Der Untergang
2004
Inhalt
Aus Sicht seiner Lieblingssekretärin Traudl Junge versuchen Eichinger und Hirschbiegel nach ihren Aufzeichnungen die letzten 12 Tage der Personen, die sich im Führerbunker befanden, zu erzählen.
Diese beiden Texte habe ich gefunden in "Das Fernsehspiel im ZDF", Heft 34, September bis November 1981, Seiten 98 - 101
Es geht um den Film "Le Bunker" (Der Führerbunker) aus dem Jahr 1981, Drehbuch: John Gay, nach dem Buch "Die Katakombe" von James P. O'Donnell und Uwe Bahnsen, Regie: Georges Schaefer, deutsche Fassung: Erich Ebert, ZDF-Redaktion: F. A. Krummacher. Personen: Adolf Hitler (Anthony Hopkins), Albert Speer (Richard Jordan), Joseph Goebbels (Cliff Corman), Martin Bormann (Michel Lonsdale), Eva Braun (Susan Blakely), Magda Goebbels (Piper Laurie). Handlung: "Mitte März 1945 - das genaue Datum hat niemand registriert - übersiedelte Adolf Hitler aus seiner Privatwohnung in der Alten Reichskanzlei zu Berlin in den sogenannten Führerbunker, ein erst im Vorjahr begonnenes und nur provisorisch im Rohbau fertiggestelltes Betonverlies, 14 Meter unter der Erde. Denn immer heftiger wurden die alliierten Luftangriffe rund um die Uhr und immer kürzer die Vorwarnzeiten. Um diese Zeit war das Berliner Regierungsviertel bereits zu 85 Prozent zerstört, im Osten standen die Vorhuten der Roten Armee nur noch 80 Kilometer von Berlin entfernt, und im Westen schickten Amerikaner und Briten sich an, über den Rhein vorzustoßen.
Der Führerbunker, Schauplatz des Films, war Hitlers letzte Station. Hier vollzog sich in den bis zum gemeinsamen Selbstmord mit der Lebensgefährtin Eva Braun noch verbleibenden rund 45 Tagen der ruhmlos-makabre Abgang des Mannes von der welthistorischen Bühne, vor dem nicht lange zuvor noch ein Kontinent gezittert hatte. Wie eine Gestalt aus dem Reich der Schatten verbrachte er hier nun den größten Teil der Zeit mit sinnlosen Lagebesprechungen. "Mit fahrigen Bewegungen wischte er über die Lagekarten, führte Angriffsoperationen durch, organisierte zur beginnenden Kesselschlacht, mit zitternder Hand, Armeen, die längst keine mehr waren und malte seiner Umgebung das Glück der kriegsentscheidenden Schlacht vor den Toren Berlins" (Joachim C. Fest).
Der Film basiert auf der bisher fundiertesten und verlässlichsten Darstellung vom Ende des Diktators, die ihrerseits auf ausgedehnten Recherchen und Gesprächen mit überlebenden Augenzeugen beruht. Drehbuch und Inszenierung nehmen sich einige Freiheiten, was die Chronologie und gelegentlich auch die Topographie angeht; gleichwohl wird hier eine angemessene Vorstellung von Hitlers letzten Tagen vermittelt in dem Maße, wie eine szenische Rekonstruktion dies vermag. Sie beginnt mit Rüstungsminister Speers Ringen mit Hitler um die Führerbefehl "Verbrannte Erde" und endet mit dem Selbstmord Göbbels', des Propagandachefs, dessen lästerlische Verheißung aus den Tagen der sogenannen Machtergreifung von 1933 sich zwölf Jahre später, wenn auch nicht buchstäblich, erfüllt hat: "Wenn wir einmal die Macht bekommen, dann werden wie sie, so wahr uns Gott helfe, behalten. Wegnehmen lassen wir sie uns dann nicht mehr, es sei denn, man trägt uns als Leichen aus unseren Ämtern weg." F. A. K. (ZDF-Redaktion)
Die Atmosphäre im Bunker Bericht eines Angehörigen des "Führer-Begleitkommandos"
Die meisten meiner Kameraden aus dem Führerbegleitkommando, die dort unten den zum Wrack gewordenen "Chef" beobachten konnten, waren wie ich robuste junge Draufgänger, die u. a. wegen ihrer Größe und stabilen Gesundheit für diesen Dienst ausgewählt worden waren. Wir hatten fast alle Fronterfahrung und genug vom Grauen des Krieges gesehen. Aber an manchen Tagen sehnte ich mich nach der Front zurück - so belastete mich die Atmosphäre im Bunker. Das Rauchen war unten verboten; doch wir konnten von Zeit zu Zeit für eine Zigarettenpause nach oben gehen. Aber wenn wir unseren normalen zwölfstündigen Schichtdienst hinter uns hatten und erschöpft wieder im Freien waren, schnappten wir nach Luft wie die Fische nach Sauerstoff. Man kam sich in diesem unterirdischen Betonklotz vor wie in einem auf Grund gelaufenen Unterseeboot, oder lebendig eingesargt in einem verlassenen Leichenschauhaus. Menschen, die in einer Taucherglocke arbeiten müssen, fühlen sich wahrscheinlich weniger eingeengt als wir damals im Bunker.
Das Rauchen war unten verboten; doch wir konnten von Zeit zu Zeit für eine Zigarettenpause nach oben gehen. Aber wenn wir unseren normalen zwölfstündigen Schichtdienst hinter uns hatten und erschöpft wieder im Freien waren, schnappten wir nach Luft wie die Fische nach Sauerstoff. Man kam sich in diesem unterirdischen Betonklot vor wie in einem auf Grund gelaufenen Unterseeboot, oder lebendig eingesargt in einem verlassenen Leichenschauhaus. Menschen, die in einer Taucherglocke arbeiten müssen, fühlen sich wahrscheinlich weniger eingeengt als wir damals im Bunker.
Natürlich haben wir untereinander über das fledermausartige Leben gestöhnt, das wir dort unten als Höhlenbewohner führten. Das ist einer der Gründe, weshalb ir bis in die letzten Tage immer wieder von dem Dienst auf dem Obersalzberg schwärmten. Insgeheim hofften wir alle, Hitler werde doch noch nach Bayern fliegen. Es sei besser, so dachten wir, mit der Sonne von vorn in den Alpen zu sterben, als in diesem modrigen Keller in Berlin zugrunde zu gehen. Niemand von uns hat wirklich damit gerechnet, das Ende in der Reichshauptstadt zu überleben. Ich sagte "modriger Keller" - an einigen Stellen im Bunker war es feucht, ja sogar nass, an anderen dagegen staubtrocken, denn der Beton war teils frisch, teils alt. In den langen Nachtstunden herrschte tiefe Stille; nur der Dieselgenerator im Maschinenraum tuckerte. Wenn er umgeschaltet wurde, begann er zu stottern. Das künstliche Licht ließ die Gesichter bleib erscheinen und die Insassen wir Lemuren, Totengespenster, ausstehen. Und dann dieser abgestandene Geruck - nach Stiefeln, durchgeschwitzten Uniformen, beißend scharfen Desinfektionemitteln... Als in den letzten Tagen immer wieder die Abflussrohre verstopft waren, roch es dort unten wie in einer Bedürfnisanstalt.
Hitler schlurfte taprig durch die Räume und trug selbst am meisten dazu bei, dass die Szenerie so unheimlich und gespenstisch wirkte. Er war nun wirklich ein geisterhaftes Wesen geworden, ein zittriger Mensch, der sich nur noch durch pure Willenskraft und mit dubiosen Stimulantien aufrechterhalten konnte. Wir jungen Männer erkannten den Führer, den wir als unser Vorbild verehrt hatten, nur noch wieder, wenn er sprach. Sein Geist und seine Reden waren völlig klar. In den letzten Wochen wurde seine Stimme häufig ungewohnt milde, ja sanft. Alles an seiner Erscheinung und seinem Körper schien sich nach dem Ende, dem Grab, dem Nirvana zu sehnen.
Dieser Mann, der so viel Not und Tod über die Welt gebracht hatte, verließ sie nicht, ohne am eigenen Leib Elend und Hinfälligkeit zu erfahren. Diejenigen, die gute Gründe hatten, ihn zu hassen - ich hatte sie nicht - mögen eine tiefe Genugtuung über das jammervolle Schauspiel seines physischen Verfalls gespürt haben; aber wir sahen diese körperliche Auflösung mit Entsetzen. Wir waren zu jung, um Hitler aus der Distanz sehen zu können. Wir wussten nicht genug und wurden nur langsam ernüchtert. Als wir am Abend des 1. Mai 1945 aus der Reichskanzlei herauskrochen, um uns durch die russischen Linien zu schlagen, empfanden nur wenige von uns sich als gläubige Anhänger des Führers. Ich war damals der Überzeugung und bin es auch heute noch, dass der Tod für ihn eine Erlösung war. Wenn er mir befohlen hätte, ihn zu erschießen - ich glaube, ich hätte es getan. (Aus: Uwe Bahnsen / James P O'Donnell "Die Katakombe", DVA, Stuttgart 1975)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 16. Oktober 2022
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