Tadellöser und Wolff
1974/75
Inhalt
Tadellöser
& Wolff bedeutet im Jargon des Rostocker Reeders und Leutnants der Reserve
Karl Kempowski soviel wie "gut", wohingegen "Miesnitzdörfer
& Jensen" das Gegenteil besagt. Sein Sohn, Walter, auch Peterpump genannt,
verlebt seine Jugend in einem konservativ-deutschnationalen Elternhaus. Dort
betrachtet man Hitler und die Nazis zwar mit Kritik, geht aber insgesamt mit der
Entwicklung konform. Immerhin gelingt es der Mutter Grete Kempowski, ihren zukünftigen
Schwiegersohn, den Dänen Sven Sörensen, aufgrund guter Beziehungen aus den
Klauen der Gestapo zu befreien. Gegen Ende des Krieges hat sie gelegentlich
sogar kritische Anwandlungen. Walter wächst treu deutsch, aber nicht ganz
kritiklos auf. Relativ gut absorbiert er das Geschwätz als linientreuer Lehrer
und beflissener Jungvolkführer. Er erlaubt sich sogar den Luxus langer Haare.
Das bringt ihn und ein Grüppchen Gleichgesinnter, die Jazz und
"Weiber" der vorgeschriebenen asketischen Volkstümelei vorzuziehen, häufig
in Schwierigkeiten. Aber pfiffig, wie er ist, versteht es Walter immer wieder,
sich zu arrangieren. Auch die Bombenangriffe auf Rostock und die letzte Zeit des
Krieges übersteht er als Flakhelfer unbeschadet.
Teil
1
Tadellöser
& Wolff bedeutet im
Jargon des Rostocker Reeders und Leutnants der Reserve Karl Kempowski soviel wie
"gut", wohingegen "Miesnitzdörfer & Jensen" das Gegenteil besagt. Sein
Sohn Walter verlebt seine Jugend in einem konservativ-deutschnationalen
Elternhaus. Dort betrachtet man Hitler und die Nazis zwar mit Kritik, geht aber
insgesamt mit der Entwicklung konform. Dem großbürgerlichen Lebensstandard
entsprechend, zieht die Familie Kempowski von Lübeck nach Rostock, wo sie noch
für einige Jahre eine unbeschwerte Zeit erlebt. Ein Familienurlaub in
Sophienbad soll das große Ereignis werden. Mitten in den Urlaubsfrieden platzt
die Hiobsbotschaft: Der "Korridor" wurde geschlossen. Vater Kempowski meldet
sich freiwillig, doch auf den Freimaurer will man verzichten. Relativ gut
absorbiert Walter das Geschwätz linientreuer Lehrer und beflissener Jungvolkführer.
Er erlaubt sich sogar den Luxus langer Haare. Im Sommer 1940 muss Vater
Kempowski dann doch zum Militär, die ersten Gefallenen gilt es zu ehren, und
die Hitlerjugend gewinnt Oberwasser. Die trotz der Kriegswirren unbeschadete
Idylle der Familie Kempowski wird jäh durch den Angriff auf Rostock im April
1942 unterbrochen, bei dem der Hafen und die Altstadt in Flammen aufgehen. In
einer einzigen Bombennacht im April 1942 hat sich alles, was dem jungen Walter
bisher in Rostock vertraut und alltäglich war, geändert.
Teil
2 Als nach der Schreckensnacht im April 1942 der Däne und zukünftige Kempowski-Schwiegersohn Sven Sörensen unter Spionageverdacht verhaftet wird, ist es Grete Kempowski, die spontan bei der Gestapo vorstellig wird und ihn wieder freibekommt. Auch die Familie Kempowski glaubt inzwischen nicht mehr an einen deutschen Sieg, aber doch noch "an ein ehrenvolles Remis". Vater Kempowski hat andere Vorstellungen von seinem Zuhause, als sie inzwischen der Wirklichkeit entsprechen. Während seines Urlaubs findet er in der Wohnung überall Requisiten des neuen Mannes im Haus: Sörensen. Nach anfänglichem Krach kommen sich die beiden Männer schließlich geschäftlich näher. Trotzdem treffen nach der Verlobung von Ulla und Sörensen böse Feldpostbriefe vom Vater ein, dem die Heirat seiner Tochter mit einem Ausländer zu dieser Zeit gar nicht passt. Aber er erscheint bei der Hochzeitsfeier und spielt sogar auf dem Klavier den Mendelssohnschen Hochzeitsmarsch. Ulla verliert die deutsche Staatsbürgerschaft und verlässt mit ihrem Mann Deutschland. Im Mai 1943 wird auch Sohn Robert eingezogen, und Walter kommt zu den Flakhelfern. Im Oktober erhält der Vater ein letztes Mal Fronturlaub, der allerdings von der Sorge um den inzwischen kriegsgefangenen Robert und um das tägliche Brot überschattet ist. Im Februar 1945 wird Walter zur kasernierten Hitlerjugend eingezogen. Als Kurier kommt er bis nach Mannheim und München. In Berlin gibt es inzwischen schon keinen Alarm mehr, das Ende des Krieges zeichnet sich ab. Walter gelingt es, durch die Fronten zu pirschen. Wie durch ein Wunder erwischt er einen Zug, der ihn auf dem Trittbrett bis nach Rostock befördert. Dort hofft und wartet man auf die Engländer. (Quelle: Amazon)
Pressestimmen
Fernsehspiele
wie dieses setzen Maßstäbe - Maßstäbe, die erkennen lassen, wie unzulänglich
ist, was die Anstalten so in der Regel auf dem Sektor Unterhaltung/Spiel
anbieten: Unzulängliches, Machwerke, Augenwischerisch-Verschlamptes.
Fernsehspiele wie Tadellöser & Wolff setzen Maßstäbe, weil
sie beweisen, dass Unterhaltung nicht nur etwas mit schnellfertiger Anhäufung gängiger
Effekte, sondern auch etwas mit Beschreibung von Wirklichkeit zu tun hat.
(Frankfurter
Rundschau, 5.5.1975)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 17. Oktober 2020
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