Wolfgang Liebeneiner
Regisseur
Darsteller Drehbuchautor
Geboren wurde Wolfgang Liebeneiner am 6. Oktober 1905 in Liebau/Niederschlesien (heute Polen) als Sohn eines Leinenwebereibesitzers. Er starb am 28. November 1987 in Sievering bei Wien.
Abitur 1923. Ab 1924 Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte in Berlin und Innsbruck, ab 1926 in München. Dort wurde er Mitglied und später Leiter der sogenannten "Akademischen Spielschar". 1928 fiel er Otto Falkenberg, dem Direktor der Münchner Kammerspiele, auf. Dieser engagierte ihn und gab ihm Schauspiel- und Regie-Unterricht. Erste Rolle als Melchior in Wedekinds "Frühlingserwachen". Liebeneiner gab sein Studium auf, wurde im Alter von 24 Jahren bereits Regieassistent und führte 1931 zum ersten Mal Regie bei dem Film Gestern und heute. Dieser Film wurde im gleichen Jahr von Leontine Sagan unter dem Titel Mädchen in Uniform mit Hertha Thiele und Dorothea Wieck verfilmt und ein großer Erfolg.
Bis 1934 spielte er am Deutschen Theater in Berlin. Zumeist wurde ihm die Rolle des jugendlichen Liebhabers zugeschrieben, so zum Beispiel in Die andere Seite (1931); hier mimte er einen englischen Leutnant und ein Jahr später in Max Ophüls' Schnitzler-Verfilmung Liebelei einen österreichischen Offizier, der am Ehrenkodex dieser Zeit scheitert und letztendlich erschossen wird wegen einer Liebesaffäre, die längst beendet ist. Weiterhin sah man ihn in Die unerhörte Frau (1936), Freut Euch des Lebens (1934, Regie: Hans Steinhoff), Alles hört auf mein Kommando (1934), Rivalen der Luft (1934, Regie: Frank Wysbar), Die schönen Tage von Aranjuez (1933).
Er heiratete 1934 die Schauspielerin Ruth Hellberg, Hauptdarstellerin in Yvette - Die Tochter einer Kurtisane, die Ehe wird 1943 geschieden. 1944 heiratete Liebeneiner die Schauspielerin Hilde Krahl, die seit den Filmen Das andere Ich (1941) und 1. April 2000 (1952) - mit ganz wenigen Ausnahmen in all seinen Filmen die Hauptrolle spielte. Beider Tochter, Johanna Liebeneiner, ist ebenfalls eine bekannte Schauspielerin.
Von 1936 bis 1944 war Wolfgang Liebeneiner Mitglied des Staatstheaters Berlin, wohin in Gustaf Gründgens holte. Bis zur Schließung des Theaters arbeitete er dort als Schauspieler und Regisseur. Sein erster Film als Regisseur war Versprich mir nichts! (1937). In den Jahren 1938 bis 1944 war Liebeneiner künstlerischer Leiter der Filmakademie in Babelsberg, von 1942 bis 1945 Produktionschef der Ufa und erhielt den Professorentitel, seit 1942 Mitglied des Präsidialrats der Reichstheaterkammer. In diesen Jahren drehte er Filme wie Großstadtmelodie (1942), Das andere Ich (1941), Friedemann Bach (1941) mit Gründgens in der Titelrolle, Bismarck (1940).
Eine besondere Bedeutung hat der Film Ich klage an aus dem Jahr 1941 mit Heidemarie Hatheyer und Mathias Wieman in den Hauptrollen. Wikipedia schreibt zu diesem Film: "Der Film hat Tötung auf Verlangen zum Thema, wird heute jedoch allgemein als Propagandafilm für den nationalsozialistischen Krankenmord gewertet und war sicher auch so intendiert, doch er ist ebenso ein Plädoyer für aktive Sterbehilfe... Seine besondere Bedeutung erhält der Film aber im Zusammenhang mit der damals forcierten sogenannten "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Der beschönigend als Euthanasie bezeichnete nationalsozialistische Krankenmord war eine staatlicherseits durchgeführte Tötung von als unheilbar erbkrank, lebensunwert und volksschädlich erachteten Menschen." Gerade dieser Film wird bis heute mit dem Namen Liebeneiner verknüpft bleiben.
Von 1954 bis 1958 gehörte er zum Ensemble des Theaters in der Josefstadt, war aber nach wie vor auch Filmregisseur, wo in den 50er-Jahren Filme wie Wenn eine Frau liebt (1950) mit Ursula Herking und Johannes Heesters, Der Weibsteufel (1951) mit Hilde Krahl und Bruno Hübner, Waldwinter (1955) mit Claus Holm und Sabine Bethmann, Königin Luise (1956) mit Dieter Borsche und Ruth Leuwerik), Die Trapp-Familie (1956) mit Hans Holt und Ruth Leuwerik (die ab Mitte der 1950er-Jahre ebenfalls eine bevorzugte Schauspielerin von Wolfgang Liebeneiner war), Immer wenn der Tag beginnt (1957) mit Hans Söhnker und Ruth Leuwerik), Taiga (1958) mit Hannes Messemer und Ruth Leuwerik), Meine Tochter Patricia (1959) mit Martin Held und Gerlinde Locker) entstanden. 1958 erhielt Liebeneiner für seinen Film Die Trapp-Familie den Medienpreis "Bambi" in der Kategorie geschäftlich erfolgreichster film.
Nachdem Liebeneiner 1960 bereits einen Film aus der Welt der Oper gedreht hatte mit dem Titel Schlussakkord¹) (bereits schon 1936 von Detlef Sierck / Douglas Sirk in Szene gesetzt), inszenierte er 1962 an der Wiener Volksoper zum ersten Mal eine Operette, und zwar "Der Mikado" von Gilbert und Sullivan. In den folgenden Jahren häufige Inszenierungen von Opern und Operetten, u.a. in Wien, Zürich, Düsseldorf, Hamburg.
Seit 1962 auch Arbeiten für das Fernsehen, drehte auch sogenannte "Weihnachts-Vierteiler" wie Die Schatzinsel (1966) oder Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer (1968). Mit Spannagl und Sohn drehte Wolfgang Liebeneiner 1975 seine erste Fernseh-Serie.
Nachdem er sich 1983 aus der Öffentlichkeit zurückzog, stirbt er nach langer, schwerer Krankheit am 28. November 1987 in Wien. Sein Grab befindet sich in Sievering bei Wien.
Auszeichnungen für Wolfgang Liebeneiner (eine Auswahl) 1938 Ernennung zum Staatsschauspieler 1942 Ehrenring des deutschen Films für Die Entlassung 1943 Ernennung zum Professor 1951 Sascha-Pokal für Der Weibsteufel 1952 Sascha-Pokal für 1. APRIL 2000 1958 Bambi für den geschäftlich erfolgreichsten Film 1975: Die Trapp-Familie 1967 Perla-TV der Intern. Film- und Fernsehmesse Mailand für Die Schatzinsel 1968 Perla-TV für Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer
¹) Inhaltsbeschreibung zum Film Schlussakkord:
"Die Librettistin Linda Valore will das musikalische Ereignis "Peon Messias" zum großen Erfolg der Salzburger Festspiele machen. Die Proben haben erst begonnen, als der Tenor absagt und sich die Festspieldirektion von der Aufführung distanziert. Auslöser dieser Katastrophe ist Frank Leroux, der Komponist. Ständig ändert er sein Werk, beschimpft den Tenor als unfähigen Hinterhofsänger und attackiert den Dirigenten Alexander von Berkin mit seiner Eifersucht. Es ist Linda Valore, die das Ruder herumreißt, um das Projekt nicht sterben zu lassen. Tag und Nacht wird in Schloss Klesheim geprobt, der Startenor Carlo del Monti verpflichtet und Frank Leroux wegen seines Alkoholproblems in ein Sanatorium eingewiesen. Die Uraufführung dieses einmaligen Werkes steht bevor, doch dramatische Auseinandersetzungen gefährden die Premiere. Wieder ist es der begnadete, jedoch von Zweifeln zerfressene Komponist Frank Leroux, der sein Werk für wertlosen Müll hält. Er hat es sich in den Kopf gesetzt die Partitur neu zu schreiben. Am Abend der Premiere hört er die ersten Takte des "Peon Messias" und erkennt, dass er sich geirrt hat." (Quelle: Amazon)
Layout:
Rosemarie Kuheim |