Familienglück
1975
Inhalt Es muss doch irgendwo auf der Welt einen Platz geben, wo man ungestört und zufrieden leben kann. Manfred und Manuela, deren Geschichte dieser Film erzählt, fehlt allerdings das Geld, dieses Glück auf irgendeiner Südseeinsel zu suchen. Sie wollen sich ein gemütliches Zuhause schaffen. "Wenn Liebe das ist", sagen sie, "wird's schon gehen."
Der Film schildert den Verlauf dieser Ehe von Juni 1969 bis Ende 1974 und versucht zu zeigen, welchen Belastungen die Liebe dieser beiden ausgesetzt ist. Manfred und Manuela überschätzen nämlich die Möglichkeiten, die die Familie bereithält, wenn man auf der Suche nach dem Glück ist. Für sie ist - im Gegensatz zur Arbeitsstätte - ihr Zuhause der einzige Ort, an dem sie selbstständig handeln, Pläne schmieden, sich verwirklichen können. In ihrem Bewusstsein spukt die Idee eines totalen Freiraums, in dem Liebe sich erst vollkommen entfalten kann. Es bleibt nicht aus, dass der Film die Niederlage dieser Idee zeigt. Erst langsam begreifen die beiden, dass ihr anfänglicher Optimismus betrügerisch war.
Zunächst lief ja alles eigentlich gut an: Der schöne Urlaub auf Mallorca, das Ersparte, das einmal zu einer besseren und größeren Wohnung reichen soll, der eigene Wagen usw. Der Einfluss der Eltern wird langsam zurückgedrängt; sie wollen zeigen, dass sie auch ohne ihre Hilfe lebensfähig sind. Dann aber kommt - ungewollt - das erste Kind. Manuela ist gezwungen, ihren Arbeitsplatz in der Textilfabrik früher als geplant aufzugeben. Manfred hingegen versucht, die finanzielle Einbuße durch Überstunden wettzumachen. Das gelingt nur zum Teil. Der Preis dafür ist aber zunehmende Gereiztheit, Unlust aneinander. Die Bemühungen, wieder Spaß aneinander zu haben, werden seltener. Die Rezessionsjahre bringen die beiden in arge Bedrängnis. Sie werden gegen ihren Willen wieder von den Eltern abhängig. Manfred ist der erste, der die Flinte ins Korn wirft und der Familie die Schuld an seiner Unzufriedenheit gibt.
Es ist ungeheuer schwer, aus Fehlern zu lernen, die man nicht für die eigenen hält. So braucht es eine Weile, bis Manfred und Manuela die Chance begreifen, die in ihrer Liebe, in der Familie liegt: Ihre Probleme sind auch die Probleme anderer. Das Gefühl, in der Ehe versagt zu haben, hat nur der, der sich anderen nicht zu öffnen wagt. Dieser wird die gleichen Fehler beim nächsten Partner wiederholen.
(Quelle: Broschüre "Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk", Ausgabe Januar bis Juni 1974. Herausgeber: WDR-Pressestelle)
Juni
1969: Manfred und Manuela, er Dreher, sie Näherin, heiraten. Die Ehe wird –
wie die meisten Ehen – unter der Voraussetzung geschlossen, möglichst glücklich
zu werden. Doch dann kommen in relativ kurzer Abfolge zwei Kinder, Manuela muss
mit der Arbeit aussetzen, und Manfred verschlechtert sich in seinem Betrieb
zusehends. Die Atmosphäre wird gereizt. Ein Emanzipationskampf beginnt, als
Manuela Schreibmaschine lernt, einen neuen Arbeitsplatz findet und sich einen
eigenen Lebensbereich aufbaut. Von Manfred immer mehr missverstanden und
ignoriert, schläft sie mit einem anderen Mann, den sie von früher kennt. Der
Familienskandal ist perfekt. Aber bei Manfred hat inzwischen ein Lernprozess
eingesetzt. Beim Begräbnis von Manuelas Vater Ende 1974 finden die beiden
Partner wieder zusammen.
(Quelle:
Robert
Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film 1960 - 1980, Goldmann Verlag München,
1981)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 30. November 2020
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Das Foto wurde mir freundlicherweise von Ziegler-Film zur Verfügung gestellt. |