei, obwohl er an der Kinokasse gefloppt war. Es wird die Geschichte des Matrosen Jan (Carrière), der nach vielen Jahren auf das Schloss seines Vater zurückkehrt und leider feststellen muss, dass alle Verwandten und Bediensteten nur auf den Tod des Vaters warten, damit sie ihn beerben können. "Dem Belgier Harry Kümel ist mit Malpertius ein ungemein vielschichtiger Horrorfilm gelungen, der in diesem Genre seinesgleichen sucht" (schreibt Siegfried Tesche in "Die neuen Stars des deutschen Films", Heyne Verlag München).
In den 1970er-Jahren war der Schauspieler am Pariser Nationaltheater engagiert. Große Aufmerksamkeit erregte er durch seine Travestie-Auftritte im Pariser "Alkazar de Paris", bei denen er Hamlet-Monologe und Goebbels-Reden vortrug. Er arbeitet mit Brigitte Bardot, mit Anne Girardot, mit Romy Schneider in Die Spaziergängerin von Sans-Souci, dreht in Serie drei Horrorfilme (Ein wildes Leben (1974, Regie: Roger Vadim), Parapsycho - Spektrum der Angst (1974, Regie: Peter Patzak) und Die Hinrichtung (1975, Regie: Denis Héroux). Weiterhin arbeitete er mit den Regisseuren Krysztof Zanussi in Die Versuchung (1981) und Eric Rohmer in Die Frau des Fliegers (ebenfalls 1981). In Deutschland machte er vor allem mit seinen Rollen in Schlöndorffs Der Fangschuss, Herbert Veselys Egon Schiele (wo er 1979 den österreichischen Maler Egon Schiele (1890-1918) darstellt), Robert van Ackerens Die flambierte Frau (Durchbruch für Gudrun Landgrebe) von sich reden.
Einem breiten Fernsehpublikum wurde er 1978 in der 13teiligen TV-Serie Ein Mann will nach oben nach Falladas Roman bekannt (die übrigens sehr zu empfehlen ist und sich gut an die literarische Vorlage hält). Regie führte Herbert Ballmann nach einem Drehbuch von Karl Wittlinger.
1989 übernahm M.C. die Regie und schrieb das Drehbuch zum Film Zugzwang (ich kenne den Film nicht, aber er soll ein Psychodrama mit autobiografischen Zügen sein). Es spielen u.a. seine Schwester Mareike Carrière (†2015) und Peter Sattmann mit. 1990 setzt Mathieu Carrière seine Schauspielerkarriere im Kino als Malina in Werner Schroeters Verfilmung des Ingeborg Bachmanns-Romans, Drehbuch Elfriede Jelinek, fort. Im Fernsehen sieht man ihn 1984 u.a. in der Hauptrolle in Hölderlin - Sturz des Genius. Ab 1992 wird in der ARD die Serie Schloss Hohenstein - Irrwege zum Glück gezeigt, in der Carrière den Schlossherren Graf Gregor von Hohenstein spielt. 2002 wird er von dem Regisseur Eric Till als Kardinal Thomas Cajetan in dem bemerkenswerten Film Luther eingesetzt. Auch in diversen TV-Serien, wie z.B. in Derrick (Folgen 25, 53, 82 und 160) oder Tatort (hier in der überaus lobenswerten Episode Manila mit den Kölner Kommissaren Max Ballauf und Freddy Schenk alias Klaus-J. Behrendt und Dietmar Bär), Der Alte oder Kommissar Rex sieht man ihn immer mal wieder.
Wikipedia schreibt zum Foto rechts: "Carrière gehört zu den prominentesten Kritikern des deutschen Scheidungs- und Sorgerechts. Unter anderem trat er in dieser Sache Anfang 2005 bei Domian im WDR auf. Dort vertrat er die Meinung, dass das geltende Recht Männer eindeutig benachteilige. Dies rühre von den Rollenbildern der Geschlechter aus der Zeit des Nationalsozialismus her. Er deutete auch an, selbst betroffen zu sein, machte aber keine Angaben zu Personen oder zum Familienstand. Hintergrund ist ein seit Jahren andauernder Sorgerechtsstreit um seine Tochter. Deren Mutter verweigert ihm das Besuchsrecht und verweist auf das Recht des Kindes auf Schutz der Persönlichkeit, das durch die Gegenwart des prominenten Vaters verletzt werde. Im Jahr 2005 wurde Mathieu Carrière nach Klage der Kindesmutter zur Zahlung eines Ordnungsgeldes von 5000 Euro verurteilt: Er habe nicht verhindert, dass die gemeinsame Tochter bei einem Zirkusbesuch von Reportern fotografiert worden sei. Er weigerte sich, die Summe zu zahlen und saß dafür zehn Tage in Ordnungshaft. Vor dem Untersuchungsgefängnis fand daraufhin eine Demonstration von etwa 200 Männerrechtlern in Häftlingskleidung statt."
Außerdem ist M. Carrière auch als Buchautor in Erscheinung getreten mit den beiden Büchern "Für eine Literatur des Krieges - Kleist" (ein Essay über Heinrich von Kleist) und "Wilde Behauptung" (M.C. im Gespräch mit seiner ehemaligen Frau Jennifer Bartlett).
Anfang 2011 ließ er sich dazu überreden, bei der überaus beliebten RTL-Serie "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" mit neun anderen mehr oder weniger bekannten "Stars" mitzumachen.
In einem seiner letzten Filme verkörpert Carrière einen französischen Captain in dem Historiendrama Bergblut. Der Film wird von der Filmbewertungsstelle im April 2012 mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet. Deutschland-Premiere ist auf dem Münchner Filmfest am 1. Juli 2010. In der Pressemappe zum Film ist zu lesen: "Bergblut erzählt die Geschichte der Tyroler Aufstände von 1809, wie man sie noch nie gesehen hat. Der Film nimmt die Zuschauer mit auf eine atemberaubende Reise in die Vergangenheit und stellt das Leben einer bayerischen Arzttochter und einer südtiroler Bergbauernfamilie ins Zentrum. Mit einzigartigen Bildern und historischen Originalschauplätzen fängt Bergblut nicht nur menschliche Schicksale ein, sondern vermittelt kraftvoll und poetisch zugleich ein Gefühl für die großen Themen dieser Zeit: Liebe, Krieg, Religion und Identitätssuche. Die bayerisch-südtirolerische Co-Produktion von Regisseur Philipp J. Pamer und Produzent Florian Reimann beweist 200 Jahre nach dem Krieg zwischen Bayern und Tyrol, dass gemeinsame Zukunft durch gemeinsame Geschichte möglich ist." (Kursiver Pressetext mit freundlicher Genehmigung SUMMITEER FILMS GmbH Filmverleih)
2009 hatte Carrière die Rolle des Delegationschefs Graf Brockdorff-Rantzau in Bernd Fischerauers 2teiliger Spielfilm-Dokumentation, die von br-alpha in Auftrag gegeben wurde, mit dem Titel Der Gewaltfrieden - Die Legende vom Dolchstoß und der Vertrag von Versailles. Die Dokumentation reicht vom Waffenstillstandsabkommen und dem Kieler Matrosenaufstand im November 1918 über die Ermordung der Marxisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Januar 1919 bis hin zur Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags im Juni desselben Jahres, der in Deutschland von vielen als ein von den Siegermächten oktroyierter "Diktatfrieden" quittiert wurde. (Textauszug: br-alpha) Weiterhin spielen hier Jürgen Tarrach, Roland Renner, Hans Hohlbein, Alexander Held, George Meyer-Goll, Benjamin Kramme, Marion Mitterhammer, Rainer Basedow u.a. mit. Eine weitere Spielfilm-Dokumentation des Regisseurs Fischerauer (†2017) ist die 2011 gedrehte Die Konterrevolution - Der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Das Dokumentarspiel schließt direkt an die Produktion "Gewaltfrieden - Die Legende vom Dolchstoß und der Frieden von Versailles" an und rekonstruiert die Umstände, die zum ersten, zunächst erfolgreichen Staatsstreich gegen die Weimarer Republik geführt haben. (Textauszug: br-alpha) Mathieu Carrière ist hier zu sehen als Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau.
Links im Bild: "Paris, 7. Mai 1919, Im Spiegelsaal des Trianon-Palasthotels: Graf Brockdorff-Rantzau (M. Carrière) ©BR/Jürgen Bauer
Einer seiner letzten Filme ist die komödiantische Verfilmung nach einem Roman von Karl-Heinz Ott mit dem Titel Die Auferstehung, Regie hat Niki Stein.
Ein weiterer Film, in welchem der Schauspieler eine Rolle spielt, ist der Thriller "Breakdown Forest - Reise in den Abgrund" (bei Filmportal ist Tal der Skorpione der Titel), Regie, Drehbuch und Schnitt: Patrick Roy Beckert. "Der Film lief 2019 in den deutschen Kinos an und ist eine Geschichte um Leben und Tod, wo Mörder, Vergewaltiger, Psychopathen, Drogendealer und Sadisten im Schmerz-Tal unfreiwillig ums nackte Überleben kämpfen. Auslöser dieses blutigen Abschlachtens ist der Größenwahn des Gebrüder-Triplets Ribbeck, die nach dem XX Chromosom als dominierendes Gen des menschlichen Überlebenstriebs forschen, um damit einen unbesiegbaren Übermenschen zu erschaffen. Daher inszenieren sie ein teuflisches Experiment als gnadenlose Menschenjagd, um sich des im Überlebenskampf siegreichen Alpha-Tieres unter den menschlichen Labor-Ratten zu bemächtigen, während die übrigen für diese einmalige Erfahrung wider Willen mit reichlich Blut und ihrem Leben bezahlen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne Sajoscha gemacht, der ihr Spiel durchschaut und versucht den Spieß umzudrehen: unter Zuhilfenahme seiner vermeintlichen Kontrahenten." --- Mein Gott, wer denkt sich so etwas aus? Darsteller in diesem merkwürdigen Actionstreifen sind u.a. Ralf Richter als Hans-Joachim 'Hajo' Jendriczek, Mathieu Carriére als Billionär, Martin Semmelrogge als Eyck Rhoder und Claude-Oliver Rudolph als Ruprecht Knochenhauer u.v.a.
Mathieu Carrière kehrte 2022 zurück auf den Bildschirm und ist demnächst in der Nachmittags-Soap der ARD Rote Rosen zu sehen. Er spielt den totgeglaubten Vater der Ärztin Britta (Jelena Mitschke) und wirbelt ihre Welt ziemlich durcheinander.
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Rosemarie Kuheim
Bearbeitet: 6. Mai 2023 Diese Kurzbiografie kann nur rudimentär sein und die auf der Seite genannten Filme nur eine Auswahl von Filmen der Künstlerin / des Künstlers enthalten. Die Angaben erheben daher keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit, deshalb sind Links angebracht, die weitere Hinweise geben. Da ich auf Inhalte zu externen Webseiten keinen Einfluss habe, kann ich auch keine Gewähr dafür übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden derartige Links umgehend entfernt. Sollten mir bei den o.g. Angaben inhaltliche Fehler unterlaufen sein, so werden diese bei entsprechender Nachricht und Kontrolle korrigiert.
(Quelle: Einige Informationen und Textauszüge aus Die neuen Stars des deutschen Films - Originalausgabe - Heyne Filmbibliothek - von Siegfried Tesche - mit Erlaubnis des Autors)
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