Der junge Roth 1974
Inhalt
Manfred Bieler zeigt in dem nach seiner gleichnamigen Erzählung geschriebenen Fernsehspiel einen zwanzigjährigen Mann, der durch den Selbstmord seiner Freundin Eva aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Jeder andere in seiner Lage hätte die Geschichte wahrscheinlich achselzuckend auf sich beruhen lassen. Wolfgang Roth hätte sich einreden können, dass ihn keine Schuld daran trifft - zumal Eva in ihrem Abschiedsbrief versichert, "er solle sich nicht einbilden, sie habe es wegen ihm getan". Wolfgang, der sich äußerlich gesehen von seinen Arbeitskollegen unterscheidet, mit denen er acht Wochen lang auf See war, reagiert anders: Er sucht Eva. Zunächst vielleicht nur, weil der nicht ganz an ihren Selbstmord glaubt.
Nachdem die Aussagen von Evas Zimmerwirtin und Arbeitgeber keinen Zweifel an ihrem Tod mehr erlauben, will Wolfgang wenigstens das Grab Evas besuchen. Vom Friedhofsverwalter erfährt er, "die Verstorbene is ja noch nicht mal beigesetzt. Kremiert schon, nich wahr, aber..." Der Behälter mit ihrer Asche ist noch im Krematorium und die für die vorgesehene Urne leer. Wolfgang, der wahrscheinlich nie von Orpheus und Eurydike gehört hat, sucht weiter nach Eva - jetzt auf einer anderen Ebene. Er kann nicht verkraften, dass nichts von seiner Freundin übriggeblieben sein soll.
Auf dieser Suche nach Eva hat Wolfgang zufällig das Animiermädchen Gerda kennengelernt, das - von der Kleidung abgesehen - Eva zum Verwechseln gleicht. Wolfgang gelingt es, Gerdas Aufmerksamkeit immer mehr auf sich und sein Problem zu lenken. Jedenfalls ist sie nach einigem Widerstand bereit, Situationen aus dem Leben der verstorbenen Eva nachzuspielen - und zwar in Kleid und Stiefeln, die Wolfgang ihr eigens für diese Wiederverkörperung geschenkt hat. Gerda kann sich in dieses Spiel immer nahtloser einfügen, da sie in den reproduzierten Szenen mehr und mehr Selbsterlebtes wiederentdeckt - nur, dass ihr Weg aus der Einsamkeit zu zweit anders verlief als bei Eva. In dem Moment, da Wolfgang der fast perfekten Kopie Evas schwört, "nie zu einer anderen zu gehen", während er tatsächlich in den Armen Gerdas liegt, kommt er zu einer Katastrophe. Gerdas entsetzliches Lachen ist der Beweis, dass Eva durch nichts ins Leben zurückgeholt werden kann, ja, dieses Lachen ist für ihn Evas zweiter Tod. Wolfgang muss dieses Lachen ersticken.....
(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Heft 3, Winter 1973/74, Seite 19/20 , herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 27. Dezember 2020
Die o.g. Angaben zum Film sind nach bestem Wissen gesammelt, aufgeschrieben und bearbeitet worden und enthalten zum Teil Texte aus fremden Webseiten bzw. literarischen Quellen. Weiterhin möchte ich bemerken, dass ich auf Inhalte zu externen Webseiten keinen Einfluss habe und keine Gewähr dafür übernehmen kann. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden derartige Links umgehend entfernt. Sollten mir bei den o.g. Angaben Fehler unterlaufen sein, so werden diese bei entsprechender Nachricht und Kontrolle ebenfalls entfernt bzw. korrigiert. |