Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplizissimus
1975
Inhalt
I. DAS HANAUER KALB Simplex erzählt: "Mein Lebensweg in der ersten Zeit des Dreißigjährigen Krieges war absonderlich kraus. Eine tumbe Jugendzeit im bäurischen Spessart und zwei kurze Lehrjahre bei einem frommen Einsiedel hatten zu nichts anderem gereicht, als aus mir das berühmte Kalb von Hanau zu machen: den Hofnarren des dicken Gouverneurs. In der belagerten Festung freilich wäre ich bald Hungers krepiert, und die Flucht zu den Kroaten draußen hatte meine Lage nicht viel erträglicher gemacht. Die wüsten Kerle jagten meinen Freund Herzbruder davon, ermordeten seinen alten Vater, und ich selbst bekam dabei eins über den Schädel und lag vier Wochen..."
II. DER JÄGER VON SOEST Simplex flieht in Frauenkleidung aus dem Kroatenlager, aber diese Kostümierung bringt ihn nur in noch größere Schwierigkeiten; er wird für einen Spion gehalten und soll gefoltert werden. Freund Herzbruder, inzwischen Jurist in Soest, rettet ihn und bildet ihn nach den schönsten Künsten auch in den "nützlichen" aus: Reiten, Fechten, Schießen. Simplex mustert bei den Kaiserlichen an und macht als ebenso listenreicher wie wagemutiger Anführer eines kleinen Reitertrupps reiche Beute. Mit einem Doppelgänger, der als falscher "Jäger von Soest" Simplex' gutem Ruf bei den Bauern Abbruch tut, duelliert er sich, was ihn schier an den Galgen bringt.
III. DER SCHATZ Simplex lässt sich, um seinen Kopf zu retten, eine Kriegslist gegen die Schweden einfallen und soll Fähnrich werden; er hat Neider und schafft sich Feinde; er findet ein Vermögen und glaubt es in Köln sicher angelegt. Als mehr zufälliger Gefangener, dann als Gast eines schwedischen Regiments erholt sich Simplex mit allen Sinnen vom Krieg. Er muss eine Pfarrerstochter ehelichen; Geld und Gut sind fast verloren, und den Simplex verschlägt es nach Köln und schließlich nach Frankreich.
IV. ADIEU WELT Simplex erzählt: "...die deutschen Kalamitäten hatte ich hinter mir. Frankreich... kam mir so wunderbar vor und so fremd, als wäre es China oder Brasilien. Da sah ich Leute in Frieden wandeln, die Ställe voll Vieh, die Wirtshäuser voll von lachenden Menschen, niemand hatte vor Plünderung und Totschlag Angst. Ach, wenn man aus Deutschland kam, wo seit zwanzig Jahren Feuer vom Himmel fiel und es zugleich Blut regnete, um's wieder zu löschen - was war Frankreich für eine paradiesische Welt!"
Aber ein betrügerischer Advokat bringt Simplex in Paris in Schuldhaft. Wieder hat er Glück und findet Gönner; seine Musikalität und sein gutes Aussehen verschaffen ihm Aufmerksamkeit bei Hofe, der "beau allemand" genießt sogar die Gunst der Damen höchster Kreise. Das Honorar dafür jedoch muss er zum Auskurieren der "französischen Krankheit" [d.i. Syphilis.] ausgeben. Nach mancherlei Fährnissen gelangt er wieder nach Köln, stellt fest, dass er inzwischen Witwer geworden ist, und trifft seinen Freund Herzbruder sterbenskrank. Leichtsinnig heiratet Simplex noch einmal, und leichtsinnig kommt er bald wieder in Not. Er wird zum Wegelagerer und beerbt seinen erschossenen Kumpan. Und nun, als er auch noch das Rätsel um seine Abkunft geklärt hat, entsagt Simplex der Welt, in der Klause des Eremiten, der ihn erzog.
(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, September bis November 1975, Seiten 3-7, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 18. Dezember 2020
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