Die fünfte Jahreszeit
1982
Filmliste Franz Josef Gottlieb
Inhalt
Die einzelnen Folgen: 1. Spuren im Schnee 2. Das Duell 3. Krieg 4. Die Tausend-Mark-Sperre 5. Judas 6. Heim ins Reich 7. Frieden 8. Skizirkus 9. Ski Total
Die fünfte Jahreszeit erzählt von der Geschichte des Skilaufens in den Alpen. Mit dem Ski (und durch den Ski) vollzieht sich die Entwicklung eines Tiroler Dorfes von 1880 bis 1980, die wir in neun Episoden nacherleben. Nur für Touristen war der Skilauf Selbstzweck. Den "Einheimischen" diente er von Anfang an als Hilfsmittel, als Werkzeug, als Waffe. 1880: Elendig leben die armen Gebirgsbauern. Viele wandern nach Amerika aus. Aus bitterer Not lernen junge Tiroler das Schneeschuhlaufen, um beim Wildern schneller als der Förster zu sein. Ein idealistischer Journalist aus Deutschland ist der Lehrer. Im Ersten Weltkrieg werden im 'einsamen Krieg' um die Gipfel auch Skier benutzt, um den Feind zu überraschen, zu überlisten. Anfang der dreißiger Jahre schmuggeln illegale Nationalsozialisten Propagandamaterial, Munition und Sprengstoff aus dem Deutschen Reich nach Tirol. Auf Skiern. In ihrer drückenden Armut blicken die Bauern "ins Reich", wo "der Führer" über Nacht der Not scheinbar ein Ende gemacht hat. Der "Anschluss" scheint ihnen als letzte Hoffnung. Als er 1938 kommt, verhilft einer der jungen Dorfbewohner einem Tiroler Juden zur Flucht die Schweiz. Auf Skiern. Nach dem Krieg hat das Dorf seine Erfahrung bald verdrängt. Die marokkanische "Besatzung" und der armselige "Wiederaufbau" sind zu bewältigen. Die ersten Touristen finden sich wieder ein. Der Ski wird zum Wirtschaftsfaktor; ohne Ski kein Fremdenverkehr im Winter. Ohne Wintersaison kein Wohlstand, an dem auch das Dorf da oben, im weltvergessenen Tal, endlich teilhaben möchte. Aber keine Wintersaison ohne Skilifte. Hügel werden abrasiert, das Gelände muss begradigt werden. Skipisten, breit wie Autobahnen, werden in die Wälder geschlagen. Investitionen erfordern immer neue Kredite. Der Kreislauf beschleunigt sich. 1980 ist der Wohlstand im Dorf allgemein. Der Ski hat ihn gebracht. Der Fremdenverkehr ist ein Segen für alle. Bals gibt es keine Bauern mehr, nur noch Hotels und Pensionen. Und wenn eines Tages die Fremden nicht mehr kämen? Vielleicht auch, weil die von Skipisten zerschnittene Landschaft keine Reize mehr bietet? Was wird dann aus den Bauernbuschen, die jetzt als Skilehrer den Gästen die Liftbügel unter den Hintern halten und abends "original schuhplatteln"? Die 5. Jahreszeit ist schon angebrochen.
(Quelle: Broschüre "ARD Fernsehspiel", Oktober bis November 1982, Hrg. ARD, Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 26. Oktober 2020
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