Drücker
1970
Inhalt
Die Betroffenen und Betrogenen nennen sie "Klinkenputzer", sie selbst bezeichnen sich als "Drücker"; die Mitglieder von Werbekolonnen, die gleich Insektenschwärmen in einem Landstrich einfallen und den Leuten etwas verkaufen, was sie gar nicht sollten, auf diese Weise ein paar sogenannte "Scheine" oder "Punkte" machend, die dann der Boss in spärliche Münze umtauscht. Betrogene Betrüger, schäbige Teilhaber eines glanzvollen Systems, das nur ganz unten seine Erbärmlichkeit preisgibt. "Drücker" war auch Hugo Tattalt vor nicht allzu langer Zeit, bevor er sich in die mütterlichen Arme von Else, Chefin der Firma Heimbuch, flüchtete. Für Hugo wird ein Sommertag, an dem er aufs Land fährt, um mit dem Postbeamten Karl Dietrich einen Vertrag über den Ratenkauf eines von seiner Firma vertriebenen Lexikons abzuschließen, eine Art sentimentale Reise in die Drücker-Vergangenheit. In der 17jährigen Dietrich-Tochter Söffchen taucht für ihn noch einmal, wenn auch vage, die Möglichkeit auf, sich von seiner parasitären Gegenwart zu lösen. Doch es zeigt sich: Hugo ist bereits zu sehr an die Bratkartoffeln, das Frühstück und das Bett von Else gewöhnt. Brav kehrt Spießer Hugo nach Hause in das Wohlleben, aber auch die Abhängigkeit zurück. Es ist eine ländliche Idylle, die Otto Jägersberg da zeichnet, listig die trivialen Muster der Alltagssprache, der Heimatfilme und der Fernsehfamilien nutzend: Der kleine Postbeamte Karl Dietrich ist ein wackerer, tüchtiger Bürger, der soeben sein Fertighäuschen bezogen hat und dem zum vollen Familienglück nur noch die Bildung in Form eines renommierten Lexikons auf dem Bücherbrett fehlt; Hugo, der weltläufige Stadtmensch, bringt das Wissen der Zeit, bringt Kultur ins ländliche Heim.
So will es das Klischee. Jägersberg folgt ihm scheinbar, um es dann überraschend umzukehren: Söffchen, Dietrichs Tochter, ist keineswegs ein Gänschen vom Lande, sondern ein modern empfindendes junges Mädchen. Neben ihrer Urbanität erweist sie Hugo als provinzieller Spießer. Vor allem aber dienen zur Brechung der Idylle die Szenen aus Hugos Drückerzeit, die mit der minuziösen Schilderung des gegenwärtigen Tagesablaufs alternieren. Ein Wechsel von Farbe und Schwarzweiß unterstreicht formal dieses Konstruktionsprinzip.
(Quelle: Broschüre Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk, erstes Halbjahr 1970, WDR Pressestelle)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 13. Dezember 2020
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