Lena Rais 

1979

 

Filmliste Christian Rischert

 

  

  

Regie

Christian Rischert

Drehbuch

Manfred Grunert

Vorlage

-

Schnitt

Annette Dorn

Produktionsleitung

Ulrich Maass

Produktion

Christian Rischert

Kamera

Gerard Vandenberg

Musik

Eberhard Schoener

FSK

ab 16 Jahre

Länge

121 Minuten

Auszeichnungen

Filmpreis 1980
Filmband in Silber, Programmfüllende Spielfilme
Filmband in Gold, Darstellerische Leistung, Nicolaus Paryla

Erstverleih

Verlag der Autoren

Sonstiges

"Lena Rais" bei Filmportal

Ur-/Erstaufführung

16. Mai 1980

Genre

Drama, Beziehung, Emanzipation

  

  

  

Darsteller

Rolle

Krista Stadler

Lena Rais

Tilo Prückner Albert Rais
Nikolaus Paryla Rohlfs
Kai Fischer Hella
Manfred Lehmann 1. Polizist
Rolf Schimpf 2. Polizist
Werner Asam Bauunternehmer Weber
Tana Schanzara Alberts Mutter
Dan van Husen Harry
Bernd Helfrich Hanusch
Caroline Grützemacher Tochter Rais'
Micha Prückner 1. Sohn Rais'
Thomas Dürst 2. Sohn Rais'
Veronika Faber
Emyli Reuer

                    

  

     

Inhalt  

 

Sie ist eine Familie wie viele andere: Lena und Albert Rais, seit 15 Jahren verheiratet, drei Kinder. Der Mann, ein Bauarbeiter, will seine Ruhe haben, wenn er nach Hause kommt, sein Essen, Harmonie - und ab und zu die Frau. Lena, Mitte dreißig, die bei der Post jobbt, nur um von zu Hause wegzukommen, will mehr: Sie will leben - jetzt und heute, will ausgehen, reden, tanzen, nicht nur Besitz sein. Sie will ein Stückchen von dem haben, was man Glück nennt. Eines Tages widersetzt sich Lena dem Ehealltag mit seinen eintönigen Selbstverständlichkeiten. Sie ist unzufrieden, will mit Albert darüber reden. Der sagt "danach" - und lockert seinen Gürtel. Lena ist entsetzt, verweigert sich, bricht aus, durchbummelt eine Nacht mit ihrer geschiedenen Freundin. Sie kauft sich selbst Blumen, näht sich ein Kleid mit tiefem Ausschnitt. Albert kann hinter ihrem Verhalten nur einen Rivalen vermuten. Er kämpft um Lena - auf unbeholfene, sprachlose Art. Sie will nicht mehr - ihr Körper streikt. Sie wird krank. Albert hofft, dass es "nur" ein Tumor ist, etwas, was man fortschneiden kann, damit alles wieder so wird, wie es immer war. Aber Lena hat keinen Tumor, ihre Krankheit hat psychische Ursachen. 

Sie kommt in eine Gruppentherapie, aus der sie fortläuft, gefolgt von einem Schriftsteller, der wegen Alkoholismus in der Gruppe ist. Er akzeptiert Lena, fordert nichts, wartet ab. Lena trennt sich schließlich von Albert, der Schriftsteller geht zur Entziehungskur.

Lena bleibt mit ihren Kindern zurück. Verunsichert zwar, aber mit dem Wunsch, ab jetzt ihr Leben zu leben, auf eigenen Füßen zu stehen.

 

(Quelle: Der Frauenfilm - Filme von und für Frauen, Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel, Heyne Filmbibliothek, Originalausgabe, Wilhelm Heyne Verlag München, TB Nr. 90)

  

  

 

Von klein auf programmiert auf Unter- und Einordnung in die Gemeinschaft, sieht es Lena in ihrer Ehe als natürlich an, dass sie als Frau und Mutter in der Familie eine dienende Stellung einnimmt. Die Familiengemeinschaft verkörpert sich für sie in erster Linie in den drei Kindern, mit denen sie sich eins und hinsichtlich des Mannes solidarisch fühlt. Albert, der Ehemann, hat die Befehlsgewalt, bestimmt, was für die Familie wünschenswert oder auch verboten zu sein hat, ganz im Gegensatz zu seinem Arbeitsbereich, wo er als Polier beim Bau selber abhängig ist und Befehle entgegenzunehmen hat. Die Angst des Mannes vor Einflüssen von außen, die die Ordnung in der Familie bedrohen könnten, hat Lena weitgehend von der Außenwelt isoliert. So bildet das künstlich nach außen hin abgedichtete Familienleben das Zentrum von Lenas Lebensinhalt. Immerhin hat sie einen gewissen Kontakt mit der Außenwelt über ihre Tätigkeit als Nachtschichtarbeiterin. Die Arbeitszeit genießt sie als eine Art "Freizeit" von der Familie. Hier erlebt sie ein Stück Selbstverwirklichung.

  

Nun, nach fünfzehnjähriger Ehe fühlt sich Lena mit ihren 35 Jahren unerfüllt. Ihren Hunger nach Zärtlichkeit und Wärme hat der Mann nie zu befriedigen vermocht. Sie war bisher aber nicht besonders unglücklich. Immerhin ist ihr Mann kein Trinker, er hat sie bislang auch noch nicht geschlagen. Albert ist nur ein nörgelnder und manchmal auch brüllender Herrscher.

  

Dies ist die Ausgangslage für die Ehekrise, die sich aus dem erwachenden Selbstbewusstsein der Lena entwickelt und in eine existentielle Erschütterung ihrer Ehe mündet. In den etlichen Auseinandersetzungen erweist sich zunächst ihr Mann als der Stärkere. Uneinsichtig, aber auch aus Angst vor einer neuen Partnerschaftsbeziehung, die seine Herrscherposition in der Familie in Frage stellen würde, beharrt er stur darauf, dass es in der Ehe und Familie so bleibt, wie es ist. Mutlos geworden, flüchtet Lena in eine Krankheit. Nachdem diese Krankheit als psychisch bedingt erkannt ist, wird ihr die Teilnahme an einer von der Krankenkasse bezahlten Gruppentherapie verordnet. Hier lernt sie einen Mann kennen, einen Mitpatienten, der ebenfalls, wenn auch auf andere Weise, Schwierigkeiten hat, mit dem Leben fertig zu werden - Rohlfs, ein Alkoholiker und Schriftsteller, der mit dem Schreiben nicht mehr zurechtkommt und wegen Impotenz Probleme mit den Frauen hat. Zu diesem Mann, der sexuell von ihr nichts fordert, fasst Lena Zutrauen. Mit ihm kann sie richtig reden, ihm kann sie sagen, was sie ihrem eigenen Mann fünfzehn Jahre nicht sagen konnte. Das Erlebnis, sprechen und sich einen Mann auch verständlich machen zu können, empfindet sie wie eine Art Neugeburt. Nun hat sie die Kraft, sich erneut mit ihrem Mann auseinander zu setzen. Diesmal bleibt sie standhaft, selbst als ihr Mann sie vor die Alternative stellt: entweder Unterordnung, also Selbstaufgabe, oder radikale Trennung. Das Duell endet mit dem Auszug des gekränkten Ehemannes aus der gemeinsamen Wohnung.

  

Es bleibt offen, ob Albert, einsichtig geworden, in die Wohnung zurückkehrt. Er fände jedenfalls eine neue, selbstbewusste Lena, eine auf Gleichberechtigung pochende Familie vor, die er so und nicht anders akzeptieren müsste.

 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Heft 34, September - November 1981, hrg. vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung / Öffentlichkeitsarbeit)


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 10. Dezember 2020

  

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