Die bleierne Zeit 

1981

 

Filmliste Margarethe von Trotta

 

  

  

Regie

Margarethe von Trotta

Drehbuch

Margarethe von Trotta

Regie-Assistenz

Helenka Hummel

Ausstattung

Georg von Kieseritzky, Barbara Kloth

Schnitt

Dagmar Hirtz

Ton

Vladimir Vizner

Aufnahmeleitung

Ute Ehmke, Lofti Essid

Produktion

Bioskop-Film, München / SFB, Berlin

Produktionsleitung

Gudrun Ruzickova

Herstellungsleitung

Eberhard Junkersdorf

Redaktion

Dr. Christa Vogel, Jürgen Sehmisch

Kamera

Franz Rath

Kamera-Assistenz

Werner Deml

Musik

Nicolas Economou, Georg Friedrich Händel

Kostüme

Monika Hasse, Jorge Jara

Maske

Rüdiger Knoll, Jutta Stroppe

Länge

106 Minuten

Verleih

Filmverlag der Autoren

FBW-Bewertung

Prädikat: Besonders wertvoll

Sonstiges

Preise (eine Auswahl):

Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR 1983: Bester Film des Jahres

Deutscher Filmpreis 1982, Filmband in Gold: Bester programmfüllender Spielfilm

Deutscher Filmpreis 1982, Filmband in Gold: Beste Darstellerin

Kritikerpreis der Akademie der Künste 

David di Donatello: Beste Regie eines ausländischen Films

IFF Chicago 1981: Goldener Hugo

IFF Valladolid 1981: Fipresci-Preis

IFF Venedig 1981: Goldener Phoenix: beste Darstellerinnen

Preis der Zeitschrift "Cinema Nuovo"

OCIC-Preis

Preis der italienischen Nationalbank

Goldener Löwe

Weitere Beschreibung

Wikipedia, Filmportal, www.dieterwunderlich.de

FSK

ab 16 Jahre

Dreharbeiten

23.2. bis 4.1.1981 in Berlin, Stuttgart-Stammheim, Beirut u. Umgebung, Neapel u. Umgebung, Tunesien

Ur-/Erstaufführung

4. Sept. 1981, Kinostart: 24. Sept. 1981

Genre/Stichwort

Drama, Politik, RAF

  

  

  

Darsteller

Rolle

Jutta Lampe

Juliane

Barbara Sukowa Marianne
Rüdiger Vogler Wolfgang
Verenice Rudolph Sabine
Luc Bondy Werner
Doris Schade Mutter
Franz Rudnick Vater
Ina Robinski Juliane mit 17
Julia Biedermann Marianne mit 16
Patrick Estrada-Pox Jan, 10 Jahre
Samir Jawad Jan, 4 Jahre
Barbara Paepke Juliane, 6 Jahre
Rebecca Paepke Marianne, 5 Jahre
Carola Hembus Redakteurin Carola
Wulfhild Sydow Redakteurin Wulfhild
Ingeborg Weber Redakteurin Helga
Satan Deutscher Mariannes Freund Karl
Rolf Schult Redakteur
Karin Bremer Beamtin
Anton Rattinger Pfarrer
Lydia Billiet Krankenschwester
Hannelore Minkus Lehrerin
Wilbert Steinmann Anwalt
Felix Moeller Rolf
Christoph Parge Dieter
Michael Sellmann Karls Begleiter
Dieter Baier Cascadeur
Margit Czenki Redakteurin Margit

               

     

Inhalt  

 

Widersprüchlichkeit und Konkurrenzverhalten, aber auch ein Zwang zur Zusammengehörigkeit und gegenseitige Aufmerksamkeit kennzeichnen das Verhältnis der beiden Schwestern Juliane und Marianne von Kindheit an.

 

Juliane ist unbequem, leidenschaftlich, ständig in Opposition zu Elternhaus und Schule, während Marianne, gehorsam und anschmiegsam, zum erklärten Liebling des Vaters wird. Beide Frauen, geboren in Kriegsjahren, aufgewachsen in den 1950er-Jahren mit den rigorosen moralischen Ansprüchen eines protestantischen Pfarrerelternhauses, treten mit ihrer Generation in der Bewegung von 1968 an, um etwas zu verändern und eine neue Zeit zu schaffen.

 

Sie tun das auf sehr unterschiedliche Weise und konträr zu ihren Kindheitsmustern. Während Juliane den pragmatischen Weg geht, indem sie sich der Frauenbewegung anschließt und versucht, als Redakteurin einer engagierten Frauenzeitung schrittweise Veränderungen zu erreichen, sieht Marianne die einzige Möglichkeit, eine Einheit von theoretischen Anspruch und Leben herzustellen, in der Anwendung von Gewalt. Sie gibt ihre bürgerliche Existenz auf und geht mit Gleichgesinnten in den Untergrund.

 

Jahre später wird sie gefasst und inhaftiert. Als Juliane die Schwester im Gefängnis besucht, verhält sich Marianne zunächst abweisend und stellt Forderungen an die Schwester, die deren persönliche Bindungen aufs äußerste belasten. Doch der häufige Dialog der Schwestern festigt aufs neue das emotionale Band zwischen ihnen.

 

Während Juliane mit ihrem Freund Urlaub macht, stirbt Marianne im Gefängnis. Das Fazit der Untersuchungen lautet Selbstmord. Trauer über den Tod der Schwester und die feste Überzeugung, dass Marianne sich nicht umgebracht hat, motivieren Juliane, unter Verzicht auf materielle Sicherheit und die Beziehung zu ihrem Freund, sich in eine totale Isolation zu begeben. Im Alleingang versucht sie, die Umstände von Mariannes Tod zu klären.

 

Das Ergebnis ihrer Recherchen, das sie nach Jahren einem auflagenstarken Wochenmagazin zur Veröffentlichung anbietet, findet kein Interesse mehr.

  

  

Margarethe von Trotta zu ihrem Film

"Ein Zusammenhang zwischen Film- und realen Personen besteht nur insoweit, als Personen und Ereignisse der Zeitgeschichte Ausgangspunkt, aber nicht Gegenstand meines Films sind. Es ist kein Film über Terrorismus oder über das Zustandekommen von Terrorismus in Deutschland. Ich liefere auch keine Motivationskette, wie jemand dazukommt, in den politischen Untergrund zu gehen, sondern ich beschreibe die sehr enge, dabei widersprüchliche und konträre Beziehung von zwei Frauen, zwei Schwestern, die auf sehr unterschiedliche Weise auf die Befindlichkeiten der Bundesrepublik reagieren und handeln. Bei Aufnahmen der drei Stammheimer Toten für "Deutschland im Herbst" bin ich Christiane Ensslin, Gudruns Schwester, zum ersten Mal begegnet. Diese Frau hat mich von Anfang an interessiert und fasziniert. Wie kommt jemand dazu, unter Aufgabe persönlicher Bindungen und der materiellen Existenz, diesen einsamen Weg zu gehen, um den Beweis zu erbringen, dass der Tod der Schwester kein Freitod war. Diese Frau, der ich sehr zugetan bin und die in der Öffentlichkeit nur als Schwester 'der' Ennslin gilt, ist das Phänomen, das mich betroffen und herausgefordert und diesen Film inspiriert hat. Mag sein, dass die Begegnung mit Christiane Ennslin damals, 1977, mich besonders bewegt hat, weil ich zu dieser Zeit gerade dabei war, das Drehbuch zu "Schwestern" (gemeint ist der Film Schwestern oder die Balance des Glücks, rk) zu Ende zu schreiben und mich Identitätsansprüchen und Abhängigkeiten zwischen Schwestern stark beschäftigt haben.

 

Die erste Begegnung mit Christiane Ennslin, 1977, habe ich in meinem Tagebuch beschrieben, ohne dabei daran zu denken, dass daraus mal ein Film entstehen würde.

Aus Beobachtungen von Personen und Situationen, die mir nachgehen, entwickeln sich häufig in meinem Kopf, noch während ich mit einem anderen Stoff beschäftigt bin, Drehbuchszenen zu Filmen, die dann vielleicht nie entstehen. Ich schreibe ja meine Filme nie, indem ich mich auf eine Thematik konzentriere, sondern ich gehe immer von Menschen in einer ganz bestimmten Situation aus. Das erste Bild, das mir zu diesem Film einfiel, war eine Szene, in der die ältere Schwester die jüngere nach der Verhaftung im Gefängnis besuchen will und abgewiesen wird.  Besuche im Gefängnis, wie ich sie im Film schildere, habe ich selbst oft gemacht, als ich in den Jahren 72/73 regelmäßig zwei Gefangene in der bayerischen Strafanstalt Kaisheim besucht habe. Kaisheim liegt in einer schönen Landschaft, war früher ein Kloster, und aus den Mönchszellen sind Staatszellen geworden. Dieser Eindruck, wie auch andere persönliche Erfahrungen, die ich im Drehbuch verarbeitet habe, haben Parallelen zu dem, was Christiane erlebt hat. Wenn die Situationen auch manchmal nicht identisch sind, hat sie mir hinterher doch bestätigt, dass es so hätte gewesen sein können. Wir gehören ja beide zur gleichen Generation, haben den Krieg als Kinder miterlebt, sind in den 1950er-Jahren aufgewachsen, die ich, genau wie sie, als "bleierne Zeit" empfunden habe, und ich bin, ähnlich wie sie, eine rebellische, unangepasste Schülerin gewesen. Es gibt in diesem Film viele Momente, die mehr mit mir zu tun haben als mit Christiane, und gleichzeitig gibt es Dinge, die weder mit ihr noch mit mir, sondern nur mit meiner Fantasie über eine Frau unserer Generation, die dann zu einem Konzentrat von Wirklichkeit geworden ist."

  

(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1982/83, herausgegeben von Robert Fischer, Verlag Monika Nüchtern, München)

  

  

  

  

 

 


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 17. Dezember 2020

  

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