Herbert Vesely Regisseur - Drehbuchautor - Produzent - Darsteller
Herbert Vesely wurde am 31. März 1931 als Sohn eines österreichischen Generals und Ballistikers in Wien geboren. Gestorben am 13. Juli 2002 in München.
Abitur 1948. Beschäftigte sich mit Fotografie. Erste Versuche im Schmalfilmbereich. Einige Semester Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien. Zeitweise Schauspielunterricht. Filmstatist und Volontär.
Mit seinem Freund Leo Tichat gründete Vesely die Firma "studio peripheri 50". 1951 entsteht der Kurzfilm Und die Kinder spielen so gern Soldaten nach einer Erzählung von Franz Kafka. Auf einem Experimentalfilm-Festival in New York gewann er 1954 den Ersten Preis. Hans Albich wurde auf Vesely 1953 aufmerksam und finanzierte den Experimentalfilm Nicht mehr fliehen. Zu diesem Film schrieb Enno Patalas 1956: "Seit zwanzig Jahren ist dies der erste deutsche Film, der wieder einige beachtenswerte Hinweise auf die ästhetischen Möglichkeiten des Films enthält - ein Experiment, gewiss (wie jedes Kunstwerk), aber eben deshalb der mit gesicherten Resultaten aus zweiter Hand arbeitenden Routine unbedingt vorzuziehen".
Für den Experimentalfilmer und Nervenarzt Ottomar Domnick war Vesely 1956/57 als Regieberater an dem Avantgardefilm Jonas beteiligt.
Im August 1957 gründete Vesely mit Haro Senft und Heiner Braun die Produktionsfirma "filmform oHG".
Nachdem Vesely einige dokumentarische Kurzfilme wie Autobahn, Menschen im Espresso, Mode in der Stadt realisiert hatte, wurde sein erster Langspielfilm vorbereitet. Es handelte sich um die Verfilmung nach Heinrich Bölls Das Brot der frühen Jahre (1962). Der Film hatte in Cannes Premiere, konnte aber leider die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Günther Rohrbach schreibt in 'Filmkritik': ... Genau genommen ist Das Brot der frühen Jahre ein zu lang geratener Kurzfilm". Der Film erhält aber fünf Bundesfilmpreise.
Es folgte 1963 eine Auftragsproduktion für die IG Bau-Steine-Erden mit dem Titel Sie fanden ihren Weg, Hauptdarsteller Peter Striebeck und Doris Kunstmann. Danach dreht der Filmemacher bis 1969 nur Kurz-, Industrie- und TV-Filme wie z.B. 1965 Der große Wildenberg und 1966 Ein Haus aus lauter Liebe, beide Kurzfilme nach Geschichten von Siegfried Lenz. Warum Vesely die Regie 1969 seines zweiten Spielfilms Deine Zärtlichkeiten an den Regisseur Peter Schamoni abgibt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. 1976 dreht er den Kinofilm Der kurze Brief zum langen Abschied nach einer Erzählung von Peter Handke. Leider bringt auch dieser Film keinen Erfolg, ebenso wie eine Künstlerbiografie mit dem Titel Egon Schiele - Exzesse (Filmbiographie über den expressionistischen Maler Egon Schiele; 1979/80) mit Mathieu Carriére und Christine Kaufmann.
Herbert Vesely war mit den Schauspielerinnen Xenia Hagmann und Karin Schellenberger verheiratet, heiratete in dritter Ehe die Sängerin und Schauspielerin Dany Mann.
Er führte neben Helmut Dietl auch Regie bei den Münchner Geschichten mit Günther-Maria Halmer.
Er gehörte zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifests.
Hans Scheugl schrieb über Herbert Vesely:
"Herbert
Vesely ist der Verschollene des österreichischen Avantgardefilms. Sein
Tod im Juli 2002 wurde in den österreichischen Medien nicht zur
Kenntnis genommen; seine frühen Filme, mit denen er auf hohem künstlerischen
Niveau ansetzte, ehe ihn kommerzielle Zwänge von diesem Weg abbrachten,
kamen hierzulande kaum zur Aufführung.
Nicht
mehr fliehen, in Deutschland produziert und in Spanien
aufgenommen, ist ein Schlüsselwerk der 50er Jahre. Das Thema der
Flucht, ein heimatloser Existenzialismus und die musikalisch kreisende
Struktur der Handlung sind gültige Parameter der Kunst ihrer Zeit, die
Vesely bereits in
An diesen Abenden
aufnimmt, in
Nicht
mehr fliehen aber formal konsequent
weiterentwickelt..."
(Quelle:
Zitiert aus www.filmarchiv.at)
Auszeichnungen 1954 IFF New York (Experimentalfilm-Festival): 1. Preis für An diesen Abenden 1955 IFF New York (Experimantalfilm-Festival): First Award of Exceptional Merit in Experimental Film für Nicht mehr fliehen 1962 Deutscher Filmpreis: Filmbänder in Gold (Bester Nachwuchsregisseur, zweiter Preis für einen abendfüllenden Spielfilm) für Das Brot der frühen Jahre 1982 Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold an die Unterzeichner des Oberhausener Manifests
Layout:
Rosemarie Kuheim |