Frühlingssinfonie
1985
Inhalt
Dieser Film erzählt die Liebesgeschichte zwischen Clara Wieck und Robert Schumann, aber auch die Geschichte der Hassliebe zwischen Schumann und Friedrich Wieck, dem Vater Claras, der sich seiner Tochter in mehr als väterlicher Liebe verbunden ist. Indem er ihre Karriere betreibt, will er sich selbst als Künstler verwirklichen. Der Kampf, den die beiden Männer um Clara führen, ist zugleich ein Kampf verschiedener Kunst- und Lebensstile, ist Kampf der Generationen.
Höhepunkt des Films ist der Prozess, der um Schumanns und Claras Eheerlaubnis geführt werden muss. Für Wieck bricht eine Welt zusammen, er ist die tragische Figur der Geschichte. Schumann gewinnt Clara. Seine "Frühlingssinfonie" ist Ausdruck seiner Liebe, seiner Leidenschaft für Clara und Ausdruck eines nach vielen Rückschlägen errungenen Sieges. Der Schluss des Films lässt anklingen, dass es ein Sieg auf Zeit ist.
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Robert Schumanns Kampf um Clara von Peter Schamoni
1828 trifft der 18jährige Jurastudent Robert Schumann - er ist widerwillig Fuchs der schlagenden Burschenschaft Markomannia - zum ersten Mal in Leipzig den Musikpädagogen und Instrumentenhändler Friedrich Wieck und sein neunjähriges Wunderkind Clara. 1830, nach dem entscheidenden Musikerlebnis durch ein virtuoses Konzert Paganinis, gibt Schumann nach schweren Auseinandersetzungen mit seiner Familie sein Jurastudium auf. Er wird Klavierschüler und bevorzugter Hausfreund Wiecks, der seine genialen musikalischen und literarischen Anlagen lieben und schätzen lernt. Ungeduldige, gewaltsame Experimente bei seinen Fingerübungen, die zur zeitweiligen Lähmung der rechten Hand führen, verhindern jedoch eine Virtuosenlaufbahn Schumanns.
Schumann beginnt zu komponieren und gründet 1834 die "Neue Zeitschrift für Musik", die aggressiv gegen den seichten Schlendrian der Handwerksmusiker zu Felde zieht und für eine neue Poesie der Kunst kämpft. Eine zeitweilige Verlobung mit Ernestine von Fricken aus Asch im Böhmerwald löst er wieder, nachdem er erfährt, dass sie keine legitime Tochter - und wahrscheinlich die Geliebte ihres reichen Adoptivvaters ist. Nebenbei unterhält Schumann über mehrere Jahre hinweg intime Beziehungen zu dem Leipziger Mädchen Christel, das er mit dem Namen "Charitas" immer wieder in seinen Tagebüchern erwähnt. Durch den frühen Tod seiner Eltern sowie seiner Brüder Julius und Eduard, durch finanzielle Sorgen und durch die wachsende Feindschaft seines ehemaligen Förderers Friedrich Wieck ist Schumann ständig wechselnden Stimmungen unterworfen: Qualen der fürchterlichsten Melancholie, euphorischer musikalischer und literarischer Schaffensrausch, lähmende Selbstzweifel, Neigung zur Trunksucht und der Gedanke, wahnsinnig zu werden. Intensive Freundschaften bahnen sich an unter anderem mit Frédéric Chopin, Franz Liszt und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Der Film konzentriert sich auf die Begegnung mit dem gleichaltrigen Mendelssohn.
1835 - Clara ist inzwischen 16 Jahre alt - notiert Schumann in seinem Tagebuch: "Erster Kuss im November - Vereinigung - schöne Stunden in ihren Armen des Abends in Wiecks Haus." Vater Wieck will den Kerl erschießen. Er unterbindet rigoros monatelang, jahrelang jeden Kontakt zwischen Schumann und Clara. Sie wird durch zielbewusste Protektion ihres Vaters und die Gunst des Kaisers von Österreich eine in ganz Europa gefeierte k.u.k.-Kammervirtuosin. Überall bewundert man ihre frühreife technische Virtuosität, ihre frische, natürliche Musikalität, ihre ernste, poesievolle Innerlichkeit und die echt weibliche Anmut ihrer Persönlichkeit. Sie spielt Schumanns frühe Klavierkompositionen in wunderbar einfühlsamer Vollendung - meist als vorher nicht angekündigte Zugaben - gegen den Willen ihres Vaters in ihren bejubelten Konzerten. Mit ihrer Leidenschaft für Robert gerät Clara in den Konflikt zwischen einer vom Vater behüteten Prominenz und einer unbehüteten Emanzipation an der Seite des völlig unangepassten Schumann.
Schumanns Kampf um seine jugendliche Geliebte Clara - unter anderem auch gegen seinen Nebenbuhler Carl Banck, den "Liederzwerg aus Jena" - nimmt immer dramatischere Formen an und lässt erste Anzeichen seiner späteren Gemütskrankheit spürbar werden.
1840 erhalten Schumann und Clara den gerichtlich erzwungenen Konsens für ihre Ehe. Vater Wieck hatte bis zuletzt mit allen Mitteln verbissenen Widerstand geleistet, weil er das Leben seiner berühmten Tochter nicht an die unsichere Existenz einer "traurigen Künstlerruine" - nicht an einen "Viertelfaust" - binden wollte. Das Jahr der Hochzeit ist das Jahr der 138 Lieder, das darauffolgende das Jahr der "Frühlingssinfonie".
Robert Schumann war wahrscheinlich der Komponist, der inneres und äußeres Schicksal am unmittelbarsten in die Sprache der Musik umsetzen konnte. Von seiner fis-Moll Sonate op. 11 (Clara zugeeignet) sagt er selbst: "...ein einziger Herzensschrei nach dir." Leben und Werk sind bei ihm eine Einheit. Trotzdem war und ist Schumann kein Klassiker, der auf ein hehres Podest gehört. Gerade weil er in seiner Zeit umstritten war, ist er uns heute wegen seines schweren Lebenskampfes lebendiger als früher. Seine Frühwerke haben bei aller raffiniert-virtuosen Technik etwas Manisches, etwas Ekstatisch-Fiebriges, das in seiner Zeit oft als ungesund, unnatürlich, antiklassisch abgetan wurde.
(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, September - November 1985, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 14. Dezember 2020
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