Vor dem Sturm
1984
*) Sohn des Schweizer Schauspielers Walö Lüönd. Daniel Lüönd, nahm sich im Alter von 29 Jahren das Leben.
Inhalt Buchstäblich "vor dem Sturm" spielt Fontanes Roman, nämlich in den spannungsvollen Monaten vor dem Ausbruch des politischen und kriegerischen Orkans, der Napoleons Herrschaft über Europa endgültig hinwegfegen sollte. Den Hintergrund der Romanhandlung bildet ein historisches Ereignis, die "Affäre" York. General York war der Befehlshaber jenes preußischen Hilfskorps, das unter erzwungener Bündnisverpflichtung abgestellt war, um Napoleon bei dessen so verhängnisvollem Einfall nach Rußland die Nordflanke zu decken. Um die Jahreswende 1812, während Napoleons "Große Armee" auf ihrem Winter-Rückzug zugrunde ging, handelte General York ohne Ermächtigung durch den zaudernden König Friedrich Wilhelm III. mit den Russen einen Waffenstillstand aus, die "Konvention von Tauroggen". Dieser Abfall vom verhassten französischen Bundesgenossen - unerhört populär, weil er der in Preußen vorherrschenden Stimmung entsprach - war das Signal, das den König und seine Regierung zum Handeln zwang und damit die Erhebung gegen die Unterdrücker - wir würden heute sagen, die "Besatzer" - in Gang setzte, den "Befreiungskrieg". Yorcks für einen preußischen General unerhörte Eigenmächtigkeit rief (in der Wirklichkeit wie in Fontanes Roman) da und dort in Preußen spontane gewaltsame Aktionen gegen die Besatzungstruppen hervor, die man nach Napoleons katastrophaler Niederlage in Rußland, entscheidend geschwächt glaubte. Wenn auch einige der historischen Hauptfiguren im Roman auftauchen, so doch in Nebenrollen. Die Träger der Romanhandlung sind - wie stets bei Fontane - die von den politischen und sozialen Ereignissen Betroffenen: Der Brandenburgische Gutsherr und "Junker" Berndt von Vitzewitz - in dem Fontane den historischen August Ludwig von der Marwitz nachzeichnet - hat eine Vorliebe für die ritterliche französische Lebensart, aber die napoleonischen Unterdrücker hasst er aus tiefstem Grunde. Sein Preußen will er befreit sehen. Dazu ist ihm jedes Mittel, auch der List, der Konspiration, ja, des Aufstandes, des "Volkskrieges", recht. Er sucht seine Standesgenossen zum Widerstand mitzureißen, "mit dem König, solange es geht, ohne ihn, wenn es sein muss". Denn in Berndt von Vitzewitz lebt das unerhörte Selbstbewusstsein der brandenburgischen Herren, die sich darauf berufen, dass sie "schon vor den Hohenzollern da waren". Sein Sohn Lewin, der Student in Berlin, der "weltbürgerlich" fühlt und mitleidig das Elend und die Verzweiflung der Kriegsopfer in den Lazaretten ansieht, schwärmt zwar im Literatenclub "Kastalia" von Heldentum und Politik - solange sie in geglücktem Versmaß einherkommen; aber ihm graut vor dem wirklichen Partisanen- und Guerilla-Krieg, den sein Vater anzetteln möchte. Und so wie ihn die politischen Umstände schließlich übermächtigen, ist Lewin auch seiner großen schwärmerischen Liebe nicht gewachsen: Kathinka. Sie ist eine der hinreißenden Frauengestalten Fontanes. Ihr Vater, Ladalinski, polnischer Adliger, hat seine Heimat verlassen und sich für den diplomatischen Dienst im preußischen Staat entschieden. Natürlich empfindet er eine Verbindung Kathinkas mit Lewin von Vitzewitz, mit einer der angesehensten brandenburgischen Familien, als nützlich. Aber diesen Plänen steht der unerbittlich "nationalistische" Pole, Graf Bninski, Anhänger Napoleons, im Wege: Lewins Nebenbuhler, der Kathinka mit sich fortreißen wird, wenn Lewin sich nicht endlich entscheidet. Tubal Ladalinski, Kathinkas Bruder, liebt Lewins Schwester Renate. Eine Regung des Mitleids wird ihrer gemeinsamen Zukunft eine Ende machen: Tubal überlebt nicht. Einzig die dritte unter den Frauen - die stille, liebenswürdige, "bürgerliche" Marie - wird die verhängnisvollen Wochen "vor dem Sturm" unversehrt überdauern.
(Quelle: Broschüre ARD Fernsehspiel - April bis Juni 1984, herausg. von der Pressestelle des WDR, Seite 17-29)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 1. März 2021
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