Das Einhorn
1977/78
Inhalt
Der Schriftsteller Anselm Kristlein, ein ehemaliger Werbetexter bekommt von der Schweizer Verlegerin Melanie Sugg den Auftrag, einen Sachroman über die Liebe zu schreiben. Anselm macht sich gewissenhaft an die Arbeit, besser gesagt an die Vorarbeit. Das Buch soll "Liebe" heißen; nach einer Reihe amouröser Abenteuer macht seine verständnisvoll Ehefrau ihm den Vorschlag, es lieber "Anstatt Liebe" zu nennen. Am Bodensee begegnet Anselm dann doch noch einem jungen Mädchen, dass ihn die Frauen der vergangenen dreißig Jahre vergessen macht. Zum Schluss kehrt Anselm in die Wirklichkeit und zu seiner Frau zurück, und das Buch braucht er inzwischen gar nicht mehr zu schreiben - niemand ist ihm böse.
(Quelle: Robert Fischer / Joe Hembus DER NEUE DEUTSCHE FILM, Seite 197 - mit Erlaubnis von Herrn Robert Fischer und Herrn Benjamin Hembus)
Das Einhorn - klassisch zitiertes Fabelwesen - ist ein Symbol für die innere Unruhe, die den Helden der Geschichte, Anselm Kristlein, von Frau zu Frau treibt, von Erwartung zu Erwartung, obwohl er in Wirklichkeit nicht unglücklich verheiratet ist.
Anselm Kristlein, 42, eigentlich Werbefachmann, hat ein Buch geschrieben. Dieses Buch macht ihn zum Schriftsteller; es enthebt auch seine privatesten Erlebnisse der Anonymität. Es verändert sein Leben. Zumal ein neuer Auftrag ihn vor die Aufgabe stellt, ein Buch über die Liebe zu schreiben: Keinen Roman, also nichts Erfundenes, sondern "etwas Genaues", Dokumentarisches. Eher ein Sachbuch, oder - wie Anselm sich ausdrückt - einen Sachroman.
Melanie Sugg, seine Schweizer Verlegerin, erwartet einen kruden Sexualbericht, den Kristlein wegen seiner Herkunfts- und Denkungsart nicht geben kann. Dabei ist er willig, kooperativ. Macht sich selbst zum Helden der Liebesgeschichten. Tat, gibt sein Bestes, als Schriftsteller und als Mann, auch für Melanie Sugg, die ihn bezahlt: 2000 Mark im Monat, davon kann die Familie leben.
Er braucht das Geld.
Geht auf Reisen. Verkauft, für 300 Mark pro Abend, in der bundesdeutschen Provinz Besinnung, Meinungsbildung für die Meinungslsoen. Verkauft im Bett der Barbara Salzer, die vom Wohlstand allein nicht leben kann, ein bisschen mehr.
Findet aber auch hier nicht Liebe, sondern Ersatz. Anstatt Liebe nennt seine Frau Birga diese Bemühungen um Genauigkeit.
Anselm windet sich, weicht hierhin aus, dorthin, dahin. Von Barbara zu Maria, zu Rosa, von Melanie ganz zu schweigen, die unter dem Bett ein Tonbandgerät laufen lässt: es leben der Dokumentarismus, Naturwahrscheinlichkeit. Gibt es nicht, fragt sie dennoch, eine andere Art von Liebe?
Anselm, ein Ausgebeuteter, der - wie selten einer - ohne die Ausbeutung anderer auskommen muss und nur sich selbst, seine eigene Haut, seine Gefühle zu Markte zu tragen gezwungen ist, flüchtet ins Bett, zieht sich ganz in sich selbst zurück, wenn er nicht weiter weiß.
Doch das hilft ihm nicht viel. Am Bodensee, wo der angeblich so Verklemmte sich von den letzten traditionellen Banden befreien soll, passiert es: Die Liebe zu der jungen Orli Laks lässt ihn die Frauen der vergangenen dreißig Jahre vergessen und macht ihn selbst wieder jung - und ohne Erfahrung.
Doch der Herbst endet auch diesen Sommer. Orli verlässt den Mann, der noch immer nach Wörtern für Liebe sucht, während er längst schon heimgekehrt ist zu Birga, seiner Frau, in der sich Traum und Wirklichkeit vereinen.
Einige (zitierte) Pressestimmen zum Kinostart des Films in Deutschland, Österreich und in der Schweiz
...Peter Vogel, der sich kürzlich in Wien das Leben nahm, legte sehr viel seines Ichs zugrunde und wirkt wohl deshalb so überzeugend ge- und verstört. (Tip/Berlin 26.10.78)
...sehenswert, Peter Vogel in seiner letzten Hauptrolle: eine sensible Mischung aus Empfindsamkeit und Eitelkeit, aus Leiden an der Welt und an sich selber... (TZ 1.10.78)
...mit dieser Fehlbesetzung (Peter Vogel) im Zentrum nimmt sich die ganze Handlung aus wie ein einziges absurdes Missverständnis.. (Die Zeit 22.9.78)
... Peter Vogel, der wegen Krankheit lange pausieren musste, erweist sich als Idealbesetzung für Walsers Romanfigur. (Cinema 6/78)
(Broschüre "ARD Fernsehspiel", hrg. von der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, Heft Okt.-Dez. 1980)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 8. Dezember 2020
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