Rotmord
1969
Inhalt
Der historische Vorgang sah vereinfacht so aus: Im Frühjahr 1919 wurde von Männern, die links von den Sozialdemokraten standen, in Bayern eine Räterepublik ausgerufen. Vorsitzender des Vollzugsrats und in gewissem Sinn Symbolfigur für diese von Idealisten, Schwärmern und Intellektuellen gegründete Räterepublik war der Student Ernst Toller; Pazifist, engagierter Dramatiker, effektvoller Redner, sensibler Schauspieler seiner selbst und, wie alle die Männer, denen dieser historische Augenblick gehörte, kein Politiker.
Seine Handlungen waren effektvolle Improvisationen. Er hatte, wie diese Männer, kein oder nur ein sentimentales Verhältnis zur Macht; als er sie besaß, scheute er davor zurück, sie zu gebrauchen. Für die Kommunisten, die in Leviné einen begabten, realistisch denkenden revolutionären Führer besaßen, war Toller der schwärmerische Jüngling kleinbürgerlicher Gesinnung, der mit seiner politisch nicht definierten Menschheitsliebe der Sache des Sozialismus nur schadete. Wollte man Erfolg, musste man ihn beseitigen. Toller wurde von Leviné kaltgestellt. Aber auch die radikalen Kommunisten konnten sich nicht halten. Weiße Garden und Freikorps eroberten München und liquidierten die Räterepublik. Leviné wurde hingerichtet, Landauer erschlagen, Toller, der sich einige Wochen in Schwabing versteckt halten konnte, vor ein Standgericht gestellt und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Etwa 1000 Menschen kamen bei der Aktion ums Leben, die Mehrzahl davon Arbeiter.
Eine objektive Chance hatten diese Revolutionäre wohl nicht. In fünf bis sechs Tagen waren sie durch Reichswehrtruppen zu beseitigen. Das macht alle ihre Aktionen, ihre Hoffnungen, ihre Auseinandersetzungen zu einer blutigen Farce. Aus: Tankred Dorst, Arbeit an "Toller", Spectaculum 11
(Quelle: Broschüre Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk, Erstes Halbjahr 1969, WDR Pressestelle)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 30. November 2023
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