Karschunke & Sohn
1978
Inhalt
Albert Karschunke lebt mit seinem Sohn Harald im Keller. Es ist ein recht romantischer Keller, nicht nur, weil es sich ja eigentlich um ein Souterrain handelt, sondern vor allem, weil sich dort ein Antiquitätenladen befindet. 'Antiquitäten' ist vielleicht etwas geprahlt, aber alt sind die Sachen jedenfalls. Das Ganze liegt in Berlin-Kreuzberg an einer Straße, die einmal bessere Zeiten gesehen hatte und nun langsam aber sicher dem Abbruch entgegengeht, den man heute höflich Sanierung nennt.
Folge 1 - Das Angebot Aber noch betreiben "Karschunke & Sohn" den mühsamen Handel mit Abgelegtem aller Art. Dabei hilft ihnen tatkräftig Tante Hilde. Sie kann zwar nicht richtig zupacken, aber dafür hat sie vier kräftige Beine, mit denen sie unermüdlich den Wagen mit dem Sammelgut durch Berlin zieht. Hilde hat aber auch noch eine seelische Funktion - sie schafft nämlich eine Art Gemeinsamkeit zwischen Vater und Sohn, die sonst nicht immer gegeben ist. Gelegentlich geraten die beiden ganz schön aneinander. Denn immerhin ist Harald im Laufe der Zeit 40 Jahre als geworden und möchte endlich seinem Drang nach Höherem folgen. Aber da gibt es den alten einsamen Vater, der seine Frau bei einem Bombenangriff verloren hat und eben auch Hilde. So bleiben seine Versuche meist schon im Ansatz stecken. Aber da bietet sich plötzlich eine ideale Möglichkeit, ein tolles Angebot. Er wird als Partner in ein nobles Antiquitätengeschäft am Kudamm einsteigen - so bleibt er in der Branche und der Kreuzberger Keller kann als Zwischenlager dienen. Nur durch Zufall erfährt Vater Albert von diesen Plänen und umgehend legt der Alte sine Gegenminen. So einfach lässt er sich nicht ausbooten. Nach seiner Meinung ist solides Gerümpel unehrlichem Nepp vorzuziehen und er wird den ahnungslosen Harald nicht in diese Falle tappen lassen. Es gelingt ihm denn auch, die Eigenmächtigkeiten des "Kleinen" zu blockieren und dieser ist letzten Endes auch gar nicht so böse, wie er tut. Die beiden "Karschunkes" gehören eben doch zusammen und nach Kreuzberg und außerdem ist da ja auch noch Hilde. Tante Hilde, ihr Pferd.
Folge 2 - Urlaubspläne Jetzt oder nie! sagt sich Harald und macht Urlaubspläne. Einmal will er so richtig raus aus diesem ganzen Muff und Mief. Jahrelang ist er brav mit Vater in den Harz gefahren, aber jetzt soll sich endlich mal die große weite Welt für Karschunke junior öffnen. Die Bermudas schweben ihm vor oder noch besser: die Antillen. Mit Prospekten ist er reichlich ausgestattet, zurückgelegt hat er auch genug und außerdem hat er noch sein Sparschwein für "Unvorhergesehenes". Dem leidgeprüften Vater ist das alles höchst verdächtig. Offensichtlich soll er abgehängt werden und der Kleine will da einen Alleingang starten. Wenn er auch schon 4 Jahrzehnte hinter sich gebracht hat, so ist er doch Alberts fester Überzeugung niemals diesen Gefahren gewachsen, die unweigerlich die Folge solcher Wahnsinnsideen sein müssen. Da ist eben der Harz wesentlich sicherer. Auch Harald ist von einer schwungvollen Courage nicht so unbedingt überzeugt; aber schon aus Trotz besteht er auf seinem Vorhaben. Vater Kaschunke hat da noch ein höchst peinliches Zwischenspiel mit Haralds Sparschwein. Aus ganz harmlos väterlicher Neugier zerbricht er diesen Rücklagenbehälter. Nun muss er einen identischen Ersatz finden und dem Besitzer wieder unterschieben. Als nun eines Abends gerade termingerecht die Tagesschau von einem verheerenden Vulkanausbruch auf Guadeloupe berichtet, da wird das unsichere Urlaubsziel für diesmal beiseite gelegt. Als gleichwertiger Ersatz ohne exzentrische Versuchungen und tückische Touristenfallstricke wählt man den vertrauten Harz. Leise seufzend stimmt Harald zu. Schließlich ist Vergnügen und Abenteuer nicht von Entfernungen abhängig und schon gar nicht in Kilometer messbar.
Folge 3 - Meta aus Hiltrup
Zwei Wochen war Vater Karschunke mit seinem Sohn Harald in Urlaub. In den Harz sind sie gefahren - und zwei ganze Wochen hat's geregnet. Klar, dass die beiden in der Zeit nie recht nüchtern waren. Darauf ist es wohl auch zurückzuführen, dass sich Harald kaum und der Alte nur stark verschleiert an Meta Löffler erinnern kann. Diese stramme End-Fünfzigerin stammt aus Hiltrup und war auch im Harz - nun nun kommt sie ganz überraschend morgen zu Besuch nach Berlin. Harald ist ganz schön sauer. Aber er wird erst richtig fassungslos, als sich Schritt für Schritt herausstellt, dass sein alter Vater mit dem Gedanken spielt, diese Urlaubsbekanntschaft zu ehelichen. Für den scheint das ganz natürlich - für Harald bricht eine Welt ein. In solchen Fällen hilft nur ein kräftiger Schluck und den nimmt Harald auch überreichlich. Er trinkt um zu vergessen, was ihm auch perfekt gelingt. Am nächsten Morgen soll Meta hoch auf dem Pferdewagen vom Flugplatz abgeholt werden, aber Hilde, das treue Tier, ist spurlos verschwunden. Ab jetzt stapeln sich die Ereignisse und drängen zur Lösung. So kommt's dann wie sich wohl alle wünschen: Die Meta aus Hiltrup rauscht wütend wieder ab, da sie sich - mit Recht - von dem alten Angeber Albert zutiefst beleidigt fühlt. Und Tante Hilde steht wieder in ihrem Stall. Man hat sie im Olympiastadium gefunden, wo sie auf dem gepflegten Spielfeldrasen weidete. Harald wird noch lange grübeln, wie sie dorthin gekommen ist.
Folge 4 - Das Diplom Harald Karschunke quält sich und sein alter Vater schaut ihm genüsslich zu. Der "Kleine" will nämlich im Selbstunterricht sein Diplom als Fernsehtechniker machen. So büffelt er Schaltpläne, Impulse, Frequenzen und Austastsignale, während Karschunke senior das alles für eine ausgesprochene Schnapsidee hält, ohne jede Aussicht auf Erfolg. Da sich Harald aber nicht von seinem Studium abbringen lässt, muss der Alte selbst mit Hilde losziehen, um Altertümer einzusammeln. Natürlich müsst er nicht wirklich, aber Harald soll unter Druck gesetzt werden. Der versucht inzwischen Fernsehtheorie in die Praxis umzusetzen und erzielt lediglich einen Stapel durchgebrannter Sicherungen. Vater Karschunke ist indessen mit seiner Sammeltour genauso erfolglos - bis er auf die Idee kommt, bei einer alten Jugendfreundin eine wertvolle Tischuhr auszuleihen. So ist sein Ansehen bei Harald gerettet. Aber als dieser das gute Stück umgehend verkauft, scheint die Lage unrettbar verloren.
Folge 5 - Frühlingsepidemie Harald entdeckt eines Tages den Drang nach der holden Weiblichkeit. Denn es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei. Wieso allein, denkt Vater Karschunke, der hat doch mich! Diese Meinung teilt der Kleine aber gar nicht und wirft sich in das Berliner Nachtleben, um endlich auch mal auf seine Kosten zu kommen. So landet er denn bei einem Zwillingspärchen, bei dem er eigentlich schon den Vater spielen sollte. Aber an der Seite des alten Karschunke ist er so jung geblieben, dass er das gar nicht bemerkt. Sorgenvoll beobachtet Albert die Verirrungen seines Sohnes. Er will ihn vor Enttäuschungen bewahren, aber es besteht doch der starke Verdacht, dass er ihn eben einfach für sich behalten will. Harald ist indessen guter Dinge und geht schon fast auf etwas groß geratenen Freiersfüßen. In seiner höchsten Not sieht der Alte keinen anderen Ausweg, als das entscheidende Rendezvous dadurch zu blockieren, dass er seinem Jungen hohes Fieber einredet und ihn mit einer starken Dosis Schlafpulver ausschaltet. Wäre zwar gar nicht nötig gewesen, denn die Angebeteten sagen ab - wegen erhöhter Temperatur.
Folge 6 - Ein Todesfall in der Familie Mitten auf einer Berliner Straßenkreuzung in Berlin hatte es Tante Hilde hingerafft - Herzinfarkt. Todesfälle hinterlassen immer eine Lücke, aber was Hilde hinterlässt, ist eine Katastrophe. Auch die schönste Trauerfeier im Hinterhof kann darüber nicht hinwegtäuschen. Wenn dann unter den Trauergästen auch noch eine Schlägerei entsteht, tritt die Verblichene in den Hintergrund. So ist es kein Wunder, wenn Harald sich schon auf den Führerschein vorbereitet. Ein Lieferwagen muss her. Endlich wird modernisiert. Ganz ohne Komplikationen geht das freilich nicht ab - und Vater Karschunke sorgt schon dafür, dass es nicht zu glatt läuft. Aber es kommt der Tag, an dem der neue, wenn auch schon reichlich gebrauchte Transporter der Firma Karschunke vor der Tür steht. Dort wird er wohl auch stehen bleiben, denn für die Toreinfahrt ist der Aufbau einfach zu breit. Hat doch dieser Schwachkopf von Harald wieder man falsch gemessen. Als dann auch noch nach einem nächtlichen Ausflug ins Großstadtvergnügen die alte Karre auf der Stadtautobahn stehenbleibt, da kommen mit Macht die Erinnerungen an Tante Hilde wieder hoch. Ob es ohne sie wohl weitergehen wird?
(Quelle: Broschüre ARD Fernsehspiel, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe Juli - Sept. 1978)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 14. März 2022
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